Eigenleistung/Werdegang:
eigene Aufzucht, künftige blutgeprägte Stammhalterin ihrer Mutter in der Zucht
2017 gedeckt und sportliche Förderung auf dem Krüsterhof bei Johann Hinnemann
23.6.2018 Verbandsprämie Westfalen, Eintragungsnoten 3 x 8 für Rasse/Typ,
Korrektheit Gang und Gesamteindruck März 2024 Reit-und Sportpferd bei
Lena
30.4.2018 Hengstfohlen von Capistrano - Carlyle
Endringfohlen Fohlenschau Lienen, 3. Platz
Springfohlen 13.Mai 2018, Mai 2022 Springpferde A 4.
17.2.2020 Stutfohlen von Capistrano -
Caro Lee
8.2.2021 Stutfohlen von Durantos RR -
Diva
seit dem 13.3.2021 tragend von Del Piero - verfohlt
14.12.2021 4.4.2023 Hengstfohlen von Grey Boulevard
- Der kleine Galopper seit dem 7.5.2023
tragend von Duplexx - resorbiert
Mutterstamm:
Eigenleistung Ionia:
2003 - 2005 17 Flachrennen, darunter 1 Sieg und 4 Plätze
10. Mai 2006 - Stutenschau Ankum; Eintragung in das Hannoversche Hauptstutbuch
4 x die "8"
Eintragungsnoten u.a. Elastizität und Schub im Trab 8, Sattellage 8, Rahmen 8,
Vordergliedmassen 8.
Mutterstamm:
der
vollständige Mutterstamm in graphischer Darstellung (Stamm der
Immertreu)
Gekörte Hengste:
Iwanowitsch xx *1978, Ldb Celle, von Illix xx/Orsini xx a.d. Istanbul
Intervall xx *1974, Rhld./Trak., von Perseus xx a.d. Inka (Zweig der
Immenkönigin a.d. Immertreu)
Injektor xx *1984, Ldb Moritzburg/Trak., von Tiron xx a.d. Inka (Zweig der
Immenkönigin a.d. Immertreu)
Fehrbellin *2012, Ldb Redefin, von Franzikus x Quaterback x Sunny Boy x
Canaletto (a.d. Ismene)
Galopper:
Iquitos xx *2012 von Adlerflug xx a.d. Irika
xx - Galopper des Jahres 2016 und 2019, GAG 100 kg, LGS €
671.690
Gestüt Ammerland
Indomito xx *2006 von Areion xx a.d. Insola xx - Listensieger und Gruppe
II, GAG 96kg, LGS
€ 229.761
Haras de Rosières
Sportpferde:
Indian Lady *1985, Trak.von Perlenglanz (4 erfolgr. Sportnachk.) a.d.Ikone (7
erfolgr.Sportnachk) a.d.Inkunabel, S-Spr.gew. LGS 1999 € 32.400
Camaaro *1995, Sachse von Calido a.d. Ismene xx, S-Spr. gew.
Castania *1997 von Lionheart a.d. Caren von Cantus a.d. Ipenta von
Pentathlon, M-Spr.
Abano Son *2000, von Abanos a.d. Calida von Canaletto a.d. Ismene xx, CSI3*
(Lars Berge NOR, Sissel Foldager SWE)
Cork Lane *2001 von Corum a.d. Castania von Lionheart a.d. Caren von Cantus a.d.
Ipenta von Pentathlon, S-Spr. gew., Dt.Meisterschaften 2014 (Kathrin Müller) LGS
2014 € 33.000
Papillon 142 *2001, Westf. von Phantom a.d. Indian Lady (Züchter Georg Ahlmann),
intl. S-Spr. gewonnen (Christian Ahlmann), LGS 2009 € 11.505
Carly ist das sechste und letzte Fohlen aus Ionia xx und Halbschwester zu
Balahé von
Brentano II - Zuchtstute
Familie Karsten
Brooklyn von
Brentano II - verstorben
Bogart von
Benetton Dream -
verkauft, Dressurpferdeprüfungen platziert, Kandaren-L gewonnen, mehrfach M
platziert
Lorbaß von
Lissaro - verkauft nach
England, siegreich und platziert in Springen, Dressur und Vielseitigkeit
Legolas von
Lissaro - erste
Reitpferdeprüfung Platz 3 (Trab 8,0), Dressurpferde-A gewonnen, L-Drs. 2.,
Geländepferde A** 4, 2019 VA** 4.
Landesmeister Junge Reiter Sachsen-Anhalt, erster internationaler Start im
CCI2*
Gedanken zur Hengstwahl: warum Conen
?
Fünf lange Jahre habe ich darauf gewartet, dass Ionia mir endlich das ersehnte
Stutfohlen beschert - nun ist sie da!
Und das Igelchen hätte es nicht schöner malen können, dieses hinreissend
charmante Stutfohlen, das hoffentlich einmal zu der sportlich bewährten
Halbblutstute meiner Münsterland-Pferdezucht avanciert. Das lange Warten hat
sich gelohnt!
Der Anruf meiner Stutenfee am
Samstagvormittag kam unerwartet - das
Igelchen stehe zu zweit im Stall, ein gesundes braunes Stutfohlen hüpfe um die
Mutter rum! Die erste Sorge um das vermeintlich viel zu frühe Fohlen erwies sich
als gänzlich ungbegründet:
der erwartete Geburtstermin zum Monatsende war ein Gedankenfehler, ich hatte ein
Jahr lang das Besamungsdatum als Abfohldatum mit mir rumgetragen ...
So kann's gehn!
Hellauf begeistert machte ich mich auf den Weg um das langersehnte Stutfohlen
meines Igelchens zu begrüssen - was für eine Freude!
Die kleine Carly ist mit dem ponyhaften Charme ihres Vaters Conen gesegnet und
steht im Hochreckformat auf ihren Beinchen, ganz so wie das Igelchen eben seine
Fohlen ab Werk zunächst aus dem filigranen Vollblutbauch liefert.
Der DNA-Test ist überflüssig: die kleine Carly kann ihren Vater schon jetzt
nicht leugnen...
Bei Schneetreiben und Regenschauer gab es nichts schöneres, als den halben Tag
in der Box bei Mutter und Kind zu verbringen und zuzusehen, wie der neue
Erdenbürger die ersten Erfahrungen sammelt und durchs Stroh purzelt. Das
Igelchen ist wie immer eine äusserst besorgte Mutter, die jede Bewegung von
Fohlen und Sabine mit tiefem Grummeln und leisem Wiehern begleitet - wie habe
ich das vermisst!
Ganz und gar beseelt von diesem langersehnten Stutfohlen trübt nun lediglich das
Wetter den ersten Fohlenfrühling. Zum unbeschwerten Fohlenausgang im Grünen werden wir uns
alle noch ein wenig gedulden müssen.
Im Alter von drei Tagen gibt Carly die quirlige Eisprinzessin...
16.3.2013 Carly im Alter von einer Woche
18.3.2013
Carly übt sich als freies Flugobjekt auf freiem Feld und testet dabei
auch schonmal die Gesetze der Schwerkraft an... Mittlerweile hat sie grossen
Gefallen an eigenständigen Waldspaziergängen gefunden und mir sträuben sich
mitunter die Haare, wenn sie um die Bäume geflogen kommt. Lebensfreude pur und
einfach die schönsten Momente im Leben eines Pferdezüchters!
23.3.2013
Was als "therapeutische Unterstützung" und Entfaltungshilfe für die gross
geborene Rapunzel gedacht war, entwickelt sich
mittlerweile zu einem Selbstläufer der ganz besonderen Art:
Auf meinen ausgedehnten Streifzügen mit Carly durch den Wald hatte ich das
angrenzende hügelige Feld mit Böschungen und Klettermöglichkeiten entdeckt. Die
Idee war, Rapunzel so viel wie möglich kletterreiche Bewegung zu verschaffen,
damit sie zügig lernt ihre Beinchen zu sortieren und den grossen Fohlenkörper
besser zu koordinieren. Therapeutische Unterstützung eben für ein neugeborenes
grosses Fohlen, soweit das eben möglich ist.
Natürlich lag es nahe, dass ich die selben Klettertouren nun auch mit
Carly unternehme, die die Herausforderung dieses Geländes selbstverständlich mit
der grössten Begeisterung annahm. Carly übt sich mittlerweile als echtes
Buschpferd und springt in hohen Bögen die Böschung und Wälle rauf und runter,
nur um nach der sicheren Landung dann die nächste Flugkurve ins Visier zu
nehmenSchöner können junge Fohlen ideenreiche Bewegungsangebote ganz sicher nicht
danken!
