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                                                                                                         Warum Zhivago?

                                                                         

                                                                                  Zhivago von Krack C x Jazz x Ulft x Amor



Noch vor drei Monaten wäre ich nicht auf die Idee gekommen, in diesem Jahr einen KWPN-Hengst zu nutzen.
Wenn auch meine häufige Anwesenheit auf dem Krüsterhof in letzter Zeit immer wieder ein konstruktives Auseinandersetzen mit Pferden aus den Niederlanden im allgemeinen bewirkt hat (am Niederrhein ist man dem KWPN geographisch näher als dem Hannoveraner) und ich häufig die Gelegenheit genutzt habe, mich mit dem KWPN an sich vertraut zu machen, so war ich doch weit entfernt von einer konkreten Meinung zu dem ein oder anderen Hengst aufgrund eigener Beobachtungen von Nachzucht und Vererbung.
Tatsächlich war es dann auch Johann Hinnemann, der Zhivago ins Spiel brachte, und mich völlig überrumpelte.
Schuld daran war allein Deauville.

Seit Monaten zerbrach ich mir den Kopf, wie ich Deauville nun im Frühjahr dreijährig anpaaren sollte. Ein bewährter Vererber sollte es für eine Erstlingsstute schon sein, Riss und Grösse durfte er auch mitbringen und Substanz war ein „Kann“ aber kein „Muss“. Profil und Markanz in den Linien sollten einen solchen Hengst auszeichnen.
Don Frederic hätte es durchaus sein dürfen, der ist zwar noch jung an Jahren, hat sich aber in Anpaarung an Bunny bereits sehr „bewährt“. Ihrer beider Tochter Daktari legt beredtes Zeugnis von dieser gelungenen Anpaarung ab. Gern hätte ich auch den guten Service der Station Schockemöhle ein weiteres Mal in Anspruch genommen.
Die mit Don Frederic’s Beritt einhergehenden Umstände und Entwicklungen haben mich jedoch davon abgehalten, diesen Hengst ein zweites Mal zu nutzen. Eine Entscheidung, die ich mir nicht leicht gemacht habe und ich hoffe sehr, dass dieser Hengst sich künftig wieder positiv ins Gespräch bringt.
Blieb die Station Schockemöhle.

Anlässlich der Hengstschau in Vechta wurde der KWPN Hengst Vivaldi vorgestellt, den ich dort erstmals bewusst als potentiellen Vererber wahrgenommen habe. „Vorderpferd“ war das erste, was mir angesichts der durchaus zirzensisch anmutenden Darbietung in den Sinn kam.
Und Vorderpferd ist durchaus das, was eine konservativ gezogene Tochter des Don Schufro vertragen kann.
Umgekehrt erschien mir eine konservativ gezogene Tochter des Don Schufro plötzlich als genau das, was die mitunter exaltierte KWPN Zucht vertragen kann – tatsächlich schienen mir all die Spektakelhengste unserer Nachbarn plötzlich geradezu nach Deauville zu schreien…
Weshalb sich also spontan der Gedanke festsetzte, ich könne mit Deauville einmal „fremdgehen“ und die Komponente Vorderpferd bewusst zum Anlass nehmen, die KWPN-Zucht zu frequentieren. In Deutschland gibt es dazu neben Sandro Hit wenig abgesicherte Alternativen. Es lag also nahe, die KWPN-Zucht im allgemein als Alternative zu Sandro Hit anzusehen. Und lag meine Stutenfee mir nicht seit Jahren im Ohr, ich solle meine Fidermarks wieder an Sandro Hit-Blut anpaaren? Sansibar, Sawadee und Sabary waren absolute Hingucker und Sandro Hit hatte sich in Anpaarung an seine Söhne Sir Donnerhall und Sarkozy durchaus als Positivvererber mit meinen Stuten empfohlen. Und so sollte es also in diesem Jahr die niederländische Form des Sandro Hit werden...

