warum
Conen?
Conen von Chequille x Landclassic x Grandenstern
Prolog:
Nach erfolgreicher Trächtigkeit bereits in der Fohlenrosse im April hat das
Igelchen unglücklicherweise resorbiert und dem Traum vom
ersehnten Stutfohlen von Lissaro ein Ende bereitet.
Letztmalig in diesem Jahr habe ich dann im Juni den Versuch unternommen und sie von
Conen besamt, ein Hengst, der bereits seit seiner ersten öffentlichen Auftritte
anlässlich der Körung im letzten Herbst für mich den Titel "Lissaro II" trägt -
mit seiner gänzlich unerwarteten und überaus erfreulichen Stationierung
ausgerechnet im Hause Rüscher Konermann und seinem ebenso
erfolgreichen Werdegang bisher drängt sich dieser Titel nur noch mehr auf.
Als ich Frau Rüscher anrief und nach Verfügbarkeit des Hengstes fragte war ihre
erste Reaktion:
"Sind sie auch wirklich ganz sicher, dass sie es nicht doch nochmal mit Lissaro über Holland
versuchen wollen?"
Allein mit dieser Aussage hat sie sich auf meiner Wertschätzungsskala von eins
bis zehn auf eine glatte "12" befördert - weiss sie doch wie sehr ich von
Lissaro überzeugt bin und wie sehr ich mir ein Stutfohlen von diesem Hengst
gewünscht habe. Eine potentielle weitere Bedeckung durch Lissaro, nun direkt
über den verbliebenen Vertrieb aus Holland, liesse die Station Rüscher Konermann
finanziell komplett aussen vor. Das nenne ich eine selbstlose, züchterfreundliche und ganz
und gar grossartige Einstellung! Wohl dem Züchter, der auf solches Verhalten bei
seinem Hengsthalter trifft.
Die aktuellen Entwicklungen und meine ganz persönlichen Erfahrungen in diesem
Jahr mit dem Samenvertrieb des Lissaro aus Holland heraus und den Kontakten zu
der dortigen Station haben mich
jedoch nach einigen schlaflosen Nächten und reichlich Grübeleien endgültig davon
Abstand nehmen lassen, diesen Hengst ein weiteres und letztes Mal anzupaaren.
Farewell, Lissaro.
In jeder Hinsicht.
Und doch ist Conen als künftiger Partner für Ionia nicht einfach der
"Zweitbeste" - Conen steht und stand nicht nur für Ionia ganz oben auf meiner
Hengsauswahl als potentieller doppelorientierter Leistungsvererber zeitloser
Machart und Güte. "Lissaro Zwei" eben - und ich hoffe er wird seinen Weg gehen.
History repeats
itself:
Mitunter ist es wirklich erstaunlich, wie die Geschichte sich selbst wiederholt.
Den Titel "Lissaro II" hat Conen in mehrfacher Hinsicht verdient und es ist kein
Zufall, dass er sich in meinen ganz persönlichen Assoziationen zu Lissaro
einfach vom ersten Augenblick an als springgenetisch gezogener, potentieller
Doppelvererber traditionellster Machart (frei von Modeblut) aufdrängte und diese
Eindrücke bis heute in jeder Hinsicht verblüffend bestätigt hat.
Es begann im Herbst 2010 als Conen anlässlich der hannoverschen Hauptkörung
seinen ersten öffentlichen Auftritt in Verden hatte. Vom Fleck weg zog dieser
braune Junghengst mich in seinen Bann und die spontanen Notizen in meinem
Körkatalog zaubern mir heute noch ein Lächeln ins Gesicht - meine Euphorie von
damals spricht auch heute noch aus jeder Zeile. Markant, gelassen, Mordsschritt,
geschmeidig, Takt, Gummi, Elastik, sympathisch, gewaltig kadenziert "selbst an
der Longe", "kommt gut vom Boden" und "locker im Schweif!", Interieur! - das
waren so die Attribute, mit denen ich Conen bereits in den ersten Momenten
unseres "Kennenlernens" an den Körtagen ausgezeichnet hatte. Es folgten die
üblichen Diskussionen mit Züchterfreunden und Kritikern, sachlichen und mitunter
auch weniger sachlichen. Die meisten Kommentare lauteten weit weniger
schmeichelhaft als die meinen altbacken, unmodern, kein Rahmenprofil,
kurzbeinig, schwer und ausserdem zu klein - wer will denn mit so einem Hengst
heute noch züchten?
Lediglich zu seiner Grösse konnte ich tatsächlich gar nichts sagen, die hatte
ich mir nicht einmal notiert. Ein gutes Pferd misst man nunmal nicht in
Zentimetern sondern allein in seiner Erscheinung. Fidermark lässt grüssen.
Die Kritiken machten mich daher grinsen, waren es doch exakt die selben Worte
aus den selben Mündern, die einige Jahre zuvor an selber Stelle zu Lissaro
gefallen waren - und was ist aus diesem Hengst heute geworden?
Ich beschloss also diese Kritiken zunächst einmal als positives Omen für den
weiteren Werdegang dieses Hengstes zu werten und betitelte ihn für mich gerade
auch ob seiner reinen Springgenetik als "Lissaro II" - was hatten diese beiden
nicht bereits alles gemeinsam, und das nach nur drei Tagen Körung?!
Als Conen dann -ganz wie Lissaro seinerzeit auch- den Titel Prämienhengst
verliehen bekam, tat mein Herz einen Freudenhopser - sollten die positiven Omen
bereits ihre Wirkung zeigen?
Ganz und gar abergläubisch drohte es dann zu werden, als klar wurde auf welcher
Station Conen fortan wirken sollte:
ausgerechnet die ehemalige Box von Lissaro, der mittlerweile nach Holland
umgezogen war, auf der Station Rüscher Konermann ganz in der Nähe, sollte er
beziehen - wenn das nicht wirklich etwas heissen wollte!
Lissaro II.
Damit war Conen dann auch auf meiner Liste begehrenswerter Doppelvererber neben
Lissaro soeben ganz nach oben gerutscht.
Mit dieser Stationierung in der Nähe war klar, dass ich den Hengst in der Folge
regelmässig sehen und seine Entwicklung beurteilen konnte, ebenso klar war, dass
er auch in Westfalen spätestens zur Nachkörung vorgestellt werden würde, und
ebenso klar war, dass es dort wahrscheinlich die selben ebenso wenig
schmeichelhaften Kommentare regnen würde.
Ein besseres Omen konnte es einfach nicht geben!
Lissaro II eben.
In einem sollte es mich allerdings getäuscht haben:
Während Lissaro in Verden seinerzeit ausdrücklich zum "Prämienhengst Springen"
ernannt wurde, hat Conen in Verden anlässlich des Freispringens nicht unbedingt
den spektakulärsten Eindruck hinterlassen. Der Landstallmeister Brockmann
konstatierte daher auch auf der später folgenden Hengstschau in Verden etwas
verblüfft, er könne sich an diesen (vermeintlichen) Springhengst anlässlich der
Körung gar nicht mehr so recht erinnern... Es sei ihm verziehen. Es war in der
Tat das erste Mal, dass ich einen hannoverschen Offiziellen gedanklich rügen
wollte ob seiner Ignoranz - soetwas passierte mir bislang eigentlich nur in der
westfälischen Heimat. Zu diesem Zeitpunkt allerdings hatte Conen in Westfalen
bereits einige tausend Zuschauer ob seines ersten Auftrittes unter dem Sattel in
der Halle Münsterland ebenso begeistert. Den Titel Prämienhengst hatte Conen
sich in Verden in der Disziplin Dressur verdient als das schwungvoll
geschmeidige Bewegungswunder geschlossenster Bauart, das er eben ist, und die
Angemessenheit dieses Titels stellte er bereits kurz darauf vor der
beeindruckenen Kulisse in der Halle Münsterland unter dem Sattel geradezu
"schlicht"-spektakulär unter Beweis. "Schlicht" weil er eben nicht als
Strampelmann aber dennoch spektakulär daherkommt. Doch dazu später mehr.
Zunächst strafte er seine Kritiker anderweitig Lügen, und zwar ausgerechnet
während des Freispringens anlässlich der westfälischen Nachkörung in Handorf.