Carly erkundet das Gelände
Flugphase, Landung, ...
... und kaum hat sie wieder festen Boden unter den Füssen wird
der Turbo zugeschaltet!
23. März 2013
Im Alter von vierzehn Tagen pflegt Carly ihr Galoppiervermögen mit
unvermindertem Eifer, sobald sie die grosse Heuwiese erreicht hat.
Unglaublich charmant und schön - an diesem hinreissenden Feger kann ich mich
einfach nicht sattsehen...
20.4.2013
"Foal-Eventing" oder auch "Heinz im Busch!"
Seit langem schon verbringen Carly und Rapunzel ihre Tage gemeinsam mit weiteren
Fohlenstuten auf der Weide. Dennoch ist mir unser "Geländespaziergang" am
Wochenende stets die grösste Freude und selbst die Fohlenstuten nehmen die
gebotene Abwechslung gern an. Von Carly und Rapunzel ganz zu schweigen - die
beiden geniessen die uneingeschränkte Freiheit in Wald und Flur und geben auf
ihren ausgedehnten Streifzügen jedes Mal richtig Gas!
Und natürlich ist es mir ein Anliegen, diese pferdische Freude zu teilen.
Miteinander ist eben immer am schönsten. Und so war es heute Freund Heinz, der
die Fohlenstuten an die Hand bekam und zum Waldgang abkommandiert wurde, so dass
ich freie Hand für die Kamera hatte. Er hat sich dabei so richtig ins Zeug
gelegt und genau so viel Spass an unserem gemeinsamen Unternehmen gehabt wie
alle Beteiligten:
Zwei- aber ganz sicher auch die Vierbeiner!
28.9.2013
Carly im Alter von fast sieben Monaten und sie wird ihrer Mutter immer
ähnlicher. Aus dem putzigen Ponyfohlentypus wird ein echtes Halbblut!
September 2014
Familienbande!
Wer viel mit der Kamera unterwegs ist, der übersieht in der Vielzahl der Bilder
schonmal das Wesentliche. Als ich heute die zahlreichen Fotos meines Besuches
auf Schlenderhan sichtete fiel mir unter den Vollblutstuten dieses Porträt auf.
Die Ähnlichkeit dieser Stute mit meinem Igelchen Ionia war einfach verblüffend
und natürlich machte es Sinn, in der Stutenherde eines Vollblutgestütes eine
Stute vorzufinden, die ebenso stark von Acatenango geprägt ist.
Als ich seinerzeit bei meinen Recherchen zu Acatenango auf ein Bild seiner
berühmtesten Tochter Borgia stiess, ging es mir ähnlich:
Ich
habe die Stute persönlich nicht gekannt und auch nie eine Farbe mit dem Pferd
assoziiert. Als ich dann zufällig auf diese Bild seiner legendären Tochter
Borgia stiess, den trockenen Kopf, die
Augen - da drängte sich die Assoziation zu meiner Ionia (Foto
links) geradezu auf:
offensichtlich kann Acatenango sein Erbe in seinen Töchtern, selbst wenn sie
meist schlicht braun daher kommen (oder gerade dann?), wahrlich nicht leugnen...
Ich konnte mich nur nicht erinnern, aktuell auf Schlenderhan eine solche Stute
gesehen zu haben...
Weshalb ich das Bild einer zweiten Prüfung unterzog und siehe da:
Das war nicht Schlenderhan, das war bei meiner Stutenfee!
Das Igelchen in der heimischen Stutenherde...
Erneut dauerte es eine Weile bis mir klar wurde, dass auch das nicht sein
konnte.
Dies war die Jungstutenherde und das vermeintliche Igelchen ist Tochter Carly
und erneut war ich der verblüffenden Ähnlichkeit aufgesessen, die Carly
inzwischen mit ihrer Mutter hat. Womit wir wieder bei dem schönen Wort von der
Vererbung wären, die wie ein Autobus ist:
man weiss nie wer als erstes aussteigt oder noch drinsitzt und gegebenenfalls
später noch aussteigt.
In Carly's Fall, die als junges Fohlen stets weithin sichtbar als Tochter ihres
Vaters Conen erkennbar war, ist das Igelchen ganz klar eineinhalb Jahre später
aus dem Bus gestiegen!
Nach wie vor verkörpert Carly auch sichtbar Merkmale ihres Vaters Conen, die mir
deshalb sehr geläufig sind, weil ich Conen im Stall Hinnemann regelmässig sehe
(um nicht zu sagen: "studiere!"). Dennoch muss man wissen wo man hinguckt und
dieses auffällige Beispiel der Metamorphose meiner Carly im jungen Alter lehrt
eines ganz gewiss:
Eine glaubwürdige Einschätzung oder Prognose über die Entwicklung von
Jungpferden im Fohlenalter hat viel mit Kaffeesatzleserei zu tun.
Kommt dann noch der Streufaktor Vollblut dazu entbehren Prognosen häufig jeder
sachlichen Grundlage.
Ähnlich ging es mir seinerzeit mit Bogart, der ebenso Zeit seines Fohlendaseins
ein sichtbarer Sohn seines Vaters Benetton Dream war. Als ich ihn vier Jahre
später zwar deutlich im Rahmen seines Vaters stehend wiedersah, erkannte ich ihn
dennoch selbst im Halbdunkel auf der Stallgasse
auf Anhieb an der Silouhette seiner Mutter.
Was lernen wir daraus?
Einfach mal abwarten ist immer eine gute Idee.
Besonders, wenn Vollbluteinfluss im Spiel ist!
28.9.2014
Zauberhafte Carly!
... und doch immer anders:
Mutter's Tochter im Standbild (unten), Vater's Tochter im Galopp
(Foto ganz unten). Der
Versuch, einen Halbblüter im Jährlingsalter in eine Schablone zu pressen
oder auch nur annähernd vorhersagen zu wollen, wohin die Reise
entwicklungsmässig geht, ist reine Kaffeesatzleserei (siehe
oben). In ihrer
Entwicklung verkörpert Carly geradezu ambilvalent und immer wieder beide
Typen ihrer Eltern und Vorfahren und das offensichtlich sogar zur selben Zeit.
Alles andere als ambilvalent jedoch ist und bleibt ihr Wesen:
hinreissend liebenswert und personenbezogen.
Sie kommt mir entgegen wann immer sie mich sieht und bleibt da, auch
wenn die grosse Herde schon wieder ihres Weges zieht. Ein ungewöhnliches
Verhalten für das Herdentier "Pferd" und es zeichnet sie aus.
Das Erbe meines sanftmütigen Igelchens Ionia lebt in Carly weiter
und das ist gut so - Andenken muss man schätzen und pflegen, das
Igelchen hat es verdient.
Keines meiner selbstaufgezogenen Stutfohlen hat mich vom ersten Tag an
mehr inspiriert als Carly, bei keinem konnte ich die Zeit so wenig
abwarten, wie bei Carly. Dieses Pferdchen dreijährig anzupaaren und
endlich nach Münster zum anreiten holen zu können, ist mein grösster
Wunsch. Anders als bei Bunny und Deauville schwirren mir zu Carly
bereits reichlich Hengste zur Anpaarung durch den Kopf und ich kann es
gar nicht erwarten, sie neben Silas in Münster zu sehen und mit seiner
"tatkräftigen" Hilfe einen ganzen Sommer über selber anzureiten und
auszubilden.
.
Als ich an diesem Wochenende zunächst bei
den Stuten und Fohlen meine ganz persönliche "Carly-Session" zelebrierte
und dabei erneut an Carly's Vater Conen denken musste, traf es sich,
dass ich mich am nächsten Tag höchstselbst in seinem Sattel wiederfand.
Und das sind sie dann, die grossartigen kleinen Begebenheiten, an die
man sich noch lange erinnert. Als Steffi mich fragte, ob ich an diesem
Tag Conen einmal reiten wollte, geriet ich ganz und gar aus dem
Häusschen vor Freude. Alina und Romy, die beiden fleissigen Azubinen im
Stall, sahen mich ob meines Freudenausbruches etwas befremdlich an,
verstanden jedoch sofort, als ich ihnen von Carly und meiner ganz
persönlichen Conen-Geschichte erzählte.
Und die sollte sich nun entwickeln zu einer Geschichte von den kleinen
Dingen im Leben, die das Leben einfach lebenswert machen.
