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                                                                                                 Don Frederic - warum?

                                                    
                                         
                           Foto mit freundlicher Genehmigung von Thomas Bach Jensen, pictured by www.Ridehesten.com
                                                              
                                                                         Don Frederic von Don Frederico x Wolkentanz I x Liberty M

 

Wider die Prinzipien...

… erneut finde ich mich in einer Situation, in der ich wider meine ureigensten Prinzipien handel, "violating my own rules and principles of breeding":
nutze keinen unbewährten Junghengst!

Schuld daran ist allein Paul Schockemöhle.


Als regelmässiger Besucher der Hengstschau der Station Schockemöhle über all die Jahre lernt man, wesentliches von unwesentlichem zu unterscheiden. Hier werden Hengste "gemacht" wie nirgendwo sonst auf derWelt, dem steilen Aufstieg folgt oft der ebenso steile Fall. Kommerzielle Zielstrebigkeit und mediale Präsenz schaffen Begehrlichkeit für Junghengste in einer Art und Weise, die mit züchterischer Verantwortung und Weitblick wenig bis gar nichts zu tun hat.
Deshalb sind es gerade diese Hengstschauen, die lehren, das wesentliche vom unwesentlichen zu unterscheiden. Spektakel vererbt sich nunmal nicht, ebenso wenig wie der professionellste Beritt, den es überhaupt erst bedarf, ein solches Spektakel wirkungsvoll in Szene zu setzen. Gemachtes Spektakel von gegebenem Naturell zu unterscheiden und erkennen ist sicherlich die grösste Herausforderung für den Besucher von Hengstschauen, ganz egal wo. 

Im Falle des Don Frederic hoffe ich, hier nicht nur richtig hingesehen und erkannt zu haben, sondern auch die genetisch manifestierbaren Einflüsse sinnvoll abschätzen zu können.
Wer ist das also, dieser Don Frederic, der all meine Prinzipien wider die züchterische Vernunft angesichts seines ersten Sattelauftrittes in Vechta schlicht auf den Kopf gestellt hat?  

Zunächst einmal:
Er ist nicht schwarz!
Das allein sagt schon viel über die Grundqualität dieses Hengstes aus, der aus der tiefschwarzen Armada seiner Kollegen heraussticht und aufgrund der ungeliebten Fuchsfarbe bereits mehr zu bieten haben muss als alle anderen.

Zweitens:
Er ist der Sieger der Mecklenburger Körung in Redefin 2011, es ist nur kaum einem aufgefallen, da Redefin nicht notwendigerweise im Mittelpunkt der deutschen Pferdezucht steht und darüberhinaus als heimatlicher Körplatz gewisser Austeller mitunter einem gewissen Bias unterliegt.   

Drittens:
Aktuell wurde Don Frederic anlässlich der Sattelkörung in Verden auch für den Hannoverschen Zuchtverband nicht nur (wie zu erwarten war) zugelassen, sondern darüber hinaus (und gänzlich entgegen der Erwartungen aller Kritiker) auch noch als Prämienhengst ausgezeichnet.
Ein Indiz dafür, dass dieser Hengst nicht nur seines Besitzers wegen rein formal anerkannt wurde, sondern gewisse Kreise ihm durchaus züchterische Werthaltigkeit unterstellen.  

Grund genug also, diesen fuchsroten Junghengst einmal vorbehaltlos und näher zu hinterfragen.


                                                    
                                                                         www.stall-wedermann.de    Don Frederic im Fohlenalter - beeindruckend, wie sehr die Bilder sich gleichen...!
                                                                             "A little bit of evil in the eye" , beschrieb jemand recht treffend, und genau das macht seinen Reiz aus.



Vechta, Sonntagnachmittag im Februar 2012 und wir sassen dicht gedrängt auf unseren Plätzen als Uwe Heckmann wenig dezent ins Mikrofon rief:
"Und jetzt zeigen wir euch mal, dass auch unsere Springreiter eine gute Figur im Dressursattel machen!"
Diese Aussage allein liess mich aufhorchen, suggerierte sie doch zu allererst:
Was muss das bloss für ein Pferd sein, wenn selbst die famosen Königinnen der Dressurreiterei aus dem Umfeld der Ställe Kasselmann und Schockemöhle damit nicht zurecht kommen und erst ein unerschrockener Springreiter im Sattel Platz nehmen muss?
Ein kurzer Blick in den Katalog und die Abstammung sagte alles:
Ein Sohn des Don Frederico sollte es sein und eine Anekdote hierzu hatte sich bereits vor Jahren tief in mein Bewusstsein gegraben, als die Rede war von einem Ausbildungsstall, an dessen Stalltür ein Schild prangen sollte mit der Aufschrift:
"Beritt und Ausbildung 600 Euro monatlich.
Nachkommen der Hengste Sandro Hit und Don Frederico kosten das Doppelte"