Von der Vererbung individueller Hengste des KWPN hatte ich keine Ahnung, Vivaldi war so gut wie irgendeiner, und irgendwo musste ich schliesslich anfangen mit meiner Bildungsoffensive. Die offensichtlichen Defizite dieses Hengstes wäre ich bereit gewesen in Kauf zu nehmen, ich wollte ihn ja nicht reiten sondern nur damit züchten, ergo:
auf die Vererbung kam es an.
Wen fragt man aber als bodenständiger deutscher Züchter und Reiter, wenn man deutschen Rat aus unabhängiger Quelle zu dem ein oder anderen niederländischen Hengst im besonderen sucht? Idealerweise jemand, der sich umfassend mit Rittigkeit, Grundqualität und Potential dieser Hengste oder ihrer Nachkommen auskennt?

Der Name Hinnemann drängte sich förmlich auf. Als der olympische Macher des Ferro hegt Johann Hinnemann mehr als nur zufällige Affinitäten zur niederländischen Pferdezucht. Meine Idee von Don Schufro x Fidermark und KWPN fand auch sogleich Gehör, wenn auch keine sofortige Resonanz.
„Ich mach mir mal Gedanken…“, war die Antwort.
Eine Woche später wurde ich dann in jeder Hinsicht überrascht, als Johann Hinnemann mir geradezu aufgeregt einen Hengst nannte, von dem ich lediglich wusste, dass er sich kompliziert buchstabierte.
Und es musste was dran sein, an diesem Hengst, sonst stünde der Chef nicht mit dem I-Pad winkend in der Halle und holte mich vom Pferd herunter.
Die Rahmendaten zu Zhivago auf dem I-Pad beeindruckten mich zunächst wenig, im Gegenteil. Mit Krack C x Jazz waren wir darüber hinaus wieder bei Vivaldi angelangt und bei meinen späteren Recherchen sollte ich noch desöfteren über viele weitere Hengste dieser Anpaarung stolpern, und zu manch einem pflegte ich bestenfalls eine ausgeprägte Abneigung.
Die Kombination Krack C x Jazz geniesst in Holland ähnliche Verbreitung wie bei uns Sandro Hit x Donnerhall.
Der Vergleich gefiel mir. Und im Hinblick auf Vorderpferd passte das sogar. In manch anderem Hinblick allerdings auch und diese Aussichten gefielen mir schon deutlich weniger.
Schritt, Nerv und Hinterbein wollte ich ungern auf den Prüfstand stellen.

Wirklich bei mir verfangen haben daher erst die persönlichen Aussagen Johann Hinnemanns zu Zhivago, der in jungen Jahren desöfteren zum Training auf dem Krüsterhof war. Ein Hengst, der sich seinerzeit dort durch Rittigkeit und Leistungsbereitschaft empfohlen hatte und der darüberhinaus über einen sehr guten Schritt und ein funktionales Hinterbein verfügt. Ein Hengst, zu dessen Defiziten Johann Hinnemann ebenso nachvollziehbare und sachliche Erklärungen fand. Tatsächlich gab es einige sehr konstruktive Gründe, die für Zhivago sprachen, darunter auch der Hinweis auf qualitätsvolle Nachzucht unter dem Sattel. Mit Speck fängt man Mäuse und der Chef schien zu wissen, welche Kriterien mir wichtig sind. Dies beeindruckte mich umso mehr, als er grundsätzlich nicht zu den Hengsthaltern gehört, die überhaupt Anpaarungsideen formulieren oder Hengste empfehlen, und hier handelte es sich noch dazu um einen Fremdhengst. Ich wusste sein Engagement also zu schätzen und fand, das verdiene zumindest einen Besuch in Holland um mir den Hengst persönlich anzusehen und mir eine eigene Meinung zu bilden.

                                                           