Nach einem entspannten Spaziergang im Schritt an der Rinderkoppel vorbei
kam ich auf einem ebenso entspannten und höchstvergnügten Conen auf den
Dressurplatz. Das spätsommerliche Laub raschelte im Wind und Conen tat
einen kecken Satz hier und einen freudigen Sprung dort, schlug im
fröhlichen Galopp mit dem Vorderbein nach einem Blatt im Wind und war
einfach bester Dinge - ich auch!
Ich sass mit einem breiten Grinsen im Sattel und war dankbar, dieses
Pferd überhaupt reiten zu dürfen. Als Alina dann ungefragt mit ihrer
Kamera auftauchte weil sie meinte, "du freust dich doch bestimmt über
ein paar Bilder mit deinem Liebling!?" war das einfach das Grösste!
Ich weiss nicht, worüber ich mich mehr gefreut habe, die Fotos oder die
spontane Geste von Alina, ungefragt mit ihrer Kamera am Dressurplatz
aufzutauchen.
Es spricht für das Team vom Krüsterhof, die Stimmung, das
Selbstverständnis und den Teamgeist, der dort herrscht und der mich
jedes Mal erneut am Wochenende immer wieder gern die hundert Kilometer
Anfahrt in Kauf nehmen lassen und einen Tag dort verbringen lässt.
Ich kenne viele Profiställe und weiss, dass soetwas nicht
selbstverständlich ist und ich weiss es sehr zu schätzen.
Ich denke, den Mädels geht es ebenso. Es sind eben immer die kleinen
Dinge, die den grossen Unterschied machen.
Danke, Alina, und das ganze Team vom Krüsterhof - Teamgeist kann man
nirgendwo auf der Welt kaufen. Man muss ihn leben lernen und teilen.
24.4.2016
Romy erstmals zu Besuch bei ihrem "virtuellen" Liebling Carly!
5. Januar 2017
Seit einem viertel Jahr ist Carly nun in Münster und es ist eine Menge
passiert - Zeit für ein Update!
Carly's Einstand in Münster gestaltete sich durchaus turbulent, doch das
lag nicht an ihr.
Auf der Suche nach sattem Grün hatte Darnell sich Ende September zu
einem nachhaltigen Zaunflutscher entwickelt und der brave Silas blieb
während des gemeinsamen Weidegangs stets allein auf der inzwischen recht
karg gefressenen Wiese an der Aa zurück. Darnell dagegen begraste die
satten Böschungen nebendran und man konnte es ihr nicht wirklich übel
nehmen ...
Doch das Risiko, eine mittlerweile im sechsten Monat tragende Stute
irgendwann einmal von den benachbarten Feldern oder gar der Strasse
einzusammeln, war einfach zu hoch. Weshalb ich mich spontan entschloss,
Darnell schon am nächsten Tag zurück auf den Hof Altepost zu bringen und
sie gegen Carly zu tauschen.
Der Stutentausch gestaltete sich durchaus entspannt. Darnell stand
ruckzuck neben Silas im Anhänger, sie flog geradezu in den Hänger und
rannte mich dabei beinahe um – die Sache mit den Möhren vorn im Trog
hatte sie ganz offensichtlich nachhaltig verinnerlicht. Entspannt kamen
wir zu dritt auf dem Hof Altepost an und tauschten Darnell gegen Carly.
Es war das erste Mal, dass Carly verladen wurde, sie hatte den Hof
Altepost und ihre Herde noch nie verlassen müssen und nun gerade
erstmals eine Nacht fern von der Herde im Stall verbracht. Mit Ruhe und
Geduld stand sie bald neben Silas im Hänger, der einmal mehr die
zuverlässige Verladehilfe gab und sie freundlich begrüsste.
In Münster angekommen brachten Andrea und ich Carly sofort gemeinsam mit
Silas auf die Weide um ihr Gelegenheit zu geben, mental bei ihrem neuen
Partner anzudocken und den aufgestauten Stress abzubauen. Das geht
nunmal nirgendwo besser als gemeinsam mit einem zuverlässigen Partner
auf der Wiese. Einmal mehr gab Silas den bewährten Stutenversteher, ging
ihr gelassen aus dem Weg, tobte nicht herum und liess Carly einfach
machen. Carly war sichtlich durcheinander, flitzte immer wieder auf und
ab, suchte sporadisch Silas' Nähe und flitzte wieder los. Sie suchte
ihre Herde, das war nur zu verständlich.
Zwei Stunden später brachten wir die beiden gemeinsam in den Stall.
Carly folgte Silas brav, blieb aber verstört in der neuen Umgebung vor
der Box stehen und tat keinen Schritt weiter. Nicht anders hatten sich
alle meine jungen Stuten verhalten, die in den letzten Jahren in Münster
Einzug gehalten hatten, das hatte ich erwartet. Weshalb Andrea Silas
zunächst in Carly's Box führte und schon war das Problem gelöst. Carly
folgte Silas brav in ihr neues zu Hause und Silas wanderte zurück in
seine Box gegenüber. Carly war zwar aufgeregt und wieherte noch häufig,
aber sie frass und war beruhigt so lange sie Silas sah.
In den nächsten Tagen verbrachte ich viel Zeit mit Carly und sie liess
sich die Zuwendung gern gefallen. Ein braves und umgängliches Pferdchen,
so wie ich sie aus der Fohlenzeit und von der Herde kannte.
Menschgeprägt. Nur beim gemeinsamen Weidegang fand sie einfach nicht zur
Ruhe und lief die meiste Zeit auf und ab. Mir tat das in der Seele weh.
Tatsächlich war Carly das erste Pferd, das nicht sofort von Silas
eingenommen war und so auch mental in der neuen Umgebung „ankam“. So
ruhig und zufrieden wie sie im menschlichen Umgang war, so unruhig war
sie auf der Wiese. Als am dritten Morgen nach Carly's Ankunft mein
Telefon schellte schwante mir nichts Gutes – und richtig:
Carly war durch den Zaun gegangen.
Dabei hatte sie ganze Arbeit geleistet und weder Latten noch Litzen
verschont. Glück im Unglück jedoch, sie trug selber nur einen Kratzer
davon.
Gleichwohl:
So konnte es nicht weiter gehen. Auf die Wiese sollte sie und sie musste
vor allem auch sicher darin bleiben! Noch in der Mittagspause machte ich
mich also auf den Weg und kaufte ein neues Weidezaungerät. Eines mit
reichlich „Wumms“ und man staunt, welche Differenzierungen es da so gibt
und das nicht allein in preislicher Hinsicht. An diesem Tag lernte ich
eine Menge Neues über elektrische Spannungen und ihren Preis ... Und in
der Tat, die Sache mit dem neuen Weidezaungerät sprach sich schnell rum
und das nicht nur unter den Rössern. Manch ein argloser Stallkollege
spürte am eigene Leibe, w i e gut unser neues Weidezaungerät doch
funktionierte... Diese Taler waren gut investiert, keine Frage!
Dennoch nagte es an mir und ich fragte mich besorgt, wie lange es wohl
dauern würde bis Carly auch auf der Wiese zur Ruhe finden würde. Einmal
mehr war es Stutenfee Ingrid, die mich auf den Boden der Tatsachen
zurückholte und mir anschaulich klar machte, dass Carly es mit dem
überstürzten Umzug sehr viel schwerer gehabt hatte als alle anderen
jungen Stuten in den Jahren zuvor. Einfach deshalb, weil wir bei allen
anderen Pferden das Umzugsdatum lange voraus geplant hatten und Ingrid
die Pferde lange im voraus aus der Herde entwöhnt, separat aufgestallt
und allein auf's Paddock oder eine Wiese gestellt hatte. Die Chance der
stufenweisen Umgewöhnung noch zu Hause hatte Carly einfach nicht gehabt
und ich sollte ihr doch bitte ein, zwei Wochen Zeit geben, die bräuchte
sie nunmal, sie sei einfach noch auf der Suche nach ihrer Herde.
Das klang alles sehr vernünftig und ich wusste, was ich an dem Rat
meiner Stutenfee hatte. Ein durchgeknalltes Pferd war Carly ganz sicher
nicht, das wusste ich. Sie litt unter der Herdentrennung, das war
offensichtlich. Und natürlich sollte Stutenfee Ingrid wieder einmal
Recht behalten und die Dinge regelten sich dann in der Tat von allein,
wenn auch etwas anders als erwartet …
Es kam der Samstag und ich war gerade auf dem Rückweg von meinem
allwöchentlichen Besuch auf dem Krüsterhof als erneut das Telefon
schellte und erneut schwante mir nichts Gutes …
Diesmal jedoch war es besorgtes Empören, das mir vom anderen Ende der
Leitung entgegenschallte.