So weit waren meine Gedanken davon galoppiert als die Tür sich öffnete und Don Frederic hereintrabte. Ein grosser Junghengst, unreif und doch auf den ersten Blick in jeder Hinsicht passend proportioniert, und im Sattel klebte aufrecht und unerschütterlich ein graubefrackter Springreiter von einer derart ruhigen und gelassenen Ausstrahlung, dass es die helle Freude war. Der Bub sass im Pferd, stille Hände vor sich und liess den Hengst einfach unter sich machen. Kein quetschen, kein ziehen, einfach Ruhe im Sattel. Besser kann man ein junges Pferd kaum vorstellen.
Wie immer es also um Rittigkeit dieses Hengstes bestellt sein mag, entweder hatte er in diesem Springreiter seinen Meister gefunden oder aber die beiden gaben schlicht ein Bild dessen ab, was das Mass der Dinge tatsächlich sein sollte:
So wenig sichtbarer Einfluss wie möglich und das Pferd unter sich machen lassen.

Der erste Eindruck dann im Seitenbild an der langen Seite gegenüber vermittelte darüberhinaus ein Bild von Dynamik und Go wie man es selten sieht - eben weil dieser Hengst lässig aus sich selbst heraus brillierte. Naturgegebene Dynamik aus naturgegebenen Hebeln und Abläufen, parallel vorn und hinten (das obige Sattelfoto spricht deutlich für sich!), kein strampeln vorn und zucken hinten sondern gleichmässige Transformation durchs Pferd gegeben aus einem tiefen unterfussen (auch da spricht das Bild für sich).
Soetwas kann nur funktionieren bei einem natürlich geschlossenen Pferd mit natürlich gegebenen bergauf angelegtem Habitus im Ablauf und einer ebenso natürlich gegebenen Balance, nach der es sich eigentlich verbietet in diesem Alter unter dem Sattel überhaupt schon zu suchen.
Es gibt Dinge, die kann man nicht "machen". Der unerschütterliche Takt, mit dem dieses Pferd sich bewegt, legt ein beredtes Zeugnis ab. 
Die Nase tatsächlich stets vor der Senkrechten, keine unnatürliche Beizäumung - bei einem solchen Pferd auch gar nicht nötig um "Eindruck" zu machen.      
Einen vergleichbaren Eindruck von natürlich gegebener Dynamik, Takt und Go bei einem nicht einmal Dreijährigen hatte ich zuletzt nur bei Conen anlässlich seines ersten Sattelauftrittes in der Halle Münsterland erlebt. Zwei Pferde, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten und doch gleichen sie sich in allen relevanten Merkmalen derer es bedarf, ein solches Bild vermitteln zu können:
natürlich geschlossen und mit einem gesunden tiefen Bein ausgestattet, das tiefes unterfussen überhaupt erst ermöglicht - keine Hochbeinakrobatik sondern Merkmale, die auf spätere reelle Tragfähigkeit schliessen lassen. Dazu die nötige Kraft im Antritt um den Eindruck von Dynamik überhaupt erst zu vermitteln - kein Anstechen und flott machen sondern "machen lassen". 
Reell.

Da war es, das Zauberwort, das überhaupt erst nahelegt soetwas züchterisch nachbilden zu können.

Spektakel kann man nicht züchten. Züchten kann man nur was reell gegeben ist.
Dieser Sohn des Don Frederico hatte es mir bereits mit seiner ersten Runde angetan und schien sich auszuzeichnen durch all jene Attríbute, die ein Pferd eben hat oder nicht, unabhängig davon, welcher Reiter draufsitzt. Der Titel "Körsieger" in Redefin schien plötzlich sehr nachvollziehbar. Hier hatte man jedenfalls keinen aufgepeppten Strampelmann nach vorn gestellt.    