Ich vereinbarte also einen Termin mit der Hengststation van Uytert um mir Zhivago einmal im Training anzusehen. Bereits auf der Stallgasse machte der Hengst einen überzeugenden Eindruck, korrekt, sympathisch, rahmig ohne dabei schwer zu sein. Während Zhivago gesattelt wurde streifte ich durch den Stall und blieb an einem schlichten braunen Hengst hängen, der eine geradezu magische Anziehungskraft auf mich ausübte. An diesem Pferd kam ich einfach nicht vorbei und man gestattete mir gern, in die Box zu gehen. Ich stand vor einem Hengst der seinesgleichen sucht in Nobless und Proportionen, Körperharmonie, Plastik, Präsenz und Sportlichkeit. Was für ein hochnobles Pferd!
Und man freute sich sichtlich ob meiner Begeisterung und Ahnungslosigkeit.
Ob ich denn wirklich nicht wüsste wer das sei?
Ich hatte nicht die leisteste Ahnung.
„Das ist Krack C!“, war die stolze Antwort und ich machte einen Kniefall.
Was für ein Pferd!
Ich hatte diesen Hengst nie bewusst unter Anky van Grunsven wahrgenommen und schon gar nicht hatte ich ihn jemals frei von Leder life gesehen. Und mir war klar wieso dieser Hengst einen derart grossen Einfluss auf die Pferdezucht in unserem Nachbarland nehmen konnte – er verkörpert die Perfektion eines zeitlos modernen Standbildes schlechthin…
„Das ist der Vater von Zhivago!“, fügte die Stallmanagerin grinsend hinzu und versetzte mir dadurch noch einen ganz wesentlichen mentalen Schubs:
die direkte Verbindung von diesem Traumpferd zu Zhivago hatte ich bis dahin überhaupt noch gar nicht realisiert und ich war geradezu begeistert, hier vom Vater des in Frage stehenden Sohnes einen derart prägnanten Eindruck gewonnen zu haben!

Zhivago unter dem Sattel entsprach meinen Erwartungen. Die niederländische Reitweise muss man nicht mögen, die wesentlichen Attribute des Hengstes an sich jedoch waren erkennbar, nachvollziehbare Satteldefizite akzeptabel. Wesentlich war mir der Ablauf in den Grundgangarten und der sichere Eindruck von Schritt und Interieur. Attribute, die keinem reiterlichen Einfluss sondern den Naturgegebenheiten unterliegen, nur das kann sich auch vererben.

Zhivago's Eigenleistung ist herausragend und über jeden Zweifel erhaben..
Über vier Jahre prüft der KWPN kontinuierlich seine zur Zucht zugelassenen Junghengste im Alter von 3 bis 6 in einer obligatorischen Serie von Hengstwettbewerben (PAVO Cup), die alljährlich ihr Finale anlässlich der KWPN Hengstkörung in s’Hertogenbosch finden.
Je älter die Hengste werden um so aussagekräftiger ist dieses Prüfungsszenario im Hinblick auf Werthaltigkeit von Eigenleistung und Perspektive.
2009 hat Zhivago fünfjährig alle Qualifikationen zum PAVO gewonnen und gewann erwartungsgemäss 2010 auch das Finale mit grossem Vorsprung (darunter Fremdreiternoten 2 x "10"). 2010 setzt er sechsjährig seine Siegesserie im PAVO Cup fort und gewann erneut alle Qualifikationen um im Februar 2011 ein zweites Mal mit grossem Vorsprung das Finale in s’Hertogenbosch mit Höchstnoten zu gewinnen:
u.a. erhielt er für seinen Galopp die 9,5 und mehrfach die 9 für Schritt, Gebäude und General Impression.
Wer die niederländischen Hengstprüfungen kennt, weiss, dass dies nicht zu vergleichen ist mit unseren deutschen HLPs oder gewöhnlichen Dressurpferdeprüfungen. Der PAVO Cup ist vergleichbar mit einem obligatorischen Bundeschampionat der verpflichtet Besten (wer seine Deckerlaubnis erhalten will muss hier antreten) und ist alles andere als ein Spaziergang. Zhivago hat seine Leistungsstärke bereits in jungem Alter nachhaltig über einen Zeitraum von zwei Jahren als bester Junghengst seines Jahrgangs auf allerhöchstem Niveau bewiesen und setzte seine Karriere im Viereck in atemberaubender Geschwindigkeit siegreich fort..
Im August 2012 war er Finalist der WM der jungen Dressurpferde in Verden und debütierte Ende Dezember bereits sechsjährig siegreich in der Klasse S.
Im April 2013 gewann er seinen ersten St.Georg mit 73,29%, zahlreiche Siege und Erfolge im Intermediare schlossen sich an.
Zu einem derart hohen Einsatz in jungen Jahren darf man geteilter Meinung sein. Eigenleistung hat dieser Hengst bewiesen wie kaum ein Zweiter in diesem Alter auf solchem Niveau. Inwieweit ihm das künftig von Nutzen sein wird, wird die Zeit zeigen.

