Verbleib:
eigene Aufzucht
2016
sportliche Förderung auf dem Krüsterhof bei Johann Hinnemann
Dressurpferde A gewonnen, Dressurpferde L platziert
2018 Dressurpferde M 7,1
erster Start in ** M Dressur 65,8 % 2021 Verkauf als Zuchtstute
Nachzucht:
2015 Hengstfohlen von Zhivago, der kleine Zampano
(Schweiz), verkauft in Hengstaufzucht, Januar 2018 Zulassung OL Sattelkörung
2018 Hengstfohlen von Elton John (Embryotransfer),
Enjoy, verkauft in Hengstaufzucht,
Westfalen-Online Youngster Auktion
März 2021
2022 Stutfohlen von Benicio 2023
Hengstfohlen von Vitalos 2024 Stutfohlen von Vitalos
Mutterstamm:
Deauville ist Schwester zu dem gekörten Sansibar, 8-jährig mehrfach
siegreich in Prix St.George > 70 Prozent, jüngstes Pferd im Preis der
Besten 2015. Deauville ist Schwester zu dem gekörten
Rasputin, westfälische Hauptkörung 2016.
Deauville ist Schwester zu Kunterbunt,
Preisspitze Westfalen-Online Youngster Auktion 22.2.2021
Deauville ist Schwester zu E.J. Junior
(Esquire), Reitpferdeprüfung gewonnen, Dressurpferde platziert
Ihre zweifache Hengstmutter Fannie Mae war
Prämienfohlen a.d. Fohlenschau Heinsberg, Juli 2003 - Silbermedaille SLP Telgte, 13. Juni 2006 - Platz 2/21, Wertnote 7,97
Einzelnoten: Trab 8,0 Galopp 8,5 Schritt 7,5 Rittigkeit Richter 8,0
Rittigkeit Fremdreiter 8,5 Freispringen 7,5
Eintragung in das Hannoversche Hauptstutbuch, 11. August 2011 -
Einzelnoten u.a. dreimal die 8, darunter u.a. für ihren hervorragenden
Schritt - ein Makel, den ich anlässlich ihres überdurchschnittlichen
SLP-Ergebnisses nie so richtig weggesteckt habe und der sie seinerzeit
den überlegenen Sieg in dieser Prüfung mit einer Gesamtnote deutlich
über 8 gekostet hat.
zum
Ursprung des Stutenstammes der Fannie Mae
Fannie Mae ist die fünfte von 5 Vollgeschwistern von Fidermark, die alle
mit der Fohlenprämie ausgezeichnet wurden, darunter Auktionsfohlen.
Vollbruder Fair Play*2002
Rheinischer Reitpferdechampion 2005
Vollschwester Fabrice*1998
SLP Telgte Platz 1, Wertnote 8,39
Einzelnoten: Trab 8,5 Galopp 8,5 Schritt 8,0 Rittigkeit Richter 9,0
Rittigkeit Fremdreiter 8,5 Freispringen 8,0
Detaillierte Infomationen zu der sporterfolgreichen Nachzucht aus
Fabrice und Fannie Mae finden sich auf deren Seiten.
Vollschwester "Miss Feeny" (Auktionsfohlen) ist Mutter zu Fantastic
Sommertänzer von Samarant, 5-jrg Bundeschampionat Dressurpferde, 6-jrg
M-Drs gewonnen Vollschwester "Miss Feeny" ist Mutter zu Fantastic Snoop
Dog von San Amour (Heiner Schiergen), St.Georg Special gewonnen.
Vollschwester "Miss Feeny" ist Mutter zu Fantastic Sugar Candy von San
Amour, Dressurpferde A gewonnen, Dressurpferde L platziert.
Gedanken zur Hengstwahl: warum
Don Schufro?
Drei Tage vor der Zeit brachte Fannie spät am Dienstagabend ihr fünftes
Fohlen zur Welt, und wie das bei Fannie so ist:
mit einem neugeborenen Fohlen an ihrer Seite lässt sie nichts und niemanden an sich
heran. Wir haben also vom Video aus zugesehen wie die offensichtlich recht wüchsige
Tochter recht zügig auf den Beinen stand und sich sogleich agil auf Eutersuche
machte. Und Fannie war wahrlich mit einem Prachtexemplar von Euter gesegnet: wie eine Milchkuh! meinte Stutenfee Ingrid, und da hatte sie wirklich recht. Und wie das so ist, wenn das Offensichtliche mitunter vor einem liegt - man
erkennt es nicht. Deauville suchte und saugte an der ganzen Fannie, nur eben nicht an den beiden
Zitzen, die wie Duplosteine aus dem Euter hervorragten. Merke: auf Duplosteine sind Fohlen nicht ab Werk geprägt... Und je länger die Suche dauerte, desto unruhiger wurde Fannie. Wenig entspannend für alle Beteiligten, weshalb wir dann irgendwann eingegriffen
haben, Muttern ruhigstellten und die Tochter mit Ruhe den Weg ans Euter finden
liessen. Alles gut.
Am
nächsten Morgen sah die Welt dann schon ganz anders aus! Deauville tanzte selbstbewusst um Muttern herum und das Euter war ihr bester
Freund geworden. Fannie war zufrieden, wenn auch noch etwas wuschig besorgt. Und wenn die Milch nicht schnell genug floss - peng!- feuerte das Dämchen
wütend nach hinten aus. Peng, peng! - wenn es auch an der anderen Zitze mal nicht so laufen wollte wie
sie das nun gern gehabt hätte! Fannie trugs mit Fassung. Eine sanfte Berührung oder auch nur eine gewöhnliche Stubenfliege, die um das
Näschen kreiste? Peng! Ich musste laut lachen ob dieser kleinen Wutausbrüche aus nobelstem Geblüt und
schon hatte sie ihren Rufnamen weg: "Madam Deauville" oder auch "Der kleine Zorn"...
Der erste Ausflug zur grossen Wiese gestaltete sich dann geradezu entspannt: Fannie schob den Kopf ins Gras und ich staunte mit ihrer Tochter um die Wette... Während Deauville die ersten Eindrücke ihrer neuen Welt wahrnahm konnte ich mir
nun erstmals dieses wirklich beeindruckende Fohlen so richtig ansehen - was für
ein Pferd! Farblich, in der Zeichnung und ganz besonders auch im Habitus sehr an ihre
Schwester Sawadee erinnernd, "ein Dämchen" wie Stutenfee Ingrid zu sagen
pflegte, wenn auch der Diminutiv bei Deauville nicht ganz so angebracht ist -
eine "Madam" Deauville trifft es da in der Tat schon eher - der etwas
hochtrabende Name kleidet sie perfekt. Madam "trabt" auch nicht, sie "tanzt". Und das Näschen trägt sie dabei ganz hoch
oben. Nun bin ich es gewohnt (man könnte auch sagen "verwöhnt"...), dass meine
Fidermarktöchter mir Jahr für Jahr recht komplette Fohlen bescheren, die stets
sehr fertig in Konstrukt und Partien daherkommen. Deauville macht da keine Ausnahme, auch
wenn sie sich bei ihrem Wuchs und Reck noch reichlich zu strecken und entfalten
hat. Dennoch ist sie vom ersten Tag an mit einem derart bergauf ausgerichteten
Konstrukt gesegnet, das ist schon verblüffend. Daher auch der Eindruck des
Tanzes wenn sie trabt. Wenn hinten das kleine Katapult zündet reckt sich vorn
das Näschen in die Höh' - und mit ihm das gesamte Pferdchen. Einfach beeindruckend.
Und natürlich kam Pferdeflüsterer Tönne sogleich zu Besuch - oder soll ich sagen:
er machte der kleinen Dame seine Aufwartung?
Tönne und Deauville waren ein Bild für die Götter.
Irgendwann hatte er sie entspannt locker in den Armen und begann, ihr leise
Singsang vortragend ein Halfter aufzuziehen.
Madamchen platzte vor Wut (der kleine Zorn, sagte ich das schon?).
Aber statt zu schlagen oder bocken tanzte sie in seinen Armen zornig auf der
Stelle - Ich traute meinen Augen nicht:
Deauville piaffierte dass es eine Freude war - und Tönne hielt sie dabei
nichteinmal fest!
Wir mussten uns sehr beherrschen um nicht laut los zu lachen - diese Darbietung
wollten wir doch um nichts in der Welt stören...
Tönne nahm das Halfter dann wieder ab, das Fohlen blieb bei ihm. Bis sie dann von
einem auf den anderen Moment empört davon stob.
Mit hoch erhobenem Näschen, versteht sich.
Was für eine Dame...
21. August 2011
18. September 2011
25. März 2012
Frühling, Sonne und die Jährlinge beim toben - aus "Madame" Deauville ist eine
herzerfrischende junge Dame im Flegelalter geworden, mein "kleiner Zorn"
entpuppt sich - einfach schön!
30. September 2012
3. Mai 2014
Deauville bei ihrem Einzug in Münster: Ein Mordspferd ist aus Fannie's
dreijähriger Tochter geworden und ich kann mich gar nicht an ihr sattsehen!
Deauville ist heute in Münster eingezogen und Silas gibt wie immer sein Bestes,
dem jungen Pferdchen das neue zu Hause so willkommen und stressfrei wie möglich
zu gestalten! Erstmals hat Deauville in ihrem dreijährigen Leben nun den Hof
Altepost verlassen und ist natürlich sichtlich beeindruckt von allem Neuen.
Das Verladen gestaltete sich geradezu harmonisch gelassen, es geht doch einfach
nichts über ein zuverlässig eingespieltes und routiniertes Team!
Mit Hilfe von Stutenfee Ingrid und Gregor stand das junge Pferdchen recht bald
ruhig auf dem Hänger und bei der Ankunft in Münster stand Silas bereits zum
abladen dabei. Sehr verständlich war Deauville zunächst verstört und liess sich
mit sanfter Mühe vom Anhänger schieben. Unten angekommen nahm Silas sie sogleich
in Empfang und dann gab es nur noch eine Richtung:
hinter dem vertrauensvollen dunkelbraunen Pferdehintern her auf die grüne Wiese!
Und es erstaunt mich immer wieder wie sehr Silas die verschiedenen Feinheiten
der jungen Pferdedamen doch wahrnimmt, die ich ihm in all den Jahren nun
anvertraut habe.
Bekommt er eine güste Stute an seine Seite gibt er vom Fleck weg den Clown,
tanzt um sie herum und bezirzt sie herzerwärmend. Meist dauert es keine zehn
Minuten bis so eine Stute dann bächerossend vor ihm steht.
Bekommt er eine tragende Stute, geht er von Anfang an ruhig und gelassen seiner
Wege und ignoriert sie zunächst. So geschehen bei Bunny, als sie dreijährig hier
einzog und bereits tragend war, und so war es auch heute mit Deauville. Tragende
Stuten sind ganz sicher ebenso auf den neuen Partner fixiert wie jedes andere
Pferd, suchen aber nicht sofort seine Nähe. Silas akzeptiert das. Und das
schönste daran:
er tobt nicht einmal herum!
Weshalb die Ankunft einer aufgeregten tragenden jungen Stute sich geradezu
vorbildlich gelassen gestaltet:
normalerweise jagen junge Pferde in der neuen Umgebung kopflos hin und her,
tigern unruhig durch die Box und brauchen zwei, drei Tage um mental anzukommen.
Pures Gift für ein tragendes Pferd und auch für jedes andere junge Pferd nicht
schön. Der Grund, weshalb ich junge Pferde gar nicht erst in den Stall sondern
gleich mit ihm auf die Weide bringe. Sie sollen den Stress austoben können wenn
ihnen danach ist und sofort einen Sozialpartner zum mentalen andocken zur Seite
haben. Aufgeregt huschen sie dann ein paar Mal auf der Wiese auf und ab, aber
mit einem gelassenen Partner an der Seite sind sie ruck zuck ruhig. Und es ist
ein Vergnügen zu sehen wie Silas gelassen grasend und völlig ungerührt den "ich
bin gar nicht da!" Part gibt, aber dennoch immer wieder zur Seite äugt und das
junge Pferd genau beobachtet. Bewusst scheint er dann langsam in eine andere
Richtung zu marschieren und richtig genug:
kaum setzt er sich in Bewegung, schon marschiert die junge Stute hinterher.
Das war bei Bunny damals so und das ist bei Deauville heute ganz genau so
gewesen.
Als wir die beiden dann nach zwei Stunden in den Stall geholt haben war
Deauville bereits sichtbar auf Silas fixiert und genau so soll das sein. Ich
hätte sie sonst wohl gar nicht halten können in ihrer verständlichen Aufregung
und sie wäre auch nicht das erste junge Pferd gewesen, das ohne pferdischen
Beistand den neuen Stall gar nicht betreten hätte. Mit Silas Hilfe war das alles
kein Problem. Im Stall war sie dann zunächst wieder aufgeregt, aber sie steht
ihm gegenüber in der Box, sieht ihn und nach einer Weile war sie auch hier
merklich runtergekühlt und frass zufrieden vor sich hin.
So soll das sein!
31.5.2014
Aufgrund einer Weideverletzung verliefen Deauville's erste Wochen in Münster
zunächst anders als gedacht. "Absolute Boxenruhe" verordnete der Tierarzt dem
Pferdchen und ich war kreuzunglücklich darüber. Aber auch diese Zeit geht vorbei
und mittlerweile trabt Deauville quietschfidel und aufgeweckt neben Silas als
Handpferd auf unserer Rennbahn daher und hat all das nachgeholt, was ein junges
Pferd üblicherweise bereits in den ersten Tagen an Silas' Seite lernt. Sie ist
vollständig aufgegangen in ihrem abwechslungsreichen Umfeld hier in Münster und
lernt jeden Tag dazu.
Heute habe ich dann auf der Stallgasse das erste Mal auf dem Pferdchen gesessen
und wieder war es das schönste Erlebnis vom eigenen Fohlen bis in den Sattel
dazu.
Ein winziger Schritt nur für die Menschheit, ein ganz grosser Schritt für den
Züchter - Deauville wird Reitpferd!
Mein Dank gebührt Carmen Thiemann, beherzte Stallmanagerin bei Ingrid Klimke,
die es sich trotz ihres zeitintensiven Berufes nicht nehmen lässt dieser Tage
täglich nach nebenan zu kommen und die wertvolle Hilfe beim aufsteigen und
führen zu leisten - einfach deshalb, weil ihr das Pferdchen so sehr gefällt.
Liebe Carmen, ich weiss dein Herzblut und Engagement sehr zu schätzen! Die
ersten Male auf dem eigenen selbstgezogenen Pferd, das ist einfach das schönste
Züchtererlebnis und man trägt dieses Highlight den ganzen Tag mit sich herum -
Danke dafür!
13.7.2014
Rein sportlich stehen dieses Frühjahr und der Sommer ganz im Zeichen von Bunny
und La Jeanne. Die konstanten Erfolge dieser beiden Fabricenkinder sind einfach
die schönste Bestätigung für den Züchter!
Und doch ist es Deauville, die mir Tag für Tag in ihrer ebenso konstanten
Entwicklung unter dem Sattel immer wieder ein ganz persönliches Highlight hier
zu Hause in Münster beschert. Und das ist ganz sicher mehr als nur eine Zeile
wert.
Zeit für ein Update und mein ganz persönliches Sommermärchen:
Tatsächlich ist es in diesem Jahr beim Anreiten meines selbstgezogenen jungen
Pferdes der Stall Klimke mit seiner brillianten Bestückung von
tatkräftigen Helfern, denen ich Deauville's Entwicklung verdanke.
War es in den ersten Tagen Carmen Thiemann, die mir selbst im Sattel beim Führen
an der Hand wertvolle Hilfe leistete, so war es in den Wochen darauf Sophie
Leube, die Deauville zunächst an der Longe und später bei den ersten freien
Ritten ein ganz grosses Stück nach vorn brachte. Sophie gebührt mein grosser
Dank für ihre feinfühlige und geduldige Arbeit, die dem Pferdchen die ersten
strahlenden Momente unter dem Sattel bescherte. Ende Juni hat Sophie dann
unseren Stall verlassen um sich selbständig zu machen. Einer spontanen Eingebung
folgend fragte ich Pia Rumpel, die derzeit ihre Ausbildung im Stall Klimke
absolviert und mir vom ersten Tag an als aussergewöhnliches Satteltalent
aufgefallen war, ob sie Lust habe mich in der weiteren Arbeit mit Deauville zu
unterstützen. Pia ist ein Geschenk des Himmels.
Bevor sie ihre Ausbildung bei Ingrid Klimke begann, war sie bereits ein Jahr bei
Peter Thomsen und Andreas Dibowski im Sattel unterwegs und bekanntlicherweise
ist eine "vielseitige" Ausbildung die wertvollste Empfehlung für die Arbeit
gerade mit jungen unerfahrenen Pferden. Dreifach olympisch geadelt dazu macht
die Sache nicht schlechter :-)
Pia hat das Herz am rechten Fleck und verfügt über die perfekte Mischung aus
engagiertem vorwärts bei dem notwendige Feingefühl für ein sensibles junges
Pferd. All das verkörpert sie patent in charmanten hundertpaarundsechzig
Zentimetern physischer Sattelperfektion - ich will sie nicht kleiner machen als
sie ist und es mögen durchaus ein paar mehr Zentimeter sein. Es ist wie im
richtigen Leben:
Wahre Grösse misst man eben nicht in Zentimetern und Pia passt perfekt auf und
zu Deauville!
Deauville ist das erste meiner selbstgezogenen und selbst angerittenen Pferde,
das den konventionellen Weg des Anreitens mittels Longe in der Halle
beschreitet. Wenn ich sie auch regelmässig als Handpferd neben Silas im Gelände
und auf der Rennbahn dabei habe und sie sich dabei mittlerweile als das
unkomplizierteste aller meiner jungen Handpferde überhaupt entpuppt, war diese Entwicklung so
ganz sicher zunächst nicht absehbar. Ich habe schnell verstanden wieso meine Stutenfee
Ingrid durchaus dankbar war, Deauville aus dem Stall zu haben. Ähnlich wie ihre
Schwester Luzifee schien sie in der Herde und im Laufstall dominant und legte
mitunter ein Verhalten an den Tag, das - ähnlich wie bei der kleinen Luzifee -
in umgekehrt proportionalem Verhältnis zu ihrer Grösse stand. Schnell schliesst
man daraus auf einen dominanten Charakter im Umgang und ein ähnlich ausgeprägtes
Selbstbewusstsein. Unterstützt wurden diese Eindrücke durch die Erfahrungen der
ersten Tage, als eine wuschige Deauville mich schlicht von den Füssen zog, wenn
ich sie nur mit Silas auf die Weide oder zurück in den Stall führen wollte. An
Aufhalftern, putzen oder gar Hufe geben im Stall war gar nicht zu denken, das
erste Anbinden auf der Stallgasse endete in kopflosem losreissen und
davonstürmen (in weiser Voraussicht hatte ich die Stalltüren zuvor geschlossen,
so dass das Pferdchen seinen Weg zurück in die Box recht unspektakulär und
allein fand). Weshalb ich mir sicher war:
Da sitzen wir frühestens im Herbst darauf .... und das Herz war mir schwer.