Silas und Carly hatten auf ganz individuelle Art endlich zueinander
gefunden, Carly rosste und Silas deckte sie! Ja, er würde Carly geradezu
unter sich begraben, der grosse Kerl!
Und d a s ginge doch wohl wirklich nicht, die kleine Carly und der
grosse Silas?
Mit allem hatte ich gerechnet aber nicht damit.
Mir fiel ein Stein vom Herzen und ich musste laut lachen – ich war so
erleichtert!
Gleichwohl stiess meine Erleichterung bei den Stallkollegen auf
Verwirrung. Die kleine Carly!
Meine pragmatische Erklärung, Sex lerne man am besten auf einem alten
Ofen und dabei spiele es keine Rolle, wie gross dieser Ofen sei, wollte
nicht jeder sofort verstehen.
Ich freute mich jedoch für meine Carly.
Die Hormone hatten ihr völlig unverhofft ein geradezu erfülltes Dasein
an Silas' Seite beschert.
Und ich war sicher, das Weidezaungerät würden wir von heute an nicht
mehr brauchen. Ich überlegte kurz, das teure Gerät wieder zurück zu
geben – gleichwohl, mit welcher Begründung? Es funktionierte tadellos
und hormonell bedingtes Weidetierverhalten würde der Vertreiber kaum als
validen Umtauschgrund akzeptieren...
Ein kurzes Knurren ob des Timings, das Carly mit ihrer plötzlichen Rosse
an den Tag legte, konnte ich mir jedoch nicht verkneifen. Wie die
anderen dreijährigen Stuten zuvor sollte Carly eigentlich tragend
bereits zum Sommer in Münster einziehen. Sie hatte sich jedoch das ganze
Jahr über hartnäckig geweigert überhaupt in Rosse zu kommen, von
Besamung konnte daher keine Rede sein. Dies war umso absonderlicher, als
sie im Winter zuvor zweijährig bereits gut gerosst hatte. Das ganze
Frühjahr über hatte ich so sehr auf eine Rosse gehofft, Carly jedoch
blieb standhaft und güst.
Der Grund, weshalb im Frühjahr zunächst Darnell in Münster eingezogen
war, die nicht nur zügig gerosst hatte, sondern auch mit dem ersten
Schuss tragend war.
Schlaflose Nächte und ein teures Weidezaungerät hatte Carly mir also
beschert, nur um am fünften Tag nach ihrem Münsteraner Einstand mit der
Rosse ihres Lebens mitten im Herbst aufzuwarten?
Das war ein Witz in Tüten und ich wusste nicht ob ich lachen oder weinen
sollte.
Doch mit einem sollte ich Recht behalten:
Das Weidezaungerät brauchten wir wirklich nicht mehr. Von diesem Tag an
war Carly auch mental vollständig in Münster angekommen und wich Silas
auf der Wiese nicht mehr von der Seite. So sollte das sein und ich
freute mich von ganzem Herzen für die junge Stute.
Ein paar Wochen später zogen die beiden vorübergehend gemeinsam unten
auf die Wiese an der Aa. Es hatte längere Zeit nicht mehr geregnet, der
Boden war gut und Gras war nachgewachsen. Und ich staunte nicht schlecht
als ich Carly eines Tages wieder rossend vor Silas stehen sah. Ich
rechnete kurz nach und siehe da:
Ganz offensichtlich bescherte der brave Wallach ihr einen gesunden
Rossezyklus im Dreiwochentakt.
Ich hoffte sehr, dass Silas es schaffte ihr diesen Zyklus auch bis ins
Frühjahr hinein zu erhalten. Ein weiteres rossebefreites Jahr meiner
künftigen Vollblutstammhalterin stünde in konträrem Widerspruch zu all
meinen langgehegten Pferdezucht- und Deckplänen ...
So weit, so gut.
Die zweite Turbulenz ganz anderer Art nach Carly's Einzug ging dann voll
auf meine Kappe.
Während der ersten Tage unseres Beisammenseins hatte ich Carly bereits
in Ruhe an alles gewöhnt, was ein junges Pferd lernen musste. Sie lief
brav neben Silas als Handpferd daher und erkundete ihre Umgebung. Sie
benahm sich mustergültig auf der Stallgasse und liess sich problemlos
Decken auflegen und Gurte anzurren und zuckte auch nicht mit dem Ohr,
als ich ihr lose den Sattel auflegte. Mit einem elastischen Deckengurt
um den Sattel unternahmen wir unsere ersten kleinen Spaziergänge und
alles war in Ordnung. Nicht anders war ich das all die Jahre zuvor von
den anderen jungen Stuten so gewohnt und so dachte ich mir nichts dabei,
als ich Carly erstmals den Sattelgurt mit den Elastikstrupfen anlegte
und leicht anzog.
Leicht.
Fest genug, damit der Sattel nicht verrutschte, aber ganz sicher nicht
„fest“. Sie sollte noch genügend Platz um den Bauch beim Ausatmen haben,
daher auch stets der Gurt mit Elastikstrupfen.
Carly stand gesattelt, ruhig und frei auf der Stallgasse neben mir und
regte sich nicht.
Zeit für einen ersten Sattelspaziergang auf der Stallgasse, so, wie ich
das all die Jahre zuvor mit jedem einzelnen Pferd auch angefangen hatte.
Doch statt dem Pferdchen mal ins Gesicht zu sehen und dort die sichtbare
Anspannung zu lesen interpretierte ich ihr ruhiges Stehen als
Entspannung und marschierte unbeschwert los. Tatsächlich war Carly aber
völlig angespannt und stocksteif als sie mir folgen wollte. Es folgte
eine Explosion, auf die ich nicht vorbereitet war. Carly erschrak beim
ersten Schritt derart über den Gurt, dass sie in die Luft sprang,
bockte, hinfiel und zunächst starr liegen blieb. Ich war schockiert und
mindestens ebenso erschrocken wie das Pferd. Sie zappelte sich wieder
auf und stand dann stocksteif und zitternd neben mir und regte sich
nicht mehr. Erneut hatten wir Glück im Unglück, ausser Schürfwunden
schien sie sich äusserlich nicht verletzt zu haben. Der Stachel jedoch
sass sehr viel tiefer.
Ich nahm ihr sofort den Sattel ab und wollte sie zurück in die Box
führen, aber das Pferdchen bewegte sich keinen Schritt von der Stelle.
Es kostet einige Mühe sie zu überzeugen, überhaupt einen Schritt nach
vorn zu tun, selbst ohne Sattel und Gurt. Langsam liefen wir dann auf
der Stallgasse auf und ab bis sie sich beruhigt hatte und ich brachte
sie zurück in die Box. Von dem Schreck musste ich sie jedoch zügig
kurieren und es spricht für die solide mentale Stärke des Pferdchens,
dass sie sich frei und unangebunden in der Box den Sattel erneut und
ohne Widerstand wieder auflegen liess. Der Sattel jedoch war nicht das
Problem. Das Problem war jetzt der Gurt. Selbst lose angezurrt erstarrte
sie sofort sichtbar. Ich liess sie einige Zeit gesattelt in der Box
stehen in der Hoffnung, sie würde sich mit der Zeit daran gewöhnen und
von sich aus dem Heu zuwenden und damit einen ersten Schritt tun. Nichts
geschah. Sie blieb erstarrt und regte sich nicht. Es dauerte eine ganze
Weile bis ich ihr überhaupt einen einzelnen kleinen Schritt in der Box
abringen konnte und erneut tat sie mir den Gefallen, trat zögernd an,
explodierte jedoch gleich wieder und fiel ins dicke Stroh.
Das war mein zweiter böser Fehler. Hätte ich sie bloss in Ruhe stehen
lassen.
Allein, schlauer ist man stets hinterher.
An dem Abend war klar, dass wir ganz von vorn anfangen mussten. Carly's
Vertrauen wieder aufzubauen würde lange dauern und ich war sicher, jetzt
hatte ich mir ein junges Pferd mit veritablem Gurtzwang erschaffen. Der
Ärger über mich selbst machte mir schwer zu schaffen, das Pferdchen tat
mir bitter leid.