                                                                  
                                                                                                           Zhivago auf dem Weg zum Sieg in Ermelo

Blieb die Frage nach der individuellen Abstammung, insbesondere die heikle Kombination von Krack C x Jazz.
Auch Krack C war zweimaliger Sieger des PAVO-Cup 1996 und 1997. Mit Anky van Grunsven im Sattel war der Hengst siegreich in Grand Prix und WM-Teilnehmer in Jerez 2002. Zweifelsohne verfügt er über herausragende Eigenleistung und bedeutenden züchterischen Einfluss in der KWPN Zucht. Nicht ohne Grund habe ich selbst in seinem fortgeschrittenen Alter noch einen spontanen Kniefall vor diesem Pferd getan.
Dennoch waren Krack C und Jazz beides Namen, die ich in der Vergangenheit eher negativ assoziiert habe im Hinblick auf knappen Schritt und Fragezeichen an Nerv und Rittigkeit insbesondere für den Amateur. Seit ich meine selbst gezogenen Jungpferde auch selber anreite ist letzteres zu einem Hauptargument meiner Anpaarungen geworden. 
Und doch hatte ich auch hier in der letzten Zeit dazu gelernt. Gerade Jazz ist mit zwei prominenten Nachkommen auf dem Krüsterhof omnipräsent. Beide Pferde hatte ich bereits im letzten Jahr noch vierjährig schon oft geritten - mit der nötigen gutgemeinten Bedienungsanleitung dazu und durchaus "Hose voll!" Gefühl und sehr viel Respekt anfangs. Auf beiden Pferden habe ich mich sehr schnell sehr wohl gefühlt, und das gerade wegen ihrer sehr ausgeprägten Reiteigenschaften von Geist und Dynamik. Ausgerechnet von dem "geistreicheren" dieser beiden Exemplare wollte ich gar nicht mehr absteigen weil ich selten ein solches Reitgefühl erlebt habe. Meine buschreiteraffine Art, eventuelle Probleme am liebsten im Galopp zu lösen und bewusst nach vorn zu reiten, schien ganz offensichtlich ideal zu dieser Sorte Pferd zu passen. Beide Pferde verfügen darüberhinaus über einen unerschütterlichen Schritt, ein Aspekt, den ich zunächst gar nicht wahrhaben wollte weil er nicht zu meiner Vorstellung von der Abstammung passte. Beide Pferde haben mich sehr nachhaltig gelehrt, dass man vielleicht nicht immer alles verallgemeinern sollte. Es kommt immer auf die individuelle Anpaarung an und ein Jazz ist sicher nicht ohne Grund zum erfoglreichsten Dressurpferdevererber der Niederlande avanciert und hat jahrelang die Weltranglisten der Nachkommenstatistik angeführt.
Ganz wesentlich haben diese beiden Pferde darüberhinaus mein persönliches Erkennungsbild für Jazz geprägt:
Grösse, Rahmen, Aufmachung, Vorderpferd, Kopf und Auge - spezifische Merkmale des Jazz erkenne ich heute häufig spontan in seinen diversen Nachkommen wieder und tatsächlich bedient der Hengst damit genau die Eigenschaften dominant, die ich für Deauville suche. Eine Menge sehr valider Gründe für und nicht gegen Jazzeinfluss, der auch Zhivago deutlich kennzeichnet. Tatsächlich verkörpert Zhivago die sehr gelungene und offensichtliche Symbiose seiner beiden Mutterväter:
Rahmen und Grösse des Jazz mit der bestechenden Markanz der Partien seines Vaters Krack C.
Eigentlich genau das was ich gesucht habe.
Blieb die Frage nach der Vererbung.           