Mit Herzklopfen und etwas Sorge wegen des Freispringens ist Vater Rüscher
seinerzeit mit dem Hengst nach Handorf gefahren, hatte er doch -wie es bei
Rüscher eben so üblich ist- den Hengst zwar im Freispringen geübt aber bei
weitem nicht so nachhaltig "vorbereitet", wie man das von dem ein oder anderen
Aussteller gewohnt ist. Spekatuklär ist eben anders. Als Conen dann in Handorf
durch die Freispringreihe schnurrte war es Vater Rüscher, dem mehr als allen
anderen die Augen über gingen - der Hengst überzeugte durch allerbeste Manier
mit feinstem Schnick und Vermögen. Als er dann bereits nach wenigen Durchgängen
dankend abgwunken wurde rutschte Vater Rüscher vorübergehend das Herz in die
Hose - fürchtete er doch man habe den Hengst disqualifiziert weil er
"präpariert" gewesen sei...
Das Gegenteil war der Fall. Hier überzeugte ein Hengst frisch durch Technik,
Übersicht und Vermögen weil man ihm die Freude an seinem Job über den Stangen
ganz offensichtlich belassen hatte - ein Pferd, das mit Fug und Recht durch
seine Selbstdarstellung die Anwartschaft auf einen potentiellen Doppelvererber
verkörpert - in Handorf mehr noch als zuvor in Verden. Ein komplettes Pferd
eben. Ein Prämienhengst durch und durch. Mir lachte das Herz.
Conen
anlässlich des Hannoverschen Reitpferdechampionates in Verden im August 2011,
fotografiert von
Dr.
Christina Beuke.
Liebe Christina, tausend Dank dass ich Dein Foto hier verwenden darf!
Es folgte der erste Auftritt unter dem Sattel anlässlich der Hengstschau in der
Halle Münsterland - es war das erste Mal, dass ich Conen unter dem Sattel
erleben sollte. Und wie das eben so ist; den meisten begehrenswerten
Bewegungswundern unserer Körungen wird spätestens unter dem Sattel der Schmelz
rigoros weggeritten, die meisten verlieren ob des strammen Zusammengestelltseins
oder aber schlicht, weil sie noch wenig ausbalanciert sind und kaum über
Tragkaft verfügen. Ähnliches hatte ich bei Conen befürchtet, dieser Hengst
konnte unter dem Sattel eigentlich nur verlieren denn es war schwer vorstellbar,
dass ein Pferd, das im Alter von zweieinhalb Jahren freilaufend derart
begehrenswert schwungvoll und locker schwingend daherkommt, dies auch mit
nichteinmal drei Jahren bereits schon unter dem Sattel so zu zeigen in der Lage
ist.
Wieder sollte ich mich täuschen. Und ich konnte es selber kaum glauben.
Tatsächlich ist Conen der erste Hengst in all meinen Jahren Körbesuchen und
darauffolgenden ersten Sattelauftritten, der unter dem Sattel nicht verloren hat
sondern im Gegenteil seinen Schmelz und schwungvoll harmonischen Ablauf ebenso
beeindruckend demonstriert. Tatsächlich münzte Conen seinen Auftritt in der
Halle Münsterland bereits in einen fulminanten Erfolg um, sein Name war von dem
Abend an tatsächlich in aller Munde und Tasten (im Internet). Und das lag ganz
sicher nicht nur an dem Handstand seiner Reiterin, der ihm als gern genommener
Beweis seines Interieurs fürderhin auf Hengstschauen von nettem
Wiedererkennungswert dienen sollte.
Und hier muss ich dann wirklich mal eine Lanze brechen für die Leistung seiner
Reiterin Karin Schulze Topphoff, die die jungen Pferde in geradezu
beispielhafter Manier zu vollster Güte unter dem Sattel präsentiert und man kann
der Station Rüscher Konermann zu dieser Berittmachung nur gratulieren! Ich
möchte behaupten hier reifen gleich zwei künftige Championatskandidaten
heran, in und unter dem Sattel nämlich. Und es wäre unserem Reitsport zu
wünschen wenn - ganz wie bei Lissaro und Claudia seinerzeit - auch hier die
Richter anerkennen was die Zuschauer schon längst erkannt haben:
altersgemässes Reiten verdient gerade auf den Jungpferdechampionaten dieser Welt
Anerkennung durch Höchstnoten. Ganz besonders wenn es so zelebirert wird wie
Karin das auf Conen in diesem Frühjahr beeindruckend unter Beweis gestellt hat.
Ich habe in diesem Winter keinen zweiten Reiter gesehen der junge Hengste auf
Hengstschauen derart glänzend vorgestellt hat.
In der Folge waren Conen und Karin dann auch auf einigen Hengstschauen zu sehen
und erstmals drohte mich ein ungutes Gefühl zu beschleichen:
weniger ist deutlich mehr.
Diese Pferd ist nicht einmal drei Jahre alt...
Das sah auch Vater Rüscher so und es gelang ihm, zumindest den Sporteinsatz
dieses Youngsters mengenmässig zu deckeln. Drei Reitpferdeprüfungen hat
Conen bestritten, in Heiden, Saerbeck und aktuell im Juli in Greven. Alle
Prüfungen hat der Hengst trotz seines
hannoverschen Stempels im Westfalenland überzeugend mit 8,0, 8,5 und zuletzt in
Greven mit 9,0 gewonnen.
Und so ist es kein Wunder, dass Conen anders als Lissaro in diesem seinen ersten
Deckjahr bereits eine beachtliche Anzahl Stuten gedeckt hat und - ebenso anders
als Lissaro- dies mehrheitlich Dressurstuten von entsprechender Güte waren.
Anders als bei Lissaro sind die Erwartungen an seinen ersten Fohlenjahrgang im
nächsten Jahr also in der Tat hoch gesteckt und ein Verriss dieses ersten
Jahrgangs durch den Zuchtleiter wäre - anders als das bei Lissaro der Fall war -
ganz sicher nicht durch eine suboptimale Stutenbasis zu rechtfertigen.
Höchste Zeit also, sich näher mit der ureigensten Genetik des Conen auseinander
zu setzen.
Zeit, sich mit seiner Abstammung zu beschäftigen.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich rein papiermässig in Sachen Conen
noch nicht wirklich weit gekommen war. Den begrüssenswerten Wiedererkennugswert
seines Pedigrees machte ich für mich zunächst an solchen Heroen wie Landadel und
Grande fest, Hengste, die allzeit zeitlos in jedem Papier als unumstrittene
Leistungsträger gern gesehen sind und sein werden. Stempelhengste ihres
Jahrhunderts eben.
Sein direkter Vater Chequille hatte mich bislang wenig beeindruckt, wenn ich
auch seiner rein holsteiner Blutführung im Mannesstamm über Caretano Z und Caretino, der sich als Doppelvererber mit erstklassigen Dressur- und
Springpferden bereits einen Namen gemacht hat, reichlich Positives
abgewinnen konnte. Ganz besonders Caretano aus der Bravo, und damit direkter
Halbbruder zu dem inzwischen ebenso zum Stempelhengst und Multivererber
avancierten Contendro, schätze ich sowohl in Bezug auf Eigenleistung wie auch im
Hinblick auf seine Kinder, die mir ab und an mal mehr und mal weniger bewusst
unterkommen, als echten Positivmultiplikator. Caretano selbst war als junges
Pferd stets beeindruckend unter Toni Hassmann und oft in westfälischen Landen
hocherfolgreich unterwegs, später wechselte er nach Zangersheide und machte
international unter Jos Lansing von sich reden. Neben Caretano Z und Contendro I
und II ist Bravo ebenso Mutter des gekörten Cassito und ausserdem Schwester zu
Tannenhof's Conteur, der ebenso gern als Doppelvererber apostrophiert wird und wurde,
diesen Erwartungen aber vielleicht ob seines sehr dressurlastigen Managementes
und entsprechenden Anpaarungen nicht unbedingt gerecht wird. Dieser Mutterstamm
des Caretano gehört zweifelsohne zu dem besten Leistungsblut fernab vom üblichen
C und L, das Holstein je hervorgebracht hat und zeichnet Chequille unumstritten
aus.
Ganz offensichtlich ist die doppelt angelegte Vererbung in Conen durchaus dem
väterlichen Einfluss geschuldet, und dies nicht nur rein zufällig sondern in
mehreren Generationen nachhaltig abgesichert, wie die in allen Sparten
erfolgreichen Kinder der diversen Söhne und Väter dieses Stammes anschaulich beweisen.
Und doch...
Chequille? Hatte es nicht eine Zeit gegeben als mein lieber Freund Tönne mir
eindringlich in den Ohren lag ich sollte mir diesen Chequille doch mal näher
ansehen? Das wäre doch mal ein Doppelvererber allerbester Machart! Und hatte ich
Tönne seinerzeit nicht noch achselzuckend belächelt als er selber eine seiner
Stuten von Chequille belegte, zu einer Zeit, als von diesem Hengst noch keiner
sprach weil er eben noch nicht in den Siegerlisten der Grand Prixs dieser Welt
aufgetaucht war - im Dressurviereck eben?