Es kam der Moment des angaloppierens und ich hielt kurzzeitig die Luft an, schien der Hengst doch nach oben durchspringend zu explodieren. Die Galoppade hielt was bereits der Ablauf im Trabe versprach: bergauf und nach oben. Und weil Ablauf in Trab und Galopp sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Taktung nicht nahestehen drängte sich spätestens bei dem imposanten und gut durchgesprungenen Galopp der Eindruck auf, hier könne es sich um ein komplettes Pferd handeln. Immerhin schon zwei Grundgangarten, die sich durch gesunden Raumgriff auszeichneten und dem Pferd einen entsprechend effizienten Ablauf attestierten. Kein Krach auf der Stelle sondern ein funktionales Pferd.
Nach einigen Runden, die sicher auch dafür sorgten, dass gegebene Hitze (so sie denn drin war) nun raus war, folgte der Schritt am langen Zügel, dem das Pferd sich sofort in lässiger Dehnung hingab. Raumgriff und auch hier, noch wichtiger: der sichere Takt.
Da konnte man nun krittlen wie man wollte, in Anbetracht seines jungen Alters hatte dieser Hengst eine wahrhaft grossartige Sattelvorstellung geboten, die im Seitenbild ihresgleichen sucht. Ein funktionales und komplettes Pferd, keine Frage.
Darüberhinaus hat er zumindest an diesem Tag keinerlei Grund zum Zweifel an seiner Rittigkeit gegeben, wenn wir auch alle nicht wissen, welches Kunststück der graubefrackte Springreiter tatsächlich im Sattel vollbracht haben mag.
Ich wage dennoch die Aussage, sollte dieser Hengst im Laufe der Zeit halten, was er in diesem zarten Alter unter dem Sattel verspricht, wird man ganz sicher noch von ihm hören. Selbstverständlich ist das nicht, "früh verschlissen" zeichnet die meisten aller Kandidaten aus, die sich in so jungem Alter bereits derart als potentielles Ausbildungspferd anbieten, so denn das Interieur es mit sich machen lässt. Aus gutem Grund ist für viele bei M Schluss, ein Ausbildungspferd muss sich fordern lassen - aber auch das werden wir, wie bei jedem Pferd, erst in ein paar Jahren wissen.
Nun sind ein gutes Ausbildungspferd und ein guter Vererber mitnichten das selbe und die Frage stellt sich, ob dieser vielversprechende Don Frederic bei all seinen äusserlich gegebenen Vorzügen überhaupt das Zeug hat zu einem potentiellen Vererber?

Womit wir bei der Genetik dieses Don Frederic angekommen wären, der zumindest aufgrund seiner väterlichen Abstammung die Lager durchaus spalten mag. 

Trotz aller Vorbehalte zeichnet sein Vater Don Frederico sich doch durch beeindruckende Eigen- und Nachkommenleistung aus. Don Frederico selber kann auf Sporterfolge bis Intermediare I verweisen, von seinen über 900 sporterfolgreich registrierten Nachkommen waren 2011 bereits 13 in der Klasse S unterwegs. Für einen Hengst, dessen erste Kinder im letzten Jahr erst neunjährig waren, ist das schon eine recht beeindruckende Statistik. 
Die bekanntesten Kinder des Don Frederico dürften neben Dramatic, dem Weltmeister der jungen Dressurpferde 2008, Dorothee Schneiders Diva Royal (Mv Warkant) und Isabell Werths Don Johnson (Mv Warkant) sein,
und beide reichen sich aktuell geradezu die Hand als potentieller Reservist und sensationell neu erkorenes Manschaftspferd unserer deutschen Olympiaequipe für London.
Es mag Zufall sein, dass es sich bei den beiden letztgenannten
Olympiaaspiranten um Anpaarungen an Warkantstuten handelt, doch liegt der Schluss nahe, dass wie viele andere Hengste eben auch ein Don Frederico in seiner Vererbungskraft profitiert, wenn er mutterseitig auf das Blut des World Cup trifft.
Weltmeyer eben.
Kein Zufall sicherlich, denn bei dem oben erstgenannten Dramatic zeichnet Weltmeyer als direkter Muttervater, wenn dieser Dramatic auch aus einem ohnehin grandiosen Mutterstamm gezogen ist, an den man sicherlich auch einen Esel anpaaren könnte und noch immer ein gutes Reitpferd dabei abfällt..
Tatsächlich ist es gerade dieser direkte Weltmeyer-Einfluss, durch den sich mir Don Frederic über seinen Vater Wolkentanz I überhaupt als potentieller Vererber empfiehlt. Auf Wolkentanz I möchte ich an dieser Stelle nicht näher eingehen, lediglich einen Link auf ein aktuelles Feature des Landgestüt Celle dieser Tage einstellen, das diesem bewährten Vererber in angemessener Weise gerecht wird, Sohn seines Vaters und wertvoller Multiplikator des hannoverschen Weltmeyerblutes, der er nunmal ist. Man kann Weltmeyer mögen oder nicht, sein Einfluss auf die hannoversche Zucht, gerade als Multiplikator über die Mutterseite, ist unübersehbar und im Hinblick auf Hinterbein, Antritt und Schubkraft nicht weg zu diskutieren.
Tatsächlich reiht Don Frederic sich damit stimmig ein in meine ganz persönliche Ansammlung von Deckhengsten der jüngsten Vergangenheit, die allesamt Weltmeyer oder einen seiner bewährten Söhne zum Muttervater haben und die ich aus gutem Grund nicht zuletzt deshalb genutzt habe:
Real Diamond und Sarkozy, und aktuell Duisenberg und Don Frederic.
 