Als erstes besorgte ich einen neuen Longiergurt der zu den
Elastikstrupfen des Sattelgurtes passte denn unelastische Gurte kamen
nun gar nicht mehr in Frage.
Und dann begannen wir ganz von vorn.
Tag für Tag den Longiergurt locker mit dem Elastikstrupfengurt ums frei
stehende Pferd gelegt und Carly erstarrte ein jedes Mal auf's Neue. Mit
dem lockeren Gurt musste sie aber nun wohl oder übel ein paar Schritte
tun und der erste Schritt war stets der Schwerste für uns beide. Die
Taschen hatte ich mir vollgepackt mit Apfelstücken und lockte und
zerrte, allein, sie tat keinen Schritt. Ich konnte am Halfterstrick
ziehen, das Pferd stand. Es blieb mir nur, sie ein Stück zur Seite zu
stupsen damit sie sich überhaupt bewegte, dann tat sie stets einen
erschrockenen Sprung nach vorn und trabte mit einem Satz davon, so dass
ich Mühe hatte sie zu bremsen. Daraus fiel sie dann in einen
angespannten Schritt und ich fütterte Apfelstücke mit jedem Schritt.
Eine ganze Stallgassenlänge weiter schritt sie endlich normal neben mir
daher. Entspannung. Anhalten. Ein Loch weiter gurten. Erneutes Antreten,
erneuter Satz nach vorn, dann beruhigte sie sich bald und es gab Schritt
für Schritt Apfelstücke.
Abend für Abend das selbe Prozedere und es war stets eine ganze Tasche
voll Apfelstücke, bis wir ein, zwei Loch weiter gegurtet hatten um
überhaupt an sicheres Traben und Galoppieren an der Longe denken zu
können, ohne dass der Gurt verrutschte. Sass der Gurt erstmal angemessen
fest war alles weitere kein Problem mehr und sie leistete
Bilderbucharbeit an der Longe.
Allein, der Weg dahin war Tag für Tag ein Graus für uns beide.
Und so lebten Carly und ich unser gemeinsames Trauma mit dem Gurt.
Abend für Abend.
Es dauerte ein paar Wochen bis sie beim ersten Antreten keinen Sprung
mehr tat sondern nach mühevoller Überredung angespannt aber doch im
Schritt neben mir herlief. Nach ein paar Schritten war sie dann stets
entspannt. Das weitere Nachgurten war dann kein Problem mehr. Aber
dieser erste Schritt nach vorn blieb die grosse Herausforderung für uns
beide.
Ich hatte mich damit abgefunden ein junges Pferd mit Gurtzwang
geschaffen zu haben und fragte mich, wie lange es wohl dauern würde bis
überhaupt wieder an Satteln zu denken war. Ich tröstete mich damit, dass
wir einen ganzen langen Winter über Zeit hatten und hoffte, bis zum
Frühjahr an Aufsitzen denken zu können. Wir hatten beide nichts mehr zu
verlieren.
Es kam ein Abend im November und ich hatte Carly den Gurt angelegt, so
wie wir es immer taten,
frei auf der Stallgasse mit dem Halfterstrick lose über den Hals, als
mir einfiel, dass ich die Apfelstücke vergessen hatte. Dafür musste ich
zurück in die Sattelkammer und wollte sie vorher anbinden. Sie stand aber zu
weit von der Wand entfernt und zur Wand führen ging nicht – sie kam ja
nicht mit. Weshalb ich spontan begriff, dass ich sie genauso gut frei
stehen lassen konnte, sie würde sich eh nicht vom Fleck rühren.
Ich drehte mich also um und liess mein Pferdchen stehen wo es war. Im
Türrahmen zur Sattelkammer nahm ich dann aus den Augenwinkeln eine
Bewegung wahr und traute meinen Augen nicht:
Carly hatte sich umgedreht und lief ruhig hinter mir her. Völlig
entspannt stand sie vor mir in der Tür und sah mich erwartungsvoll an.
Sie wartete auf ihre Apfelstücke.
Diesen Moment werde ich wohl nie vergessen. Ich hatte Tränen in den
Augen, so rührte mich ihr plötzliches Vertrauen.
Diesmal war ich es, die einen Moment lang erstarrte, völlig verdattert
und ganz und gar gerührt. Dann wurde ich wieselflink und sammelte so
viel Apfelstücke wie ich greifen konnte. Carly frass und schritt und
frass und schritt neben mir daher als habe sie nie etwas anderes getan.
Das Nachgurten gestaltete sich ebenso selbstverständlich, sie
marschierte sofort neben mir her und wartete auf ihre Apfelstücke. Ich
konnte es gar nicht fassen. Sechs Wochen und ich betete, dass dies unser
gemeinsamer Durchbruch war.
Am nächsten Abend war ich geradezu nervös und erwartete ängstlich den
Moment des Anführens – würde es wieder funktionieren?
Carly zögerte kurz, man sah es ihr an, dass sie selber kurz nachdachte,
dann schritt sie überzeugt neben mir daher, völlig selbstverständlich.
Ich war überglücklich!
Von dem Tag an gab es nie wieder Probleme.
Ich hatte eine Menge dazugelernt und es nicht für möglich gehalten,
unseren „Gurtzwang“ tatsächlich zu überwinden. Noch dazu so schnell!
Sechs Wochen sind nichts vor dem Hintergrund eines ganzen Pferdelebens
unter dem Sattel. „Zeit“ ist nunmal ein sehr relativer Begriff und diese
Zeit war es ganz sicher wert gewesen.
Allerdings behielt ich unsere Routine akribisch bei:
Locker angurten, einmal die Stallgasse auf und ab, nachgurten,
Apfelstücke.
Bis heute marschieren wir drei, vier mal die Stallgasse rauf und runter und
bei jeder Wendung wird ein Loch weiter gegurtet und es gibt Apfelstücke.
Carly wartet schon darauf und man hat den Eindruck, unser Prozedere
gefällt ihr. Unser gemeinsames Trauma ist zu unserem ganz persönlichen
gemeinsamen kleinen Vergnügen geworden.
Das soll auch so bleiben.
Ich begann sie wieder zu satteln und auch das war kein Problem.
Mittlerweile kann ich angurten so fest ich will, es stört sie nicht.
Allein der Vorrat an Apfelstücken muss stets wohlbedacht in der Tasche
sein und da zählt sie durchaus mit. Vier Stück sollten es schon sein bis
wir „fertig“ gegurtet haben und uns im Dunkeln auf den Weg in die Halle
machen ...
Es wurde Dezember und ich konnte den Moment des ersten Aufsitzens nicht
länger vor mir herschieben. Carly beherrschte längst alles, was man
„unberitten“ beherrschen muss, ein mustergültiges Pferd an der Longe,
sie reagiert auf Gesten und Tonlage, trabt über Cavalettis und hat
sowohl flatternde Steigbügel wie auch das Ausbinden am Dreieckszügel
ohne Probleme akzeptiert.
Ich hätte längst mit dem Aufsitzen beginnen können.
Das Problem lag allein bei mir. Ich hatte einen Knoten im Bauch und die
Hosen voll. Mein Sorge war, Carly würde womöglich beim ersten Schritt
unter dem Reitergewicht genau so erschrecken wie seinerzeit mit dem
Gurt. Nicht, dass sie mir seither je Grund gegeben hätte anzunehmen, sie
reagiere unbeherrscht auf neue Situationen. Doch ich sah uns bereits
gemeinsam auf der Stallgasse liegen mit gebrochenen Knochen und
Schlimmerem ...
Mein ganz persönliches Trauma.
Und jeder im Stall hatte Verständnis dafür.
Philip hatte von Beginn an zugesagt, mir auch bei Carly mit der
Sattelarbeit zu helfen, so wie er es zuvor so vorbildlich mit Deauville
und Darnell getan hatte. Und jeder riet, ich möge doch Philip bitten,
sich auch als erster überhaupt auf Carly zu setzen, damit wäre das
Problem gelöst.
Und genau das wollte ich nicht.
Ich habe alle meine Pferde selber angeritten und jedes Mal war es mir
die grösste Freude, das erste Mal überhaupt im Sattel meines
selbstgezogenen Pferdes zu sitzen. Die ersten Male die Stallgasse rauf
und runter geführt zu werden, die ersten Male um den Hof geführt zu
werden - so weit wollte ich auch mit Carly kommen bevor ich gemeinsam
mit Philip weitermachte.
Und mir war klar:
wenn ich es nicht über mich brachte, mich als erstes auch auf Carly zu
setzen, würde ich nie wieder ein junges Pferd anreiten können.
