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                                                                                               Warum Sarotti Mocca-Sahne?

                                                                                   

                                                                         Sarotti Mocca-Sahne von Soliman de Hus x Lauries Crusador xx 

Es gibt sie, diese Hengste, die haben nie einen Körplatz gesehen und bewegen dennoch und sehr zurecht die Gemüter. Benetton Dream war so einer, Sarotti Mocca-Sahne ist so einer.
Beredte Beispiele einer Sattelselektion, die unser Freilaufkörmodell als das deklassieren, was es ist:
Eine Schauveranstaltung ohne Aussagekraft über Reit- oder gar Dressurpferdeeignung.

Beider Hengste Stern ging dreijährig auf anlässlich des Hannoveraner Reitpferdechampionates im Sommer in Verden. Und während Benetton Dream inzwischen alle Erwartungen als Vererber und auch in sportlicher Hinsicht nicht nur erfüllt, sondern weit übertroffen hat, steht Sarotti mit seinen sechs Jahren noch ganz am Anfang.

Das Logo des Celler Landgestütes zierte die Schabracke des noblen Braunen als er in Verden auf dem Reitpferdechampionat auftauchte und alle Welt fragte sich, wo dieser Hengst auf einmal herkam?
Meine Notizen vom Reitpferdeviereck in beiden Jahren, drei- und auch vierjährig, skizzieren ein „modernes, ansprechendes Reitpferdemodell in ganz gefälliger Auftrocknung mit allem was nötig ist, ausdrücklich ohne überflüssiges Gestrampel.“
Ein spektakulärer Strampelmann war er sicher nicht, dennoch zog er die Blicke auf sich. Ein patenter moderner Hengst mit Charme und Ausstrahlung, der sich neben einem Hauch von Sandro Hit-Schmelz vor allem durch eines auszeichnete:
Drei komplette Grundgangarten inklusive Schritt, und das findet man heutzutage eher selten.

Grund genug, sich etwas näher mit diesem Pferd und seiner Abstammung zu befassen.

Seinen Vater Soliman de Hus hatte ich erstmals in Dorum anlässlich der Vorauswahl zu Gesicht bekommen und damals hat er mich vom Fleck weg nachhaltig beeindruckt. Nicht ganz der typische Sohn seines stempelnden Vaters Sandro Hit sondern viel mehr eine gelungene Symbiose der prominent vertretenen Mutterväter in ausgeprägter Wechselwirkung:
herber Charme und reelles Hinterbein des Donnerhall, zeitlose Nobless und Textur des Alabaster, all das mit bestechender Schubkraft und ausgeprägter Kadenz im Freilaufen – dieser Hengst kam einfach an und liess die düstere Umgebung in Dorum erstrahlen. Dazu war er beeindruckend schrittsicher, wenn auch gutes Schreiten an der Hand noch kein Indiz für ebensolches Schreiten unter dem Sattel ist.

Damals war ich ein grosser Fan des Alabaster und schon dadurch zeichnete sich dieser Sandro Hit x Donnerhall x Alabaster für mich bereits als „besonders“ aus. Nach allem was ich auf dieser Vorauswahlreise gesehen hatte war Soliman mein Favorit der kommenden Körung. Blieb die Frage, inwieweit die hannoversche Körkommission bereit war, Zugeständnisse ob der Abstammung zu machen? Sandro Hit war seinerzeit in Hannover eher ein Ausschlusskriterium und ich sah es ähnlich. Dennoch kommt es immer auf das individuelle Pferd an und dieser hier schien funktional zu sein und das perfekte Gesamtpaket zu verkörpern.

So war es dann auch.
Die bestechende Form der Vorauswahl erhielt er sich bis zur Körung und wurde zurecht strahlender Siegerhengst – ein bemerkenswerter Triumph für einen Sohn des Sandro Hit in Hannover. Der sich bereits abzeichnende Marktwert dieses Strahlemannes mag das Seine dazu getan haben, der Kommission die Entscheidung leicht zu machen. 700.000 Euro Verkaufserlös liessen auch in Verden die Kassen laut klingeln.
Bedauerlich war der Verkauf ins französische Ausland jedoch aus Züchtersicht allemal, rückblickend noch mehr so als seinerzeit vor Ort.