Zweiter Muttervater des Don Frederic ist der Springhengst Liberty von Lord Liberty, eine Verbindung, die mir überaus gefällt, zeichnet das Springpferdeerbe dieses Lord Liberty sich doch durch Eigenschaften wie Dynamik und Griffigkeit aus. Nicht unumstritten forderte dieser Hengst seinerzeit einen gewissen Profi-Anspruch im Sattel, gleichzeitig mag er so jedoch den nötigen Einfluss von ausgewählter Springgentik gerade in Dressurpferden überhaupt erst vorteilhaft zur Geltung bringen. Abdruck und Stärke eben, die Kraft, die von hinten kommen und durch einen starken Rücken getragen werden muss.
Exemplarisch im Hinblick auf das griffig dynamische Erbe des Liberty M in einem potentiellen Spitzendressurpferd dürfte Nadine Capellmann's Diamond Girl von Diamond Hit sein, deren Muttervater Liberty M ist.
Eine vielseitige Vererbung zeichnet Liberty M, der seinerzeit selber Reitpferdeprüfungen gewonnen hat, ganz sicher aus. Allein seine beiden erfolgreichsten Kinder demonstrieren das auf's anschaulichste:
Während sein Sohn Limerick aus einer Mutter vom Halbblüter Volturno x Harnisch T. seit Jahren beständig unter Nicola Dobbertin im Viereck hocherfolgreich bis Intermediare unterwegs ist, machte gerade aktuell in Aachen der Liberty M-Sohn Lasandro aus einer Mutter von Sidney x Grundstein unter Hansi Dreher, dem sympathischen Shooting Star dieser Saison, im Parcours von sich reden.
Soviel zu den Hengsten auf mutterväterlicher Seite.

                                                                                       
                                                                                                                                   Downtown, Vollbruder des Don Frederic
                                                                                                           
www.stall-wedermann.de
Die Analyse des rein mütterlichen Stutenstammes des Don Frederic bescherte mir dann gleich zu Beginn einen alten Bekannten in nächster Verwandtschaft:
Mit Downtown wurde bereits 2005 der Vollbruder des Don Frederic in Westfalen gekört. Ein Hengst im Besitz eines bekannten Ausstellers, der seinerzeit den Weg erst über den Anhang im Katalog zur Hauptkörung fand, was aber offensichtlich nicht gegen ihn sprach, denn er wurde darüberhinaus noch zum Prämienhengst ernannt und nahm seinen Weg über Handorf geradewegs auf die Station Nijhoff in den Niederlanden. Dort deckte er kurze Zeit und wurde dem Vernehmen nach nach Südamerika verkauft. Während Dowontown nicht nur farblich sondern insgesamt vom etwas markanteren Erbe des Vaters geprägt war, scheint Don Frederic seinen Muttervater Wolkentanz I in mancherlei Hinsicht (Habitus, Geschmeide im Ablauf und herber Schmelz) doch mehr zu reflektieren.

Bei der Analyse anerkannter Stutenstämmen empfiehlt sich meist der Blick von hinten nach vorn, also quasi von rechts nach links, durch das Papier. Diese Methode sollte auch bei Don Frederic nicht enttäuschen, drängte sich hier doch auf den ersten Blick einer der bewährtesten Stämme Hannovers auf und noch dazu einer, der darüber hinaus im Hause meines sehr geschätzten Züchterfreundes Rudolf Druenert in Cashagen gepflegt wird. Letzteres ist deshalb bemerkenswert und umso erfreulicher, als Rudolf's überaus empfehlenswerte Webseite Sportpferde Druenert mit einer geradezu vorbildlichen bildhaften und textlichen Darstellung des Mutterstammes des Don Frederic aufwartet, des Stammes der Eckernförde nämlich. Und so hoffe ich, dass es auch ganz im Sinne meines Freundes Rudolf ist, wenn ich seine grossartige Webseite an dieser Stelle verlinke, denn anschaulicher und schöner kann man die weitreichende Verzweigung und Bedeutung dieses Stammes Eckernförde eigentlich nicht darstellen, als er es auf seiner Seite getan hat. Die Bedeutung und Nachzucht der beiden Zweige "Worms" und "Veruschka" ist hier bildlich nachvollziehbar und lesenswert dargestellt.