Diesen inneren Schweinehund musste ich ganz persönlich überwinden und
das ging nur, wenn ich es
selber machte.
Mitte Dezember waren mir die Ausreden ausgegangen und ich nahm mir ein
Herz. Wieder war es Burkhard, der sich gern bereit erklärte mir des
Abends zur Seite zu stehen und gemeinsam die ersten Schritte zu
unternehmen. Zu Burkhard habe ich grösstes Vertrauen, die Liste unserer
gemeinsamen Anreite-Referenzen ist inzwischen lang:
La Jeanne und Bunny, die Luzifee, Deauville und Darnell. Mit jedem Pferd
hatte er mir in den ersten Wochen regelmässig vom ersten Darüberlegen bis
hin zu den ersten gemeinsamen Spaziergängen im Sattel geholfen. Burkhard
ist die gelassene sachliche Kompetenz in Person und genau das, was ich
brauchte.
Mit grossem Herzklopfen kletterte ich also an diesem Abend die ersten Male auf Carly.
Wir hatten sie vor Silas' Box eingeparkt und Burkhard hielt sie
entspannt am Strick. Von beiden Seiten darüberlegen und im Sattel
einsitzen war kein Problem. Mehrmals rauf und wieder runter. Zwei Abende
beliessen wir es dabei, dann bat ich ihn todesmutig Carly anzuführen.
Ich wartete gespannt auf ihre Reaktion und den vermaledeiten ersten
Schritt ... Tatsächlich legte Carly kurz die Ohren an und zuckte etwas
unsicher, hatte sich aber nach zwei raschen Tritten nach vorn schnell
gefangen und mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen! Ich wusste, wir
hatten es geschafft.
An diesem Abend feierte ich meinen inneren kleinen Reichsparteitag.
Seit dem Jahreswechsel führt Burkhard uns nun regelmässig abends die
Stallgasse auf und ab und es fühlt sich einfach grossartig an – Carly
ist entspannt und schreitet locker unter mir daher. Es macht Spass und
ich freue mich inzwischen richtig darauf, nach der Longenarbeit
aufsitzen und noch ein paar Runden auf Carly drehen zu können. Nur mit
unseren Hofspaziergängen wird es diesmal wohl nichts werden. Frost und
Dunkelheit sind nicht wirklich der passende Rahmen für solche
Unternehmungen.
Ein gutes viertel Jahr also, und noch nie hat es so lange gedauert, bis
ich im Sattel meines jungen Pferdes sass. Es hat aber auch nie zuvor
solche Überwindung gekostet und ich bin froh, dass ich mir die Zeit
genommen habe. Und ich denke, Carly sieht das ähnlich.
10.1.2017
Heute hat Philip erstmals in Carly's Sattel gesessen und die beiden
haben mir meinen ganz persönlichen schönsten Einstand ins Neue Jahr
beschert!
Der Bub gibt ein tolles Bild auf dem Pferdchen ab und Carly ein nicht
minder patentes Bild unterm Sattel - kugelrund und dynamisch im Trabe,
ich bin begeistert! Carly wird endlich Reitpferd!
Geradezu anekdotisch war dann der Empfang, den Assi mir bereitete, als
ich kurz nach Philip gemeinsam mit Carly wieder im Stall erschien:
"Sabiiine! Ich hab' schon gehört! Philip sagt, du hast einfach die
braaavsten jungen Pferde überhaupt!", und sie strahlte mich herzlich
dazu an.
Ich weiss nicht, ob es überhaupt möglich war, noch breiter zu grinsen
als ich es ohnehin schon tat, aber dieser Kommentar von Assi setzte
allem noch ein Häubchen obendrauf! Nach Deauville und Darnell ist Carly
nun das dritte meiner jungen Pferde, das Philip unter den Sattel
bekommt, und der Bub weiss wovon er redet. Needless to say:
Ich war beseelt!
3.2.2017
Ziemlich beste Freude!
Zugegeben, ich bin kein Freund von Handyfotos schlechter Qualität. Doch
wenn es ein persönliches Highlight zu dokumentieren gilt und einfach
nichts anderes zur Hand ist, dann muss es eben ein Handy sein ... Und so
sind sie denn enstanden, diese ersten Sattelfotos heute nachmittag
draussen auf dem Platz von Philip und Carly, die sich heute exakt das
zehnte Mal unter dem Sattel befindet. Ich bin beseelt!
Mein ganz persönliches "multiples Highlight" in diesem noch jungen Jahr
zelebriert Philip, seit er vor nicht einmal vier Wochen das erste Mal in
Carly's Sattel gestiegen ist. Nachdem ich höchstselbst im Herbst Carly's
Einstand unter dem Sattel so grandios verbockt hatte und seither alle
weiteren Entwicklungen mit einem Knoten im Bauch auf die lange Bank vor
mir her geschoben habe, hatte ich mit allem gerechnet, aber sicher nicht
mit einer solchen Nachhaltigkeit von ebenso grandiosem Satteldasein, wie
Carly es seither demonstriert.
Bleibt die Frage, ob man nach zehn Mal reiten bereits von Nachhaltigkeit
reden kann?
Ich denke man kann.
Und ich habe penibel nachgezählt:
Genau vier Mal hat Philip sie an der Longe geritten und der Bremser in
allen Fällen war ich, weil ich Sorge hatte (natürlich...) wir könnten
das junge Pferdchen womöglich überfordern und es könne doch nochmal
etwas schief gehen ...
Ganze drei Mal hat er sie daraufhin in der kleinen Halle "frei"
geritten, mit dem grössten Selbstverständnis auf Anhieb in allen drei
Grundgangarten frisch aussen rum, Zirkel und Handwechsel durch die ganze
Bahn - Carly hat nie auch nur einen einzigen falschen Tritt getan.
Selbstverständnis, das zeichnet die beiden wohl aus. Als hätte die
kleine Carly nie etwas anderes getan. Philip's bedächtiger Kommentar an
einem dieser Abende lautete:
"Wer weiss wofür es gut war, dass du dir so viel Zeit genommen hast. Die
ist jetzt einfach souverän und voller Vertrauen."
So hatte ich das noch gar nicht gesehen.
Die letzten beiden Male sind wir dann in die grosse Halle umgezogen weil
60 Meter nunmal das sehr viel geeignetere Umfeld für ein junges Pferd
sind um zu Geraderichtung und Balance zu finden. Wenn man schon
wetterbedingt oder nach Feierabend im Dunkeln nicht nach draussen auf
weit grössere Plätze oder die gänzlich freie Bahn gehen kann.
In der grossen Halle stand am Mittwoch noch der vollständige Parcours
und Philip's prakmatischer Kommentar angesichts der Sprünge im Weg
lautete:
"... ach ja... dann kannst du uns ja gleich Mal ein paar Stangen
hinlegen .... und eigentlich, wenn ich es mir recht überlege:
lass uns doch mal einen kleinen Sprung machen, Stange, Kreuzchen,
Stange, dann können wir auch gleich die Lenkung installieren und ich
habe sie geradeaus am Bein!"
Ach ja...
Philip eben.
Und ich gebe gern zu:
Ich hatte auch nicht wirklich etwas anderes von ihm erwartet und freute
mich von ganzem Herzen, dass er so zuversichtlich und selbstverständlich
die Dinge auf dem jungen Pferd unterm Sattel anging.
"Die macht das schon!"
Und natürlich tat sie das.
Carly ist ein "Natural" - ein geborenes Sattelpferd.
Und wer weiss wofür es gut war, dass wir uns im Vorfeld so viel Zeit
gelassen hatten...
Das war Mittwochabend, das neunte Mal unter Philip's Sattel, da hat das
kleine Pferd also seine ersten kleinen Mini-Sprünge absolviert. Und
nichts davon war geplant, es hat sich einfach so ergeben. Tatsächlich
hat Carly dann am Mitwochabend auch das erste Mal ganze drei Bocksprünge
während der Galopptour unterm Sattel rausgelassen - genau drei, und dazu
tönte es fröhlich von unter der Reitkappe:
"Oho! Die ist ja übermütig!", und mit einem breiten Grinsen in Philip's
Gesicht setzten die beiden ihren lässigen Galopp aussen rum fort.
Heute nachmittag ergab sich dann erstmals die Gelegenheit endlich
draussen auf dem Platz zu reiten und natürlich standen auch dort ein
paar Cavalettis im Weg, die sogleich sachdienlich auch in diese
gemeinschaftliche zehnte Reitstunde mit eingebaut wurden.