Ich wollte das Beste daraus machen und gab ihr alle Zeit der Welt, wir hatten ja
den ganzen Sommer Zeit.
Die Zwangspause aufgrund der Weideverletzung am dritten Tag war daher nicht eben
dazu angetan, meine Zuversicht zu steigern. Und doch waren diese zwei Wochen
Zwangspause rückblickend wohl das Beste, was uns beiden passieren konnte.
Schlauer ist man eben immer erst hinterher.
Jeden Tag habe ich sehr viel Zeit in ihrer Box verbracht und mich in Ruhe mit
ihr beschäftigt. Schnell hatte ich ihre Lieblingsstellen zum krabbeln und
kratzen herausgefunden und das liess sie sich dankbar gefallen und brachte
ihr Vergnügen darüber sehr deutlich zum Ausdruck. Vergnügen!
Das Pferdchen verzog die Nase zu einem Rüsselchen und konnte gar nicht genug
bekommen von dem festen Striegel an der Schulter. Wer hätte das gedacht?
Und so haben wir krabbelnd und putzend zueinandergefunden und es dauerte keine
zwei Tage und Deauville stand freudig wiehernd in der Box wenn sie mich nur sah.
Völlig ohne Zeitdruck (und das dürfte das Schlüsselwort in unserer Selbstfindung
gewesen sein) habe ich spielerisch Tag für Tag mehr mit ihr unternommen und man
staunt was man mit einem jungen Pferd in der Box so alles anfangen kann!
Halfter, Hufe geben und putzen waren nach kurzer Zeit ein gelassenes
Selbstverständnis, so dass ich Sattel und Trense dazu nahm und gleichermassen
freudig und erstaunt erleben konnte, wie selbstverständlich Deauville auch diese
Dinge annahm. Angebunden habe ich sie dabei nie. Und das dürfte das zweite
wesentliche Schlüsselwort in unserer Selbstfindung gewesen sein:
Vertrauen.
Ganz selbstverständlich liess Deauville einfach alles mit sich machen und stand
dabei stets entspannt frei in ihrer Box.
Pferde sind scheu.
Willst du sie halten musst du sie gehen lassen.
Oder ihnen zumindest das Gefühl geben, jederzeit gehen zu können.
Pferde sind nunmal Fluchttiere. Druck erzeugt Angst und zwangsläufig immer
Gegendruck.
In unseren zwei Wochen Boxendasein habe ich eine Menge gelernt über spezifische
Charaktereigenschaften junger Pferde und wie schnell man als Mensch dazu neigt,
sie doch völlig falsch einzuschätzen. Ein wuschiges unnahbares junges Pferd muss
weder dominant noch selbstbewusst und schon gar nicht unhandelbar sein.
Im Gegenteil.
Aber schon die gern genommene Bezeichnung im Fohlenalter spricht Bände von der
völligen Fehleinschätzung dieses Pferdes meinerseits:
"Madame" Deauville oder "der kleine Zorn"?
Dieses Pferd ist weder divenhaft noch renitent und es wird mich lehren, meine
Fohlen künftig aufgrund spontaner Reaktionen zu charakterisieren.
Deauville ist hoch sensibel und eher ängstlich, zusammen mit dem natürlich
gegebenen Fluchtinstinkt
wird daraus dann schnell ein Pferd "auf der Flucht". Sie schien daher als Jungpferd stets unnahbar und
distanziert und im Zweifel wüst, wenn sie unkontrolliert davonstob. Der Grund, weshalb ich sie im Vergleich zu all
meinen anderen Jungpferden auf dem Hof Altepost in den ersten drei Jahren wenig bis gar nicht in der Hand
hatte, was ihr unnahbares Dasein entsprechend kontraproduktiv unterstützt hat.
Tatsächlich ist sie das komplette Gegenteil der Einschätzung, die wir als
Jungpferd und in der Herde von ihr gewonnen hatten. Eine späte Einsicht, der man allerdings rückblickend auch wenig Gelgenheit hatte,
in der Jungpferdeherde oder im Laufstall Abhilfe zu verschaffen. Zwei Wochen
Stallzeit jedoch und erstmals stundenlanger individueller Umgang mit einer
Bezugsperson haben das Pferdchen komplett auf den Kopf gestellt und verwandelt.
Deauville ist nicht wiederzuerkennen.
Keines meiner Jungpferde zuvor war derart personenbezogen und auf mich fixiert
wie Deauville das heute ist.
Ein Umstand, den zunächst Sophie und heute auch Pia noch immer wieder erfährt
und mit einem verständisvollen Lächeln quittiert. Steh ich in der Mitte der
Halle und sprech sie in einem bestimmten Ton an oder bewege mich von ihr weg,
passiert es heute noch, dass sie mit ihrem Reiter im Sattel vom Hufschlag
abweicht und zu mir in die Mitte kommt. Es reicht dann eine eindeutige Geste mit
dem Arm oder ein klares Wort in auffordernder Tonlage, und sie zieht anstandslos
weiter ihres Weges, brav auf ihren Reiter konzentriert.
Bis dahin jedoch war es durchaus ein langer Weg.
Schlau geworden durch unsere
gemeinsamen Erfahrungen in der Box habe ich Deauville die ersten Wochen daher
auch ausschliesslich in der Box gesattelt und nehme mir auch heute noch sehr viel
Zeit dafür. Hektik ist ein No-Go im Umgang mit dem sensiblen Pferdchen, das jede
Unruhe und Abweichung vom gewohnten Ablauf mit Unsicherheit und sichtbarer
Unruhe quittiert. Ein Umstand, der bei manch einem Stallkollegen mitunter
Stirnrunzel und erhobene Augenbrauen hervorruft. "Das sollte sie doch inzwischen
gelernt haben?"
Ich habe meine Lektionen gelernt und quittiere diese Reaktionen ebenso wie
Deauville's Verhalten:
Gelassen und mit einer freundlichen Erklärung zur Hand.
Geduld.
Mittlerweile steht Deauville auch entspannt auf dem Putzplatz zum Satteln. Und
doch lasse ich sie immer wieder frei am Strick stehen, um kritische Situationen
beim Satteln, Angurten, Auftrensen oder Abwaschen gar nicht erst aufkommen zu
lassen. Zieht sie dann rückwärts gibt es keinen Druck und sie bleibt sofort
stehen.
Vertrauen.
Das offensichtliche Lernverhalten dieses Pferdchens lehrt und rührt mich
gleichermassen und ich hätte nie gedacht, dass diese unnahbare kleine Stute, die
alles andere als unnahbar ist, mir einmal derart ans Herz wachsen würde, einfach
weil wir uns gegenseitig Vertrauen lehren.
Man lernt eben nie aus.
Heute bin ich überzeugt davon, dass Deauville ihren Weg niemals gegangen wäre,
wäre sie zum konventionellen Anreiten in einen professionellen Ausbildungsstall
gegangen. Sie wäre eines dieser Pferd geworden, die man nach einigen Wochen mit
dem Label verrückt und "unreitbar" zurückbekommt und ich hätte es ganz sicher
selber auch geglaubt.
Heute sitzt Pia nach kurzem Ablongieren im Sattel und dreht ihre Runden aussen
rum und Deauville lernt von Mal zu Mal in grossen, greifbaren Schritten dazu.
Dabei hat sie uns anfangs gelehrt, dass weniger oft mehr ist.
Das erste Mal eine Gerte in der Hand machte sie völlig kopflos. Nicht, dass sie
je Schläge bekommen hätte, aber der Blick aus dem Augenwinkel auf ein wippendes
Stöckchen in der Reiterhand (und sei es noch so kurz) machte ihr Angst. Also
drei Schritt zurück im Ausbildungsplan und ganz von vorn anfangen.
Zum Handwechsel und dem nötigen Gerte umfassen stand ich dann stets bei ihr und
habe sie ruhig wieder neu angeführt. Gerte "umfassen" war eine sehr notwendige
Übung, der wir viel Zeit gewidmet haben. Allein das Geräusch der aussen an der
Bande kratzenden Gerte hat sie das erste Mal völlig aus der Bahn geworfen.
Das erste Mal mit dem Huf versehentlich beim Traben gegen die Bande schlagen
erschreckte sie nicht weniger, ebenso wie das erste Stolpern unter dem Sattel
sie sichtbar aus der Bahn warf und vor sich selber flüchten liess Und jedes Mal
war ich dankbar, dass Sophie und Pia diese Situationen stets mit einem Lächeln
einfach ausgesessen und dem Pferd das nötige Vertrauen gegeben haben.
Als ich das erste Mal unbedacht meine gewohnte Position auf der Mittellinie
verliess, um hinter ihr auf dem Hufschlag abzumisten, geriet sie völlig aus dem
Häusschen. Konstanter Sichtkontankt zur Bezugsperson in der Bahnmitte war das
absolute Muss.
Deauville hat uns auf ihre Art eine Menge sensibles Jungpferdeverständnis
gelehrt und unser "angemessens" Verhalten im Gegenzug stets mit einem sofortigen
Erfolgserlebnis belohnt.
Mittlerweile fordert Pia ihr im Sattel sehr konsequent Bahndisziplin ab.
Handwechsel im Trabe über die Diagonale und Zirkel funktionieren fliessend und
besser, als ich es je bei einem jungen Pferd in diesem frühen Stadium beobachtet
oder selber umgesetzt habe. Es hilft allerdings, wenn ich selber dabei dann in
und nicht ausserhalb des Zirkels stehe. Anders als andere Pferde, die zur
geschlossenen Zirkelseite nach aussen ausweichen, trabt Deauville dann durchaus
schonmal zu mir. Was Pia und mich dann jedes Mal herzlich schmunzeln lässt. Eine
deutliche Geste mit dem Arm genügt und sie folgt Pia's Hilfen zurück auf den
rechten Weg.
Galopp aussen rum beinhaltet Ecken und das muss auch Deauville akzeptieren
lernen. Und ich war durchaus verblüfft als Pia darum bat, ich möge doch die
wassertonnenblauen (!) Cavalettiträger vor dem Hufschlag in die Ecken stellen,
damit sie diese wie Kegel aussen zu umreiten habe und Deauville lernt, durch die
Ecken zu laufen. Ich war mir sicher, dass das Pferdchen zunächst schon allein
angesichts der wassertonnenblauen Klötze in Aufruhr geriete... Das Gegenteil war
der Fall. Neugierig sah sie zu, wie ich mit den blauen Klötzen in die Bahn kam
und liess sich nichts von dem entgehen, was ich da trieb. Dabei schritt sie brav
und entspannt weiterhin unter Pia daher, verrenkte allerdings ihr Köpfchen stets
in meine Richtung. Ebenso neugierig und sehr aufgeschlossen sah sie sich die
Klötze dann aus der Nähe an und blieb völlig ruhig dabei. Engagiert ritt Pia
los, erst im Trabe und dann - ich konnte es nicht glauben - auch im Galopp. Auf
Anhieb akzeptierte das Pferdchen die Klötze in den Ecken und trabte und
galoppierte sicher durch die Ecken als habe sie nie etweas anderes getan.
Unglaublich!
"Ecken ausreiten" ist für jedes konventionell angerittene junge Pferde ein
echter Anspruch aus Gründen der Balance und des noch sehr rohen Gerittensens. An
den Hilfen stehen erfordert Erfahrung und Konsequenz. Einen Mangel an Konsequenz
und nachhaltigem Umsetzen dessen, was sie gelernt hat, kann man Deauville ganz
sicher nicht attestieren...
Seit diesem Tag marschiert sie in allen drei Gangarten durch die Ecken wie ein
Uhrwerk und Pia strahlt!
Auf Pia's Wunsch sind wir dann gestern umgezogen aus der kleinen 40-er Halle in
die grosse 60-er Halle mit Spiegeln und anspruchsvollerer Kulisse.
Nach kurzem Reiten an der Longe ritt Pia sie zügig aussenrum und Deauville
trabte kugelrund und unbeeindruckt unter ihr daher. Ein Traum allein beim
Zusehen weil dieses Pferdchen unter dem Sattel in seiner abgedrehten agilen
Kompaktheit mich immer wieder so sehr an einen Fidermark erinnert - die helle
Freude!
Schnell haben wir begriffen, dass die grosse Halle mit ihren zwanzig Metern mehr
an Platz dem Pferdchen unter dem Sattel vieles einfacher macht. Sie zieht sich
von selbst flüssig "gerade", Balance ist auf sechzig Metern sehr viel einfacher
zu finden und halten. Der Grund, weshalb ich junge Pferde eben am liebsten
draussen unter freiem Himmel auf der Rennbahn reite und diesen Tag kann ich kaum
erwarten...
Pia trabte und galoppierte Deauville engagiert und entspannt durch die Halle und
konstatierte spontan und nicht zum ersten Mal:
"Je mehr die lernt, desto selbstbewusster wird sie!"
Recht hat sie und man sieht es ihr an.
Den Wandel vom ängstlichen Sensibelchen hin zu einem selbstbewussten Pferd habe
ich nie bewusster wahrgenommen als in diesen Wochen an Deauville und es ist die
schönste Erkenntnis dieses Sommers! Acht Wochen hat diese Entwicklung gedauert
und diese Zeit war es wert. Ein Pferd, von dem ich selber noch im Mai dachte,
"da sitzen wir frühestens im Herbst überhaupt mal drauf...", und heute
präsentiert es sich souverän und als echte Augenweide unter dem Sattel ...
Man lernt eben nie aus.
Zum Abschluss bat Pia darum, zum Schrittreiten nach draussen auf den
Dressurplatz zu gehen. Es werde langsam Zeit, dass das junge Pferd auch unterm
Sattel etwas anderes sieht. Ein Wunsch, der bei mir natürlich auf offene Ohren
stiess (Buschreiter im Herzen sind Pia und ich sehr ähnlich gestrickt...) und
Seite an Seite marschierten wir los, meine Hand immer auf Deauville's Mähnenkamm
(die Stelle, die wir schon früh als bevorzugte Krabbelstelle identifiziert
hatten).
"Solange du dabei bist, geht die sowieso überall hin!", meinte Pia lachend und
natürlich hat mich das gefreut. Tatsächlich ist es aber auch ganz genau so.
Deauville hat mich als "Führpferd" vollständig akzeptiert und so schmeichelhaft
das sein mag, so verantwortungsvoll ist es auch. Selbstdisziplin bestehend aus eindeutiger und gewohnter Gestik,
eindeutigem Tonfall und Positionierung im Sichtfeld des jungen Pferdes sind ganz sicher
wesentlicher
Bestandteil unseres gemeinsamen Erfolgskonzeptes und ich bin nach jeder
Trainigseinheit nicht weniger verschwitzt als die beiden Protagonisten im Sattel
und darunter. "Führpferd geben" fordert zu jedem Zeitpunkt volle Konzentration,
gerade bei einem Sensibelchen, das jedes Abweichen von der Norm mit Unsicherheit
quittiert.
Auf dem Dressurplatz marschierten die beiden auf Anhieb gelassen aussen rum und
die bunten Cavalettis Klimkescher Eigenmarke, die überall herumstanden,
inspirierten uns. Unter Deauville's erneut aufmerksamer Beobachtung legte ich in
Ruhe eines der bunten Cavaltteis auf die Diagonale. Pia wendete ab und gemeinsam
marschierten wir gelassen über das bunte Cavaletti hin und her. Kein grosses
Ding für ein Pferd, sicher nicht. Aber eine rundum schöne Bestätigung dafür, wie
vertrauensvoll man ein junges Pferd an alles Neue heranführen kann, wenn man ihm
nur die nötige Zeit zur Selbstfindung gibt.
Vertrauen eben.
Und wie immer es nun weitergeht mit Deauville und Pia im Sattel, der Sommer
ist noch lang bevor das junge Pferdchen zurückkehrt in die Stutenherde auf den
Hof Altepost. Aber schon jetzt wird die Geschichte von Deauville in diesem
Sommer für mich stets etwas ganz besonderes sein. Eine Geschichte von Extremen,
die beginnt mit der völligen Fehleinschätzung eines sensiblen jungen Pferdes und
mit dem grossen Glauben an eben dieses Pferd jeden Tag mit den schönsten grossen
kleinen Erfolgserlebnissen endet.
Danke, Pia, für mein ganz persönliches Sommermärchen 2014!
18.7.2014
Freispringen einmal anders - und absolut sehenswert!
... und natürlich gibt es auch eine Geschichte dazu.... (nach
unten scrollen)
Ob Deauville denn wohl auch springen kann und ob wir sie nichtmal
freispringen lassen wollten, fragte Pia dieser Tage und natürlich traf sie mit
dieser Idee sogleich auf offene Ohren bei mir.
Am Samstag war es soweit.
Ein paar fleissige Helfer, darunter Pia's charmanter Freund, und los ging's.
Ich kam mit dem Pferdchen in die Halle und wir waren darauf eingestellt, dass
unser Sensibelchen zunächst grosse Kulleraugen bekommen würde ob der ungewohnten
Freispringreihe.
Das Gegenteil war der Fall.
Geradezu neugierig marschierte Deauville geradewegs auf die Sprünge zu und
setzte sich aufgeschlossen mit allem auseinander, was da stand und sass.
Das waren u.a. Pia und ihr charmanter Freund Jan und letzteren schien sie
sogleich in ihr Herz geschlossen zu haben. Sie liess gar nicht wieder von ihm
ab. (Nachdem ich dann selber auch einmal einen Blick auf unseren netten Helfer
werfen konnte, hatte ich vollstes Verständnis für mein junges Pferd. Geschmack
hat sie! In der Tat waren Pia und ich ein kleines bisschen eifersüchtig auf das
Pferdchen, das so völlig unbelastet und geradezu fasziniert an dem jungen Mann
knabberte und klebte... )
Nun sollte sie aber nicht flirten sondern springen und während wir uns noch
überlegten, wie wir das Pferdchen nun am besten sinnvoll auf den Weg bringen
könnten, ergab die Sache sich ganz von selbst.
Deauville war von Jan gar nicht mehr zu trennen, da konnten wir machen was wir
wollten, sie folgte ihm auf Schritt und Tritt.