Bereits damals liess sich manch einer gern hinreissen, diesen noch jungen Soliman als den besten Sohn des Sandro Hit zu proklamieren und ich sah das ganz genau so. Einen solchen Hengst hätte man gern vor Ort in Zucht und Sport gesehen. Eingeschränkte Verfügbarkeit über Gefriersperma liess den Hengst jedoch in den relevanten ersten Deckjahren vom Radar der Züchter verschwinden und ihm nur einen Bruchteil dessen an Aufmerksamkeit und Stuten zukommen lassen, wie das ansonsten sicher der Fall gewesen wäre.
Nur 31 sporterfolgreiche Nachkommen sind im FN Jahrbuch aus Soliman’s erstem Fohlenjahrgang registriert, aus diesen rekrutiert sich auch Sarotti Mocca-Sahne (zum Vergleich: Sir Donnerhall bringt es aus seinem ersten Jahrgang auf 120).

Anlässlich der Hannoveraner Körung 2014 trug Soliman’s Vollschwester Salomé dann zum unumstrittenen züchterischen Establishment des Hengstes bei, als sie in anspruchsvoller Anpaarung mit Totilas das wohl gelungenste Produkt aus 8.000 Euro Decktaxe stellte und ihrem Vollbruder damit eine wertvolle genetische Referenz erwies. Zurecht als Prämienhengst geadelt hielt dieser Neffe des Soliman unter dem Namen Talisman Einzug im Landgestüt Celle.

Soviel zur väterlichen Abstammung.
Sarottis Mutterstamm ist über die klangvolle Aneinanderreihung klassischer Kehdinger Mutterväter hinaus durchaus einen zweiten Blick wert. Zwei direkte Vollgeschwister seiner Mutter von Lauries Crusador xx erweisen der nahen Stutenfamilie mit Siegen in M und Platzierungen in S bereits eine beachtliche sportliche Referenz. Gerade Halbblüter beeindrucken eher selten im Viereck. Empfehlen sie sich dennoch erfolgreich, zählt das umso mehr.

Das Grand Prix Pferd Duvalier von Davignon a.d. Batavia von Bolero ist ein direkter Vertreter dieses Stammes, und ein sehr dankbarer dazu. Seinerzeit durch Susan Pape in den Sport gebracht war er fünfjährig Bundeschampion der Dressurpferde und einige Jahre mit Holga Finken im Grand Prix unterwegs, bevor er dann 2004 zu Uta Gräf wechselte und schliesslich vier weitere Jahre unter Anna-Katharina Lüttgen Schleifen sammelte. 45 S Siege sprechen für sich und dieses Pferd.
Ebenso S-siegreich und Grand Prix platziert ist Delgardo von Depardieu a.d. Cyra von Caprimond, einer Halbschwester zu o.g. Batavia. Mit Selten HW von Sandro Hit x Hohenstein ist aktuell ein Urenkel Batavia’s unter Hannes Baumgart auf dem Weg in die Klasse S. High Value, die Vollschwester zu Selten’s Mutter, war unter Hartwig Burfeind bis zur Klasse S unterwegs. Aus Anpaarung mit Fürst Romancier stellte High Value 2012 in Vechta einen gekörten Sohn, eine weitere Tochter von Sandro Hit verfügt bereits über S-Erfolge.
In München wurde aktuell ein Sohn des Destano (Mv Rohdiamant x Bolero) aus diesem Stamm gekört, dessen Grossmutter Bellinda wiederum eine Vollschwester zu o.g. Batavia ist.
Aktuell bereicherte die Vollschwester des Sarotti Mocca-Sahne tragend von Buckingham das Auktionslot der Hannoveraner Elitefohlen – und Zuchtstutenauktion in Verden 2015.