"Lenkung" ist gar kein Thema mehr. Carly trabt und galoppiert so
selbstverständlich in weiten Bahnfiguren über den freien Platz, es ist
die helle Freude. Zum Abschluss ging es noch eine Runde im entspannten
Schritt durchs Gelände und auch das war gelebtes Selbstverständnis.
Das breite Grinsen, mit dem ich meine beiden Helden wieder im Stall in
Empfang genommen hatte, trage ich noch immer im Gesicht.
They made my day. Wieder einmal.
12.3.2017
Einhundertundsechzig Zentimeter echte Freude!
Beiläufig hatte ich kürzlich Petra gegenüber auf der Stallgasse erwähnt,
sie habe doch einen Messstock und es wäre interessant zu sehen, ob Carly
denn ein bisschen gewachsen sei ... Als Petra dann heute spontan mit dem
bewährten Messgerät vor mir stand, bekam ich grosse Kulleraugen!
Sogleich haben wir das gute Stück an Carly ausprobiert und meine grosse
Sorge war, der Stock reiche womöglich nicht tief genug für das kleine
Pferd. Geradezu euphorisch war ich dann, als der Stock tatsächlich an
der 1,60er Marke einrastete - wobei Petra und ich zunächst Mühe hatten,
diese Marke auch als solche zu identifizieren... Da hilft es immer, wenn
man eine Ersatzlesebrille im Spind liegen hat!
Die kleine Carly mit ihren 4 Jahren nun immerhin einenmeterundsechzig
gross zu wissen, hat mich geradezu begeistert!
Grösse ist kein Qualitätsmerkmal, doch es macht einen grossen
Unterschied, wenn man einer künftigen Zuchtstute attestieren kann
"knappes Sechziger Mass!", oder man sich sagen lassen muss "nicht einmal
einssechzig...".
Grund genug für einen kleinen Freudentanz auf der Stallgasse und eine
etwas verblüffte Petra, die mein Freude über ganze hundertsechzig
Zentimeter nur mit etwas Skepsis nachvollziehen konnte.
14.4.2017
Im März ist Philip studienbedingt umgezogen und es tat mir bitter leid,
ihn ziehen zu sehen. Philip verdanke ich unendlich viel mit meinen
jungen Pferden und wünsche ihm das Beste für die Zukunft.
Seit März sitzt daher Kim in Carly's Sattel und die beiden geben ein
zauberhaftes Bild ab, von dem ich mich nur unschwer lösen kann!
Ausgezeichnet mit Leistungsklasse 2 und reichlich S-Erfolgen hat Kim ein
feines Händchen für junge Pferde und ist ein echter Profi im
Springsattel. Trotz oder gerade wegen ihrer Konfektionsgrösse, die man
sonst nur im Barby-Haus von Mattel findet. Gleichwohl gibt es für Barby
offensichtlich auch Reitbekleidung ...
Bei Kim's Einstand in Carly's Sattel ging mir das Herz auf. Völlig
verblüfft rief sie:
"Und die ist wirklich gerade erst angeritten? Das kann ich gar nicht
glauben! Sowas von abgeklärt und cool! So cool ist von meinen jungen
Pferden keines!"
Als sie sie das zweite Mal draussen auf dem Platz ritt wurde es dunkel
und sie fragte:
"Sollen wir reingehen in die Halle?" Ich zuckte mit den Schultern und
überliess die Entscheidung ihr. Etwas ungläubig fragte sie:
"Kann man die denn im Dunklen reiten?"
Man kann.
Und so sass ich dick eingemummelt an unserem grossen Dressurplatz und
hörte Kim von Zeit zu Zeit verzückt aus dem Dunklen juchzen:
"Meine Güte ist die cool! Das kann ich ja gar nicht glauben! Die
schnurrt hier her wie ein Uhrwerk! Das könnte ich mir keinem meiner
Pferde hier draussen im Dunkeln...!"
Zucker für das Züchterherz.
Heute hatte ich dann das erste Mal die Kamera mit dabei und es hat sich
gelohnt. An den beiden kann ich mich einfach nicht sattsehen - ein
tolles Paar!
21.5.2017
Stutentausch und mehr...
Nachdem Deauville verletzungsbedingt unter dem Sattel pausiert bot es
sich an, Carly gegen Deauville zu tauschen. Während Deauville also nun
an Silas' Seite in Münster den Sommer geniesst ist Carly am Wochenende
auf dem Krüsterhof eingezogen. Ausschlaggebend hierfür war der
hartnäckige Rossestreik, den Carly seit dem Frühjahr an den Tag legt.
Zelebrierte sie im Herbst noch die Rosse ihres Lebens an Silas' Seite,
so wurden die Zyklen über Winter merklich weniger, um dann passend zum
Frühjahr komplett auszusetzen. Da half auch keine chemische Keule, und
ich hatte wirklich alles versucht. Optimaler als hier in Münster können
die Voraussetzungen für eine junge Stute gar nicht sein. Täglich
reichlich Sonne und satte Weide am nahen Flussufer mit einem bezirzenden
Kerl an der Seite - all das wahlweise naturbelassen oder chemisch
unterstützt. Carly blieb stur. Follikel gab es nicht. Rossen auch nicht.
Keinesfalls wollte ich noch ein weiteres Jahr ohne Deckversuch ins Land
ziehen lassen. Meine grosse Hoffnung ruht nun auf Tina Hinnemann. Tina
hat sich in den letzten Jahren einen geradezu sensationellen Ruf als
equine Gynäkologin erworben, das Stutenzelt auf dem Krüsterhof platzt
nicht umsonst aus allen Nähten. Problemstuten, schlechter Samen oder
schwaches TG - Tina bekommt alles tragend.
Wir werden sehen, ob sie auch alles ans rossen bekommt ...
Carly soll nun also den Rest der Decksaison auf dem Krüsterhof
verbringen und natürlich wird Marina sie in der Zeit reiten und
sportlich fördern. Trotzdem tat es mir leid, Kim und Carly zu trennen.
Mein zauberhaftes Dreamteam, an dem ich mich nicht satt sehen konnte ...
Meine Idee zum Stutentausch traf jedoch auch bei Kim spontan auf
allergrösstes Verständnis. So eine Decksaison ist schnell vorüber, da
wollen die Prioritäten wohl gesetzt sein. Danke, Kim, für dein
Verständnis!
Wir
werden also sehen, ob es überhaupt möglich ist, aus Carly eine
Zuchtstute zu machen. Nachdem sie im letzten Jahr in der Stutenherde
schon nicht rossen wollte ist dies nun der zweite lange Anlauf, aus
Carly ein Fohlen zu ziehen und es täte mir bitter leid, mein
Vollblutprojekt begraben zu müssen.
Vor dem Hintergund war es daher ein echtes Highlight, als Marina bereits
am Samstag neugierig erstmals in Carly's Sattel stieg, souverän über
alle Verspanntheit des verständlich aufgeregten jungen Pferdes in
fremder Umgebung hinwegritt, um mir dann überzeugend ins Ohr zu
flüstern:
"Da mach dir mal keine Sorgen! Die kriegen wir wohl auch ans Traben...!"
Ich musste herzlich lachen!
Nach Bunny und Deauville tritt Carly ein anspruchsvolles Erbe auf dem
Krüsterhof an. Ein Halbblut aus Springanpaarung ist nunmal kein
Dressurkracher. Weshalb ich sie ausdrücklich als halbes Rennpferd
avisiert und laut betont hatte, "dass Carly eine gute Entschuldigung für
Mangel an Kadenz im Trabe habe!" Sie sollte ja eigentlich mein
Buschpferd werden...
Doch scheinbar hatte ich die Rechnung ohne Marina gemacht, die ganz
offensichtlich grosses Vergnügen an ihrem neuen Projekt unterm Sattel
hat.
Marina, du bist einfach der Knaller - sagte ich das schon?
27.5.2017
THE ACCIDENTAL DRESSAGE HORSE
Carly - Dressurpferd aus Versehen ...!
Ich erinnere einen Artikel von
Chris Hector im australischen Horse Magazin, da beschrieb er Lissaro einmal als
"Accidental Dressage Horse" - Dressurpferd aus Versehen. Lissaro war
Prämienhengst Springen der Hannoveraner Körung und wurde später
Multi-Bundeschampion im Reitpferde- und Dressurviereck.