Weshalb wir den Bub spontan baten, doch mal im "Trabe" vorweg durch die Reihe zu
laufen.
Was dann passierte hat uns allesamt sprachlos gemacht.
Deauville trabte und sprang hinter Jan her durch die Reihe, als habe sie nie
etwas anderes getan. Völlig unbeeindruckt sprang sie ihre ersten kleinen
Hindernisse, stets darauf bedacht immer schön bei ihrem zweibeinigen Führpferd
zu bleiben!
Wir standen in der Mitte und gaben Jan Regieanweisungen, er möge doch bitte
tiefer durch die Ecken und dichter an der Bande "traben", damit das junge Pferd
mehr Platz und vor allem bessere Übersicht auf die Sprünge bekäme... und
überhaupt möge er doch bitte etwas mehr vorwärts traben, das Tempo sei zu
untertourig...
Und Jan trabte!
Und wie er trabte und sprang!
Und Deauville immer hinterher, Runde um Runde...
Ein Bild für die Götter!
... und ganz sicher die schönste und bemerkenswerteste Freispringerfahrung, die
ich je in meinem Leben gemacht habe....
Man lernt eben nie aus.
Danke, Jan!
Das war ein Debut, wie kein Drehbuch es besser schreiben könnte.
Ob dies nun eines dieser Videos von hunderttausend Klicks in 24 Stunden wird,
lassen wir mal dahingestellt. Teilenswert ist es allemal. Und verdient haben die
Darsteller es ganz sicher!
1.8.2014
Von kalten Nudeln, umgekrempelten Persönlichkeiten und Jahrhundertregen...
Nachdem Deauville uns bereits anlässlich ihres einzigartigen
Freispringbenehmens eindrücklich klar gemacht hatte, dass auch Pferde eine
vielschichtige Persönlichkeit besitzen und neben dem schüchternen Sensibelchen
auch ein bemerkenswert eigenwilliges Pferd von ausgesprochener Selbstdarstellung
in ein und der selben Seele Platz findet, kramte sie den wohlgehüteten
Eigenwillen beim nächsten Mal auch unter dem Sattel raus.
Zuckersüss und völlig unbeeindruckt trabte sie beim nächsten Reiten an der
Longe wie üblich daher und konnte kein Wässerchen trüben. Wie immer eigentlich,
weshalb wir die anfänglichen Longenrunden bereits auf einige wenige handgezählte
Runden beschränkt hatten und nun eigentlich gänzlich davon abkommen wollten.
Das Pferdchen funktionierte wie ein Uhrwerk, weshalb also überhaupt noch
longieren?
Doch meistens kommt es anders als man denkt und ein junges Pferd ist eben
ein junges Pferd.
Pia sass entspannt im Sattel, bereit anzutraben. Deauville jedoch entschied
spontan: "Ohne mich!" Sie klemmte, nahm das kleine Köpfchen zwischen die Beine
und gab uns eine Vorstellung der ganz anderen Art. Starrsinn pur und das
Pferdchen bockte, und wie es bockte!
Mir rutschte das Herz in die Hose, ich hatte Angst um Pia und stand
fassungslos und völlig hilflos daneben, zum blossen zusehen verdammt. Pia jedoch
sass lässig im Sattel und stahl jedem Cowboy die Show. Show war das Stichwort
für Deauville: je beherzter Pia dransass, desto bockiger wurde das Pferdchen.
Ich wollte vor Scham im Boden versinken und konnte nicht glauben, dass dies
nun unser viel gelobter Sonnenschein auf der Überholspur war!
Ein paar Mal zu viel gelobt, ganz offensichtlich, denn hier testete der
kleine Eigensinn die Grenzen des Möglichen aus.
Ich hätte vollstes Verständnis für Pia gehabt, ware sie nun besorgt vom
Pferd gestiegen und hätte aufgegeben. Doch wieder einmal hatte ich die Rechnung
ohne Pia gemacht, die mittlerweile ein Stöckchen in der Hand hatte und dem
kleinen Eigensinn beherzt auf den Hintern klopfte.
Das Ganze während einer schaureifen Rodeoeinlage, die jedem Cowboy zur Ehre
gereicht hätte.
Und sie grinste amüsiert dabei und ich konnte es nicht fassen.
Ein Wechselbad der Gefühle, wahrlich, ich wollte mich in Grund und Boden
schämen für diesen kleinen Rotzlöffel unter dem Sattel, gleichzeitig gewann die
Hochachtung vor der beherzten Person im Sattel rasant an Überhand - was für ein
Reitermädel!
Keine Frage, diese Bockerei hätte ich selber nie und nimmer ausgesessen,
noch viel weniger hätte ich den Mut zum beherzten Eingreifen gehabt.
In der Tat, es dauerte nicht lange und Pia hatte den kleinen Eigensinn davon
überzeugt, wer hier der Herr im Ring war. Deauville besann sich zügig eines
Besseren, trabte ihre Runden mit einer etwas verzogenen Schnute (dieses Rennen
hatte sie klar verloren...) und konnte kein Wässerchen mehr trüben.
Das Grösste jedoch war Pia's Reaktion. Mit ihrem unerschütterlichen Lächeln
auf den Lippen kommentierte sie sachlich vergnügt:
"Was für eine coole Nudel! Wenn man bedenkt, dass die bis vor kurzem noch
richtig Angst vor der Gerte in der Hand hatte... Da kann man nur staunen, wie
cool sie jetzt wegsteckt, mal wirklich was auf den kleinen Hintern zu bekommen.
Das interessiert sie ja gar nicht!"
Coole Nudel... mir wären Tausendundein andere Umschreibungen eingefallen,
diesen sichtbaren kleinen Eigensinn angemessen harsch zu beschreiben, an "kalte
Nudeln" oder ähnliche Speisen hätte ich dabei ganz sicher nicht gedacht.
Erleichtertes Lachen und noch grössere Anerkennung für eine Pia, die nicht nur
reiterlich sondern ganz sicher mit ihrer Einstellung zum Pferd einfach eine
Klasse für sich ist und wieder einmal beweist, das man wahre Grösse nicht in
Zentimertern misst.
Danke, Pia!
Aus Erfahrung klug geworden gingen wir die nächsten Male mit verhaltener
Vorsicht zur Sache. Ganz offensichtlich hatte Deauville in den letzten Wochen
eine Menge an Selbstfindung dazugewonnen und ihre facettenreiche Persönlichkeit
ausgekramt und umgekrempelt. Dazu gelernt hatte sie seit dem Rodeo allerdings
auch.
Fortan gab sie das vorbildliche Mustermädchen unter dem Sattel und Pia und
ich kamen aus dem Staunen nicht raus.
Das erste Mal auf dem grossen Springplatz direkt nach dem Rodeo (O-Ton Pia:
"Es wird Zeit, dass wir endlich aus der Halle rauskommen!") und sie trabte und
galoppierte mit Pia um die Sprünge herum, als habe sie nie etwas anderes getan.
Mir ging jedes mal erneut das Herz dabei auf, dieses hinreissende Paar im
frischen Trabe und Galopp seine Runden ziehen zu sehen!
Seither führte uns der Weg geradewegs nach dem Aufsitzen und ein paar Runden
in der Halle direkt auf den grossen offenen Platz.
Gleich beim ersten Mal auch allein die grosse Runde mit Deauville zum
trockenreiten um die Wiesen zu reiten, war ein Selbstverständnis für Pia - ich
stand ein wenig besorgt vor dem Stall und konnte es nicht erwarten, die beiden
wieder im Blickfeld zu haben. Eine enstpannt am langen Zügel bummelnde Deauville
und im Sattel eine strahlende Pia, lässig die Hände in die Luft gestreckt, und
was ruft sie mir zu mit einem breiten Grinsen im Gesicht?
"Was ist das doch für eine coole Nudel! Die hat ja vor gar nichts mehr Angst
und ist sooo entspannt!"
Ich war einfach nur begeistert!
Knaller! "Coole Nudel" unterm Sattel und eine strahlende Pia obendrauf ... Mein
absolutes Lieblingsbild.
Es kam der 28. Juli und mit ihm der Jahrhundertregen in Münster.
Stellenweise 200 Millimeter Niederschlag, mehr als sonst in einem halben
Jahr gemessen, landunter in Münster. Wiesen, Plätze und Reithalle unter Wasser.
Pia hatte den fünfjährigen Königsee aus dem Stall Klimke ein paar Tage zuvor
auf dem Trakehner Landeschampionat in Hannover mit der Traumnote 9,2 zum Titel
des "Trakehner Geländechampions" geritten und das machte sie zurecht ein kleines
bisschen berühmt.
Am Tag nach dem Unwetter ritt sie Königsee zu Hause spazieren und schoss ein
paar Fotos aus dem Sattel, die auf der Klimkeschen Facebookseite um die Welt
gingen. Ahnungslose Trakehner Enthusiasten kommentierten das Ganze berauscht ob
des schönen Pferdekopfes - Münsteraner Ureinwohner wussten, was sie da
tatsächlich im Bild eingefangen hatte:
unsere Heuwiesen landunter...
Doch jedem Übel kann man auch ein Gutes abgewinnen und so nahm ich Deauville
am Tag danach als Handpferd mit auf den Dressurplatz, der ebenso flächendeckend
unter Wasser stand. Aquatraining pur, besser kann man Pferde nicht im lockeren
Trabe arbeiten und natürlichen Muskelaufbau fördern!
Tatsächlich war es Silas, der zunächst vor dem ungewohnten Wassereinritt zum
Dressurplatz zickte und nicht zu überreden war, ins Wasser zu marschieren. Gut,
wenn man stets liebe Freunde zur Hand hat! Corina in Gummistiefeln nahm mir
Deauville ab und marschierte mit dem jungen Pferd vorweg ins Wasser - nicht zu
fassen... Die coole Nudel gibt das Führpferd!
Endlich tat Silas unerwartet einen beherzten Sprung hinterher, was recht
spektakulär ausgesehen haben muss. Corina kommentierte trocken mit den Worten:
"Da hättest du aber auch runterfallen und schön nass sein können...!"
Wo sie recht hat, hat sie recht.
Im Wasser angekommen war Silas beruhigt, Handpferd und Führpferd konnten nun
endlich angemessen und neu sortiert werden und los ging's im flotten Trab.
Die bunten Klimkeschen Cavalettis standen noch immer auf dem Dressurplatz
und versuchsweise nahmen wir die zunächst im Schritt, später auch im Trabe.
Silas jedoch machte bereits aus dem Trabe einen höchstvergnügten Sprung daraus
und Deauville tat es ihm an der langen Leine ganz selbstverständlich nach. Beide
Pferde sprangen die Cavalettis im Wasser und ich habe selten ein solches
Vergnügen mit Handpferd im Sattel erlebt - das grösste Selbstverständnis mit
zwei Pferden zugleich und einfach nur schön!
Natürlich fand Pia Gefallen an unserer Geschichte und nachdem die grosse
Halle noch immer unter Wasser steht war klar, dass wir heute nach ein paar
Runden in der kleinen Halle sogleich auf den Springplatz zogen. Und was schlug
Pia vor, kaum dass wir dort angekommen waren?
"Stell uns doch mal ein Cavaletti auf!"
Ich musste so lachen, das war Pia wie sie leibt und lebt. Gas und Bremse
im Sattel eines rohen dreijährigen Pferdes gerade einmal mit Vorbehalt
installiert, andere wären froh wenn sie überhaupt aussen rum kommen. Natürlich
habe ich den beiden gern einen kleinen Sprung aufgebaut und ein
wassertonnenblaues Kreuzchen mit reichlich Fang dazu und Deauville übte sich in
den ersten kleinen Hüpfern unterm Sattel Das anfängliche Führpferd, quasi
den "Jan" dazu, gab ich selbst auf zwei Beinen und Deauville marschierte brav
hinterher.
Viel Wert legt Pia auf reelles vorwärts abwärts reiten. Eine nicht ganz
einfacher Anspruch an ein junges Pferd, das mit einem leichten Genick
ausgestattet ist. Die Sorte Pferd eben, die bei zu frühem rangeritten sein stets
dazu neigt, sich aufzurollen.
Um so mehr schätze ich Pia's Anspruch, das junge Pferd konsequent aus
einem gesunden vorwärts in die nötige Dehnung zu bekommen. Und wie man sieht:
die beiden praktizieren das bereits aus dem Eff-Eff!
Taktvoll locker schwingend bei grossem Raumgriff, einem engagierten
Hinterbein und natürlicher Balance. Im Verlauf der Arbeit kann Pia sie dann bei
leichter Anlehnung nach und nach ein wenig höher einstellen, von unten nach oben
eben, so wie es sein soll. Besser kann man ein junges Pferd meines Erachtens
nicht in Szene setzen. Weshalb ich meinem patenten Traumpaar jeden Tag auf's
Neue immer wieder gern die Zehn für den Punkt "Ausbildungsskala und
Gerittensein" attestiere.
Im Vorderpferd sichtbar Muttervater geprägt, Fidermark lebt!
Dazu eine gut durchgesprungene Galoppade mit einem Hinterbein, das weit unter
den dicken Bauch fusst...
24.8.2014
Von Glöckchen und Paukenschlägen und einem Jungpferd, das die Namensgebung
seiner Vorfahren neu erfindet...
Unter Pia's Sattel macht Deauville weiterhin rasante Fortschritte und nach wie
vor bin ich jedes Mal begeistert, wenn ich den beiden im Viereck, auf dem
Springplatz oder entspannt im Gelände beim Bummeln oder flotten Traben und
Galoppieren um die Wiesen herum zusehe. Mittlerweile gibt Deauville hier sogar
das Führpferd, immer dann nämlich, wenn Sabrina auf Silbermond mit dabei ist und
der stattliche Hengst, der mittlerweile seine erste S gewonnen hat, im Gelände
am besten in vierbeiniger Gesellschaft funktioniert. Als Sabrina das erste Mal
fragte, ob Pia und Deauville sie auf Silbermond begleiten würden, dachte ich
erst ich habe mich verhört... Um dann in ein breites Grinsen zu verfallen als
ich sah, wie vertrauensvoll der schwarze Hengst neben Deauville um die Wiesen
marschiert. Pat und Pattachon in "Rouge et Noir" geben die beiden, wenn sie so
zufrieden nebeneinander her marschieren und es spricht sehr für den Hengst und
erst recht für das junge dreijährige Pferd, wenn hier Vertrauen geben und nehmen
der equinen Spezies so herrlich offensichtlich wird - ein Bild für die Götter!
Und doch kann Deauville auch mit Paukenschlägen aufwarten, die jede Dimension
sprengen. Ganze fünf Tage Urlaub hatte ich mir genommen um Anfang August zur WM
nach Verden zu fahren und das bedeutete eine Woche reitfreie Zeit für Deauville.
Reitfrei wohlgemerkt, dennoch hatte das junge Pferd seinen ergiebigen Ausgang
und ging jede Nacht zwölf Stunden mit Silas auf die Wiese um tagsüber im Stall
zu schlafen. Ein Ausgangs- und Bewegungsdefizit gab es daher ganz sicher nicht
zu beklagen. Dennoch gingen Pia und ich beim ersten gemeinsamen Reiten nach
dieser Woche mit Bedacht zur Sache, immer darauf vorbereitet, dass unser kleiner
Sonnenschein womöglich nach einer Woche arbeitsfreier Zeit den Übermut auskehrt.
Auf das Rodeo, das Deauville dann tatsächlich an diesem ersten Tag
veranstaltete, waren wir beide allerdings nicht im geringsten vorbereitet.
Eigentlich waren wir inzwischen so weit, ganz auf die Longe zu verzichten und
direkt loszureiten. Deauville hatte in den letzten Wochen das Glöckchen gegeben
und uns beiden Tag für Tag die helle Freude beschert. Dieses Glöckchen konnte
einfach kein Wässerchen trüben. Und doch schien es eine gute Idee, wenn Pia sich
an diesem Tag zunächst an der Longe auf's Pferd setzte... Mit der Explosion, die
dann folgte, hatten wir jedoch beide nicht gerechnet. Nicht, dass ich wirklich
viel ausrichten konnte an der Longe, die Bocksprünge sprengten jedes Mass und
ich hatte echte Angst um Pia und versuchte das Möglichste, den irren roten Feger
aus der Luft zurück auf den Boden zu holen - wohl dem, der Reithandschuhe immer
auch beim Longieren trägt... Einfach war das nicht und ich hatte alle Hände voll
zu tun, mich irgendwie vor dem Pferd zu positionieren statt nur hilflos
hinterher zu laufen. Irgendwann stand Deauville dann tatsächlich bebend und
feuerspeiend vor mir, ich dachte kurz an Frau Mahlzahn, den Drachen, und war
äusserst besorgt um Pia, die wie ein Jim Knopf auf dem Pferd klebte. Wie Pia es
fertigbekommen hatte hierbei im Sattel zu bleiben, wird mir auf alle Zeit ein
völliges Rätsel bleiben. Meine Hochachtung vor diesem patenten Reitermädel war
zuvor schon enorm, seit diesem Tag ist sie grenzenlos. Der Sattel und mit ihm
Pia klebten Deauville auf dem Hals, atemlos rutschte Pia nun vom Pferd. Ich war
erleichtert und entsetzt zugleich und hätte vollstes Verständnis dafür gehabt,
wenn Pia nie wieder aufgesessen wäre. Statt dessen meinte sie nur trocken und
leise:
"Ich glaub ich hol mir mal besser den Halsriemen und die Gerte..."
Was für eine Courage!
Ich war beschämt, schockiert und entsetzt und erwog durchaus, den roten Teufel
schlicht zu entsorgen, auf dem schnellsten Wege.. allein der Gedanke an das
Fohlen im Bauch hielt mich davon ab. Da drängt sich dann spontan die Frage auf:
Können Teufel überhaupt Fohlen austragen und wie vermehrt sich diese Spezies
überhaupt?
Bei dem Gedanken an die Vermehrung teuflischer Saat wurde mir kurzfristig etwas
anders, hege ich doch ernsthafte Sport- und Leistungspferdezucht und dies
entsprach so gar nicht meinen Vorstellungen davon... Gleichwohl war der rote
Teufel inzwischen zum entpannten Glöckchen mutiert. Anders als beim ersten Mal
vor einigen Wochen, als man ihr nach dem Rodeo ansah, wie sie merklich verstimmt
die Schnute verzog und sich wohl oder übel des Rechten besann, trabte und
galoppierte Deauville nun locker und entspannt unter Pia daher als habe es nie
den roten Teufel gegeben - frei und ohne Longe.