Doch bevor es nun in die weitreichenden Details dieses Stutenstammes geht zuvor noch ein kleiner Exkurs in Sachen Vererber. Wie überall, so findet man auch im Hannoverschen Vererber, die mehr oder weniger umstritten sind und als solche stark polarisieren. Ein solches Exemplar ist ganz sicher Wenzel, der als dritter Muttervater im Pedigree des Don Frederic auftritt.. Man kann ihn mögen oder nicht, ihm seine sachlichen Makel nachsehen oder auch nicht, ganz sicher hat dieser Hengst jedoch seine Berechtigung gehabt, dies umso mehr so, als Wenzel noch zu einer Zeit wirkte, in der sogenannte Passerpaarungen durchaus desöfteren üblich waren - und hatte man eine solche erstmal gefunden, dann blieb man auch dabei.
Im Falle des Wenzel war die bevorzugte und vielfach leistungserwiesene Passerpaarung die an die Töchter des Stempelhengstes Absatz. Tauchte hintendran auch noch der überaus gern geseheneVollblüter Valentino xx als Positivmultiplikator auf, dann traf das Gesamtpaket auf doppelte Würdigung und Adel und man hatte eigentlich schon alles richtig gemacht. Exakt diese väterliche Abstammung des Don Frederic im fallenden Mutterstamm machte also neugierig und es lohnte in der Tat tiefer zu graben, handelt es sich bei diesem Stutenstamm der Eckernförde doch um den Stamm des hannoverschen Leistungsvererbers Argentan, dem Vater des Stempelhengstes und Multivererbers Argentinus.
Argentan von Absatz aus der Worms von Wohlan x Lateran. Eben diese Verzweigung des Stammes der Eckernförde über die Stammstute Worms ist bildreich und schön auf Rudolf's Webseite dargestellt.  
Prominentester Vertreter dieses Zweiges dürfte Emma Hindle's Olympiapferd Lancet sein. Lancet ist ein direkter Sohn des Wenzel aus einer Mutter von Shogun xx x Absatz x Wohlan. Worms, die Mutter des Argentan, findet sich hier also als dritte Mutter des Lancet wieder.
Don Frederic entstammt dem Zweig der Veruschka, einer Halbschwester zu o.g. Worms. Veruschka ist eine Tochter des Valentino und brachte in Anpaarung an Wenzel u.a. den Celler Landbeschäler Western Star.

                                                                           
                                                                                               Veruschka von Valentino xx a.d. Landschaft von Lateran T. im Alter von 22 Jahren

An dieser Stelle möchte ich Rudolf Druenert und seine ausserordentlich detailliert recherchierten Erläuterungen zu dem Stutenstamm des Don Frederic, ausgehend von der Gründerstute Veruschka, in gekürzter Form zitieren:

"Seiner Tochter Landschaft vererbte der Trakehner Lateran außer der Schimmelfarbe gute Charaktereigenschaften, Springveranlagung und viel Tritt. Ihre Leistungsbereitschaft bewies die als volljähriges Pferd mittelgroße Stute bei Vielseitigkeitsprüfungen und jahrelangem Dienst im Geschirr. Sie wurde 18 Jahre alt und brachte in 14 Zuchtjahren 13 Fohlen. Zu ihnen gehörten die bildschönen Valentino xx-Kinder Valuta (teuerstes Pferd der Verdener Frühjahrsauktion 1962 mit 28.000,- DM, erfolgreich in S-Dressur unter Ilsebill Becher und Lieselott Linsenhoff), Valetta (VFA 1969), Vabanque (VHA 1969: verkauft in die Schweiz) und die zuchterfolgreiche Stute Veruschka.

Veruschka war in hohem Maße von ihrem Vater geprägt, der Adel, faszinierende Schönheit sowie Dressur- und Springbegabung für hohe Ansprüche vererbte. Knapp in der Größe wie Valentino xx, besaß Veruschka Ausstrahlung und Charme und wusste sich sehr elastisch zu bewegen. In 21 Zuchtjahren übertrug sie ihren 17 Kindern eine überdurchschnittliche Bewegungsmechanik, Leistungsbereitschaft, einen tadellosen Charakter und teils beachtliche Größe, die nach ihrem eigenen Exterieur und Pedigree nicht unbedingt erwartet werden konnte.