Ehre wem Ehre gebührt:
Tönne hat den Vater des Conen bereits als das erkannt was er ist als ich nicht
einmal wusste, wie dieser Springhengst eigentlich gezogen war - als
Doppelvererber war er mir zu dem Zeitpunkt am allerwenigsten gewahr...
Mittlerweile ist Chequille also im grossen Dressursport angekommen und seine
Nachzucht bestätigt seinen eigenen hervorragenden Zuchtwertindex als
Doppelvererber. Mit 125 und 132 Indexpunkten in Dressur und Springen dürfte er
einer der wenigen Hengste sein, die es überhaupt in beiden Disziplinen auf
derartige Zuchtwerte bringen und nachweislich über eine ausgeprägte
Doppelveranlagung verfügen. Seine ersten Kinder aus 2006 und den folgenden
Jahren weisen erwartungsgemäss Erfolge in beiden Disziplinen aus, neben Conen
verfügt er über drei weitere gekörte Söhne. Seine älteste Tochter Chequila ganz
hier aus der Nähe in Emsdetten verzeichnet Siege und Platzierungen ausgerechnet
in Eignungsprüfungen mit Gelände. Und wieso macht mich das nur wieder in den
Tiefen meines Buschreiterherzes schmunzeln - ?
Bleibt also der Mutterstamm des Conen über Lakonia von Landclassic (Landadel) x
Grandenstern (Grande) x Absatz x Gotthard x Agram zu ergründen. Und je tiefer
ich in den Annalen meines Jahrbuches versank desto grösser wurde mein Respekt
vor diesen hannoverschen Mutterstamm. Der Fundus eingetragener Turnierpferde wollte gar kein Ende nehmen und ich konnte gar
nicht so recht begreifen, dass mir dieser Stamm zuvor noch nicht bewusst
untergekommen war. Allerhöchste Zeit, den Mutterstamm des Conen mit
greifbaren Eindrücken zu bestücken. Zeit für einen Besuch bei Frau Knigge und
Lakonia.
Lakonia von Landclassic (Landadel) x Grandenstern (Grande) x Absatz x
Gotthard x Agram
AGRAM
Wenn auch lange vor meiner Zeit, so fällt es mir doch am leichtesten, die
Werthaltigkeit dieses Mutterstamms zunächst einmal „von hinten“ aufzurollen,
über Agram nämlich. Ein Hengst, der selbst heute noch immer wieder positive
Resonanz erfährt sobald er in den Pedigrees, inzwischen sehr weit rechts aussen,
auftaucht.
Prominentestes Beispiel der Positivwirkung des
Schimmelhengstes Agram ist sicherlich Alsterröschen, gezogen bei Franz Lüth aus
einer direkten Inzuchtanpaarung von Agram aus der Algave, die ebenfalls eine
Tochter des Agram war. Alsterröschen wurde zur Gründerstute eines hoch
angesehenen Leistungsstammes, der unzählige Springpferde hervorgebracht hat,
darunter so prominenteVertreter wie das internationale Springpferd Dux (Franke
Sloothaak) oder die aktuell in aller Munde befindlichen Sporthengste Stakkato Gold
und Vesuv.
„Einer der grossen Springpferdevererber der Nachkriegszeit“, hat
Werner Schockemöhle einst über Agram geschrieben, dabei verlief sein Werdegang
–wie so oft- zunächst gänzlich unspektakulär und wenig heroisch. Da wäre
zunächst einmal die vermeintlich „mangelnde Grösse“, knapp mittelgross und mit
1,61m angegeben. Als ausgereifter Hengst mag er wohlwollend im mitt-sechziger Mass
gestanden haben.
Und wieso muss ich hier nun schon wieder lachen?
History repeats itself – die Parallele zu Conen ist einfach verblüffend…
Dann wird dieser Schimmelhengst als so bullig beschrieben, daß niemand im Gestüt
ihn reiten mochte. Und erst in späteren, gesetzteren Jahren, bequemte er sich
dazu, bei den Celler Hengstparaden im römischen Kampfwagen als Quadrigenross
mitzuspielen… Es wird schnell klar:
dieser Agram hatte seinen sehr eigenen Charakter.
Und in gewisser Weise waren es genau diese Attribute, die er neben enormem
Springvermögen auch an seine Kinder weitergab:
Härte und Kampfgeist.
Von „Individualpotenz“ des Agram spricht Werner Schockemöhle und meint damit die
seltene und wertvolle Fähigkeit, Springpferde in Serie zu zeugen, unabhängig von
der Art der Stuten, die ihm zugeführt wurden. Stuten aller Blutrichtungen eben.
Beispielhaft und für all jene, die Grösse in Zentimeter messen, sei hier der
stark arabisierte und nur 1,57m kleine Abu Hassan genannt, Star der Verdener
Frühjahrsauktion 1963, aus einer Tochter des Amurath ox-Enkels Alex gezogen. Dieser
kleine braune Wallach sollte später unter Karl-Heinz Giebmanns zu einem
international erfolgreichen Springpferd werden und wie so oft zeigt sich hier,
dass Erfolg kein Zufall (und ganz sicher keine Frage der Grösse) ist:
die Mutter der oben erwähnten späteren Gründerstute Alsterröschen ist eine
Vollschwester des kleinen und doch so grossen Abu Hassan.
Mit Anakonda (Mary Chapot, USA) und Askan (Paul Schockemöhle und Gerd Wiltfang)
lieferte Agram echte Weltpferde. Und wenn man auch seine Töchter als höherwertig
einstufte so waren seine erfolgreichsten Kinder nach Gewinnsumme die Söhne Agent
und Abadir. Die hohen Gewinnsummen dieser beiden Schimmelwallache erklären sich
damit, dass sie systematisch über längere Zeiträume international unterwegs
waren. Agent war 1976 unter Paul Schockemöhle Mitglied der deutschen
Nationenpreismanschaft, die in Montreal Silber gewann.
Agram war ein gemischterbiger Schimmel und zeugte Nachkommen aller Farben. Seine
braunen Töchter, meist nur knapp mittelgross, dabei hübsch und harmonisch,
galten als überaus leistungsstark. Neben der o.g. Anakonda galt die nur 1,60m
kleine Andrea als seine wohl beste Tochter überhaupt. Sie meisterte dickste
Kombinationen und übersprang mehrfach Mauern von 2 Meter Höhe.
Grösse ist eben doch sehr relativ.
Die oft abschätzigen Attribute „knapp“ und „klein“ im Zusammenhang mit Conen
(wenn er denn nicht in ein paar Jahren droht doch noch „zu gross“ zu werden…)
sind als echte Prädikate und nicht als Makel zu verstehen. Eine Einschätzung
übrigens, die ähnlich auch Frau Knigge formulierte:
"Was will man denn mit einem 1,70er Pferd in der Zucht? Das sind doch keine
Zuchttiere! Eine gute Zuchtstute muss in einem überschaubaren Mitte 60er Mass
stehen, die naturgegebene Grösse für ein Pferd. Alles was über 1,70 hinausgeht
kann bestenfalls noch ein ordentliches Sportpferd werden." Ich musste grinsen
als ich sie so energisch ihre Überzeugung kundtun hörte, kleidete sie doch das
vernünftigste aller Argumente in verständliche Worte:
Funktionalität ist eine Frage von Artgerechtigkeit. Die Natur weiss, wieso die
reinerbigsten und langlebigsten aller equinen Rassen (Vollblut und Araber) eher
im kleineren 60er Mass stehen. Langlebigkeit in diesem Zusammenhang ist ein gutes
Stichwort. So wies Frau Knigge mich in Betrachtung einiger ihrer über 20 Jahre
alten Stuten darauf hin, ich solle den Pferden doch auch vor allem mal auf die
Beine sehen - die seien nämlich allesamt glasklar trocken und kerngesund! Wohl
dem, der diese Eigenschaften in seinem Stutenstamm verankert weiss! Daran musste
ich denken als ich bei meiner Recherche zu Agram auf folgende Aussage stiess:
.
„Festzuhalten ist, dass die Agram-Kinder hart und langlebig sind, besonders die
Töchter, ferner gesunde und gut geformte Hufe haben (wenig Hufrollen)…“, so ist
bei Werner Schockemöhle nachzulesen und bei Frau Knigge auf dem Hof auch in
weiterer Generationenfolge noch heute anschaulich zu betrachten.