Pia und ich waren auf's schwerste beeindruckt, in jeder Hinsicht. Es sollte das
letzte Mal sein, dass Deauville ganz bewusst ihre Grenzen antestete, wir hatten
unsere Lektion gelernt. Kein Zufall, dass auch das erste Rodeo seinerzeit nach
einigen Tagen Müssiggang stattgefunden hatte. Wir hatten realisiert, dass unser
Glöckchen sehr berechnend die Tage mitgezählt und ganz bewusst den Donner zur
Erde geschickt hatte um die arbeitsfreie Athmosphäre anzutesten. Arbeitsfreie
Zeit wird es fortan nicht mehr geben. Jeden Tag, den Pia sie nicht reitet, geht
sie nun konsequent als Handpferd an Silas Seite mit auf die Rennbahn, egal bei
welchem Wetter. Lässt der Boden es im Gelände nicht zu drehen wir unsere Runden
auf dem weiten Springplatz, der auch bei Wasserstand optimal trägt. Unsere
Handpferdetouren habe ich mittlerweile um ein ausgiebiges Galoppierpensum
erweitert und es ist in der Tat eine Freude zu erleben, wie unkompliziert
Deauville, die ein gutes Stück kleiner ist als Silas und reichlich mehr Raum
bewältigen muss, in einem forschem Galopp an unserer Seite nebenher läuft. Auf
der Rennbahn macht sie so durchaus gewaltige Meter und wenn wir nach einer
knappen Stunden zu dritt in den Stall zurückkommen sind wir alle drei stets gut
gefordert und bewegt.
Tatsächlich hatten Pia und ich in den Tagen vor "Rodeo.2" ernsthaft über eine
Namensänderung für Deauville nachgedacht. Der Name "Deauville" war einfach nicht
passend für unser Glöckchen und "Glöckchen" schien uns zumindest als Rufname
sehr viel angemessener. Seit dem Paukenschlag jedoch war das Glockengeläut
ersteinmal in weite Ferne gerückt, Donnerhall oder Donnerschlag erschienen sehr
viel angemessener und die Ironie dieser Geschichte macht mich nun doch schon
wieder schmunzeln. Als Tochter des Don Schufro sind Donnerhall und Donnerschlag
naheliegende Bezeichnungen für legendäre verwandtschaftliche Grössen und doch
möchte ich behaupten, dass keiner dieser blutverwandten Granden seiner treffend
beschreibenden Namensgebung jemals so nahe gekommen ist, wie unser Glöckchen
Deauville das dieser Tage zelebriert hat. Wir werden sehen, inwieweit sie ihren
namensverwandtschaftlichen Grössen auch künftig das Wasser abgräbt. Das Zeug
dazu hat sie ganz sicher. In diesen 162 Zentimetern kleinen Pferd wohnt
gewaltige Grösse, und das nicht nur zwischen den Ohren.
Mittlerweile gibt sie also Tag für Tag beständig wieder das Glöckchen und wir
wollen hoffen, dass es dabei bleibt. Heute ist Pia dann erstmals longenfrei in
den Sattel geklettert und es war so ein Tag, an dem man einfach nur Freude hat
an dem roten Feger. Pia bat darum, die bunten Cavalettis zum traben aufzustellen
und unser Glöckchen tat zunächst einen beherzten Sprung darüber. Springen hatte
sie ja nun bereits gelernt, ihre Verwirrung war verständlich. Wir mussten ihr
also beibringen, dass man über Cavalettis auch traben kann und soll und wie
stellt man das am besten an bei einem Pferd, das gelernt hat auch einem
zweibeinigen Führpferd überall hin und drüber zu folgen?
Richtig.
Ich lief nebenher und gab das Führpferd im Trabe über die Stangen und siehe
da, das Glöckchen behielt seinen Takt an meiner Seite bei und trabte gekonnt mit
Pia über die Cavalettis!
Takt ist das Stichwort in diesem Zusammenhang und ich konnte nicht genug davon
bekommen, den beiden zuzusehen:
sichtbar ausdrucksvollen Takt entwickelt das Glöckchen mit zunehmender Kraft und
entsprechendem abfussen! Eine agile Beweglichkeit und Bewegungsfluss durch den
Körper hat sie immer ausgezeichnet, jetzt fusst sie darüberhinaus deutlich
akzentuierter ab und gibt den Taktometer, ähnlich wie Bunny das in ihrer
Bewegung auszeichnet. Pia war sichtlich angetan von dem Reitgefühl, und zurecht.
Einen gelungeneren Beweis für gutes Gerittensein eines jungen Pferdes gibt es
nunmal nicht als das spürbare Takt entwickeln und empfinden im Sattel und das
Cavalettitraben trägt offensichtlich das seine dazu bei. Die Cavalettis haben
wir heute ganz sicher nicht zum letzten Mal genutzt!
Nach einer entspannten Runde um die Wiesen nahm ich Pia unser "Glöckchen" ab und
war gespannt auf Teil zwei, das verladen üben. Den Anhänger hatte ich
mittlerweile vorgefahren und Silas stand bereits als Verladehilfe darin. Eine
Schüssel Hafer hatte ich ebenfalls in der Hand und eine ganz und gar aufgeregte
Deauville in der anderen - die sah nur die Schüssel Hafer und hatte grösste
Sorge, die könne an ihr vorbeigehen... Ich hatte mich darauf eingestellt,
Schritt für Schritt in den Anhänger zu gehen und dem jungen Pferd alle Zeit der
Welt zu geben, in Ruhe hinter mir her in den Hänger zu steigen. Seit ihrem
Einzug in Münster hat Deauville nicht mehr in einem Hänger gestanden und ich
hatte keine Ahnung, wie stark ihre Skepsis demgegenüber ausgeprägt war. Doch
meistens kommt es eben anders als man denkt, ganz besonders mit Deauville, denn
die ist immer gut für Überraschungen ...
Und so kam es, dass am Ende ich die Gejagte war und gar nicht schnell genug in
den Hänger kam mit einer Deauville am Strick, die einfach nichts anbrennen liess
und es geradezu eilig hatte und ruck zuck hinter mir herkam und neben Silas
stand, so schnell konnte ich die Haferschüssel gar nicht im Trog leeren... Da
stand sie nun, mein Glöckchen, entspannt neben Silas im Hänger und frass ihren
Hafer, als habe sie nie etwas anderes getan als in Anhänger zu steigen. Einmal
schob ich sie noch von der Rampe um den Einstieg ein zweites Mal und etwas
kultivierter zu gestalten und auch das war kein Problem. Ein vertrauensvolles
Jungpferd nennt man das wohl und wieder einmal kann ich nur schmunzeln
angesichts dieses kleinen roten Fegers.
"Verladetraining.1" erfolgreich abgeschlossen und wir werden sehen wie es dieser
Tage funktioniert, wenn das erste Mal eine Anhängerfahrt und ein fremder Platz
für das Glöckchen auf dem Programm stehen... Die Longe werden wir wohlweislich
dabei haben.
25.8.2014
Kein Glöckchen sondern gleich ein ganzes Schellengeläut gab Deauville heute bei
unserem ersten gemeinsamen Ausflug auf den Geländeplatz der Westfälischen Reit-
und Fahrschule. Pia und ich kamen aus dem Strahlen nicht mehr raus und hatten
einen riesen Spass mit den beiden Pferden. Und man darf wohl mit Fug und Recht
behaupten, dass auch die Pferde ihr Vergnügen dabei hatten. Silas wuchs über
sich hinaus, kaum dass wir den Geländeplatz betreten hatten und war nur schwer
davon abzuhalten, gleich engagiert loszubrausen!
Es begann bereits zu Hause mit dem Verladen, das in Rekordzeit vonstatten ging.
Pia staunte nicht schlecht als sie sah, wie selbstverständlich Deauville ganz
allein auf den Hänger marschierte und ich war gewaltig stolz auf das kleine
Pferd. In Handorf angekommen gaben die beiden, kaum vom Hänger runter, ein
Standbild der besonderen Art. Diszipliniert, keine Unruhe, keine Aufregung.
Silas erkannte vertrautes Terrain und war sichtlich zufrieden und wartete
aufmerksam und ruhig ab. Deauville tat es ihm nach und Pia staunte ein zweites
Mal - ich auch! Ein junges dreijähriges Pferd das erste Mal auf grosser Reise in
fremder Umgebung und sie zuckte nicht dem Ohr. Anbinden und Festhalten war nicht
nötig, die beiden gaben das kultiviert-routinierteste Standbild, das man sich
nur vorstellen kann.
So ist das wohl wenn Hänschen von Hans abguckt und lernt. Silas in seiner Rolle
als Vorbild ist einfach unbezahlbar.
die erste Skepsis gemeinsam überwinden
Wir waren gespannt wie es wohl auf dem Geländeplatz weitergehen sollte. Manch
ein Pferd, das zum ersten Mal auf diesen Platz kommt, ist beeindruckt und dreht
völlig auf. Ich hatte das oft genug erlebt und das durchaus auch bei älteren
Pferden, die so einen Platz noch nie gesehen haben. Pia wusste davon auch ein
Lied zu singen. Weshalb wir uns einig waren, dass ich Deauville zunächst nur als
Handpferd an Silas Seite alles in Ruhe zeigen wollte. Sollte sie dann aufgeregt
sein und womöglich Spannung aufbauen, konnten wir die im flotten Trabe aussen
rum gleich sinnvoll abbauen, auf ein paar Bocksprünge kam es dabei dann auch
nicht an.
Doch Spannung gab es nicht. Und bocken sowieso nicht. Das Glöckchen bockt nicht.
Deauville war beeindruckt und aufmerksam aber zu keinem Zeitpunkt aufgeregt. Um
es mit Pia's Worten zu sagen:
"Was für eine coole Nudel!"
Das erste Mal einen Wall erklettern, die erste Wellenbahn, das erste Treppchen
rauf und runter - easy!
Etwas kess meinte Pia, dann könne ich ja gleich auch mal das Wasser mit ihr als
Handpferd versuchen - ?
Das hatte ich uns eigentlich für bis zum Schluss unterm Sattel aufheben wollen,
falls treibende Hilfen benötigt würden. Aber irgendwie hatte die Idee ihren
Reiz.
Deauville stellte auch keine Fragen, kaum war Silas im Wasser marschierte sie
ganz selbstverständlich mit.
Als Pia dann nach einer Weile in den Sattel stieg hatte das junge Pferd
eigentlich schon alles gesehen und erkundet. Pia brachte es treffend auf den
Punkt:
"Einfach ein herrlicher Spielplatz für Pferde! Und für junge Pferde ganz
besonders!"
Und so machten wir uns daran, den Pferdespielplatz zu zweit im Sattel zu
erobern. Pia und Deauville nebendran und gern auch vorweg, wenn das junge Pferd
von sich aus zog war das genau richtig! Vertrauen mit der neuen Welt schaffen,
fördern und aufbauen. Ein paar kurze Galoppintervalle aussen rum und Pia und
Deauville lässig vorweg - Silas war "not amused"! Nur zu gern hätte er s e i n
Tempo vorgegeben! Er beschränkte sich auf ein paar übermütige Bocksprünge (die
das Glöckchen sich n i e leistet!) und wieder einmal war es die schönste
Erkenntnis, dass Buschreiterei einfach für alle Beteiligten den grössten Spass
bereitet - Pferdesport, wie man ihn leben sollte. Sportsgeist.
Ein paar winzige Sprünge luden dazu ein, auch ein dreijähriges Pferd seine
ersten Erfahrungen machen zu lassen und Pia war begeistert, wie
selbstverständlich Deauville kleine Baumstämme und Gatter nahm - ich auch! Erst
hinter Silas her, dann auch allein. Am Ende ausgiebig durchs Wasser traben und
dann gab Pia das sehr angemessene Schlusswort:
"Was kann man bloss mit einem dreijährigen Pferd schon alles machen! Das war
einfach das grösste und schönste, aber wir müssen jetzt wirklich aufhören, die
hat einfach alles gesehen und gemacht, was man in dem Alter überhaupt machen
kann. So schön!"
Leuchtendes Strahlen im Gesicht, wir waren alle beide schwerst begeistert und
die Pferde ganz offensichtlich auch mit sich und ihrer Welt zufrieden.
Entspannt zurück zum Auto und ein weiteres Mal bilderbuchverladen zweier Pferde,
die nebeneinander vor dem Anhänger standen und sich nicht vom Fleck rührten
während wir um sie herumwuselten. Strahlend zufriedene Heimfahrt. Das schönste
Reiten überhaupt und was hat das dreijährige Pferdchen heute nicht alles
gelernt!
... im flotten Trabe: Silas ist gut drauf!
... geht auch unterm Sattel ganz selbstverständlich!
... der erste Sprung
Pia strahlt!
29.8.2014
Von Vorbehalten und Überzeugungen und hell klingenden Glöckchen...
Es gibt sie, diese Vorbehalte, die trägt man einfach mit sich herum. Ein grosser
Freund von Cavaletti-Traben bin ich nie gewesen. Das mag daran liegen, dass ich
ohnehin kein Freund eintöniger Reiterei bin, mich meist auf dem Springplatz
tummle und dort immer gern einen kleinen Sprung mit einbaue, der den Rücken los
und darüberhinaus allen Beteiligten Laune macht. Die immerwährende Garantie für
einen durchgeschwungenen Rücken und mit ihm das beschwingteste Traben sowieso
beschert stets die Rennbahn nach einigen hundert Metern kontrollierten
Galoppierens.
Wozu also Cavalettis?
Und doch bin ich Pia's Bitte gern gefolgt, als sie in der letzten Woche erstmals
darum bat, die Cavalettis auf dem Dressurplatz zu nutzen. Versuch macht klug und
es ist immer spannend zu erleben, was so ein dreijähriges Pferdchen wohl daraus
macht. Nach wenigen Anläufen hatte Deauville verstanden, dass sie hier nicht
springen sondern traben sollte und machte ihre Sache bereits am ersten Tag nur
über zwei Cavalettis bereits hervorragend. Am zweiten Tag haben wir bereits auf
vier Cavalettis erweitert und ich war in der Tat sprachlos. Vorbehalte hin oder
her, der Ablauf im Trab veränderte sich sichtbar mit dem Training. Das hatte ich
nicht erwartet. Heute haben wir also das dritte Mal bewusst
Cavaletti-Training absolviert und zügig von zwei auf vier erweitert. Der grösste
Anspruch bei einem jungen Pferd, das einfach alles richtig macht, ist ganz
sicher ein sicheres Gespür für das Mass der Dinge. Mit ihren drei Jahren mag
Deauville reichlich Kondition haben (sie wird abwechselnd geritten oder geht als
Handpferd mit ins Gelände), der Kraft, die ein solches Training gerade einem so
jungen Pferd abfordert, sollte man sich allerdings sehr bewusst sein.
Weshalb wir auch heute nach ein paar Durchgängen zügig aufgehört haben.
Abgesehen davon, dass Deauville einfach mit traumhafter Sicherheit und
vorbildlicher Einstellung über die Cavalettis trabt, ist ihre Aktion über den
Stangen einfach bemerkenswert und sichtbar. Dehnung, Rücken und Hinterbein, ich
wüsste nicht wie man gezielter an einem solchen Gesamtpaket arbeiten könnte,
noch dazu in diesem jungen Alter. Mit leichter Anlehnung beginnt Pia und bemüht
sich im Verlauf, das Pferd mehr und mehr von der Hand zu bekommen. Fotos sind
nur eine statische Momentaufnahme und doch sieht man hier bereits einen feine
Veränderung vom ersten bis zum letzten Mal. Erneut attestiere ich Pia und
Deauville mit Überzeugung die "Zehn" für Gerittensein und Skala der Ausbildung -
besser geht es einfach nicht.
Und ich sitze über den Bildern und staune selber am meisten was dieses junge
Pferdchen uns doch lehrt. Und es lernt und lernt selber dabei in grossen
Schritten dazu. Unnütz zu sagen, dass Pia und ich uns von Tag zu Tag erneut in
dieses kleine Pferd verlieben - ein hell klingendes Glöckchen, und wer hätte
gedacht, dass ich einmal ein echter Freund von Cavalettiarbeit werde?
Cavalettitraben für das Lehrbuch und stets ein lose pendelnder Schweif dazu.
16.9.2014
Pia verbringt diese Woche in Warendorf am DOKR zu einem Lehrgang und
da bot es sich einfach an, sie dort zum gemeinsamen Ausritt zu besuchen.
Silas und Deauville waren ruckzuck verladen und als wir am DOKR ankamen gab die
junge Deauville erneut das Glöckchen.
Cool und unbeeindruckt stand sie neben Silas am Hänger und ebenso lässig ritten
wir los. Am Wasser war es erneut die dreijährige Deauville, die unbeeindruckt
reinmarschierte und Silas zeigte, was ein Führpferd ist - der zierte sich
nämlich gewaltig ob der Pfützen vor seiner Nase... Mitunter kann man einfach nur
staunen was dieses junge Pferdchen für ein unerschrockenes Selbstbewusstsein
entwickelt hat!
Unerschrocken ging es dann auch weiter:
zum klettern die Sandberge rauf und runter und durch den Wald bis an die Ems.
Hauptstrasse queren und Klettereien durch den dichten Wald, das Glöckchen legt
eine Routine an den Tag, die sie eigentlich noch gar nicht besitzen kann und man
möchte nicht glauben, dass dieses Pferdchen erst drei Jahre alt ist!
Unkompliziert und zügig standen beide Rösser nach zwei Stunden Welterfahrung
sammeln wieder auf dem Anhänger, Anhängerfahren scheint das Glöckchen mit der
Muttermilch aufgesogen zu haben. Zum Abladen haben wir inzwischen unser ganz
eigenes Konzept entwickelt. Silas hat wenig Verständnis dafür, stets als letzter
auf dem Anhänger warten zu müssen und irgendwie hat er auch recht. Weshalb nun
beide Pferde gleichzeitig und synchron schnurgerade die Rampe rückwärts
runterkommen und mir vor der Rampe die Strickenden höflich in die Hand reichen.
Es geht doch nichts über zwei guterzogene kultivierte Rösser, die mit nur einer
Hand zu bedienen sind ...
22.10.2014
Diese Woche hat Deauville den Stall in Münster verlassen und ist zurückgekehrt
auf den Hof Altepost. Die Reintegration in die Stutenherde verlief zügig und
problemlos, ihre neue Freundin ist eine französische Traberstute, die zumindest
aus Pferdesicht ein bisschen so aussieht wie Silas:
gross und schwarzbraun. Kein Wunder, dass die junge Deauville hier sogleich
vertrauensvoll angedockt hat! An der Seite ihrer ganz persönlichen Silas-Kopie
geniesst sie nun den Herbst im satten Grün und hat es sich redlich verdient.