Aus der Veruschka-Tochter Akelei v. Absatz züchtete Heinrich Bolte, Syke-Okel, die St.Pr.St. Goldlady v. Golfstrom I, die 1989 auf der DLG in Frankfurt zur Siegerstute der älteren Klassen gekürt wurde. Bei ihrer Beurteilung in der Fachzeitschrift "St. Georg" hieß es: "Überragend im Schritt und Trab, zeigte sich Goldlady souverän und überlegen im Auftreten und war unangefochten in Front." Sie brachte inzwischen drei Kinder von Weltmeyer und die Fuchsstute Billy Jean v. Buenos Aires, die 1993 über die VFoA in die USA ging. Aus der St.Pr.St. Wunderschöne v. Weltmeyer stammen u.a. die beiden gekörten Söhne Frenchman I (Ldb. Celle) und Frenchman II v. Falkland. Goldladys Vollschwester Goldy wurde 1992 zu einem hohen Preis nach Belgien verkauft.  

Arminia v. Absatz a.d. Veruschka brachte 3 erfolgreiche Turnierpferde, Little Lady v. Leibwächter, Winnie Lou v. Wenzel I und Warranty v. World Cup III (VHA 1992 "Woolley": 23 000,- DM). Winnie Lou's Enkelin "What a Feeling" v. Wolkentanz I (a.d. La Le Lou v. Liberty M) bewährte sich als zweifache Hengstmutter: mit Don Frederico brachte sie den in Holland wirkenden PB. Downtown und den strahlenden Redefiner Siegerhengst "Don Frederic", aufgestellt und im Besitz von Paul Schockemöhle. Ferner brachte Arminia die St.Pr.St. Winnie v. Worldcup III und Lily v. Leibwächter, die bei Jack D. Maulin in Kanada eine neue Heimat fand.

Aus der Angelina v. Absatz, geboren bei Hermann Clasen, Neddenaverbergen, züchtete zunächst Hermann Heimsoth junior, Wahnebergen, dressurbetont die beiden Wenzel I-Töchter St.Pr.St. Wutana (9/8, u. a. 2 Verdener Auktionspferde, 4 eingetragene Turnierpferde) und Wonne. Diese wurde über ihre Tochter St.Pr.St. Illusion v. Imperator und Enkelin Bella Navonna v. Brentano II Urgroßmutter des vorzüglichen Verdener Prämienhengstes 2009 Destano v. Desperados, der auf dem Gestüt Sprehe im Deckeinsatz steht. Destano gewann 2010 Reitpferdeprüfungen und absolvierte den 30-Tage-Test in Schlieckau mit einem Ergebnis der Extraklasse: Interieur: 8,50, Trab: 8,69, Galopp: 8,50, Schritt: 8,56, Rittigkeit: 9,13 und Springanlage: 8,88. "
 

Neben den gekörten Hengsten (in alphabetischer Reihenfolge) Cent von Carenzo (gezogen von Rudolf Druenert), Destano von Desperados x Brentano II, Feininger von Falkland, Frenchman I und II von Falkland, Hochfein von His Highness x Feiner Stern, Western Star von Wenzel, u.v.m. weist dieser Stamm aktuell weitere hochkarätige Sport-und Schaupferde auf. Exemplarisch seien an dieser Stelle benannt Clark Gable von Calido x Accord II, der unter seiner Reiterin Anuschka Zewe erfolgreich in  Springen der Klasse S unterwegs ist, sowie Chocolata von Contendro x Accord II, Endringstute der Herward van der Decken Schau im letzten Jahr 2011.  
 
Doch auch die direkte Mutterlinie und nahe Verwandtschaft der beiden Brüder Don Frederic und Downtown hat eine Menge zu bieten. Die gemeinsame Schwester Diva Larina von Don Larino ist erfolgreich im Dressurviereck unterwegs und verfügt bereits siebenjährig über zahlreiche Erfolge in L und M.
Neben Diva Larina weist die Mutter dieses Trios, What A Feeling von Wolkentanz I, drei weitere sporterfolgreiche Nachkommen auf.  
Grossmutter La Le Lou von Liberty M war dreijährig erfolgreich in Reitpferdeprüfungen unterwegs, bevor sie in die Zucht ging.
Die dritte Mutter, o.g. Winnie Lou von Wenzel, noch gezogen im Hause Clasen, der Geburtstätte des Lancet, bescherte der Züchterfamilie Wedermann ebenso beeindruckende Sporterfolge, bevor sie dann bei Wedermanns in die Zucht ging:
Beate Wedermann stellte Winni Lou in den Jahren 1988 und 1989 erfolgreich in Reitpferdeprüfungen und Dressurpferdeprüfungen der Klasse A vor und war mit ihr 1988 Finalistin des damals noch auf dem Dobrock ausgetragenen Hannoverschen Reitpferdechampionats.
Die 1984 geborene Winni Lou verfügt allein über zwölf (!) sporterfolgreiche Nachkommen,
von denen die beiden Jüngsten, ein Sohn von Don Larino und eine Tochter von Rosario, noch aktuell im Dressurviereck unterwegs sind.