Neben Ramzes und Ferdinand zählt Agram zu dem grossen Dreigestirn, das nach dem
Krieg in der westdeutschen Wamblutzucht bei der Springpferdeerzeugung
tonangebend war. „Erst in jüngster Zeit,“ so schrieb Schockemöhle damals, „rückt der
Schimmel Gotthard als vierter im Bunde auf.“
Rückblickend muss man konstatieren dass Schockemöhle mit diesen Worten eine
bemerkenswerte züchterische Weitsicht bewies, sollte Gotthard doch zum
Stempelhengst schlechthin avancieren.
GOTTHARD
… und eine bessere Vorlage als diese hätte Werner Schockemöhle gar nicht liefern
können – zeichnet gerade die Verbindung von Agram an Gotthard den Stutenstamm
der Lakonia doch aufs höchste aus. Die Kombination Gotthard x Agram gilt noch
heute als ideale Passerpaarung ihrer Zeit und hat ihren Ursprung im Dannenberger Raum, der
als feinstes Hochzuchtgebiet reinster Springstämme galt, lange vor der Zeit, als
auch hier viele Springstämme dem inflationären Einsatz kommerzieller Dressuranpaarungen zum Opfer fielen. Die schimmelige Agramtochter
Awona, die selber über sagenhafte dreizehn registrierte Sportnachkommen verfügt,
die für eine in den sechziger Jahren beachtliche Gewinnsumme von knapp 8.000
Euro verantwortlich zeichnen, wurde im Hause Knigge in Anpaarung an Gotthard
1968 Mutter der Rappstute Gotenband. Die Rappfarbe, Erbteil von Gotthards Vater
Goldfisch II, war bei Gotthards Nachkommen durchaus häufiger anzutreffen.
Und die Geschichte des Gotthard wiederum beginnt ähnlich wie die des Agram und
auch der des Conen…:
Mit einem „knappen, unbedeutend und gedrungen erscheinenden“ Hengst nämlich, der
dieser Gotthard zum Zeitpunkt seiner Körung war.
Diese Attribute klingen wie schon mal gehört?
Wohl all den Spöttern und Kritikern der unbedeutenden, gedrungenen und knappen
Hengste – ein besseres Omen für eine bedeutende Karriere scheint es wahrlich
nicht zu geben.
Als hässliches Entlein war Gotthard zunächst wenig Züchtergunst beschieden. So
deckte er, wenn er denn überhaupt deckte und nicht als Reservist und Wagenpferd
in Celle diente, alle möglichen Stuten, darunter dann auch schonmal Norweger
oder Kaltblüter. Sein Aufstieg vom Tellerwäscher zum Millionär begann dann auch
mit einer Tochter, die ihres Zeichens von einer Mecklenburger Mutter ohne Papiere abstammte.
Die Rede ist von Gerd Wiltfangs Goldika. Schlag auf Schlag mehrten sich dann die
Kinder des Gotthards im internationalen Sport, der Vollständigkeit halber seien
hier mit Genius und Goya (beide Fritz Ligges) die wohl heute noch bekanntesten genannt.
Claus Schridde formuliert trefflichst in seinem Porträt über Gotthard:
„Dressurmässigen Belastungen entsagten die Gotthard-Nachkommen meist völlig.“
Ähnliches wusste bereits Werner Schockemöhle über Agram zu berichten.
Diesen beiden Leistungsvererbern war eben deutlich mehr als nur die Farbe
gemeinsam.
Im Hinblick auf Farbe galten die Schimmel und
Füchse unter den Kindern des Gotthards als ihren braunen Geschwistern weit
überlegen. Schridde schreibt hierzu bemerkenswert deutlich:
„Im Landgestüt Celle wurden 1977 erstmals zwei Gotthard-Söhne in den Deckeinsatz
geschickt: Goldstein und Greenhorn. Der braune Goldstein war von
durchschlagender Negativ-Vererbung. Er deckte von 1977 bis 1984 in Oberndorf, wo
er auf eine erstklassige Springstuten-Grundlage traf. Wo immer er im Pedigree
aufgetaucht ist, hat er das Niveau zumeist herabgesetzt. Er unterstrich
nachhaltig die These, daß die Füchse und Schimmel von Gotthard eindeutig ihren
braunen Geschwistern überlegen waren.“
Unter all den Söhnen des Gotthard war jedoch keiner dabei, dem nachhaltig das
bedeutende Erbe seines Vaters zu erhalten beschieden war. Es hat seinen guten
Grund, dass Hannover heute mittels der Zuchtinitiative „G-Blut“ versucht,
zumindest über Grande das Erbe des Goldfisch II im Mannesstamm zu erhalten.
Geradezu amüsiert liest es sich bei Schridde dann auch, dass es ausgerechnet
„Werner Schockemöhle irgendwie gelungen ist, Godehard im Oldenburgischen als den
einzigen legitimen Gotthard-Nachfolger in Deutschlands Züchterschaft zu
etablieren. Es gab einen regelrechten Godehard-Boom, zumal sein Vater gerade ein
Jahr vor Beginn von Godehards Deckeinsatz eingegangen war.“ Doch trotz der
grossen Sporterfolge seiner zahlreichen Nachkommen sollten auch Godehards
gekörte Söhne züchterisch keine nennenswerte Rolle spielen.
Im Nachhinein betrachtet ist man mit Gotthards Erbgut vielleicht nicht geschickt
genug umgegangen, formuliert Schridde elegant. Etwas weniger elegant schimpfte
Frau Knigge anlässlich meines Besuches:
„Es ist wirklich nicht zu fassen, dass man es nicht geschafft hat, auch nur
einen einzigen Sohn des Gotthard gross zu machen!“ Söhne gab es in der Tat genug
- doch reichlich erhaltenswerte fielen dem schnöden Kommerz zum Opfer und fanden
ihren Weg ins Ausland. Sie hat sich stets bemüht,
das Erbe des Goldfisch II dennoch in ihrer Zucht zu etablieren, der Grund, weshalb
sie später Grandenstern, der sich dann auch als Grossvater in Lakonias Papier
wiederfindet, nutzte. Von Ironie des Schicksals schreibt Schridde, daß die
Hoffnung auf den Fortbestand des hannoverschen Gotthard-Blutes heute fast
ausschließlich auf Grosso Z ruht, der ja außerhalb Deutschlands, im Gestüt
Zangersheide entstanden ist. Gotthards Sohn, der Schimmel Goliath Z, war selbst
international erfolgreich und ist ein Halbbruder des großartigen Ahorn Z. Seine
mit Hermann Schridde international erfolgreiche Mutter Heureka bachte außerdem
die Stute Argentina Z, die ihrerseits der Superstute Ratina Z/Ludger Beerbaum
und deren gekörten Vollbrüdern Rebel Z I, II und III das Leben schenkte. Goliath
hat ausschließlich in Zangersheide gedeckt, wo er in Grosso Z den Stammhalter
der Gotthard-Linie schuf.
Was also bleibt ist das direkte Erbe des Gotthard über seine Töchter, und hier
steht die Rappstute Gotenband sicher beispielhaft als Positivmultiplikator in
diesem Leistungsstamm des Conen, die wertvolle Kombination von Gotthard x Agram
als begehrenswerte Passerpaarung ihrer Zeit eben.
Zu Gotenband gibt es zwei weitere Vollschwestern,
Gondi und Gotenlore.
Gotenbands Vollschwester Gondi sollte später über ihre Tochter Windbotin von
Widerhall Grossmutter des Celler Landbeschälers Graf
Sponeck werden. Zu Graf Sponeck ist aufschlussreich bei Schridde
nachzulesen: "Von Graf Dagobert Z wurden in Graf Lehndorff und Graf Sponeck zwei
begehrte Hengstsöhne rekrutiert, die beide positiv gewirkt haben. Der Schimmel
Graf Sponeck, ein ausdrucksstarker, voluminöser Hengst mit etwas kleinen Hufen,
war erstklassig auf Springleistung gezogen und deckte in Ihlienworth und
Oberndorf. Er hat zahlreiche nützliche Springpferde gezeugt und es stimmt
traurig, daß dieser auf der Körung so ungemein begehrte Hengst, der letztlich im
damals noch bestehenden „Ersten Celler Lot“ Landbeschäler wurde, auf
Nimmerwiedersehen über den großen Teich Richtung Amerika ging." Neben
diesem der heimischen Zucht früh verlorenen Sohn verzeichnet Windbotin sieben
sporterfolgreiche Nachkommen, sowie die 1989 bei Knigge geborenen Zalimba
Lady von Zeus (Nurzeus), die 1997 in Anpaarung mit Landclassic die aktuell
S-erfolgreiche Rappstute La Belle brachte und 2006
in Anpaarung an Concetto Famos den fünfjährig bereits vielfach Springpferde-A
und L siegreich und erfolgreichen C. van Bommel.