Mit Deauville's Auszug aus Münster ist der Sommer 2014 nun endgültig vorbei und
ich kann es kaum glauben, dass mein fuchsbuntes junges Reitpferd bereits in vier
Monaten ein Fohlen zur Welt bringt!
Mit ihrem ausgeprägten Charakter und ihrer Menschprägung ist sie mir sehr ans
Herz gewachsen und hat unseren gemeinsamen Sommer zu einer facettenreichen
Erfolgsgeschichte gemacht. Das vierte selbstgezogene Stutfohlen unter dem
eigenen Sattel!
In den letzten Wochen habe ich sie oft selber geritten und das durchaus mehr,
als eigentlich geplant war. Das Wetter lud einfach dazu ein und Deauville und
ich haben zu einer vertrauten Routine gefunden. Auf der Stallgasse ganz
selbstverständlich in den Sattel klettern, sie steht wie eine Eins, die Zügel
auf den Hals legen und entspannt über die Stallgasse ins Freie reiten, auf die
Rennbahn und um die Koppeln herum im lockeren Trab, das Köpfchen nach vorwärts
abwärts und dann nimmt sie den Reiter mit, schwingend dynamisch und taktvoll.
Bahnschienen, Eisenbahn, Trecker, Mähdrescher, Schlepper, Düngewagen und
reichlich grosser Ernteverkehr auf den Feldwegen - alles kein Problem. Sie
funktionert wie Silas. Wenn es eng wird oder etwas Ungewohntes am Weg steht:
langer Zügel, eine Hand auf den Hals und einfach machen lassen. Aufgeweckt und
aufmerksam sucht sie sich ihren Weg und vermittelt niemals ein Gefühl von
Unsicherheit. Der Spätsommer hat uns ideale Bodenverhältnisse auf den Feldern
und der Rennbahn beschert, aber selbst wenn die Wege mal unter Wasser standen
trabt das Pferdchen unbeeindruckt und mit noch mehr gefühlt aufgewölbtem Rücken
durch die tiefen Pfützen - so muss sich das anfühlen, wenn Pia sie über
Cavalettis trabt!
Mein grosser Dank gebührt Pia, die einfach alles richtig gemacht hat im Sattel
von Deauville und den grössten Anteil an unserer fuchsbunten Erfolgsgeschichte
unter dem Sattel trägt. Diese Woche hat auch Pia sie dann ein letztes Mal auf
dem Dressurplatz geritten und man hatte den Eindruck, das Pferdchen wollte sich
bewusst nocheinmal von seiner allerbesten Seite zeigen - es war eine kleine
Demonstration von Durchlässigkeit und Tempoübergängen auf den Punkt wie aus dem
Lehrbuch. Pia und ich waren beide geradezu gerührt und haben diesen Abend als
gebührenden Abschluss von Deauville's sommerlichen Satteldasein gefeiert. Nun
wird unser Glöckchen also Mutter und nach unseren gemeinsamen sechs Monaten hier
in Münster blicke ich diesem Erstling meiner ganz und gar vertrauten
Fannietochter mit allergrösster Spannung und Freude entgegen.
2.3.2015
der kleine Zampano ...
Montagabend und Deauville war bereits zehn Tage über die Zeit. Sie trug schwer
an ihrem Erstling und man sah es ihr an. Fressunlust liess sie in den letzten
Tagen ihrer Trächtigkeit sichtbar einfallen und wir taten alles, ihr die Lust am
Futter zu erhalten. Am Ende war es das Billigmüsli aus dem Discounter, das sie
immerhin zeitweise an ihren Trog zurückbrachte, während sie jede Form
kostspieligen Luxusfutters verschmähte. Weshalb ich am Montagabend erneut als
Futterkurier mit einem Sack Discount-Müsli im Stall erschien und wieder lange
Zeit bei ihr in der Box verbrachte. Zuwendung tat ihr gut und sie nahm es gern
an, liess sich sanft den dicken Bauch massieren und immer wieder spürte ich die
kleinen Beben darin unter meiner flachen Hand. Es rumorte schon einige Tage
gewaltig in ihrem Bauch, mitunter sah man eine dicke Beule vom Kopf oder Fuss
des Fohlens in ihrer Flanke pochen und ich hätte ihr so gern geholfen, diese
Last nun endlich loszuwerden.
Ich hatte mich gerade wieder auf den Heimweg gemacht, als das Telefon schellte:
Es war Stutenfee Ingrid, und ich sollte doch besser gleich wieder umkehren,
Deauville stehe im Schweiss und es schiene nun endlich los zu gehen.
So war es dann auch.
Flach im Stroh liegend presste das Pferdchen was das Zeug hielt, Vorderbeine und
ein Teil des Fohlenkopfes waren bereits sichtbar. Stutenfee Ingrid und
Stutenvater Gregor halfen mit jeder Wehe ein Stückchen mit und endlich war das
ganze grosse Fohlen da - schwarzbraun und hochweisse Beine, es leuchtete
geradezu strahlend weiss aus dem tiefen Stroh und Deauville lag erschöpft davor,
den Kopf noch immer im Stroh. Beklommen stand ich daneben, von Erleichterung
zunächst keine Spur.
Das langbeinige nasse Bündel glänzte aus der Nachgeburt heraus und schien sich
unendlich ins Stroh zu erstrecken:
Leuchtend weisse Fühler und ein dunkel glänzender Leib dazu. Reglos. Dann
schüttelte sich plötzlich der nasse Kopf mit der langen Blesse und zwei lange
Öhrchen wirbelten durch die Luft. Zügig zappelte sich das neugeborene
Pferdekind, noch halb in der Nachgeburt verborgen, in eine aufrechte Position,
die Ohren gespitzt, den Blick nach vorn zur Mutter gerichtet. Mit einem Ruck
winkelte es die Vorderbeinchen an und reckte sich auf so gut es ging, den Kopf
auf die angewinkelten Vorderbreine gestützt. Die Metamorphose vom einen ins
andere Leben und ein Bild für die Götter dazu, den Kopf mit den gespitzen
Öhrchen auf die Vorderbeine gestützt!
Plötzlich tönte ein tiefschrilles, geradezu herausforderndes Wiehern aus dem
recken nassen Bündel, der Kopf noch immer hoch auf die Vorderbeinchen gestützt -
ein kleiner Zampano... und dieser Ton kam offensichtlich von einem Hengst, ein
richtiger kleiner Hengst, keine Frage!
So begrüsste uns der neue Erdenbürger.
Eine Szene, wie sie kein Drehbuch eindringlicher beschreiben könnte.
Mittlerweile hatte Deauville, noch immer flach im Stroh liegend, den Kopf
erhoben und sah sich mit gespitzen Ohren nach ihrem Fohlen um. Sichtlich
verwirrt und völlig erschöpft, noch immer.
Und wieder war es einer von diesen Momenten, wie sie einem immer im Gedächtnis
bleiben werden:
Zwei Paar gespitzte Ohren aus einander zugewandten Pferdeköpfen und zwei
eindringliche Blicke, die sich begegnen - erwartungsvoll der eine, noch gänzlich
verwirrt der andere. Mutter und Sohn.
Langsam wich meine Beklommenheit. Das hier war einfach einzigartig schön. Doch
es dauerte noch eine Weile, bis Deauville selber auch wieder auf die Füsse kam.
Zeitgleich setzte der kleine Zampano ebenso zum ersten aufstehen an. Immer
wieder flutschte ihm dabei auch seine rote Zungenspitze aus dem kleinen Mäulchen
und der junge Hengst gab ein hinreissendes Bild ab. Offensichtlich übte er
bereits Saugreflexe im Nichts und ich konnte mich nicht zurückhalten, ihm den
Finger auf die rote Zunge zu legen. Instinktiv saugte er sich auch sogleich
heftig daran fest. Heftig. Tatsächlich hatte ich bis dahin gar nicht gewusst,
dass neugeborene Fohlen bereits über deutlich ausgeprägte rudimentäre
Backenzähnchen verfügen ... Zeit, dass der junge Bursche ans Euter kam!
So schnell habe ich selten ein Hengstfohlen auf die Beine kommen sehen und es
dauerte nicht lange, da hatte auch Deauville ihre Mutterrolle begriffen und ging
völlig darin auf. Was für eine treusorgende junge Stute!
Still blieb sie neben uns stehen als wir Hilfestellung leisteten, das eifrig
suchende Fohlen passend an ihrer Flanke zu rangieren. Ein paar Mal purzelte er
uns dabei noch ins Stroh und musste sich von Anstrengungen der ersten
Aufstehversuche erholen. Deauville blieb ergeben und reglos stehen um nur den
wesentlichen Moment des Andockens nicht zu versäumen. Dabei hatte sie selber
noch sichtbar unter Nachwehen zu leiden, scharrte und wälzte sich - doch kaum
hatte das Fohlen wieder Fuss gefasst stand sie bereit. Reglos, ganz ihrer
neugefundenen Mutterrolle ergeben und gar nicht wissend, was sich da eigentlich
abspielte. Die junge Stute diesen sichtbar ausgeprägten Mutterinstinkt leben zu
sehen rührte mich tief.
Das sind sie, diese Momente, die machen mich einfach ticken. Ein junges Pferd,
das mir in unserem gemeinsamen Sommer in Münster mit all seinen ausgeprägten
Eigenheiten so sehr ans Herz gewachsen war, Vertrauen miteinander und
zueinander, und ich war einfach dankbar, hier als Dritte im Bunde Mutter und
Sohn bei ihren ersten gemeinsamen Schritten zur Seite stehen zu können und sie
liess es sich gern gefallen.
Als das Fohlenmäulchen endlich das Euter gefunden hatte und heftiges Schmatzen
durch die Böx tönte, ging ein sichtbares Aufatmen durch Deauville - die erste
echte Entspannung für die junge Stute nach der anstrengenden Geburt. Sie hatte
es sich so sehr verdient.
Es war der schönste Moment.
Mehr konnten wir für die beiden nicht tun.
Zufrieden und erleichtert überliessen wir Mutter und Sohn sich selbst und ihrer
wohlverdienten Ruhe.
Am nächsten Morgen begrüsste der kleine Zampano mich bereits erwartungsvoll und
keck neben seiner Mutter stehend in der Box - und Deauville frass entspannt ihr
Discount Müsli. Gott sei Dank. Einen Sack knackiger Futtermöhren für die junge
Mutter hatte ich im Gepäck und auch die nahm sie gern an. Das wohlfeil
untergemischte Superstutenfutter jedoch sortiert sie noch immer fein säuberlich
aus. Stutenfee Ingrid ist allerdings zuversichtlich, dass wir sie alsbald davon
überzeugen können auch wieder konsequent "teuer und werthaltig" zu fressen. So,
wie man das von den Sprösslingen meiner Fidermarkschen Stutenfamilie gemeinhin
gewohnt ist:
mit ausgeprägtem Appetit und Futterneid ...
Ich will ihre Zuversicht nur zu gern teilen.
Deauville hat eine Menge aufzuholen.
Der kleine Zampano dagegen strotzt vor Kraft und Übermut und es war an der Zeit
für den ersten kurzen Hofgang. Die kurze Regenpause galt es zu nutzen!
Agil trabte er neben seiner Mutter auf dem Hof neben uns daher und es war die
helle Freude, das junge Fohlen bei seinen ersten Trabtritten zu erleben.
Zurück im Stall gab es reichlich Krabbeleinheiten für Mutter und Sohn, es sind
nunmal die ganz banalen Dinge im Leben, die die grösste stille Freude bereiten:
Putzen! Verzückt verzog Deauville das Schnütchen, ganz so, wie sie es zu ihrer
Zeit in Münster immer tat, wenn ich ihre Lieblingsstellen fest rubbelte. Der
aufgeweckte kleine Sohn stand neugierig daneben und beäugte unser Tun. Ein
festes Rubbeln für die Mutter - ein leichtes erstes Rubbeln für das Fohlen. Es
dauerte nicht lange und er fand echten Gefallen an dieser Beschäftigung und
verzog das kleine Schnütchen ebenso verzückt wie seine Mutter.
Die ersten Tage im Leben eines jungen Fohlens - unbezahlbar!
23.4.2015
Entspannter Hofbrenntermin mit herzerfrischendem Brennmeister aus Vechta!
Zampano und E.J.Junior
tragen nun das "O" auf dem Popo und Deauville ist im Hauptstutbuch zu Oldenburg
eingetragen.
Etwas verwirrt war ich, als der herzerfrischende Brennmeister seinen
umfangreichen Merkmalkatalog zückte, um die junge Mutter den neuen Anforderungen
entsprechend einzutragen - "lineare Beschreibung" heisst das neue Zauberwort der
Zukunft und ich bin gespannt, was dabei wohl herausgekommen ist...
Der herzerfrischende Brennmeister jedoch stürzte mich von einer Verwirrung in
die nächste als er darauf beharrte, dass Deauville nach oldenburgisch gepflegtem
Gusto nun aber auch einen Namen mit "F" (nach der Mutter) tragen müsse...
Wie nennt man ein Stutchen nach "F", das drei Jahre lang als Tochter des Don
Schufro den Namen "Deauville" vor sich her trug und dann dreijährig im
gemeinsamen Sattelsommer letztes Jahr meist als "Glöckchen" referenziert wurde?
Einer spontanen Eingebung folgend machte ich das Beste aus allen gegebenen
Referenzen und so kam es, dass Deauville künftig im Stutbuch Zucht überaus
kreativ als "Fannie Bell" geführt wird - der herzerfrischende Brennmeister war
sehr zufrieden.
Ich auch!
21.9.2015
Fabrice hat ihre Sommerresidenz in Münster heute verlassen und ist wieder bei
Stutenfee Ingrid eingezogen. Im Gegenzug hat Deauville nun ihre Box in Münster
bezogen um langsam wieder an das Reitpferdedasein gewöhnt zu werden. Auf
ausdrücklichen Wunsch von Stutenfee Ingrid war Silas mit von der Partie, der
inzwischen bei jedem Stutentausch eine durchaus tragende Rolle spielt. Und
Stutenfee Ingrid hatte wieder einmal Recht.
Als
ich auf die Tenne kam bot sich mir ein putziges Bild:
Rechts und links hatten Fannie und Deauville ihre Box bezogen, in der Mitte
standen E.J.Junior und Zampano in ihrem eigenen Reich - eingerahmt von ihren
Müttern, aber eben doch für sich bereits über Nacht abgesetzt. Die Fohlen waren
aufmerksam, aber nicht aufgeregt.
Dieses Arrangement sorgte dafür, dass es keinerlei Stress gab, als Deauville zu
Silas in den Hänger stieg. Zampano hatte seinen Kumpel E.J. an der Seite und
rief nicht nach seiner Mutter, und Muttern war sofort auf Silas fixiert und rief
nicht nach ihrem Fohlen.
Fannie ist es also, die von nun an zu dritt ihren Weidegang in der Stutenherde
pflegt: mit E.J.Junior und Zampano an dessen Seite.
Stressfreies Absetzen von Müttern statt der Fohlen, wieder einmal.
Zampano ist mit seinen gut sechs Monaten nun das erste Fohlen in der Herde ohne
Mutter und wird gut damit zurecht kommen.
In Münster angekommen ging Deauville sofort an Silas' Seite auf die Wiese und
mein bewährter Frauenversteher sorgte dafür, dass ihre Aufregung sich in Grenzen
hielt. Die nächsten Tage steht dann wieder Handpferdereiten auf dem Programm um
Deauville einzugewöhnen. Ich bin gespannt, ob das junge Pferdchen sich noch an
sein Satteldasein erinnert...
Deauville ist wieder da!
3.10.2015
Der Spätsommer meint es gut mit uns und erlaubt dem jungen Pferdchen
ausgiebig entspannte Weidezeit an Silas' Seite in Münster. Ich wollte es langsam
angehen lassen und ganz von vorn beginnen mit Deauville's Arbeit unter dem
Sattel und das Pferdchen dankt es mit einem vorbildlichem Einstand.
Die ersten Tage entspannt und frei in der Box ohne Halfter und anbinden erneut
an Sattel, Decke, Gurt und Trense gewöhnen, die ersten Male entspannt auf der
Stallgasse in den Sattel klettern und sich einfach nur auf und ab führen lassen.
Immer wieder schön, wenn dann Burkhard gern zur Seite steht und nach Feierabend
wertvolle Helferdienste leistet. Das hat schon im letzten Jahr beim anreiten
wunderbar funktioniert, das war auch in diesen Tagen nicht anders.
Danke, Burkhard!
Der nächste freiwillige Helfer war dann Daniel, der sich sofort bereit erklärte,
nach Feierabend in Silas' Sattel zu steigen und als Führpferd vorweg mit uns um
die Rennbahn zu reiten. 'Vorweg' waren Daniel und Silas allerdings nur zu
Beginn. Meist dauert es nicht lange und Deauville übernimmt engagiert die Tete
und grummelt und schnaubt dabei entspannt vor sich hin. Und ich staune jedes Mal
wie das kleine Pferd es schafft im entspannten Schritt Silas' die Meter
abzunehmen. Silas ist gut zehn Zentimeter grösser und verfügt über einen
Schritt, den die alten Lehrbücher noch wahrhaft 'räumend' definieren. Von
Raumgriff in Trab und Galopp ganz zu schweigen. Und doch gestaltet auch der
lockere Trab an Daniel's Seite sich ähnlich. Nachdem Deauville zügig
zurückgefunden hat zu ihrer natürlichen Balance unterm Sattel trabt sie lässig
und mit lose pendelndem Schweif nebenher und fällt auch von sich aus schonmal in
Galopp. So soll das sein.
Kein Druck und kein störender Einfluss von oben, ich muss nur ruhig im Sattel
sitzen, lass die Hand stehen und das Pferdchen machen. Herrlich!
Danke, Daniel!
Nun war es selbstverständlich, dass ich Deauville selber wieder in
die erste Arbeit nahm. Ich wollte sicher sein, dass das Pferdchen nach einem
ganzen Jahr Stutenherde und Mutterdasein wieder genau da angekommen war, wo wir
im letzten Jahr mit Pia im Sattel aufgehört hatten. Allerdings hätte ich nicht
gedacht, dass es so schnell geht.
Zeit, sich nach dem nächsten freiwilligen Helfer umzusehen, der das Pferdchen
professionell fördert, so wie Pia das im letzten Sommer einfach vorbildlich
getan hat.
Genau so sollte es weitergehen.