So viel zum Mutterstamm des Don Frederic, bei dessen Recherche ich selber eine Menge dazu gelernt habe. Doch auch die beste aller Stammesanalysen kann nur Hinweise geben, wieso ein Hengst in seinem Phenotyp so erscheint, wie Mutter Natur ihn eben gemacht hat. Ob er auch seinen Genotyp auch so vererbt, steht auf einem anderen Blatt. Häufig wiederkehrende gemeinsame Features der nahen Verwandtschaft helfen sicherlich, die Breite der Vererbungsmöglichkeiten ein wenig einzugrenzen. Eine Garantie ist aber auch das nicht, schon gar nicht bei einem Junghengst. Nur wenige Hengste vererben sich selbst überhaupt mehr oder weniger dominant. Weshalb die ganz wesentliche Frage immer die nach der passenden Stute bleibt.
Die Methode, sich für einen Hengst zu entscheiden (aus welchen Gründen auch immer) und dann nach der passenden Stute dafür zu suchen oder womöglich alle zur Verfügung stehenden Stuten an den selben Hengst anzupaaren, funktioniert bei mir gar nicht. Intuition und ein starkes Bauchgefühl müssen es schon sein. Züchten ist nunmal Kunst und keine Wissenschaft.
Als ich also im Winter nach diesem ersten öffentlichen Sattelauftritt des Don Frederic auf dem Heimweg im Auto sass, hatte es bereits mächtig gefunkt. Da konnte der nüchterne Kopf noch so sehr das Prinzip des unbewährten Junghengstes als "No-No" beschwören, das Bild meiner Bunny (Fabricechens dreijährige Tochter von Belissimo) schob sich ständig vor mein geistiges Auge und beschwor geradezu diese Anpaarung an Don Frederic.  
Ich hatte gute hundert Kilometer Zeit, diese Intuition zu versachlichen.
Gab es in der Tat sachliche Gründe, die für eine solche Anpaarung an Bunny als passende Stute zu diesem Hengst sprachen?
Es gab sie.
Und reichlich davon.
Alle meine bewährten Zuchtstuten, deren Vererbung ich wage hinreichend einzuschätzen, kamen nicht in Frage. Die Vorstellung von Fabrice, Fannie Mae oder dem Igelchen an Don Frederic liessen mich kalt.
Wieso also ausgerechnet die ebenso unerwiesene Maidenstute Bunny?