In Anpaarung und damit direkter Inzucht (Gondi) auf Gotthard mit Windbotin zog
Freidrich Hagemann u.a.die Stute Goldine, die über fünf sporterfolgreiche
Nachkommen verfügt. Ihr erfolgreichster Sohn ist Silvano
von Silvio, der bereit siegreich in Klasse S war und aktuell über eine
Gewinnsmme von knapp 11.000 Euro verfügt.
Gondis direkte Tochter Flash Point von First Gotthard verdankt ihren Erfolgen in
Springen bis zur Klasse M ihre Eintragung im Leistungsstutbuch B. In Anpaarung
an Pik Bube brachte Gondi zwei weitere Töchter, Padua und Prärie. Beide Stuten
wurden im Hause Hermann Diercks mehrfach an den Franzosen Zeus (Nurzeus)
angepaart – eine Anpaarung ausgerechnet an Pik Bube, so unkonventionell wie
interessant und von grossem Erfolg gesegnet, sollten diese Kinder doch allesamt
noch von sich reden machen. So wurde in 1991 der in Hannover gekörte braune
Hengst Zacharias aus der Prärie geboren, der
inzwischen selber mit einer beachtlichen Nachkommenleistung aufwartet. 110
eingetragenen Sportpferde zeichnen verantwortlich für knapp 84.000 Euro
Gewinnsumme. In 1999 fohlte Prärie die braune Stute Zidania, die selber 2.400
Euro im Springsport gewann. Bereits 1989 kam der in Oldenburg gebrannte
Fuchswallach Zimt zur Welt, der es auf stattliche 14.700 Euro Gewinnsumme
brachte. Noch aktuell im Sport erfolgreich ist der 2000 geborene und in
Luxemburg beheimatete Fuchswallach Zippus, der seiner Besitzerin Freude in
Springen und Dressur der Klasse L bereitet. In 2001 brachte Prärie dann eine
Tochter von Rohdiamant zur Welt, die heute ebenso noch im ländlichen Sport
erfolgreich unterwegs ist.
Padua verzeichnet sechs sporterfolgreiche Nachkommen, von denen aktuell noch
Zitano von Zacharias im Basissport unterwegs ist - hier wurde bewusst
Linieninzucht auf den Mutterstamm betrieben. In Anpaarung an den Vollblüter
Mythens brachte Padua mit Most Welcome einen Halbblüter zur Welt, der im Viereck
bis Klasse M erfolgreich war. Paduas Tochter Cedra von Caprimond verzeichnet
ebenso sechs sporterfolgreiche Nachkommen und brachte in Anpaarung mit De Niro
den in S-Dressuren erfolgreichen Dumas. Eine
Tochter des Caprimond an Acord II anzupaaren und aus dieser Anpaarung dann ein
bis M erfolgreiches Springpferd zu ziehen, das spricht ganz sicher für die
Qualität des Stammes. Cedras Sohn Abbu Balu bringt es aktuell auf 5.000 Euro
Lebensgwinnsumme im Parcours.
Der Zweig der Gotthardtochter Gotenlore fand im Haus Gerd Thaden züchterische
Verbreitung. Aus diesem Zweig stammt der gekörte Iron Man,
ein Sohn des Inselfürst aus der Wanja von Wienerwald, einer Tochter der
Gotenlore. Wenn heute beklagt wird, das Blut des Inschallah sei der deutschen
Pferdezucht im Mannesstamm gänzlich verloren gegangen, so mag das zu einem guten
Teil auch daran liegen, dass reichlich gekörte Söhne dieser Zeit ihren Weg
ruckzuck über den grossen Teich in die USA fanden. So auch Iron Man, der dort im
Stall von Nancy Malony in Anpaarung an eine Vollblutstute zügig für einen
gekörten Sohn, Iron Rule, gesorgt hat. Mit dem 1991 geborenen und in Belgien
registrierten Dino von Don Juan stellt Gotenlores
Tochter Wanja ihren erfolgreichsten Sohn im internationalen Springsport, brachte
Dino es doch mehrere Jahre hintereinander unter die Top 1000 der WBFSH ranking
list.
Friedrich Hagemann paarte den Trakehner Gelria an Gotenlore an, hieraus fiel die
Stute Grandessa, die vier sporterfolgreiche Kinder verzeichnet, darunter in
Samba von Sandro Song einen Sohn im gehobenen Sport bis 1,30m.
Eine Vollschwester zu Wanja ist Westina von Wienerwald a.d. Gotenlore. In
Anpaarung mit Rio Branco wurde Westina Mutter des M-erfolgreichen Rosselini und
einer Tochter namens Ratina S. Das „S“ steht für den Züchter Reiner Schulz, der
diesen Zweig der Westina pflegt, es könnte aber auch für „Stakkato“ stehen, denn
Schulz ist gleichzeitig Züchter der prominenten Stakkato-Kinder Satisfaction
I-III, Sundari, Argelith Sambucca und Souvenir. Mit diesen hat die hier genannt
Ratina S allerdings nichts zu tun, wenn auch der Name gewisse Assoziationen nach
Riesenbeck zuliesse. Westinas Tochter Ratina von Rio Branco fohlte in Anpaarung
an Werther die S-errfolgreiche Wertherin, im Sport
besser bekannt als Solon's Fernet Branca. Neben Wertherin verzeichnet Ratina
drei weitere sporterfolgreiche Töchter.
Einen weiteren gekörten Hengst in seiner gut bestückten Sammlung bescherte
Schulz die Anpaarung von Stakkato an Westinas Tochter Colleen von Calypso II.
Hieraus resultiert der in Redefin gekörte Hengst
Skyscraper, der selber Erfolge in der Klasse S aufzuweisen hat.
Skyscrapers ein Jahr ältere Vollschwester Shakira
steht ihrem gekörten Bruder allerdings in nichts nach und ist aktuell
hocherfolgreich im internationalen Springsport unterwegs. Sie belegte 2010 einen
Rang unter den ersten 600 in der WBFSH ranking list.
Mit Laissa und Larry von Laptop hat Westina Schulz zwei weitere bis zur Klasse M
erfolgreiche Pferde geboren.
Bis hierher war ich in meinen Recherchen gekommen und mir brummte bereits der
Schädel – ich hatte den Stutenstamm des Conen erst in der vierten und fünften
Generation aufgedröselt und drohte bereits vollständig die Übersicht zu
verlieren ob der Menge an sporterfolgreichen Nachkommen, von denen viele
aufgrund ihres Verbleibs im Ausland nicht einmal mehr nachvollziehbar sind..
Im Sinne einer einfachen Überschaubarkeit habe ich begonnen, die S-erfolgreichen
Sportpferde des Stammes blau und die gekörten
Hengste rot zu markieren. … nur was macht man mit
einem gekörten und dazu S-erfolgreichen Hengst wie Skyscraper…?
Kommen wir nach bereits vier gekörten Hengsten und sieben nachvollziehbar
S-erfolgreichen Sportpferden aus den Zweigen nur zweier Vollschwestern (Gondi
und Gotenlore) aus dem Stamm des Conen nun also zu Gotenband, der dritten Vollschwester aus der
Anpaarung Gotthard x Agram. Im Hause Knigge gezogen verzeichnet Gotenband selber
vier sporterfolgreiche Nachkommen. Für ihre 1977 geborene Tochter Antonia von Absatz
stehen gleich sieben sporterfolgreiche Nachkommen (NGS 8.000) zu Buche. In Anpaarung an Adamo
brachte Antonia die Leistungsstute Aphrodite, die ihrerseits wieder vier
sporterfolgreiche Kinder verzeichnet, deren Spur sich aber verliert. Lediglich
ihr Enkel Napoleon, aus der Santa Fe von Silvio, der von dem Vollblüter Nandino
abstammt, ist noch registriert mit aktuellen Dressurerfolgen im ländlichen
Bereich. Besagte Santa Fe verzeichnet ihrerseits fünf sporterfolgreiche
Nachkommen, die es auf annähernd 2.500 Euro NGS bringen, deren Spur sich jedoch
ebenfalls im Nirwana verliert. Ihre Mutter, die Leistungsstute Aphrodite,
verfügt über eine direkte NGS von über 19.000 Euro.
Von Domspatz fohlte Gotenband 1978 die Stute Domina, deren fünf registrierte
Sportnachkommen für eine Gewinnsumme von über 5.000 Euro verantwortlich zeichnen.