Bemerkenswert aus deutscher Sicht ist in diesem Zusammenhang, dass selbst der Holsteiner Verband Zhivago in 2011 als Fremdblutzuchtversuch anerkannt hat.
Im zurückliegenden Sportjahr 2013 waren Zhivago's älteste Kinder in den Niederlanden vier Jahre alt. Dennoch verfügt er dort bereits über herausragende Nachzucht der 3- und 4-jährigen Jahrgänge E und F. Seinen ersten gekörter Sohn stellt er mit Estoril (Mv Gribaldi), der unter Emelie Scholtens als Finalist des PAVO Cup Hengstencompetitie 2012/2013 den fünften Platz seines Jahrgangs auf der Körung in s’Hertogenbosch belegte.
Aus einer gesunden Dichte qualitätsvoller junger Stuten mit dem begehrten "Pref"-Status ragten zwei Töchter besonders heraus. Dreijährig gewann Zhivago's Tochter Tochter Fuzette (Mv 00 Seven) im September 2013 das Wettbewerbsfinale „Young Dressage Talents“ in Rosendaal.
Aktuell vermelden diverse Online-Portale den Verkauf Fuzette's an Madeleine Witte Vrees, Mitglied des Olympiakaders der Niederlande für London 2012.
Das Jahresbestergebnis der damals dreijährigen Stuten erzielte jedoch Zhivago's Tochter Filinda (Mv Fidermark) mit sagenhaften 95 Punkten allein für den Trab, insgesamt erhielt sie 85 Punkte für das Exterieur und 90 Punkte für die Bewegung.

Meine nächste Reise ins Nachbarland galt daher der Familie Venderbosch, Inhaber der Station Radstake, Züchter des Zhivago und ganz besonders auch Züchter der Filinda. Bei Venderbosch sollte ich reichlich Gelegenheit haben über Mutterstamm und Vererbung des Zhivago zu lernen und Venderboschs begrüssten mein Anliegen auf's herzlichste und nahmen sich viel Zeit.

Stolz erzählt Johann Venderbosch von Zhivago's Stutenstamm, dessen Ursprung bei niemand geringerem als dem kürzlich verstorbenen Huub van Helvoirt liegt. Huub van Helvoirt ist auch Züchter des Jazz und gilt als züchterisches Genie, er geniesst noch heute die allerhöchste Wertschätzung in den Niederlanden. Auch die o.g. Fuzette ist ein Zuchtprodukt aus dem Hause van Helvoirt.
Zhivago's Mutter Orendy ist Vollschwester zur Jahressiegerstute 2009, „Andy“ (Foto links). Andy wurde aktuell auf der Excellent Dressage Horse Sales Auktion in Holland für 70.000 Euro als Zuchtstute (tragend von Bordeaux) nach Russland verkauft. Selten hat man von einer derart hochpreisigen Zuchtstute gehört!
Aus weiteren Vollschwestern der Orendy stammen u.a. der auch in Deutschland bekannte gekörte Hengste Charmeur (von Florencio) und Zuidenwind (von OO Seven).
Grossmutter Endy (von Ulft) brachte mehrere S-erfolgreiche Sportpferde, darunter Karmijn (von Damiro), Peron (von Jazz) und Montango (von Contango). Endy ist auch Grossmutter der S-Dressurpferde Trendy (von Numero Uno), S-Jendy und Rilady (beide von Jazz) sowie des gekörten Hengstes Viënto Uno-W (von Numero Uno).
Zhivago's Urgrossmutter Wendy (von Amor) brachte u.a. die S-erfolgreichen Dressurpferde Nigro und Mendy (beide von Ferro) und Pacific-W (von Krack-C).   
Ein weiterer in Deutschland bekannter Verterter dieses Stammes ist der gekörte Springhengst Van Gogh (von Numero Uno). Bemerkenswert und willkommen ist die Tatsache, dass auch dieser Stutenstamm sich je nach Anpaarung auszeichnet durch Leistungspferde beider Disziplinen, Springen und Dressur. Die Auflistung der sportlichen Vertreter dieses Stammes auf Horsetelex legt beredtes Zeugnis hiervon ab.
Ebenso bemerkenswert ist der mit über 45% ermittelte hohe Vollblutanteil Zhivago's, den er wesentlich der gesunden konsolidierten Blutbasis seiner Väter verdankt (Krack C 54%, Jazz 41%).
 