                                   
                                                                                                                                                                               Bunny im zarten Alter von drei Jahren

So richtig über sprang der Funke eigentlich mit der Bemerkung einer Freundin, die da sagte:
"Dieser Hengst braucht veredelte Stuten! Der hat soviel Rahmen und den dürfte er im Fundament auch genetisch abgesichert mit sich bringen ("Brocken" war ihr O-Ton dazu...) und ausserdem ist er sehr gross und wird schwer... der braucht edle Stuten!"
Bunny!
Bunny ist eine ganz typische Tochter ihrer Mutter, fein und sehr leicht in Fundament und Aufmachung, im Vergleich zu ihrer Halbschwester La Jeanne, die noch dazu von einem Halbblüter abstammt, ist Bunny geradezu ein filigranes hochnobles Pferd von derzeit eher knappem Rahmen.
Da ich weiss, wie ihre Mutter in dem Alter aussah und wie sie heute daherkommt, dazu die Machart und Entwicklung der Nachkommenschaft des Beltain (Vater des Belissimo) als eher späte Pferde von nur selten schwerem Rahmen in ausgewachsenem Stadium addiere, drängte sich die Assoziation von Bunny an Don Frederic als potentieller Passer geradezu laut auf.
"Passer" allerdings ist in diesem Zusammenhang nicht als "Match" ("gleich zu gleich") zu verstehen, sondern tatsächlich als ergänzendes Exterieur zweier gänzlich unterschiedlich gerahmter Pferde, die sich aber in ihren idealen Winkeln (und darauf kommt es an, denn darin liegt der potentielle Hebel und hoffentlich die Dynamik begründet) in nichts nachstehen. Und im Hinblick auf Dynamik stehen Don Frederic und Bunny sich in der Tat in nichts nach. Bunny ist das beste Fohlen, das ich je gezogen habe, der Grund, weshalb ich sie als künftige Stammhalterin ihrer Mutter Fabrice behalten habe. Takt, fleissiges Abfussen, Schub und lockerer Durchschwung sind die Attribute, die sie ebenso auszeichnen wie Don Frederic. Don Frederic hat also an Bunny nichts zu verbessern - wenn er erhält, was sie naturgegeben mit sich bringt, hat er bereits einen guten Job gemacht. Konsoldiert er ihrer beider naturgegebenen Attribute - umso besser!
Darüber hinaus ist Bunny als Tochter des Belissimo hoffentlich mit dessen dankbarer Rittigkeit gesegnet - ein Argument, das sich im Hinblick auf die Fragezeichen dieses Sohnes des Don Frederico durchaus als willkommen aufdrängt. Ihrem hinreissend charmant liebenswerten Charakter bin ich ohnehin schon seit langem erlegen. Umgängliche Sanftmut. Durchaus eine Eigenschaft, die in Anpaarung an diesen Hengst ebenso von Vorteil sein kann. 
Bunny's leichter und feiner Rahmen dürfte dem ausgesprochen rahmigen Erbe und der Grösse des Don Frederic durchaus positiv entsprechen. Einen "Brocken" sehe ich sie in der Tat nicht produzieren. Das konsolidierte Erbgut von Fabrice in Kombination mit Belissimo scheint dominant fein und edel zu sein - dafür spricht auch Bunny's Vollbruder Brisant, der ein Clon seiner Schwester ist. Zwei Vollgeschwister von nahezu identischer Machart findet man selten. Gibt es sie, dürfte dies ein starkes Indiz für einen dominanten Genotyp sein.
Dazu kommt eine potentielle Schwäche durch eventuell zu erwartende weiche Fesselung, insbesondere im Hinterbein des Don Frederic, der es nach Möglichkeit entgegenzuwirken gilt. Und wenn auch Fabrice und ihre Vollschwester Fannie Mae gänzlich unterschiedlich auf den Beinen konstruiert sind und das in eben dieser Diversifikation trotz ihres gleichen Genpools auch so vererben ("Know your mare!"), so steht Bunny eben auf ihren Fesseln wie ihre Mutter:
Fest und mit einem idealen schrägen Winkel ins Hufbein. Die Annahme, dass dieses Feature sich auch in der nächsten Generation mütterlich als solches positiv konsolidiert, ist durchaus berechtigt. 
Ich habe bei all den Hengsten, die ich in den letzten Jahren gesehen habe, immer wieder nach einem passenden Kandidaten für Bunny Ausschau gehalten - stets mit dem Kopf. Gefunkt hat es bei keinem. Als unerwiesene Maidenstute hätte ich sie daher gern an einen so bewährten wie Don Schufro angepaart, doch stehen 2.200 Euro Decktaxe einem solchen Unternehmen nicht gerade konstruktiv entgegen. Ein gewisses Verhältnis von Wirtschaftlichkeit und Risiko sollte dann schon gegeben sein. Und tatsächlich empfiehlt Don Frederic sich bei allen gegebenen Risiken zweier unbewährter Partner als potentieller Passer zu Bunny wie kein anderer Hengst zuvor. Und wie das so ist mit der Intuition:
wenn es einmal funkt, dann  hat der Kopf bei mir nur einen schwachen Stand.
Und so wird es in diesem Jahr also Bunny sein, die meine Stammkundschaft bei Paul Schockemöhle in Mühlen pflegt.
Und die Euphorie über dieses rote Fohlen meiner selbstgezogenen Bunny, das dann erstmals bereits die zweite Generation der Nachkommenschaft meiner Fabrice sein wird, kennt jetzt schon keine Grenzen!
Go, Bunny!



19.12.2012 

Der alljährlich letzte und traditionell am interessantesten besetzte 30-Tage Test in Schlieckau ist beendet und beschert ein erfreuliches Ergebnis:
Mit einer gewichteten Endnote von 8,35 und einem Zuchtwert von 141 belegt Don Frederic in diesem starken Feld den zweiten Platz. Mit hohen Erwartungen und stark favouritisiert ist Don Frederic angetreten und erhielt allein sechsmal die "9" in den Trainingsnoten, 9,75 und 9,38 lauten die Rittigkeitsnoten. Don Frederic bestätigt mit diesem HLP Ergebnis auf jeden Fall einen Teil meiner eigenen hohen Erwartungen an ihn.
Mit der Anpaarung dieses ungeprüften und züchterisch noch gänzlich unbewährten Junghengstes an meine Bunny habe ich in diesem Frühjahr mit meinen eigenen Prinzipien gebrochen und ich denke, ich hatte gute Gründe dafür.
Bunny's Fohlen von Don Frederic im kommenden Sommer blicke ich mit grösster Freude und Spannung entgegen!

 

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