Bleibt die Frage nach der Vererbung und in wieweit das genetische Potential dieses Hengstes abgesichert ist.
Überaus erfreulich und ausserordentlich interessant empfand ich in diesem Zusammenhang die Diskussion unter Züchterfreunden in Verden am Reitpferdeviereck anlässlich seines Auftritts vor drei Jahren und erinnere mich noch immer gern daran zurück. Erfreulich deshalb, weil es ganz offensichtlich mittlerweile einige gestandene Experten mehr gab, denen das geflügelte Wort vom „besten Sohn des Sandro Hit“ leicht über die Lippen kam, wenn von Soliman de Hus die Rede war. Und interessant war es allemal an diesem Tisch gleichgesinnter Züchterfreunde, die allesamt ebenso wie ich überrascht und angetan waren von diesem Sohn des Soliman vor uns im Viereck. Dem ein oder anderen Experten am Tisch war der Mutterstamm des Sarotti wohl bekannt und ebenso wohl gesonnen. Ich nahm das mit Interesse zur Kenntnis. Die direkte mütterlichen Abstammung des Sarotti wurde damals im Zelt engagiert diskutiert und auch hier stand ich nicht allein da mit meiner Meinung:

Die Anpaarung von Sandro Hit an Vollbluteinfluss betrachte ich durchaus als Herausforderung. Das Worst Case Szenario einer solchen Anpaarung wäre ein leichtes, aber horizontales Pferd ohne Riss und Abdruck, das darüberhinaus nach hinten rausfusst und weder Schub- noch Tragkraft unterstützt. Und doch glänzte der junge Hengst durch Abdruck, Takt und Schwungentfaltung und wir fragten uns, an welcher Stelle des Pedigrees diese Attribute nachhaltig verankert sein könnten? Die Suche nach dem hannoverschen „W“ begann und halb im Scherz wurden wir auch bald fündig:
Lauries Crusador xx x Rotspon x Wolkenstein x Argentan x Bolero x Wendekreis und klassisch Kehdinger-Blut geprägt liest sich die mütterliche Abstammung des Sarotti. Der vermutete Weltmeyereinfluss befand sich gleich an dritter Stelle eingebettet in Hengstnamen, mit denen man nur Positives assoziiert – eine sehr seltene Fügung, und auch das nahm ich mit Interesse zur Kenntnis.

Nun wird es nicht so sehr der punktuelle Weltmeyereinfluss sein als vielmehr die Summe all seiner Genetik, die aus Sarotti eine gelungene Kombination von Sandro Hit an Vollbluteinfluss macht. Sarotti ist das Produkt gesunder Konsolidierung eines durchgezogenen Mutterstammes und eine individuelle gelungene Kombination mit dem Vater Soliman. Man darf hoffen, dass er dieses Zusammenspiel gelungener Attribute in sich selbst auch so vererbt. In seinem heimatlichen Hochzuchtgebiet wurde er als Junghengst gern im Hinblick auf veredelnden Attribute angepaart und die ersten beiden Fohlenjahrgänge scheinen diesen Eindruck zu bestätigen. Der Hengst kommt trotz oder wegen seines Papieres durchaus funktional daher und wusste bereits als noch unreifes Pferd unter dem Sattel wohl zu gefallen. Nicht ohne Grund wurde Sarotti anlässlich seines Auftritts in Verden zum Bundeschampionat nominiert und verursachte dort erheblich Aufregung.

Als Sarotti im September 2013 vierjährig in Warendorf auf dem Reitpferdeviereck auftauchte hatte er bereits eine Menge Fans für sich eingenommen, und das nicht nur seines Charmes wegen. Dies war ein reell gerittenes, lockeres Pferd, und davon sieht man in Warendorf nicht all zu viele. Doch um es vorweg zu nehmen:
Sarotti musste sich in der Qualifikation mit dem unbefriedigenden vierten Platz zufrieden geben und schaffte es daher nicht ins Finale. Es gab einen kleinen Skandal am Reitpferdeviereck und das sehr zurecht. Für mich war es das „Finale ohne Sieger“ und Anlass zu einer lebendigen Diskussion im Netz:

„Finale ohne Sieger!

Bemerkenswert, das diesjährige Finale der vierjährigen Hengste in Warendorf, fand es doch gänzlich ohne den Sieger statt.