Pia hat ihre Ausbildung im Stall Klimke inzwischen mit Auszeichnung - wie nicht
anders zu erwarten - abgeschlossen und es tat mir bitter leid, sie gehen zu
sehen. Und doch ist es wieder Stall Klimke, der mit perfekter Hilfe zur Seite
steht. Als ich Philipp fragte, ob er Lust hätte Pia's Part in Deauville's Sattel
zu übernehmen, erklärte er sich gern und sofort dazu bereit. Ich war begeistert!
Philipp ist ein feinfühliger Ästhet im Sattel und nicht ohne Grund aktuell auf
dem Bundeschampionat als
erfolgreichster Azubi für seine sportliche Leistung ausgezeichnet worden.
Als
Philipp diese Woche erstmals in Deauville's Sattel stieg, war ich also sehr
gespannt. Zweifelsohne war ich von uns Dreien diejenige, die am meisten
aufgeregt war. Im Stall, so wie Deauville es gewohnt ist, stieg Philipp behutsam
in den Sattel und gemeinsam zogen wir zunächst in die Halle. Ein paar Runden im
Schritt zunächst, dann hatten die beiden sich aufeinander eingefummelt und ich
liess Philipp machen, was sein Bauchgefühl ihm sagte. Gestaunt habe ich dann,
als er das Pferdchen vom Fleck weg in einer konstanten runden Anlehnung unter
sich hatte und die beiden dynamisch ihre Runden um mich herum zogen. Das hatte
ich so ganz und gar nicht erwartet. Auf der Rennbahn mit Führpferd geradeaus
natürlich schwungentfaltend Geraderichtung entwickeln ist eine Sache. Das selbe
in begrenzter Umgebung auf 20 und 40 Meter im Hallenviereck ebenso abzurufen,
eine ganz andere. Tatsächlich musste ich Philipp eher bremsen, nicht gleich zu
viel zu machen. Es ist keine zwei Wochen her, da stand das Pferdchen noch mit
Fohlen bei Fuss in der Stutenherde....
Ein vielversprechender Einstand einer neugefundenen Pferd- und Reiterpaarung und
ein Philipp, der sich sichtlich wohl im Sattel fühlt:
"Die ist ja so weich zu sitzen und nimmt einen richtig schön mit!"
Ich war beseelt. Wieder einmal.
21.11.2015
Wenn es schnell geh'n soll, nimm dir Zeit...
Es gibt sie, diese alten Weisheiten, die sollte man einfach beherzigen. Vor
allem wenn es um junge Pferde geht.
Als Philipp Anfang Oktober das erste Mal in Deauville's Sattel sass lief es
richtig gut - viel zu gut. Und wir hätten es beide besser wissen sollen. Wir
waren davon ausgegangen, dass wir ganz von vorn wieder mit dem jungen Pferd
anfangen müssen, doch das Gegenteil schien der Fall. Tatsächlich konnte Philipp
genau da weitermachen, wo Pia ein Jahr zuvor mit Deauville's Training aufgehört
hatte. Konstante Anlehnung und vom Fleck weg schwungvolles Abfussen und ein
sichtbar über den Rücken schwingendes Pferd mit locker pendelndem Schweif.
Deauville hatte nichts verlernt und wir waren geradezu euphorisch!
Mit der selben Euphorie stieg Philipp tags drauf erneut in den Sattel, zwei Tage
später wieder. Es dauerte nicht lange, da wurden die "vom Fleck weg" guten
Phasen immer kürzer und das Pferd baute sichtbar ab. Kurz drauf kam der Tag, als
es nach dem aufsitzen "vom Fleck weg" in die Hose ging. Ungeregelt, unwillig,
gegen die Hand, das ganze Pferd war ein einziges Nervenbündel und ich war
schockiert. Und wie das so ist, als erstes sucht man den Fehler beim Pferd. Alle
möglichen üblen Gedanken schossen mir durch den Kopf, welches Problem Deauville
da wohl in ihrem Rücken haben mochte und ich war schon gedanklich auf dem Weg
mit ihr zur Klinik. Röntgen, dachte ich, sei eine gute Idee.
Bis ich auf die naheliegende Erklärung kam und den Fehler bei mir suchte. Ob es
wohl sein könnte, dass wir es einfach übertrieben und das junge Pferd schlicht
überfordert hatten? So ein Rückenmuskel trägt nunmal nicht von Natur aus sondern
benötigt seine Zeit. Ein vierjähriges Pferd, das bis vor kurzem noch ein Fohlen
bei Fuss geführt hat und ein Jahr lang nur auf der Wiese stand, ist muskulär ein
rohes Pferd und nicht anders zu beanspruchen, wie ein rohes dreijähriges Pferd.
Weshalb ich beschloss, das Reiten zunächst einzustellen und dem Pferd rückenfrei
zu geben. Die Tragkraft des Rückens allerdings musste gefördert werden und zwar
konsequent. Zähneknirschend entschied ich mich daher für Longenarbeit über
Cavalettis. Ich bin kein Freund von Longieren wegen der nicht artgerechten
Dauerbelastung auf meist viel zu enger Kreisbahn. Doch irgendwie musste ich an
den Rückenmuskel und das geht nur in konsequenter ausgebundener Arbeit mit dem
Kopf vorwärts abwärts damit der Rücken überhaupt erstmal hochkommt. Und also
stand von dem Tag an tägliche Longenarbeit über Cavalettis auf dem Programm.
Zunächst auf dem grossen Springplatz, der uns so viel Raum bot, dass ich in
weiten Bahnen mit ihr meine Kreise über den Platz zog und immer wieder
Cavalettis im Schritt und Trab einbaute.
Eine gute Woche später sass Phillip erstmals wieder im Sattel und wir waren
beide gespannt, was uns erwartete. Siehe da:
Der Erfolg war sichtbar! Vom Fleck weg trabte Deauville wieder schwungvoll und
dynamisch unter ihm daher! Allerdings waren wir nun sensibilisiert und als sie
nach einer Weile erneut ein paar ungeregelte Tritte zeigte und auch mal gegen
die Hand schlug war klar:
Die Kraft lässt nach, wir hören auf. So ein Rückenmuskel ist nunmal kein
Stahlseil und wir haben das auf die harte Tour gelernt und es fuchste mich noch
immer gewaltig, so dumm gewesen zu sein.
15 Minuten Arbeit unter dem Sattel reicht, vor allem wenn ein Pferd dabei von
Anfang so gut mitmacht wie Deauville das tut.
Weitere fünf Tage longieren über Cavalettis und erneut ein Satteltest:
Die zufriedene Arbeitsphase war bereits sichtbar länger und wir wussten, wir
waren deutlich auf dem richtigen Weg.
Unser Programm lautet von nun an:
2 Mal die Woche Reiten reicht und immer 2-3 Tage sattelfreie dazwischen. Jeden
reitfreien Tag habe ich sie abends über Cavalettis longiert, von Woche zu Woche
konnte Philipp dem Pferd in der Sattelarbeit mehr abverlangen. Sichere
Übergänge, sicheres Halten aus dem Schritt und Trab bei guter Anlehnung,
Durchsprung in der Galoppade fördern und erhalten und immer wieder dauerhaft
Zügel aus der Hand kauen lassen. Deauville war nicht wiederzuerkennen und
schnurrte taktvoll mit der Nase am Boden daher. Genau so, wie sie es an der
Longe jeden Tag bereits nach wenigen Minuten tut.
Dieses Pferd hat "Rücken" und mittlerweile reichlich davon! Sie trägt!
Nach wie vor sind wir sensibilisiert und achten sehr darauf, sie nicht zu
überfordern. Wir haben unsere Lektion gelernt und es ärgert mich noch heute,
dass es überhaupt so weit gekommen war. Wenn es schnell gehen soll, nimm dir
Zeit.
So einfach ist das.
Ende November enstanden dann diese Fotos unter dem Sattel und sie zeigen ein
sichtbar rundes und zufriedenes Pferd, das deutlich ausgelegt und mehr Partien
bekommen hat. Rücken eben. Und so funktioniert sie auch.
Philipp kann sie mittlerweile einstellen wie ein Zieharmonika, tief nach unten,
lange Nase, Nase an der Senkrechten und auch mal etwas höher im Genick. Das
ganze funktionert im Leichttraben und so soll das auch erstmal sein. Takt und
Anlehnung sind der einzige Massstab, mittlerweile arbeiten die beiden an der
konsequenten Geraderichtung.
Die bunten Cavalettis auf dem Dressurplatz bieten immer willkommene Abwechslung,
auch im Dressursattel (Philip ist Buscheiter im Herzen, da sieht man grosszügig
über ein langes Sattelblatt hinweg.) Zur Grösse: Philip misst 1,86 m. Da sieht so ein Pferd schonmal etwas kleiner aus als es ist.
Wahre Grösse allerdings zeigt sich im Kopf und davon hat Deauville reichlich.
Die zunächst dunkel anmutenden Winterabende in der kleinen Halle, in die wir nun
Tag für Tag zu unsere gemeinsamen Longenarbeit nach Feierabend einzogen, wurden
plötzlich zu ungeahnten Lichtblicken, wie ich es selber nie für möglich gehalten
hätte, denn dieses Pferd hat einfach Geist.
Eines Abends im Dezember stand Deauville ausgebunden neben mir zum Handwechsel,
ich wollte die Longe wechseln und hatte den Longenkarabiner noch in der einen
Hand, die Peitsche in der anderen. Das Pferdchen war der Meinung, wir seien
bereits fertig "angehakt" und marschierte los. Frei und ohne Longe schritt sie
in sauberen Kreisbahnen um mich herum und ich staunte nicht schlecht. Sie
reagiert brilliant auf Gesten und Stimme, wir haben mittlerweile unsere eigenen
Gesten und Kommandos entwickelt zum "raus" und "weiter raus" und auch ""rein"
und "näher rein". Kreisbahn variieren funktioniert aus dem Eff-Eff, Tempiwechsel
auch. Und so liess ich sie bei ausgestreckter Peitsche frei und ohne Longe
antraben - ausgestreckte Peitsche heisst "raus" und äussere Kreisbahn. Siehe da,
sie trabe auf der äusseren Kreisbahn um mich herum und ich traute meinen Augen
nicht, sie nahm zielstrebig Kurs auf die Cavalettis an der offenen Zirkelseite
und trabte sicher darüber!
Runde um Runde zog sie unbeeindruckt ihre Bahn über die Cavaletties und als ich
ihr mit der Hand eine Wink gab zum "näher rein" verkleinerte sie den Zirkel und
trabte vor den Cavalettis um mich herum. "Raus" und gestreckte Peitsche,
schwupps wurde der Zirkel grösser und sie trabte wieder über die Cavalettis. Ich
traute meinen Augen nicht.
Peitsche auf den Boden deuten und sie drehte bei und kam zu mir, so wie sie das
gelernt hat.
Da stand sie nun zufrieden kauend vor mir und harrte der Dinge. Ich war ganz und
gar gerührt von meinem pfiffigen kleinen Pferdchen, das ganz offensichtlich auch
ohne Longe auf reine Gesten und Stimme ganz genau wusste, was zu tun war.
Von dem Tag an hatte ich immer eine Handvoll Leckerwürfel in der Tasche und DAS
hatte sie ruckzuck raus! Leckerwürfel abholen, beidrehen, ab gings auf die
andere Hand! Ich konnte es gar nicht fassen!
Am nächsten Tag wollte ich ausprobieren, ob sie das wohl auch im Galopp ohne
Longe beherrscht und stellte zwei einzelen Cavalettis auf gegenüberliegend
Hufschlagseiten eines Zirkels. Im Schritt und Trab war das gar kein Problem, der
freie Zirkel verlor lediglich an Rundung weil sie nach den Cavalettis die Kurve
zur offenen Seite deutlich später einleitete. Dann gab ich das Kommando zum
Galopp und brav galoppierte sie in grossen freien Runden über die Cavaletties
und zog ihre Bahn. Kommando zum Trab und dabei lief ich auf der Mittellienie in
den unteren Zirel. Deauville behielt ihre Kreisbahn um mich herum bei und folgte
mir brav um mich herum trabend auf den anderen Zirkel, wo sie weiterhin ihre
Bahnen um mich herum zog. Peitsche auf den Boden deutend und schwupps stand sie
bei mir. Zufrieden kauend als sei es das selbstverständlichste auf der Welt,
dass ein Pferd auch ohne Longe all das absolviert, was manch einer selbst an der
Longe nur sehr ungern oder gar nicht tut.
Ich war ganz und gar gerührt von meinem pfiffigen coolen Pferd!
Seither bauen wir stets longenfreie Arbeitsphasen über die Cavaletties in
verscheidenster Anordnung mit ein und es ist jedes Mal eine helle Freude, dieses
Pferdchen so selbstverständlich seinen Job machen zu sehen!
Mittlerweile war ich inspiriert und überlegte, was man ihr sonst noch so
beibringen könnte. Rückwärtsrichten schein mir eine gute Idee.
Weshalb ich eines Abends eine Gerte in den Zirkel legte. Als sie nach ein paar
Handwechseln wieder einmal bei mir stand stellte ich mich vor sie und klopfte
mit dem Gertenkopf auf ihr Vorderbein. Etwas zögerlich fusste sie zurück, loben,
klopfen auf das andere Bein, erneutes rückfussen, loben, klopfen auf das andere
Bein, rückfussen, loben. Es dauerte nicht lange und sie marschierte auf
Gerteklopfen schnurgerade rückwärts bis das Kommande zum halten kam. Dann ging
ich selber ein paar Schritt rückwärts von ihr weg und bedeutete ihr, wieder vor
zu kommen. Ohne zu zögern marschierte sie auf mich zu und stand bei mir. Gelernt
ist eben gelernt. Dafür gabs den Leckerwürfel. Dann erneutes Gerteklopfen auf
das Bein, schwupps, marschierte sie rückwärts bis das Kommando zum halten kam.
Auf Kommando wieder vor zu mir und Leckerwürfel. Bei jedem Handwechsel
absolvierten wir nun unser neues kleines Kunststück und ich musste nur darauf
achten, dass sie nicht schon rückwärts lief bevor ich das Kommando dazu gab. ...
und sorgfältig die Leckerwürfel in der Tasche abzählen ....
Und wieder war ich ganz und gar gerührt von meinem pfiffigen Pferdchen.
9.4.2016
Deauville ist auf dem Krüsterhof eingezogen!
Bunny ist wieder daheim in Münster und Deauville hat ihre Box im Stall Hinnemann
bezogen. Marina und Deauville haben sich bereits prächtig zusammengerauft, man
könnte auch sagen: gesucht und gefunden... die beiden kapriziösen Damen passen
hervorragend zusammen und ich hatte meine grösste Freude an unserer ersten
gemeinsamen Fotosession, und das nicht nur des fantastischen Wetters wegen!
Mein grosser Dank gilt Philip Wessling, der es mit seinem hervorragenden Beritt
in den letzten Wochen und Monaten überhaupt erst möglich gemacht hat, dass
Marina und Deauville vom Fleck weg solche Eindrücke abliefern - Danke, Philip!
Mit einem kecken Grinsen zog Marina heute morgen auf einem blinkenden
Dunkelfuchs an mir vorbei und ich musste zweimal hingucken, um darin mein
eigenes Pferd zu erkennen. "So sieht die aus wenn sie sauber ist!"
Ich musste herzlich lachen. Keine Frage, mittlerweile weiss Deauville auch was
eine Waschbox ist.
Als ich mein Pferdchen auf dem Krüsterhof abgeliefert hatte, hatte Marina
wohlbedacht gleich die richtigen Fragen gestellt:
"Kennt die eine Decke? - Waschbox? - Gamaschen? - Nasenriemen? ... Oh! Sie kennt
einen Nasenriemen? Na, dann ist sie ja schon deutlich weiter als Bunny das
damals war..."
Immer wieder schön!
14.5.2016
Der erste Turnierstart für Deauville und das Ganze war durchaus von Nostalgie
geprägt:
Zum Turnier in der Nachbarschaft bot es sich an, einfach mal "rüber zu reiten",
ganz wie in alten Zeiten. Die Idee war verlockend und wurde gleich mit fünf
Pferden aus dem Stall in die Tat umgesetzt. Ich fuhr mit dem Fahrrad nebenher
und hatte meinen grossen Spass neben der aufgekratzten Deauville in Wald und
Flur und Marina sass mit einem breiten Grinsen auf dem kleinen Pferd, das ob
seiner Aufregung gleich eine ganze Handbreit grösser wurde. Alles ganz so, wie
es früher einmal üblich war, und alle radelten mit. Selbst der Chef hatte seinen
Spass an der Sache, wenn auch etwas von der Not getrieben. Allein daheim
zurückgelassen stellte er plötzlich fest:
Niemand war mehr da, selbst die Küche war verwaist und wenn er etwas essen
wollte, musste er sich notgedrungen ebenso auf's Rad schwingen ... Mit etwas
Verspätung also, dafür mit einem breiten Grinsen im Gesicht, traf auch der Chef
dann radelnd auf dem Turnierplatz ein und sammelte seine Schäfchen um sich. Wir
hatten unseren Spass!
Den etwas undankbaren Startplatz gleich in der ersten Gruppe in einem Feld aus
30 Startern nahm Marina gelassen hin. Es sollte in erster Linie Erfahrung sein,
die Deauville hier sammeln sollte, alles Weitere würde sich zeigen. Eine
aufgeregte Deauville hatte sich nach dem Ritt durch die Nachbarschaft auf dem
Abreiteplatz sichtbar gesammelt und gab ein tolles Bild ab unter Marina. Ich war
mächtig stolz auf mein patentes kleines Pferd! Schwungvolle Dynamik und einfach kein Vorbeigucken möglich an dem Pferdchen - so
stellte ich mir das vor!
Den Richtern gefiel es ebenso, die Fussnote im Protokoll attestierte ein "gut
veranlagtes Dressurpferd auf dem richtigen Weg, das sich heute im Schritt noch
ablenken liess." Dem war nichts hinzuzufügen, dieses Schicksal teilte Deauville
heute mit vielen unerfahrenen Pferde vor der anregenden Zuschauerkulisse. Die
wenigsten dieser Pferde sind jedoch erst seit zwei Monaten im konsequenten
Training. Als letzte unter den rangierten Teilnehmern rutschten Marina und
Deauville dann noch mit in die Platzierung und selten habe ich mich so sehr über
eine grüne Schleife gefreut wie über diese! Mit viel Stolz in der Brust habe ich
das bunte Stück Papier heute auf dem Weg zurück nach Hause auf dem Amaturenbrett
vor mich hergefahren und diesen Ehrenplatz wird die Schleife auch behalten.
Danke, Marina, wieder einmal! Ich bin stolz auf euch und das habt ihr -wieder
einmal- ganz grossartig gemacht!