Zhivago's Tochter Filinda hat im letzten Jahr als jahrgangsbeste KWPN Stute für viel Aufsehen in den Niederlanden gesorgt. Filinda war es auch, die den Ausschlag gegeben hatte, dass Johann Hinneman meine eigene Fidermarksche Stutenfamilie sogleich mit Zhivago assoziierte. Ich hatte selber bereits von dieser Stute gehört und gelesen, deren Mutter zuvor auch in Anpaarung mit Sorento zwei beim KWPN hoch dekorierte Töchter gebracht hat. Eine dieser Töchter bedfindet sich noch im Besitz der Züchterfamilie und diese Anpaarungskombination war einfach ideal, denn gerade zu Sorento habe ich eine sehr konkrete Meinung und kann den Hengst recht gut einschätzen im Hinblick auf seine Vererbung, ist er doch selber mitsamt einigen Nachkommen ebenso auf dem Krüsterhof beheimatet. Ich wollte daher nicht nur die Tochter, sondern vor allem auch Mutter und Schwester sehen, um mir ein Bild von Ähnlichkeiten und Unterschieden zu machen und eine Idee dafür zu bekommen, was einen Zhivago beispielsweise im direkten Vergleich zu Sorento in Anpaarung mit der selben Stute kennzeichnet. 


                    
                         Filinda im Frühjahr 2015 auf dem Krüsterhof                                                        Filinda dreijährig mit ihrem Züchter Johann Venderbosch


Als ich zu Venderbosch's kam begrüsste mich eine herrliche Fuchsstute auf der Weide, ein begnadet schönes Pferd mit idealen Points in jeder Hinsicht - Krack C schoss mir sofort durch den Kopf angesichts ihrer ausgeprägten Partien und der Markanz ihres Profils. Der Seniorchef Johann Venderbosch hatte sein Vergnügen an meiner Begeisterung und liess das Pferd für mich über die Weide traben und galoppieren. Die namentliche Vorstellung erübrigte sich, das konnte nur Filinda sein!
Ich bekam zwei weitere fuchsfarbene Söhne des Zhivago aus unterschiedlicher Anpaarung auf dem Pflaster zu sehen, die durchaus erkennbare Ähnlichkeiten zu Filinda aufwiesen. Einen sehr vergleichbaren Eindruck hatte anlässlich meines Besuches der KWPN Körung in s'Hertogenbosch im letzten Jahr auch Estoril hinterlassen, der gekörte Sohn des Zhivago gezogen aus einer Mutter von Gribaldi. Bemerkenswert erscheint mir die Vererbung des Zhivago insbesondere in seinen Fuchskindern, von denen ich nun eine handvoll gesehen hatte, die allesamt in mancherlei Hinsicht vergleichbar schienen. Bemerkenswert deshalb, weil sowohl Krack C als auch Zhivago braun sind, die unbenommene Ausprägung der Partien des Krack mir jedoch gerade in den Fuchsenkeln auffällig erscheint. 

                    
                               Estoril, PavoCup
  
Es folgte die Fahrt zu den Zuchtstuten und Johann Venderbosch deutete auf eines von vier im Paddock herumtrabenden Pferde, eine dunkelbrauns Stute, Filinda's Mutter Wilinda von Fidermark. Ich musste breit grinsen, erkannte ich in dieser Stute doch einige sehr bezeichnende Merkmale, die auch Fannie Mae und ihre Tochter Deauville kennzeichnen. Wir besuchten die sehr von der Mutter geprägte Sorentotochter im Stall, die auf den ersten Blick Sorento lediglich in der Ausprägung ihres Hinterbeins erkennen liess. Diese Stute ist zur Zeit noch tragend von Zhivago und auf dieses Fohlen bin ich sehr gespannt!
Venderbosch's Einladung, im Sommer nocheinmal zum Fohlenbesuch zu kommen, will ich nur zu gern folgen. Am Ende dieses Tages jedenfalls fuhr ich randvoll mit Einrücken nach Hause zurück.

Deauville war zu diesem Zeitpunkt bereits rossig und als Stutenfee Ingrid am nächsten Tag vermeldete, der Follikel sei so weit, schien mir das ein Zeichen zu sein.
Den Ausschlag hat letztendlich Filinda's Mutter Wilinda gegeben und ihre Gemeinsamkeiten mit Fannie und Deauville. Es mag unsinnig sein davon auszugehen, weil Zhivago einmal ein Pferd wie Filinda aus einer vergleichbaren Stute von Fidermark gezaubert hat, würde er es ausgerechnet mit Fannie's Tochter ebenso tun. Aber es gibt Assoziationen, die bekommt man einfach nicht mehr aus dem Kopf. Bauchgefühl eben. Um eben dieses zu finden war ich überhaupt nach Holland gefahren.
Und ich bin fündig geworden.   
 


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