Eine echte Meisterleistung muss man den Richtern konstatieren, die dieses Finale bereits am Donnerstag mit der Qualifikation zu Keinem gemacht haben.
Das war kein Finale, das war ein Schaulaufen getreu dem Motto:
… weil nicht sein kann was nicht sein darf!

….

Desweiteren habe ich einen Hengst wahrgenommen, der in der Tat seinesgleichen sucht.
Blutgeprägt in selten vorteilhafter Weise (sowas sucht die Zucht und findet es kaum), leichtfüssig, in perfekt harmonischer Oberlinienausprägung, rund u schwingend, stets durch den Körper bei allerfeinster Anlehnung, kein Schauspektakler, aber ein Pferd, das in allen drei Grungangarten überdurchschnittlich und damit durchaus jenseits der acht anzusiedeln ist - so jedenfalls sieht es der Reiter, der nach Perspektive sucht und der Züchter, der sich bemüht allein für solche Reitpferdekriterien zu selektieren...
Der Applaus, der dieses Pferd nach der Vorstellung an der Hand begleitete, sprach für sich. Jedenfalls aus Sicht einiger hundert (oder tausend?) nicht ganz unqualifizierter Zuschauer am Reitpferdeviereck.
Der Protest, der der Notenvergabe für dieses Pferd auf dem Fuss folgte, sprach ebenso für sich.
Dieser Hengst wurde zum Opfer des Durchschnitts. Eine acht in allen Belangen mag gut sein, überdurchschnittlich ist jedoch nicht.
Geschmäcker aussen vor:
das kompletteste Pferd dieser Qualifikation wurde hier schlicht rausgewertet.

Zwei Namen möchte ich stellvertretend nennen, die in den Hochglanzbroschüren der kommenden Decksaison nun ohne die werbewirksame Championatsschärpe auskommen müssen. Vielleicht gibt es aber dennoch Beobachter und Züchter, die derartige Auszeichnungen gar nicht benötigen und dennoch Qualität an- und erkennen, wenn sie sie sehen:

Da wäre zum einen Belantis, ein noch recht unreifer Sohn des Benetton Dream, ein Schimmel der trotz seiner Unreife in jeder Hinsicht zu gefallen wusste, nichts falsch machte und jeden Reiter unter den Zuschauern geradezu einlud, selber im Sattel platznehmen zu wollen. Ein Hengst, der genau das verspicht, was man auf einem Reitpferdechampionat eigentlich küren soll:
funktionale Reitpferde mit reell ausgeprägten Dressurpferdeeigenschaften. Eigenschaften, die diesen Pferden später in den versammelnden Lektionen ein sicheres setzen überhaupt erst ermöglichen.
Potentielle Tragkraft, gegeben aus funktional angelegten Hebeln bei sicher getragenem Durschwung durch den Körper.
Schwung jedoch hat nichts zu tun mit Eile und davonjagen und ganz sicher nichts mit effektvollem Schaulaufen gegeben aus unnatürlich hoch eingestellten Hälsen bei weggedrückten Rücken und hinten raus hebelnden Sprunggelenken.

Wenn Züchter selber reiten würden, würden sie anders anpaaren.
Mitunter wünscht man sich auch reitende Richter.

Der zweite Name, der hier genannt werden muss, ist ganz sicher Sarotti Mocca Sahne.
Es gibt sie, die Vertreter der S-Linie, die glücklich angepaart tatsächlich das Dressurpferd nahe dem Ideal verkörpern.
Dieser Hengst liess nichts zu wünschen übrig, insbesondere als beispielhaft zufriedene Anlehnung eines zufrieden an den Hilfen und vor dem Reiter befindlichen Pferdes auch dem Laien durch lebhafte Kautätigkeit offensichtlich gemacht wurde. Ein Hengst, der in den Verstärkungen sichtbar von hinten nach vorn an die Hand zog und stets unter den Schwerpunkt fusste und eben nicht durch noch mehr Eile noch flotter gemacht wurde.
Durchlässigkeit vom allerfeinsten.
Ausbildungskriterien, die gerade in der Note für die Skala der Ausbildung (dafür gibt es sie!) eigentlich mit einem ‚ausgezeichnet’ ausgezeichnet werden sollten.
Sollten...
Merkmale, nach denen man bei dem ein oder anderen Finalisten lange sucht und dennoch nicht fündig wird und auch in der Vergangenheit, die hier offensichtlich bei den Finalisten ganz massgeblich mitbewertet wurde, nicht fündig wurde.