21.5.2016
Pia und Deauville werben für die
Martin
Plewa Akademie!
"Ausbildungsphilosophie" lautet das Thema auf der neuen Webseite von Martin
Plewa, in dem Pia und Deauville bei ihrem ersten
gemeinsamen Wasserdurchritt anschaulich um die Wette strahlen. Deauville war
damals gerade drei Jahre alt, als wir mit ihr zu Martin Plewa in die Westfälischen Reit-
und Fahrschule fuhren. Für erste spielerische Geländeerfahrungen ist ein Pferd
nie zu jung. Der Kontext, in dessen Zusammenhang Pia und Deauville daher nun für
die Plewa Akademie
strahlen, könnte wahrlich nicht besser gewählt sein. Er spricht mir aus dem
Herzen:
Nur eine dem individuellen Pferd angepasste Ausbildung kann harmonisch
verlaufen und zu einer feinen und leichten Kommunikation zwischen Mensch und
Pferd führen, die das Zusammensein mit dem Pferd zur wirklichen Freude macht.
Jegliche Verbissenheit oder Ausübung von Druck auf das Pferd ist zu vermeiden;
das Pferd soll zur freiwilligen und freudigen „Mitarbeit“ motiviert werden. Wenn
man als Reiter diese Bereitschaft fördert und ihr Ergebnis spürt, kommt die
erwünschte Harmonie zustande. Ein Reiter, der auf dem Pferderücken keine Freude
verspürt und nicht lächelt, hat die falsche Sportart gewählt!
Wahre Worte!
Und es freut mich ausserordentlich, dass Martin Plewa aus seinem reichen Fundus
persönlicher Fotos ausgerechnet mein Pferdchen zur anschaulichen Dokumentation
seiner Ausbildungsphilosophie ausgewählt hat.
Martin Plewa und seiner gleichermassen lesens- wie lebenswerten Philosophie "Zur
Natuer des Pferdes" habe ich bereits vor vielen Jahren anlässlich seiner
Auszeichnung zum Reitmeister eine eigene Seite gewidmet. Diesen Text kann man
jedem Pferdemenschen nur empfehlen: Zur Natur des Pferdes
8.7.2016
Dressurtage auf dem Krüsterhof - Eine Geschichte von professionellen
Entscheidungen und tragischen Helden
Die zweite Auflage des Dressurturnieres auf dem Krüsterhof stand an diesem
Wochenende auf dem Programm und natürlich waren Marina und Deauville mit dabei.
Dressurpferde A und L waren genannt, doch nachdem Deauville in ihrem Übereifer
die Sache mit dem Aussengalopp noch nicht wirklich ernst nimmt und sich statt dessen
gern in fliegenden Wechseln übt, hatte Marina sehr angemessen beschlossen es
zunächst bei A zu belassen.
Am Freitagabend entstanden diese Fotos von den beiden bei der letzten
Vorbereitung zur Prüfung am Samstag und ich war wieder einmal von den Socken.
Marina und Deauville sind an ästhetischer Power und Dynamik kaum zu überbieten,
es beeindruckt mich jedes Mal auf's Neue wenn ich die beiden in Aktion sehe und
ganz offensichtlich geht es nicht nur mir allein so.
Die
Dressurpferde A war offen ausgeschrieben und hauptsächlich von Profis
besetzt. Neben Judy Reynolds (Einzelreiterin für Irland bei den Olymipschen
Spielen in Rio) und ihrem vielversprechenden Nachwuchspferd, waren die beiden
gekörten Söhne des Apache, Arango und ACDC, die klaren Favouriten auf den Sieg
in dieser Prüfung. Entsprechend gut besucht war das Dressurviereck, denn jeder
wollte das Rennen der beiden populären Junghengste sehen. ACDC hatte mit Jana
Freund im Sattel unlängst in Milte das Reitpferdechampionat mit Höchstnoten
gewonnen, Arango hat in seiner noch jungen Karriere noch keine Prüfung unter 8
beendet und mit einer Ausnahme (zweiter Platz in einer Dressurpferdeprüfung als
einziger 4-jähriger gegen 5-jährige) jede Prüfung gewonnen. Ein illustres Feld
also, in dem Deauville ihren zweiten Turnierauftritt geben sollte. Klein, aber
oho - und das kennzeichnet Pferd und Feld gleichermassen.
Der kleine Rotzlöffel war in Hochform, kaum dass die beiden das Dressurviereck
betreten hatten. "Deauville in Hochform", das sind einhundertmittesechzig
Zentimeter dynamische Power und Marina bringt nocheinmal etwa genausoviele
bestechend im Sattel einsitzende einhundertmittesechzig Zentimeter dazu. Es mögen
auch gern ein paar Zentimeter mehr sein, ich will sie sicher nicht kleiner machen als sie ist. Die beiden
sind in jedem Fall der Knaller!
Geknallt hat es dann auch ein paar Mal in der Prüfung - zunächst beim
Aufmarschieren, nicht heftig aber doch sichtbar gegen den Zügel, später im
Verlauf der Prüfung nochmal ein deutlicher Ungehorsam, und dazu einmaliges
Umspringen im Galopp (die Sache mit den fliegenden Wechseln...), das ich in meiner Aufgeregtheit nichteinmal mitbekommen
hatte.
Souverän ritt Marina die Prüfung bis zum Ende und hob dann - Profi durch und
durch - bei der letzten Grussaufstellung die Hand, um auf eine Wertung zu
verzichten.
Eine angemessene Entscheidung für einen Profi und dafür gebührt ihr Respekt.
Wie erwartet machten die beiden Apachen dann das Feld auch unter sich aus mit
Noten von 9,0 und 8,8.
Der echte Knall ereilte uns aber erst nach Prüfungsende.
Wir standen gemeinsam am Viereck als die engagierte Protokollführerin auf uns zu
brauste und aufgeregt fragte:
"Wieso hat Marina denn aufgegeben? Ich habe zwischen den beiden Richtern
gesessen und die waren begeistert von dem Pferd! Eines der besten Pferde in
dieser Prüfung und trotz der Patzer ganz vorn dabei, gleich hinter den beiden
Hengsten!"
Peng!!!
So wird der Profi auch schonmal zu einem tragischen Held.
Das Protokoll bestätigte dann später die Worte der engagierten Protokollführerin
schwarz auf weiss:
"AT schwungvoll, gleichmässig, ausdruckstarker Trab"
Und im Gesamteindruck war dann von einem schönen und schwungvollen Dressurpferd die Rede, das man sich
heute ein wenig losgelassener wünschte ... Das traf es dann wohl auf den Punkt.
Liebe Marina, nimm es dir nicht zu sehr zu Herzen, die Welt geht nicht unter
davon!
Mit oder ohne Schleife - ich bin mega-stolz auf euch!
7.8.2016
8,3 und die erste
gelbe Schleife für Deauville und Marina!
Mein Vertrauen in Marina und Deauville ist unerschütterlich, daher war es nur
eine Frage der Zeit, bis der nachhaltige Erfolg sich einstellt, da war ich mir
sicher.
Dass es dann aber so schnell geht, hätte ich nie gedacht!
Marina und Deauville gewinnen überragend ihre erste Dressurpferdeprüfung und ich war ganz
und gar ahnungslos ...
Im
Urlaub erreichte mich diese aufsehenserregende Nachricht von Petra:
"Mensch Sabine! Hab deine Deauville gerade in Olfen gesehen.
Was ein Trabpferd!!! Herzlichen Glückwunsch zum verdienten Sieg - und die
Prüfung war ja wahrlich stark besetzt. ...", und ich hatte keine Ahnung wovon
die Rede war.
Liebe Petra, nochmals vielen lieben Dank dafür - da hast du mich wahrlich in
helle Aufregung versetzt! Und wer weiss, irgendwann leg ich mir vielleicht
wirklich mal ein Rimondo-Abo zu... Aber viel mehr freue ich mich über deine
Worte und Anerkennung zu Deauville, das macht mich richtig stolz!
Es war aber zunächst gar nicht so einfach, die Dinge einzuordnen. Meistens hilft
es, wenn man seine Nachrichten nicht von oben nach unten sondern in umgekehrter
Reihenfolge liest. Aber wer kommt schon auf die Idee, wenn der Boden noch unter
den Füssen schwankt weil man das Pferd vorübergehend mit dem Segelboot
vertauscht hat?
Ein paar Klicks weiter, und da war sie, die Nachricht von Marina:
"Dein kleiner Rotzlöffel hat heute alles gegeben....8.3! Bin total happy! Waren
echt gute Pferde da aber Deauville war eben besser! Die Platzierung war sehr
lustig, piaffieren lernt sie! Viel Spaß noch in Amerika und bring mir ne Tüte
Cookies mit!"
Liebe Marina, diese Cookies hast du dir wahrlich verdient, auch wenn der Koffer
zum bersten voll war und daraus nun wohl Krümel geworden sind ...
Was für ein grandioser Erfolg - Danke, Marina!
Und weil Marina nicht Marina wäre, wenn sie nicht genau wüsste, worauf es mir
ankommt, hat sie originellerweise das Protokoll gleich mitgeschickt - ganz und
gar authentisch und kakaobefleckt (und wenn es keine Kakaoflecken sind, will ich
es gar nicht wissen...)
Süsse, du bist echt der Knaller!
Was für ein Protokoll! (wenn man erstmal um die Flecken drumrum gelesen hat...
herrlich!)
Nicht unterschlagen wollen wir, dass Marina und Deauville bereits am Wochenende
zuvor mit einer ansehnlichen 7,4 und der ersten roten Schleife ihren gemeinsamen
Erfolgskurs ganz offiziell eingeläutet haben, und das trotz Fehler und
Deauvillscher Eigenheiten (das darf der
kleine Rotzlöffel noch, wir wissen, was wir an ihr haben!). Auch diese Nachricht
erreichte mich in typischer Marina-Manier mit einem entsprechenden Nebensatz:
"...hat sich nicht gemuckt und ging super beim abreiten. Hatte wieder viele
Fans!"
Das sind sie dann, diese knackigen Kommentare, die mich immer breit Grinsen
machen und ich weiss genau, wie's gemeint ist.
Marina, du bist einfach grossartig!
... und ich bin bin bannig stolz auf mein kleines Pferdchen, das sich nicht nur
zu einem absoluten Hingucker sondern auch zu einem knackigen Sportpferd mausert!
20.8.2016
Mir geht jedes Mal das Herz auf, wenn ich auf den Krüsterhof komme und Deauville
steht im satten Gras - so muss Sportpferd!
... und ich weiss nicht, wer von uns beiden heute mehr Freude an unserem kleinen
Fotoshooting hatte ...
23.9.2016
In St. Georg Marl waren Marina und Deauville am Freitag dritte in der
Dressurpferde A, inclusive nicht vorgesehenen Angaloppierens im
Mitteltrab. Deauvillchen ist mitunter noch etwas kreativ.
Die erste Dressurpferde L absolvierten die beiden ebenso am Freitag in
Marl mit einer 7,0 und knapp ausserhalb der Platzierung.
Marina's ebenso knapper Kommentar dazu lautete:
"Dein kleiner Rotzlöffel war heute etwas miezig!"
Sagte ich schon, das ich Marina's knappe Kommentare einfach liebe?
Mit grossem Stolz habe ich diese weisse Schleife der bunten Kollektion
Deauvillscher Schleifen im Kia hinzugefügt und mich am Samstag sehr
gefreut, als während meines Besuches auf dem Krüsterhof eine entspannte
Deauville auf der grünen Wiese im Obstgarten stand!
1.10.2016
Es gibt sie, diese Tage, da ist einem eine Laus über die Leber gekrochen
und es ist schlicht nicht möglich, sich selber am eigenen Schopf aus dem
Trübsal zu ziehen. Da bedarf es dann zwingend eines glücklichen
Anstosses von aussen. Und man ist dankbar wenn man Freunde hat, die
solche Anstösse auch wahrnehmen.
Gestern war so ein Tag.
Es begann mit der spontanen Nachricht von Steffi, "dein Pferdchen ist
gerade auf dem Weg zu seiner ersten L-Schleife!"
Wow!
Mein Stimmungspegel drehte sprunghaft von dunkelgrau auf hellrosa, da
schellte auch schon das Telefon und es sprach eine vergnügte Marina:
"Dein kleiner Rotzlöffel ist gerade Dritte in ihrer ersten
Dressurpferde L geworden!"
Aus hellrosa wurde eine echte rosa Wolke, von Trübsal keine Spur mehr!
Ich war entzückt!
Eine "Acht" im Trabe und keine Spur mehr von Durcheinander-Galopp!
"Miezig" war heute auch nicht mehr, stattdessen eine obercoole
Deauville, die sich auch von aufwändiger Hallenkulisse nicht
beeindrucken lässt.
Wer hätte das einmal gedacht? Ein halbes Jahr ist Deauvillechen nun bei
Marina und der verrückte kleine Rotzlöffel lehrt uns alle das Staunen -
und macht mich wieder einmal richtig glücklich!
Danke, Marina, you really made my day!
... und na klar hatte Marina dann heute einmal mehr grosses Nachsehen
mit mir als ich zunächst vergass, dem Pferdchen Gamaschen und Hufglocken
zum verdienten Weidegang anzuziehen und sie dann auch noch ganz bewusst
bis zu meiner Abfahrt einfach auf der satten grünen Wiese zu "vergessen"
...
Liebe Marina, dein spitzbübisches Grinsen von heute morgen habe ich mit
grossem Vergnügen bis nach Hause getragen, als du mir todesmutig die
Schere in die Hand drücktest und mir höflichst rietest, ich möge aber
doch b i t t e besser die Brille aufsetzen wenn ich dem Pferdchen die
Zöpfe entzupple - damit doch zumindest die Mähne dran bleibt ...
Sagte ich schon, dass Marina einfach der Knaller ist?
22.4.2017
Sonntagsgruss von Romy - Deauville und der Kleine Prinz
21.5.2017
Stutentausch und mehr ...
Das war ein verkehrsreiches Wochenende - im wahrsten Sinne des Wortes.
Man ahnt wieso die SPD sich die derbe Schlappe bei den aktuellen
Landtagswahlen in NRW mehr als verdient hat. Vollsperrungen, und
reichlich davon, und alles mit dem Pferdeanhänger.
Noch glimpflich verlief der Stutentausch auf dem Krüsterhof am Samstag,
die Vollsperrung auf der A43 ging haarscharf an uns vorbei. Wohlbehalten
kamen Carly in Voerde und Deauville in Münster an.
Voll erwischt hat es mich dann auf dem Weg nach Holland, die brave
Empfängerstute abholen, die aktuell Deauvillechens Embryo von Elton John
austrägt. Entschuldigend lässt sich lediglich anführen:
unsere Nachbarn in Holland machen es nicht besser. Die Sperrung auf der
A73 in Oranjeland stürzte mich bereits am deutschen Niederrhein in
grösstes Chaos. Der Rückweg, dachte ich, könne nun nicht mehr schlimmer
werden.
Weit gefehlt.
Es kam noch deutlich schlimmer.
Da freut man sich, wenn man eine brave Empfängerstute mit auf den Weg
bekommen hat, die das alles mit grösster Geduld erträgt. Und ich hoffe
auch der Embryo sitzt noch wohlbehalten an seinem Platz in Mutters Bauch
...
Wie kam es nun zu dem Stutentausch?
Seit dem Frühjahr sind Marina und Deauville altersgerecht auf dem Weg
nach "M":
Traversalen und die ersten Wechsel liessen sich gut an! Tatsächlich gibt
es dazu sogar einen kurzen ersten Clip noch aus März:
erster Galoppwechsel mp4-Format
erster Galoppwechsel mpg-Format
Der sportliche Werdegang steht für Deauville im Vordergrund, gleichwohl
hat sie mittlerweile mit ihrem Sohn Zampano
auch züchterisch eine echte Duftmarke gesetzt. Von Zampano's Qualitäten
konnte ich mich in den letzten Wochen überzeugen, der junge Hengst
befindet sich auf dem Weg zur Vorbereitung für die Körung. Und mehr als
einmal musste ich mir in diesem Zusammenhang dann aus Wettringen sagen lassen:
"Wie kann man mit so einer Stute bloss n i c h t weiterzüchten? Bei so
einem Sohn gehört die nicht in den Sport, die gehört in die Zucht!"
Mein Standpunkt, ich wolle keine Schaupferde sondern Sportpferde
züchten, und sowas ginge nur, wenn auch die Mütter sich im Sport
beweisen, erntete bestenfalls mürrischen Zuspruch. Hengstauzfzüchter
sind mitunter stur.
Ich auch.
Gleichwohl liess ich mich gern zu einem Kompromiss hinreissen:
Wir spülten einen Embryo aus Deauville.
Die Wahl fiel natürlich auf Elton John, das
bot sich einfach an. Mutter und Vater auf dem Krüsterhof, die erste
Rosse, eine einzige Besamung vor Ort, ein Schuss - ein Treffer! Und
nachdem auch E.J.Junior, Fannie's Sohn von
Elton John, sich hervorragend entwickelt hat und gemeinsam mit Zampano
in Vorbereitung zur Körung geht, drängte sich auch die genetische
Komponente sogleich auf. Wenn Elton John mit Fannie gut gepasst hat
liegt es nahe, dass die Anpaarung an die Tochter ebenso eine sinnvolle
Verbindung ist. Mein holländisches Experiment vor drei Jahren hatte ich
aus gutem Grund zeitgleich an Mutter und Tochter vorgenommen - mit
durchaus überzeugendem Erfolg, wie es derzeit scheint.
Deauville muss verletzungsbedingt pausieren und die inzwischen
vierjährige Carly steht seit letztem Jahr angeritten in Münster, will
aber einfach nicht tragend werden. Da hilft nur Zauberfrau Tina
Hinnemann und es bot sich an, Carly und Deauville zu tauschen und
Deauville nach Münster zu holen.
Eine Idee, die bei Deauville sogleich auf grösste Gegenliebe stiess!
Und nicht nur Deauville war entzückt.
War meine grösste Sorge zunächst, das rekonvaleszente Pferdchen sei
womöglich gar nicht zu halten auf dem Weg in die Wiese, so war es am
Ende Silas, der völlig ausflippte. Als Silas seine alte Freundin
wiedersah, geriet er ausser Rand und Band - wieder einmal. Bocken,
Steigen, Freudensprünge, das war das Repertoire, das der brave Kerl zur
Begrüssung um Deauville herum aufführte. Und die liess es sich gern
gefallen.
Seither steht sie an Silas' Seite im Stall und auf der Wiese und
geniesst ihr sommerliches Leben. ... wenn sie nicht gerade ausflippt,
weil Silas vorübergehend zum Reiten oder Misten die Box an ihrer Seite
verlässt.