Dieser Zweig des Stammes brachte aktuell die beiden gekörten Hengste
Annicard und einen 2008 in Redefin gekörten
Sohn des Peking hervor. Annicard war unter Joachim
Heyer erfolgreich bis zur Klasse M unterwegs.
Im Hause Knigge setzten mit Gina-Antonia und Zantonia zwei Töchter der Antonia a.d. Gotenband das züchterische
Werk nachvollziehbar fort, und das in bereits in diesem Stamm mehrfach bewährter
Anpaarung. So wurde auch Antonia von Zeus (Nurzeus) gedeckt und fohlte 1986
Zantonia, von deren vier sporterfolgreichen Nachkommen ihre Tochter Francis von
Feinbrand herausragt: auch Francis hat Siege und
Platzierungen in Springen der Klasse S zu verzeichnen, eine Leistung, die man
einer Tochter des Feinbrand nicht unbedingt unterstellen würde. Auch hier gilt
es sicherlich die Dominanz des Mutterstammes zu würdigen.
Ein weiterer mehrfach S-erfolgreicher Sohn der Zantonia ist mit
Rabondi in Norwegen registriert. Die Vollschwester
dieses Rabondi, Retonia, bescherte dem Hause Knigge gleich in mehrfacher
Hinsicht bemerkenswerten Erfolg. Unter ihren vier sporterfolgreichen Nachkommen
heben sich aus Anpaarung an Certus der 1997 geborene Cyrano und der im Jahr 2000
geborene Lento von Landclassic besonders positv hervor. Während Cyrano aktuell
im Viereck bis Klasse M erfolgreich unterwegs ist, ist mit
Lento der erfolgreichste Sohn des Landclassic überhaupt aktuell unter
Rene Tebbel in Parcours der Klasse S unterwegs. Lento verbucht bislang
über 20.000 Euro Gewinssumme für sich. Mit Nantonio von dem Vollblüter Nandino
ist ein weiterer Sohn der Retonia im ländlichen Bereich bis Klasse L unterwegs.
Eine weitere nennenswerte Tochter der Zantonia ist Capricia von Cheenok, die
gleich über zwei Nachkommen verfügt, die in Klasse S erfolgreich unterwegs sind.
Ihre Tochter Calistra von Conteur ist mehrfach
siegreich in M und aktuell S platziert, ihr Sohn Leilani
von Landclassic hat bereits S gewonnen. Diese beiden Kinder zeichnen für eine
NGS der Capricia von über 5.000 Euro.
Damit verzeichnet der direkte Mutterstamm des Conen über seine Urgrossmutter
Antonia allein fünf nachvollziehbare Sprösslinge, die erfolgreich in S unterwegs
sind. Die Suche nach erfolgreichen Nachkommen aus jüngeren Generationen verliert
sich, da nach Aussage von Frau Knigge stets reichlich Fohlen nicht zuletzt auch
über Auktionen ins Ausland verkauft wurden.
Auf der Suche nach der Erhaltung und Konsolidierung des wertvollen Blut des
Goldfisch II nutzten Knigges mehrfach den unter Joachim Winter bis Klasse S
erfolgreichen Grandenstern, ein unter Leistungsaspekten grandios gezogener
Hengst von Grande x Duellant aus einer Mutter von Gardestern x Ferdinand.
Grandenstern ist damit über die Leistungsvererber Grande und Gotthard ingezogen
auf Goldfisch II. In Anpaarung von Antonia an Grandenstern fiel 1992 Conens
Grossmutter Gina Antonia, die damit über Gotthard (Gotenband) dreifach das Blut
des begehrten Linienbegründers Goldfisch II führt. Zur Stammespflege erhalten
blieb dem Haus Knigge mit Antonias Tochter Lakonia von Landclassic die Mutter
des Conen.
Der Privatbeschäler Landclassic war selber erfolgreich in Springen bis zur
Klasse S unterwegs und es spricht für den Hengst, dass er in jungen Jahren auch
Erfolge in Reit- und Dressurpferdeprüfungen vorzuweisen hat. Mit sechzehn in S
erfolgreichen Kindern verfügt Landclassic über eine NGS von über 205.000 Euro,
seine eigene LGS beläuft sich auf stattliche 4.000 Euro.
Aktuell führt Lakonia ein braunes Hengstfohlen von Chacco-Chacco bei Fuss, das
sich ebenso wie seine Mutter und Conen selber durch Geschlossenheit und vom
Fleck weg gediegenes Abfussen auszeichnet. Und wenn der vielbesprochene "Guck"
einen Hengstanwärter auszeichnet, dann mag dieser Halbbruder des Conen durchaus
ebenso ein Hengstanwärter sein, seinem carmanten "Guck" jedenfalls kann man nur
schwer widerstehen, wenn auch Frau Knigge behauptet, dem Bub guckt der Grande
nur so aus dem Gesicht. Sie weiss da sicher, wovon sie redet, und das spricht
dann um so mehr nur für diesen Sohn, sind Leistungsgene doch nur zu häufig auch
an phenpotypische Merkmale gekoppelt. Es war mir dennoch eine Freude zu hören,
dass Lakonia aktuell wieder tragend ist von Chequille und man darf gespannt
sein, wie dieses dann vierte Vollgeschwisterkind zu Conen wohl im nächsten Jahr
daher kommen mag. Seine zweijährige Vollschwester geniesst derweil ihre Jugend
in der grossen Jungstutenherde bei Knigges und als ich diese gefällige braune
Stute von trockener Textur und Linien sah war mir klar, was Frau Knigge meint,
wenn sie Conen stets als ein "blütiges" Jungpferd bezeichnet, ein Status Quo,
dem er in seiner heutigen Statur längst entwachsen ist. Es ist eben stets ein
lehrreiches Unterfangen, sich die verfügbare mütterliche Verwandtschaft eines
Hengstes einmal aus der Nähe zu betrachten.
Neben meinen ganz persönlichen erfrischenden Eindrücken zu Conens direktem
Mutterstamm im Hause Knigge erbringt die umfangreiche Recherche dieses Stammes
neben unzähligen erfolgreichen Sportpferden in allen Sparten also sieben gekörte
Söhne und zwölf S-erfolgreiche Nachkommen - soweit diese eben überhaupt
nachvollziehbar sind. Und ich möchte betonen, das ich mich in meiner Recherche
lediglich auf Nachkommen ab der fünften Generation beschränkt habe - der
vollständige Stutenstamm der Narenta, der bis ins Jahr 1868 zurückreicht, ist
hierbei gänzlich unberücksichtigt geblieben. Mehr kann man wahrlich nicht vom
Mutterstamm eines Junghengstes erwarten, der selber bereits im zarten Alter von
noch nichteinmal drei Jahren (Frau Knigge wird nicht müde zu betonen, dass Conen
ein spätes Junifohlen ist, und recht hat sie!) für derart Furore sorgt und
selber bereits über drei Start-Ziel-Siege in Reitpferdeprüfungen verfügt.
Was bleibt ist also die berechtigte Hoffnung und Vorfreude auf ein hoffentlich
gelunges Fohlen von Conen aus meinem Igelchen im nächsten Jahr und wir werden
sehen, in wieweit Frau Knigges Beschreibung von einem "blütigen" Conen als
Jungpferd sich dann in direkter Anpaarung an eine Vollblutstute wie Ionia
bewahrheitet.
25.7.2013
Anlässlich der Westfalenwoche in Münster Handorf hatte ich erstmals selber die
Gelegenheit, Carly's Vater Conen im Parcours zu sehen. Der Hengst machte eine
grossartigen Job und bestätigte meine hohe Meinung von ihm als
doppeltorientiertes Leistungspferd:
rittig, rund und Abdruck - wenn er in der Lage ist, diese Merkmale auch zu
vererben, qualifiziert er sich durchaus als begehrlicher Doppelvererber.
Dank an Züchterfreund Heinz Kloth für eine ganze Reihe gelungener Fotos und
seinen sachdienlichen Hinweis, ohne den ich die Prüfung glatt verpasst hätte...
5.4.2014
Mitunter kann man nur staunen, wie die Dinge sich entwickeln.