Der Fairness halber sei gesagt:
Es wurde auch in der Vergangeneit schon manch einer zum vielgefeierten und später teuer bezahlten Champion gekürt, dem das Publikum attestierte:
wenn dem der Zügel reisst, dann rennt der bis nach Meppen...
Gerannt ist er dann auch.
Von einer Schau zur nächsten.
Die Nachkommen zeichnen sich noch heute durch eben diese von zweifelhaftem Ehrgeiz geprägte Eigenschaft wider die Durchlässigkeit aus - un das häufig bereits in dritter Generation.

Was bleibt ist die aufrichtige Anerkennung und Gratulation an das Landgestüt in Celle für seine beiden Champions, von denen einer heute bei den fünfjährigen Springpferden verdient zum überragenden Sieger gekürt wurde und der andere heute im Finale der Besten gar nicht erst antrat.

Wahrlich ein bemerkenswertes Finale.“


Als ich dann dieser Tage bei meiner Recherche zu Sarotti auf eben diesen Kommentar aus meiner Feder von vor zwei Jahren stiess, musste ich laut lachen. Es ist doch immer schön, wenn man seine eigene Überzeugung noch rückblickend bestätigt findet, und das noch dazu aus einer Zeit, als man noch keine Gedanken an diesen Hengst als Deckhengst verschwendet hatte…

Es dürfte sich um den aufsehenerregensten Auftritt des jungen Hengstes vor Warendorfer Kulisse gehandelt haben, und wenn auch seine Fans enttäuscht von dieser Rangierung waren, so hat ihm dieser vierte Platz in Warendorf zumindest nicht geschadet. Im Gegenteil.
Sarotti hat seine sportliche Karrierre überzeugend fortgesetzt und wechselte im Herbst 2014 fünfjährig in den Beritt von Helen Langehanenberg nahe Münster. Sechsjährig hat er sich in diesem Frühjahr dann gleich doppelt für das Bundeschampionat qualifiziert, nahm aber nicht daran teil. „Babypause“ lautet das Stichwort für die Reiterin und man darf hoffen, ihn dann siebenjährig wieder unter Helen zu sehen zu bekommen. Allerdings war der Wechsel in den Stall Langehanenberg nicht uneigennützig sondern in erster Linie verkaufsförderlich erfolgt, die Zukunft des Hengstes ist also ungewiss.

Während ich Sarotti also in den drei Jahren seines Wirkens stets positiv assoziiert habe, so habe ich ihn doch nie als potentiellen Vererber für eine meine Stuten wahrgenommen. In diesem Frühjahr jedoch ergaben sich einige Dinge gleichzeitig und plötzlich drängte Sarotti sich geradezu auf als Deckhengst, und das gleich für alle beide:
Fannie und Fabrice. Tatsächlich ist Sarotti damit der erste Hengst überhaupt, den ich sowohl für Fannie Mae als auch für Fabrice nutzen wollte. Schuld daran ist ganz wesentlich der kleine Zampano, Deauville’s aktuelles Fohlen von Zhivago.