Weiter zu Carly - Stutentausch
25.8.2018
Deauville debutiert in M!
Ihren ersten Start in einer Dressurpferde M absolvierte Deauville am
Wochenende in Schwanewede. 7,1 trotz berechtigter Abstriche in der
Durchlässigkeit für ein ganz und gar verunglücktes Einreiten zu Beginn,
und ein anerkennender Kommentar im Gesamteindruck dazu - ein
konstruktiver Auftakt!
Im Frühjahr hat Marina den Krüsterhof verlassen, ein Umstand, den ich
sehr bedaure. Einen passenden Reiter für ein kleines Pferd von 1,62 zu
finden, ist nicht ganz einfach. Nach Absprache mit Steffi zog Deauville
daher zunächst einmal um. Über Umwege landete sie schliesslich bei Inge
und hat nun dort das ganz grosse Los gezogen:
Seit zwei Monaten ist Deauville glückliche Boxennachbarin ihrer
Schwester Rapunzel in der Nähe Hannovers im
herrlichsten Fachwerk-Ambiente und geniesst den Himmel auf Erden mit
Familienanschluss und reichlich mehr. Und natürlich waren wir alle
aufgeregt und gespannt, wie das neugefundene Paar sich sportlich
zusammenraufen würden. Mit so einem zügigen Turnierstart und dann gleich
in M hatte ich allerdings nicht gerechnet.
Liebe Inge, das war ein wahrhaft schwungvoller Einstand!
Und natürlich freue ich mich jetzt erst recht und hoffe, dass die beiden
auf diesem solidem 7-er Niveau weitermachen.
3.11.2018
Erster Zwei-Sterne Start und knapp 66 Prozent für Inge und Deauville!
Etwas sprachlos war ich, als Inge ihren nächsten gemeinsamen Start mit
Deauville sogleich auf Zwei-Sterne Niveau annoncierte. Gedanklich war
ich noch auf Dressurpferdeprüfungen für das junge Paar eingestellt, wenn
überhaupt eine Jungpferde M auf Ein-Sterne Niveau?
Doch Inge war guter Dinge und zuversichtlich, dass diese M** Prüfung
Deauville liegen würde (Schlangenlinien durch die Bahn mit mehreren
fliegenden Galoppwechseln, um nur eine der anspruchsvolleren
Herausforderungen beim Namen zu nennen ...).
Und Inge sollte recht behalten!
Berufstätigenfreundlich fand die Prüfung am Samstag statt, und so machte
ich mich bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg gen Norden nach
Hanstedt zum Dressurclub Nord. Es war das erste Mal, dass ich Inge und
Deauville life erleben sollte und ich war gespannt, wie die beiden sich
zusammengefunden hatten.
Mutter Marion komplettierte das
eingespielte Team als zuverlässiger Helfer und wir feierten ein
herzliches Wiedersehen.
Das Abreiten gestaltete sich vom Fleck weg harmonisch, gelassen und
locker. Ein durch und durch zufriedenes Pferd mit gespitzten Öhrchen in
feinster Anlehnung in jeder Phase und Lektion, ein entspannt pendelnder
Schweif dazu. Die
Fotos sprechen für sich, nahezu jeder Schuss ein Treffer. Einen
aussagekräftigeren Beweis als eine solche Fotoserie für gutes Reiten im
Sinne der Skala der Ausbildung gibt es nicht. Der Ausspruch "ein Pferd
auf dem richtigen Weg" wird heutzutage gern genommen und mitunter
durchaus auch mal strapaziert. In diesem Falle jedoch trifft es den
Nagel auf den Kopf.
Mein Herz tat einen Hopser!
Ganz offensichtlich haben Inge und Deauville hervorragend
zusammengefunden in der kurzen Zeit ihres Beisammenseins, und auch die
Resonanz bei Zuschauern und Richtern sprach für sich. "Was für ein
schönes Pferd!", und "guck mal, ist die nicht süss?", tönte es in den
Reihen vor mir, als die beiden in die Prüfung ritten und natürlich war
ich bannig stolz! Berechtigte Abstriche gab es für die ein oder andere
technische Ausführung - verzeihlich. Immerhin war dies eine Zwei-Sterne
M Dressur und keine Dressurpferdeprüfung mehr.
Knapp
66 Prozent in einer Prüfung, die mit 68,7 Prozent gewonnen wurde -
ein beeindruckender Einstand für ein junges Pferd nach gut zwei Jahren
Turnierabstinenz.
Inge und Deauville in dieser Harmonie zu erleben, das war die lange
Reise mehr als wert!
Liebe Inge - you made my day!
2.4.2019
"Ich bin dann mal weg!", und Inge hat die Rösser gleich mitgenommen in
den Urlaub in die Heimat im Süden.
Eine gute Idee, wie ich finde, und sie hat die Gelegenheit zu einer
gelungenen Fotosession genutzt.
21.5.2020
Anfang Mai ist Deauville bei Sophia eingezogen und wie der Zufall es
will, steht sie nun ganz in der Nähe von Bunny.
So schön, meine beiden Pferdchen in der Nähe zu wissen!
Mein grosser Dank gilt Inge, die Deauvillchen in den letzten beiden
Jahren eine wunderbare Heimat geboten und sich fantastisch um das
Pferdchen gekümmert hat.
Ein Wiedersehen bei Inge gab es natürlich auch mit Rapunzel. Stutenfee
Ingrid und ich waren beeindruckt, was für ein Mords-Pferd aus Punz
geworden ist!
Es war ein herzlicher Besuch bei Inge daheim und ein rundum schönes
Mädelstreffen.
Drei Wochen ist Deauville nun bei Sophia, heute morgen nutzte ich das
herrliche Wetter und die feiertägliche Gelegenheit zu einem Besuch am
frühen Morgen bei Sophia und Deauville. Die beiden verstehen sich
bestens und Deauvillchen hat in den letzten drei Wochen bereits eine
Menge Anerkennung im neuen Stall erfahren. Das freut natürlich nicht nur
Sophia!
Gemeinsam mit dem Pferdchen vorab ein gemeinsamer langer Spaziergang zu
dritt durch die sonnige Landschaft, schwatzen, tüddeln, entspannen.
Dann kramte ich mein Frühstück nebst Thermoskanne und Kamera raus und
machte es mir in der Sonne auf der Bank am Reitplatz gemütlich. Echte
Ferienstimmung. Sophia musste laut lachen, als sie mich so sah. Dies war
ein gelungenes Sonnenfrühstücksfest für mich, geniessen, entspannen und
Sophia und Deauville bei der Arbeit zu sehen. Feste muss man eben feiern
wie sie fallen.
Nach der Arbeit gab es für Deauvillchen den verdienten Weidegang im
satten Grün und sie feierte das auf ihre Weise und setzte sich so
richtig in Szene. Ich hatte meine helle Freude an dem gut aufgelegten
Pferdchen!
5.7.2020
Mein nächster Trainingsbesuch bei Deauvillchen und Sophia führte mich
heute auf die
herrliche Anlage von Familie Meyer in Nottuln. Svenja Meyer
unterstützt Sophia und Deauville seit das Pferdchen bei Sophia
eingezogen ist und Sophia ist dankbar für dieses Training. Sehr zurecht,
wie sich herausstellen sollte.
Ich wollte so gern einmal dabei zusehen und vor allem zuhören und habe
mich riesig gefreut, als Sophia mich fragte ob ich heute nicht einfach
mal mit zum Training zu Svenja nach Nottuln kommen wollte? Natürlich
wollte ich!
Es gibt sie, diese optischen Eindrücke, die sind ganz tief im Kopf
vergraben und plötzlich macht es "klick"... So ein "Klick" tat es in
meinem Kopf, als ich heute bei Meyers auf den Hof fuhr und der Gräfte um
das 200 Jahre alte Fachwerkanwesen gewahr wurde. Hier war ich vor Jahren
schon einmal mit Freunden zu einem Kaderlehrgang zu Besuch und andächtig
beeindruckt von dem herrlichen Ambiente und Reitsport auf höchstem
Niveau dazu. Niemals hätte ich mir träumen lassen, einmal einem meiner
Pferde hier beim Training zuzusehen. Nach einem herzlichen Willkommen
suchte ich mir einen Platz in der Ecke und sah einfach nur zu. Sechs
Wochen hatte ich Sophia und Deauville nicht mehr gesehen und war schon
beim lösen begeistert ob der sichtbaren Weiterentwicklung des Paares.
Zufrieden schnurrte Deauvillechen gelassen unter Sophia daher.
Und dann kam Svenja. Man muss sie einfach erleben!
Mit grossem Engagement und Herzblut nimmt sie Sophia und Deauville unter
ihre Fittiche und "lebt" den Unterricht geradezu - ich war begeistert!
Die Schwachstellen sauber auf den Punkt heraus ge- und bearbeitet,
Längsbiegung, Durchschwung, Rücken und selbst die Wechsel nach Links
inzwischen sichtbar nach oben durchgesprungen - die helle Freude! Dazu
eine Sophia, die still und sicher im Schwerpunkt im Pferd sitzt und
Deauvillchen nun in gesunder Körperspannung gross und klein machen kann,
das Pferd schwingt durch und ist zufrieden in der Anlehnung. Es war ein
Genuss.
Der Schritt aus der versammelnden Arbeit taktvoll geregelt fleissig und
durch den Körper - das beste Indiz für ein reell gearbeitetes Pferd.
Deauvillchen at her best!
"Ich habe wirklich einen Narren gefressen an deinem Pferd, die ist
richtig gut!", verabschiedete Svenja sich später von mir und ich habe
mich so darüber gefreut!
Eine zufriedene Deauville, eine glückliche Sophia - needless to say:
das Stück Marzipancremetorte hatte ich früh morgens bereits beim
Konditor erstanden und in den Kühlschrank gelegt - man kann ja nie
wissen was der Tag bringt.
Es wurde ein Marzipancremetorten-Tag!
1.8.2020
Erst läuft es schief, und dann kommt noch Pech dazu ...
Deauvillchens erste Turnierstarts mit Sophia waren für die kommenden
Wochen geplant und ich hatte mich so sehr darauf gefreut - statt dessen
steht das Pferdchen nun rekovaleszent auf der Weide (immerhin, im Grünen
und nicht in Boxenhaft) und erholt sich von den Folgen einer leidigen
Verstopfungskolik. Sowas kann passieren, sollte man meinem. Dumm nur,
wenn der Venenkatheter dann weiteres Unheil anrichtet und die Kolik
bereits gänzlich in den Hintergrund rückt. An dieser Geschichte wird
Deauvillchen noch eine Weile zu knabbern haben und es tut mir bitter
leid für alle Beteiligten, Sophia und das Pferd..
10.5.2021
Auf Bunny und
Deauville ruhten im letzten Jahr meine grossen Hoffnungen, beide Stuten
nach ihren ersten Fohlen noch einmal an ihre erfolgreiche Sportlaufbahn
im Alter von vier bis sechs Jahren auf dem Krüsterhof anknüpfen zu
lassen. Für beide Stuten waren mit Greta und Sophia nicht nur der
passende Beritt, sondern auch die ideale Unterbringung nebst Weidegang
und Sonderstellung als "das" Sportpferd im jeweiligen Hause gefunden,
Zeit und Zuwendung eingeschlossen. Für beide Stuten war sportliche
Förderung auf S-Niveau das Ziel und es hat weh getan, nach
vielversprechenden Anfängen zuguterletzt doch beider Hoffnungen begraben
zu müssen. Die Gründe dafür sind unterschiedlicher Natur und im Sinne
der Transparenz nachvollziehbar auf beider Stuten Seiten beschrieben.
Bereits im März ist Deauville wieder zurückgekehrt in die Stutenherde
auf dem Hof Altepost. Unsere Hoffnungen, Sophia und Deauville könnten
gemeinsam an Deauvillechens sportliche Erfolge als Jungpferd anknüpfen,
sollten sich nicht erfüllen. Nachdem Deauville im Juli letzten Jahres
kurz vor ihrem ersten Turnierstart in TopForm wegen einer
Verstopfungskolik "nur über das Wochenende" zur Beobachtung in eine
Klinik gebracht wurde, steckte der Wurm drin. Die Verstopfung liess sich
im Rahmen einer konservativen konventionellen Behandlung erfreulich
unkompliziert beheben. Nicht eingeplant war das Unheil, das der gut
gemeint angesetzte Venenkatheter anrichtete. Ein gutes viertel Jahr und
eine Menge zusätzlicher aufwändiger Behandlungen benötigte Deauville, um
sich von dieser völlig überflüssigen Komplikation vollständig zu
erholen. Die Betonung liegt auf vollständig, denn die Zeit sollte sie
auf jeden Fall haben. Spätfolgen einer potentiellen Venenthrombose
wollten wir ausschliessen, genügend Expertisen hierzu hatten wir uns
eingeholt und die länger dauernde Auszeit für das Pferdchen nahmen wir
dabei gern in Kauf. Die Turniersaison war ohnehin gelaufen. Vollständig
genesen und gänzlich ohne Folgeschäden konnte Sophia dann im November
langsam beginnen, Deauville wieder zu reiten. Vorwärst abwärts, im Fokus
stand über den Winter allein der Aufbau der Rückenmuskulatur. Lektionen
beherrschte sie ohnehin. Doch wie das so ist, wenn einmal der Wurm
drinsteckt:
zu dem beeindruckenden Muskelpaket, in dem Sophia sie im Frühjahr von
Inge übernommen hatte, sollte sie einfach nicht mehr zurückfinden. Eine mitunter angedeutete, aber nicht immer nachvollziehbare
Unregelmässigkeit hinten links, erwies sich schliesslich als ein
hartnäckiges Hufgeschwür an ungewöhnlicher Stelle, an
dem sie erneut lange herumhexte. Es sollte einfach nicht sein.
Sophia und ich haben uns die Entscheidung nach der beeindruckenden
Entwicklung im zurückliegenden Sommer unter dem Sattel wahrlich nicht
leicht gemacht. Die bereits aufgelaufenen Klinikkosten im Sommer drohten
ein Fass ohne Boden zu markieren, soetwas wollten wir beide nicht. Den
erheblichen Zeitaufwand, den Sophia neben ihrer Berufstätigkeit dennoch
in die rekonvaleszente Deauville steckte, weiss ich sehr zu schätzen.
Mehr kann man einfach nicht tun. Weshalb Deauville im März ihren Platz
in der Stutenherde auf dem Hof Altepost wieder einnahm um erneut gedeckt
zu werden. In Wettringen hatte ihr zweiter Sohn
Enjoy sich mittlerweile als bewegungsstarker dynamischer Youngster
entpuppt und über die Youngster Auktion
in Münster Handorf eine neue Heimat in den Niederlanden gefunden. Von
ihrem Erstling, dem grossen "kleinen" Zampano,
seinerzeit zugelassen zur Sattelkörung in Oldenburg, erreichen mich immer wieder erfreuliche Nachrichten aus der Schweiz. Da
liegt es einfach nahe, Deauvillchen als bewährte Zuchtstute erneut
decken zu lassen. Ihre ersten sportlichen Erfolge bleiben ihr unbenommen
und sind mehr, als manch ein Zuchtpferd aufzuweisen hat.
Nach den beeindruckenden Sattelerfahrungen ihrer Halbschwester
Butterfly im letzten Sommer beim Anreiten
und der grossartigen Entwicklung, die auch ihr Halbbruder
Kunterbunt inzwischen vollzogen hat (Preisspitze
Youngster Auktion Februar, seither erreichen immer wieder geradezu
euphorische Nachrichten von Jaqueline über Kunterbunt unter dem Sattel)
lag es nahe, Deauville ganz wie ihre Mutter ebenso von
Benicio decken zu lassen.
Heute erreichte mich dann die frohe Nachricht, dass Deauville nun im
zweiten Anlauf tragend ist von Benicio! So soll es sein!
14.8.2021
Deauvillechen hat ein fabelhaftes neues zu Hause
als Zuchtstute gefunden und den Hof Altepost heute verlassen. Stutenfee
Ingrid und ich freuen uns von Herzen mit ihren neuen Besitzern auf ein
fuchsbuntes Beniciofohlen, das dann im März in Brandenburg zur Welt
kommen soll.
28.3.2022
Die
schönste Nachricht des Tages kommt aus Brandenburg - Deauville hat
gefohlt!
Ein zauberhaftes Stutfohlen von Benicio, das alle Beteiligten
glücklich macht und Deauvillechen ist rührend um ihr Fohlen besorgt -
echte Züchterfreude hüben wie drüben! Liebe Susanne, ich freue mich so
sehr über das gesunde Fohlenmädchen und harre gespannt eurer Namensfindung! Meine herzlichsten Glückwünsche zu dem kleinen
Schmuckstück nach Brandenburg!
13.5.2022
Fohlengrüsse aus Brandenburg
Foto: Nicola Kassert
22.6.2022
Oldenburger Fohlenprämie für Fannie Flagg und eine glückliche Susanne!
Auf Bonhomme präsentierte Deauvillechen heute ihr Stutfohlen Fannie
Flagg der Oldenburger Kommission und erhielt die Oldenburger
Fohlenprämie. Verdiente Freude im Züchterhaus und meine herzlichsten
Glüchwünche nach Brandenburg - so macht das Spass!
... und noch ein herzliches Danke-Schön an Susanne für diese erneut
brillianten Fotos aus der Hand von Nicola Kassert, und sie machen mich
schmunzeln: "Fannie-Sahne" prägt auch diese kleine Dame! Immer wieder
schön zu sehen, wie Grossmutter Fannies dominante Fohlenstuten-Genetik
sich doch durchsetzt ...
Fotos: Nicola
Kassert
28.6.2022
Video
anlässlich der Oldenburger Fohlenprämierung auf Bonhomme
7.7.2023
Im März hat
Deauville ein Hengstfohlen von Vitalos geboren. Anlässlich des
Fohlenchampionates auf Bonhomme wurde der patente Kerl heute
mit zahlreichen Achternoten bewertet und erhielt die Oldenburger
Fohlenprämie: Bewegung 8, Typ 8,2, Korrektheit 8,2, Gesamteindruck 8,
Endnote 32,4
8.7.2024
Sehr zu meinem Bedauern hat
Deauville den Besitz gewechselt. Das tut mir bitter leid, sie hatte ein
grossartiges zu Hause gefunden. Im Mai hat sie ein gesundes
Stutfohlen von Vitalos geboren, Mutter und Fohlen stehen erneut zum
Verkauf. Wenn das einstige selbtsgezogene Fohlen zum Wanderpokal wird,
tut das einfach weh.
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