Anlässlich der Westfalenwoche im letzten Sommer (Foto oben) bat ich Johann
Hinnemann, sich doch einmal Gedanken zu Conen zu machen. Bereits ein Jahr zuvor
in Verden, anlässlich der Sichtung zum Bundeschampionat, hatte er sich gern
bereit erklärt, sich den Hengst in der Reitpferdeprüfung gemeinsam mit mir
anzusehen. Ich wollte seine ganz persönliche und vor allem unvoreingenommene
Meinung zu diesem Pferd hören, an dem mir so viel lag, und wurde nicht
enttäuscht. Nachvollziehbar erläuterte er Stärken und Schwächen des Hengstes
unterm Sattel (kein Pferd ist perfekt) und wenn ich auch von den "Schwächen"
nicht so gern hören wollte, so war ich doch sehr dankbar für seine
Stellungnahme. Lernen und wachsen kann man eben nur an sachlich dargebrachter
Kritik. Und sachlich nachvollziehbar (auch für den Laien) erklärt niemand besser
als Johann Hinnemann und ich weiss das sehr zu schätzen.
Als ich ihn nun ein Jahr später ein weiteres Mal auf Conen ansprach und auf
dessen Werdegang und die Leistung im Parcours hinwies, hegte ich berechtigt
Hoffnung, erneut auf offene Ohren zu stossen und sollte nicht enttäuscht werden.
Der Rest ist Geschichte:
Im November 2013 zog Conen auf dem Krüsterhof ein. Zunächst zur Probe nur und um
zu sehen, wie Conen sich nach seiner Karriere als Springpferd überhaupt unter
dem Dressursattel macht. Die Frage nach dem Deckeinsatz stellte sich gar nicht,
denn dem Hengst fehlte die Fortschreibung der Anerkennung, da er 5-jährig keine
Qualifikation zum Bundeschampionat vorweisen konnte. Mir war das egal, ich
wollte diesen Vater meiner Carly einfach nur in der Nähe wissen und seinen
weiteren sportlichen Werdegang verfolgen können. Und ich war so gespannt auf das
Urteil des Reitmeisters...
Tatsächlich dauerte es nicht lange und das Telefon schellte des abends, wie
immer kam Johann Hinnemann sofort auf den Punkt und es tönte zunächst etwas
zusammenhanglos in mein Ohr: "Hör mal! … Das ist einer! Das wird mal ein
richtiges Dressurpferd!"
Mir fiel mit lautem Poltern ein Stein vom Herzen, derart unvoreingenommene
Begeisterung hört man nicht so oft in diesem geradezu euphorischen Ton.
Conen war nun endgültig auf dem Krüsterhof „angekommen“.
Mittlerweile sind ein paar Monate ins Land gegangen und Martin und Conen sind zu
einem "Dream Team" zusammengewachsen, echte Sympathieträger im Sattel und
darunter. Es ist mir jedes Mal eine echte Freude diesen beiden bei der
Arbeit zuzusehen. Ähnlich ergeht es interessierten Züchtern, die ich immer
wieder auf dem Krüsterhof erlebe und die ebenso jedes Mal begeistert sind, wenn
sie Conen und Martin bei der Arbeit sehen. Und natürlich trägt Conen's
liebenswertes Wesen und sein unschlagbar einnehmend freundliches
Kuschelbedürfnis eine Menge dazu bei, gerade Frauenherzen höher schlagen zu
lassen...
Nicht dass sich Johann Hinnemann durch derartig emotionale Affinitäten
beeinflussen liesse. Und doch hat Conen's vielversprechende Entwicklung unter
dem Sattel dazu beigetragen, dass der Chef sich in diesem Jahr zu einem ganz und
gar ungewöhnlichen Schritt hat hinreissen lassen, den es so zuvor in
Züchterdeutschland noch nirgendwo gab:
Er hat Conen in diesem Jahr als Deckhengst aufgestellt mit der ausdrücklich
formulierten und sehr angemessenen Einschränkung, die Fortschreibung der
Deckerlaubnis ist abhängig von der Qualifikation zum Bundeschampionat der Klasse
M in diesem Sommer, alternativ gilt der Abschluss eines 70-Tage Test als
Anerkennung.
Die Anforderungen an einen sechsjährigen Hengst in einer Dressurpferde M sind
gross. Fliegende Wechsel auf den Punkt und ein geschlossenes Pferd unter dem
Schwerpunkt bei Selbsthaltung und Dynamik, Traversalen in korrekter Längsbiegung
und Stellung für eine "8", das ist ein Anspruch, dem neun von zehn Pferde schon
in reiner Dressurausbildung nicht gerecht werden.
Die Herausforderung ist immens für einen Hengst, der 5-jährig ausschliesslich
eine Springausbildung genossen hat und sich dabei sehr erfolgreich als
beeindruckendes Springpferd von Technik, Leistungsbereitschaft, Leistungswillen
und Vermögen bewiesen hat.
Die "8" unter reinen Springpferdespezialisten, die seit vierjährig unter dem
Sattel nichts anderes getan haben als sich in Parcourspringen auf höchstem
Niveau in ihrer Altersklasse zu messen, mag ihm dabei verwehrt geblieben sein.
Dennoch hat er sich überzeugend unter dem Springsattel bewiesen, die vielen
Siege und Platzierungen in Springpferdeprüfungen der Klasse L legen beredtes
Zeugnis ab von seiner Leistungsbereitschaft und Qualität. Ich weiss, wie sehr er
mich beeindruckt hat im letzten Sommer in Handorf in dieser Springpferde L und
das war ganz sicher kein Spaziergang. Ich kenne nicht viele Hengste in diesem
Alter, die derart vielseitig einsatzbereit und -fähig sind. Und ich kenne
keinen, der sich sechsjährig auf dem Weg von L nach M ein weiteres Mal auf
höchstem Niveau umbaufähig erweist vom Parcoursspezialisten zum
Viereckspezialisten nachdem er bereits fünfjährig bereits einmal umgebaut wurde
vom erfolgreichen Dressurspezialisten und Finalisten des Bundeschampionats zum
Parcourspferd.
Erstmals haben Conen und Martin sich dann heute in Gahlen einem breiten Publikum
gezeigt. Unter der Regie von Johann Hinnemann haben sie ihren Ausbildungsstand
eindrücklich demonstriert. Und es spricht für den Reitmeister, wenn er
anlässlich einer solchenVeranstaltung auch sehr offen mit den
ausbildungsspezifischen Schwächen des Hengstes umgeht, diese nachvollziehbar
benennt und gleichzeitig Methoden und Gedanken erläutert, wie man sie
-erfolgreich!- behebt.
Conen und Martin avancierten heute durchaus zu Publikumslieblingen und dies sehr
zurecht so. Ich habe keinen Zweifel daran, dass diese beiden in diesem Sommer
einer „8“ gerecht werden, mein Problem ist vielmehr ein Stutenproblem:
Nachdem Fannie und ihre Tochter Deauville in diesem Frühjahr bereits beide
bewusst von KWPN-Hengsten angedeckt wurden bleibt nur noch Fabrice, die nach
einem hoffentlich gesunden Abfohlen Ende Mai in diesem Jahr als potentielle
Zuchtstute bereitsteht - für Conen, oder auch für Rocky Lee.
Beide Hengste sind mir eine echte Herzensangelegenheit und für beide Hengste
sprechen neben meinen ganz persönlichen Vorlieben und Satteleindrücken starke
genetische Argumente, die eine Anpaarung gerade an eine bewährte Zuchtstute wie
Fabrice befürworten.
Wer die Qual hat, hat die Wahl...
Wir werden also sehen was das Frühjahr bringt.
Derweil ludt das gute Wetter dieser Tage ein zu einer Fotosession zu Hause auf
dem Krüsterhof mit Conen unter dem Sattel von Martin Pfeiffer, dem mein grosser
Respekt gilt. Ein grosses Talent und echter Sympathieträger im Sattel und
darunter, die Assoziation ist ähnlich wie einst mit Fidermark und Michael
Farwick und ich bin sicher, auch diese beiden werden gemeinsam erfolgreich ihren
sportlichen Weg gehen. Diese Fotos und der erstaunliche Lauf, den die Dinge in
den letzten Monaten genommen haben, sind Grund genug, diesem Feature zu Conen
aus dem Jahr 2011 endlich die gebührende Fortsetzung zukommen zu lassen.
Im Sommer dieses Jahres musste Conen aufgrund einer
schweren Kolik operiert werden.
Als grösster Fan dieses charmanten Hengstes war ich unendlich traurig, als er
aus dieser OP als Wallach hervorging. Dennoch trifft die Meldung auf der Seite
des Krüsterhofes es angemessen:
"... der sympathische Braune wurde unverzüglich in die Klinik gefahren, so dass
Schlimmeres verhindert werden konnte.
Auch wenn Conen nun als Wallach zu uns zurückkehrt ist, wird ihm eine künftige
Karriere als vielversprechendes Dressurpferd unbenommen sein. Wir stehen sehr zu
diesem Pferd, das uns in der erst kurzen Zeit auf dem Krüsterhof sehr viel
Freude bereitet hat.