Wie das?
Der kleine Zampano hat mich in den ersten Tagen und Wochen seines Daseins insbesondere durch seine Agilität begeistert. Ich kann mich an keines meiner Fohlen erinnern, das derart leichtfüssig und langanhaltend durch die Gegend geflitzt ist, wie Zampano das als junges Fohlen anlässlich unseres Foal-Eventings tat. Mit einer Ausnahme:
Carly.
Meine kleine Halbblutstute war damals gar nicht mehr zu bremsen wenn sie in jüngstem Alter über Feld und Flur sauste. Man hatte den Eindruck, da habe jemand einen Groschen eingeworfen und sie lief und lief und lief…
In Carly’s Fall war ich mir sicher, das hier der direkte Vollbluteinfluss eine tragende Rolle spielte. Im Falle von Zampano muss man diesen Einfluss schon ein bisschen herbeikonstruieren. Immerhin:
Mit 45% Vollblutanteil ist sein Vater Zhivago einer der Hengste mit dem höchsten Blutanteil, den ich je genutzt habe. Es mag sein, dass ausgerechnet dieser Blutanteil in Zampano zum tragen kommt und den kleinen Hengst gerade in frühester Jugend sichtbar geprägt hat. Versuch macht klug.
Die Idee gefiel mir und ein hoher Vollbluteinfluss sollte es daher unbedingt wieder sein, gern unter Beibehalt aktueller Anpaarungsprinzipien, die ich im letzten Jahr als mein „holländisches Experiment“ bezeichnet habe:
Riss und Vorderpferd. Attribute, die die holländische Zucht mit all ihren Vor- und Nachteilen in der Breite bedient, in Deutschland lautet das entsprechende Synonym dazu Sandro Hit. Die Verbindung von Sandro Hit zu den beiden KWPN-Hengsten Zhivago und Elton John, die ich im letzten Jahr genutzt habe, habe ich bereits im letzten Frühjahr bei meinen Anpaarungen genau so herausgestellt:

„…Weshalb sich also spontan der Gedanke festsetzte, ich könne mit Deauville einmal „fremdgehen“ und die Komponente Vorderpferd bewusst zum Anlass nehmen, die KWPN-Zucht zu frequentieren. In Deutschland gibt es dazu neben Sandro Hit wenig abgesicherte Alternativen. Es lag also nahe, die KWPN-Zucht im allgemein als Alternative zu Sandro Hit anzusehen. Und lag meine Stutenfee mir nicht seit Jahren im Ohr, ich solle meine Fidermarks wieder an Sandro Hit-Blut anpaaren? Sansibar, Sawadee und Sabary waren allesamt Hingucker-Fohlen und Sandro Hit hatte sich in Anpaarung an seine Söhne Sir Donnerhall und Sarkozy durchaus als Positivvererber mit meinen Stuten empfohlen. Und so sollte es also in diesem Jahr die niederländische Form des Sandro Hit werden...“

Und so schlug ich über die Verbindung „Vollbluteinfluss“ und „holländisches Experiment“ gedanklich den Bogen zu dem Sandro Hit-Enkel Sarotti Mocca-Sahne und war geradezu verblüfft als ich feststellte, dass der sympathische Hengst all diesen Ansprüchen in jeder Hinsicht gerecht wird:
Sarotti verfügt mit 45% über den selben hohenVollblutanteil wie Zhivago. Und so beschloss ich, mir sowohl den Vollblutanteil als auch den Sandro Hit-Einfluss im Sinne meines holländischen Experimentes zu nutze zu machen und diesmal beide Stuten dem selben Hengst zuzuführen, der seit seinem Umzug zu Helen Langehanenberg noch dazu vor meiner Haustür bei Rüscher Konermann abgesamt wurde.

Nachdem ich mich also bereits früh in diesem Jahr für Sarotti entschieden hatte, lag mir eine ganz persönliche Pflastermusterung sehr am Herzen. Ich hatte den Hengst zwar über all die Jahre bewusst in seiner Entwicklung verfolgt, ferne Viereckseindrücke auf Sandboden ersetzen aber keine Pflastermusterung. Das selbe trifft auf Grösse, Riss und Rahmen zu. Ich hatte den Hengst nie ohne Sattel gesehen und bat daher darum, mir das Pferd zu Hause im Stall und auf dem Pflaster ansehen zu dürfen. Das wurde mir gern gestattet. Sarotti steht auf einem soliden korrekten Fundament und steht im mittleren Rahmen. Das auf der Celler Webseite angegebene Grössenmass von 1,67 scheint reell. Im Hinblick auf seinen Mutterstamm, in dem sich die ein oder andere kleine Stute tummelt (die Verbindung von Rotspon an Wolkenstein lässt grüssen) sollte man in Anpaarung an kleine Stuten keine grossen Nachkommen erwarten. Dessen war ich mir allerdings bewusst und in Anpaarung an Fabrice, die in einem gesunden End-sechziger Mass steht, ist das ideal. Insbesondere als Fabrice in Verbindung mit Lauries Crusador (La Jeanne von Laudabilis) und Sandro Hit (Sabary von Sarkozy) bereits Töchter hat, die im Endmass über 1,70 hinausgewachsen sind.
Sarotti verfügt über eine gut aussgeprägte Oberlinie mit dem nötigen Riss (Profil) und lässt ohne Sattel durchaus gefälligen Sandro Hit-Überguss in der Silouhette erkennen. Sehr zu seinem Vorteil allerdings dies ohne die häufig etwas gezogene gerade Kruppe (das machte mich schmunzeln). Der Hengst verfügt über ausgeprägte Ganaschen, das verleiht ihm mitunter einen etwas stupsigen ponyhaften Eindruck, zu funktionalem Nachteil scheint ihm das jedoch nicht zu gereichen. Er geht gut damit um und gerade der Eindruck vorbildlicher Anlehnung anlässlich seiner frühen Auftritte, nicht zuletzt in Warendorf, spricht für sich selbst. 

Aus seinen ersten beiden Deckjahren sagt man Sarotti volle Decklisten von deutlich über 100 Stuten pro Jahr nach, da trifft es sich gut, dass der Bursche sich auch bester Samenqualität erfreut, um so viele Damen überhaupt erfolgreich beglücken zu können. Dumm nur, dass die Formalitäten es verboten, den Hengst in diesem Jahr vor dem 1. April zu nutzen und Fannie uns bereits Ende März eine wie immer gute Fohlenrosse bescherte. Der Grund, weshalb es eben doch nicht dazu gekommen ist, dass erstmals beide meine Fidermarktöchter vom selben Hengst gedeckt wurden. Ob Sarotti im nächsten Jahr noch zur Verfügung steht wird sich zeigen. Die Chance, ihn ein weiteres Jahr in der Mittagspause frisch abgesamt vor der Haustür zur Verfügung zu haben, dürfte allerdings gering sein. Diese Chance galt es jedoch ganz vor allem für Fabrice zu nutzen.

Nachdem Fabrice im Februar ihr Fohlen von De Niro verloren hat und Doktor Ahlswede eine Gebärmutterschleimhaut diagnostizierte, die nicht mehr dazu angetan sei noch einmal ein weiteres Fohlen gesund auszutragen, habe ich mich intensiv mit der Methode des Embryonentransfer beschäftigt und mich schliesslich dazu entschlossen, einen Embryo aus Fabrice zu spülen. Man muss verrückt sein, sich auf soetwas einzulassen und das nicht nur der Kosten wegen. Der Aufwand ist immens und mit einer einzigen erfolgreichen Besamung noch lange nicht vollbracht. Es ist sinnvoll, die komplette Saison hindurch zu besamen und da empfiehlt sich die nahe und vor allem kostengünstige Verfügbarkeit von Hengst und Samen. Aufgrund des Rabattsystems für Leistungsstuten, für das Fabrice sich qualifiziert, machte es doppelt Sinn, einen Hengst vom Landgestüt zum Embryonen Transfer zu nutzen.
Hier stand er also direkt vor meiner Haustür und entsprach all meinen Vorstellungen. Aus vier Besamungen resultierten zwei Embryonen, von denen uns einer erhalten geblieben ist und ich bin mehr als gespannt auf dieses Fohlen von Sarotti und Fabrice, das die Empfängerstute Bonnie derzeit trägt und hoffentlich gesund im kommenden Frühjahr bei meiner Stutenfee zur Welt bringen wird.

In diesem Frühjahr habe ich eine Menge dazu gelernt und das Thema Embryotransfer verdient ganz sicher sein eigenes Kapitel auf diesen Seiten. Ein Erfahrungsbericht und Ratgeber für alle diejenigen, die sich bereits damit beschäftigen oder aber das Ganze weit von sich weisen, so wie ich es selber noch zu Beginn des Jahres getan hätte. Man lernt eben immer dazu.


     



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