Zunächst bekommt der charmante Kerl aber genau das, was er verdient: alle Zeit
der Welt, um sich gründlich auszukurieren." (zum
vollständigen Text)
5.10.2014
Mittlerweile ist Conen vollständig genesen und wieder unter dem Sattel.
Bei meinen regelmässigen Besuchen auf dem Krüsterhof gilt mein Besuch stets
Conen in seiner Box, wenn ich ihn nicht ohnehin in der Arbeit unter dem Sattel
zu Gesicht bekomme.
Seine Tochter Carly bereitet mir immer wieder die grösste Freude und ihre
mitunter geradezu ambivalent anmutende Wandlung vom Igelkind zur Conentochter
und wieder zurück macht mich manchesmal schmunzeln (Geschichte).
Carly verkörpert verblüffend prägnante Features ihrer beider Eltern und keiner
wüsste das mit grösserer Bestimmtheit zu sagen als ich,
die ich Conen im Stall Hinnemann regelmässig sehe (um nicht zu sagen:
"studiere!").
Und als ich also an diesem Wochenende zunächst bei den Stuten und Fohlen meine
ganz persönliche "Carly-Session" zelebrierte und dabei erneut an Conen denken
musste, traf es sich, dass ich mich am nächsten Tag höchstselbst in seinem
Sattel wiederfand.
Und das sind sie dann, die grossartigen kleinen Begebenheiten, an die man sich
noch lange erinnert. Als Steffi mich fragte, ob ich an diesem Tag Conen einmal
reiten wollte, geriet ich ganz und gar aus dem Häusschen vor Freude. Alina und
Romy, die beiden fleissigen Azubinen im Stall, sahen mich ob meines
Freudenausbruches etwas befremdlich an, verstanden jedoch sofort, als ich ihnen
von Carly und meiner ganz persönlichen Conen-Geschichte erzählte.
Und die sollte sich nun entwickeln zu einer Geschichte von den kleinen Dingen im
Leben, die das Leben einfach lebenswert machen.
Nach einem entspannten Spaziergang im Schritt an der Rinderkoppel vorbei kam ich
auf einem ebenso entspannten und höchstvergnügten Conen auf den Dressurplatz.
Das spätsommerliche Laub raschelte im Wind und Conen tat einen kecken Satz hier
und einen freudigen Sprung dort, schlug im fröhlichen Galopp mit dem Vorderbein
nach einem Blatt im Wind und war einfach bester Dinge - ich auch!
Ich sass mit einem breiten Grinsen im Sattel und war dankbar, dieses Pferd
überhaupt reiten zu dürfen. Als Alina dann ungefragt mit ihrer Kamera auftauchte
weil sie meinte, "du freust dich doch bestimmt über ein paar Bilder mit deinem
Liebling!?" war das einfach das Grösste!
Und ich weiss nicht, worüber ich mich mehr gefreut habe, die Fotos oder die
spontane Geste von Alina, ungefragt mit ihrer Kamera am Dressurplatz
aufzutauchen.
Es spricht für das Team vom Krüsterhof, die Stimmung, das Selbstverständnis und
den Teamgeist, der dort herrscht und der mich jedes Mal erneut am Wochenende
immer wieder gern die hundert Kilometer Anfahrt in Kauf nehmen lassen und einen
Tag dort verbringen lässt.
Ich kenne viele Profiställe und weiss, dass soetwas nicht selbstverständlich ist
und ich weiss es sehr zu schätzen.
Ich denke, den Mädels geht es ebenso. Es sind eben immer die kleinen Dinge, die
den grossen Unterschied machen.
Danke, Alina, und das ganze Team vom Krüsterhof - Teamgeist kann man nirgendwo
auf der Welt kaufen. Man muss ihn leben lernen und teilen.
4.8.2017
Weltmeisterschaften der Jungen Dressurpferde in Ermelo -
Conen mit gleich zwei beeindruckenden Nachkommen auf der WM der Jungen
Dressurpferde!
Was für ein Vererbereinstand aus nur einem einzigen kompletten Deckjahrgang
2011! Ganze 37 Nachkommen verzeichnet das FN Jahrbuch aktuell überhaupt nur für
Conen in Deutschland, 36 davon entstammen seinem ersten und einzigen kompletten
Deckeinsatz 2011 im Hause Rüscher Konermann in Greven. Die beiden WM-Aspiranten
rekrutieren sich aus hannoverschen Anpaarungen und vertreten in Ermelo die
Farben Australiens und Spanien.
Noch wesentlich beeindruckender liest sich die Auslese dieser beiden
Conen-Kinder vor dem Hintergrund der WM-Teilnehmer aus hannoverscher
Zuchtperspektive. Hannover ist das grösste Zuchtgebiet weltweit und ist allein
bei den 5-jährigen Dressurpferden in Ermelo mit elf Pferden vertreten. Mit Don
Juan de Hus, Dancier, Floriscount oder Foundation wurden aus deutscher Sicht
wenig überraschend Nachkommen prominenter Vieldecker für Ermelo selektiert, doch
niemand hätte wohl erwartet, dass ausgerechnet Conen aus seinem kurzen
Deckeinsatz in Westfalen die hannoverschen Fahnen auf der WM in dieser Woche so
hoch hält!
In Besitz von Andreas Helgstrand sitzt Simone Pearce aus Australien im Sattel
der 5-jährigen Conen-Tochter Casablanca, gezogen von Johannes Westendarp aus
einer Mutter von Fidertanz. Mit einer souveränen Runde und der überragenden
Wertnote 9,16 qualifizierten die beiden sich auf Anhieb auf dem sensationellen
vierten Platz für das Finale am Sonntag und ich war begeistert von dieser
rahmigen Stute mit reichlich Abdruck und dem sicheren Schritt ihres Vaters!
In der zweiten Hälfte der Qualifikation ging dann am heutigen Freitag Columbus
TR für Spanien an den Start, gezogen bei Horst Rosenblatt in Bochum aus einer
Mutter von Lauries Crusador xx x Weltmeyer. Dieser Hengst macht mir aus Züchtersicht am
meisten Freude, verkörpert er doch abgesehen von "etwas mehr Kopf" seinen Vater
Conen in jeder Hinsicht wie eine vollkommene Kopie. Antritt, Abdruck, Schwung
und Habitus, dieser junge Hengst ist ein Ebenbild seines Vaters Conen durch und
durch, ich bin begeistert!
Ungemein ausdrucksvoll und schwungvoll pilotierte der Spanier Juan Manuel Acosta
Ponce den jungen Hengst Columbus TR durch das Viereck - etwas zuviel Druck wohl,
denn das einmalige Angaloppieren in der kraftvollen Trabtour dürfte die beiden
-neben dem geringen Bekanntheitsgrad des Reiters-
den direkten Durchmarsch ins Finale gekostet haben. Gleichwohl, auch Columbus TR
zeichnet sich aus durch den hervorragenden sicheren und raumgreifenden Schritt
seines Vaters, der selbst unter beeindruckenden Bedingungen durch nichts aus der
Ruhe zu bringen ist - eine Grundqualität, nach der man in der heutigen
Dressurpferdezucht lange suchen muss und ein Grund, weshalb ich Conen seinerzeit
als komplettes und vielseitig veranlagtes Pferd reinster Springgenetik zur
Anpaarung an meine Vollblutstute Ionia ausgewählt habe.
Dieser unerschütterliche Schritt zeichnet ihrer beider Tochter
Carly ebenso aus.
8,2 lautet die Wertnote, mit der Columbus TR nun morgen den Weg über das kleine
Finale nehmen wird und ich hoffe sehr, den Hengst dann am Sonntag im Finale
wiederzusehen.
24.9.2017
Conen stellt den Champion der jungen Dressurpferde in Spanien!
Der Conensohn Columbus TR hatte mich bereits auf den Weltmeisterschaften in
Ermelo als erkennbarer und auffälliger Sohn seines Vaters begeistert.
Am letzten Wochenende entschied der 5-jährige
Hengst, der seinem Vater in allen offensichtlichen Merkmalen so sehr ähnelt,
erneut die spanischen Jungpferdemeisterschaften in Segovia mit Weile für sich.
83.8, 83.6 und 83.60 lauteten die
Wertzahlen, mit denen der patente junge Hengst mit weitem Abstand in allen drei
Runden die Meisterschaft für sich entschied und damit seinen Titel als
4-jähriger im letzten Jahr verteidigte.
Quelle
Eurodressage
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