(Die Assoziation zu Lissaro drängt sich auf, weil Carly ja
eigentlich auch eine Lissaro werden sollte und allein dessen Abgang seinerzeit
zu Edward Gal dies verhindert hat)
I remember an article by Chris Hector in the australian Horse Magazine,
where he described Lissaro as an "accidental dressage horse". Lissaro was
premium jumper stallion at the Hannoverian licensing and later became
multi-times Bundeschampion of the dressage horses.
(The association to Lissaro comes to mind since Carly was
supposed to become a Lissaro-foal, too. But when Lissaro moved to Edward Gal
that year he simply wasn't available anymore and I chose jumper-bred Conen
instead.)
Genau wie Lissaro ist Carly aus Springgentik gezogen, darüberhinaus ist sie
aber auch ein halbes Rennpferd und ganz sicher kein Dressurpferd. Und
eigentlich sollte sie ja auch nur mein eigenes Buschpferd werden.
Quiet like Lissaro, Carly descends from jumper genetics, but on top of
that, her dam was a race horse which makes Carly a half thoroughbred and
surely nothing you expect any dressage talent from. She was actually bred to
become my own eventing horse.
Natürlich ist es vermessen, Carly mit Lissaro zu vergleichen und ganz
sicher wird sie niemals das Championatsviereck in Warendorf sehen. Aber ich
hätte auch in meinen kühnsten Träumen nicht damit gerechnet, dass Carly
jemals auf dem Krüsterhof bei Johann Hinnemann einzieht und dann bereits
nach einer Woche solche Impressionen unter dem Dressursattel entstehen...
Wunder geschehen!
Danke, Marina! You made my day - wieder einmal ...
Of course it is totally impudent to compare Carly to Lissaro. She will
most certainly never make it to Warendorf or any champion title in dressage.
However, never in my wildes dreams had I ever expected she would move into
Johann Hinnemann's barn, either, and deliver such impressions under the
dressage saddle in less than one week.
Wonders do happen!
Thank you, Marina! You made my day - once again ...
13. Juni 2017
Unmögliches wird sofort erledigt, Wunder dauern etwas länger ...
... man beachte die originelle Beschriftung oben links im Bild :-)
Capistrano bei den Westfälischen Meisterschaften in Greven im Sommer 2016
Carly ist tragend von Capistrano! Vor drei Wochen erst ist Carly auf dem
Krüsterhof eingezogen, heute erreichte mich die Nachricht von Tina Hinnemann,
Carly ist tragend!
Ziemlich frustriert schrieb ich noch vor drei Wochen:
"Keinesfalls wollte ich noch ein weiteres Jahr ohne Deckversuch ins Land
ziehen lassen. Meine grosse Hoffnung ruht nun auf Tina Hinnemann. Tina
hat sich in den letzten Jahren einen geradezu sensationellen Ruf als
equine Gynäkologin erworben, das Stutenzelt auf dem Krüsterhof platzt
nicht umsonst aus allen Nähten. Problemstuten, schlechter Samen oder
schwaches TG - Tina bekommt alles tragend.
Wir werden sehen, ob sie auch alles ans rossen bekommt ...
Wir
werden also sehen, ob es überhaupt möglich ist, aus Carly eine
Zuchtstute zu machen. Nachdem sie im letzten Jahr in der Stutenherde
schon nicht rossen wollte ist dies nun der zweite lange Anlauf, aus
Carly ein Fohlen zu ziehen und es täte mir bitter leid, mein
Vollblutprojekt begraben zu müssen."
Einmal mehr hat Tina Hinnemann ihren exzellenten Ruf als equine Gynäkologin
unter Beweis gestellt, und dies weit darüberhinaus!
Tina bekommt nicht nur alles tragend, sondern offensichtlich sogar alles ans
rossen! Danke, Tina!
Mein über lange Jahre gehegtes Projekt vom Vollblut in der Warmblutzucht erhält
nun doch noch eine Chance auf produktive Fortsetzung - wie schön!
Auf Carly ruht die Hoffnung, meine kleine Münsterland-Pferdezucht um eine
blutgeprägte und ganz vor allem springbetonte Komponente erweitern zu können.
Nachdem ich mich all die Jahre der Zucht von Dressurpferden verschrieben habe
reizt nun die Herausforderung,
endlich auch einmal mit einem Bein in die Springpferdezucht einzusteigen.
Die einfache Alternative wäre es, eine Springstute aus gutem Stamm dazu zu
kaufen.
Das hätte aber nicht den selben Reiz.
Die Herausforderung, einen eigenen Stutenstamm zu etablieren, ist ungleich
reizvoller. Insbesondere, wenn es ich dabei um einen blutgeprägten Stutenstamm
handelt, der heutzutage kaum noch zu finden ist. Der nötige Vollbluteinfluss ist
in der Springpferdezucht ebenso schwer zu finden wie in der Dressurpferdezucht.
Carly bietet allerbeste genetische Voraussetzungen und ich werde mich nun mit
grosser Vorfreude an das Hengstfeature zu Capistrano machen. Darauf habe ich
zwei lange Jahre gewartet.
Auf allen Körplätzen Deutschlands wurden in den letzten Jahren Söhne und Enkel
des Cornet Obolensky zuhauf gekört. Gewaltige Springpferde, die sich häufig
durch Masse und häufig langsamere Abläufe auszeichnen. Die "krawummige" Sorte
Pferd eigentlich, die ich persönlich sehr schätze. Genau so ein Pferd, wie mein
Shannon einer war. Unübertrefflich! Pferde, wie
Capistrano selber eines ist, Pferde wie Cornado NRW und viele andere mehr.
Weltpferde durchaus. Und doch fordert der Anspruch an den allgemeingültigen
Zuchtfortschritt heutzutage das gewisse Quentchen "mehr" an Spritzigkeit und
Schnelligkeit im Ablauf. Die Konsequenz draus liegt auf der Hand:
Für Cornet und seine Söhne bedarf es Blutstuten, wie
Carly eine ist!
14.6.2017
14.7.2017
Carly bei ihrer ersten und einzigen Reitpferdeprüfung auf dem Krüsterhof!
Lange, sehr lange habe ich daraufhin gefiebert, Carly einmal auf einem
Turnierplatz zu erleben. Dabei hatte ich stets springorientierte Disziplinen wie
eine Eignung, Spring- oder Geländepferdeprüfungen im Kopf. Nicht im Traum wäre
ich auf die Idee gekommen, dass Carly einmal in einer Reitpferdeprüfung antritt!
Marina macht es möglich!
Die Dressurtage auf dem Krüsterhof boten sich geradezu an, Carly einmal
öffentlich vorzustellen. Diese Reitpferdeprüfung habe ich ganz sicher durch eine
tiefrosa Brille wahrgenommen und bin noch heute beseelt, wenn ich diese Fotos
sehe. Marina und Alina haben einfach alles getan, um diesen Tag für mich
unvergesslich zu machen und ich kann den beiden gar nicht genug dafür danken!
Ihren ersten und einzigen Auftritt im Reitpferdeviereck beschloss Carly mit einer
7,2. Nicht schlecht für ein halbes Rennpferd aus Springanpaarung.
Die Prüfung entschied ein gekörter Prämienhengst mit 8,0 für sich.
Acht Zehntel Differenz für ein "Dressurpferd aus Versehen", die in keinem
Verhältnis stehen zu der grossen Freude, die ich an diesem Auftritt gehabt habe
und die mir niemand nehmen kann.
Danke, Marina!
Kesse Carly, strahlende Marina und Alina!
Im Herbst wird Carly dann umziehen in die Stutenherde auf dem Hof
Altepost um entspannt ihr erstes Fohlen auszutragen. Und dieses Springfohlen
darf dann gern auch durch ein paar Reitpferdepoints bestechen!
30.4.2018 Carly bringt ihr erstes Fohlen zur Welt: Carlyle!
Carly und Philip 4. Mai 2018
13.5.2018
Fohlenschau Lienen - Fabelhafte Carly!
Karlchen wird herausgestellt als eines der besten von zehn Springfohlen und
belegt den dritten Platz. Carly erntet von allen Seiten Lob und Anerkennung!
Mehrfach werde ich auf diese "herrliche Halbblutstute!" angesprochen und
tatsächlich auch gefragt, ob ich Mutter und Kind oder einen von beiden denn zu
verkaufen gedenke.
Tönne antwortet spontan:
"Wenn Sabine diese Stute verkauft kriegt sie aber richtig Ärger mit mir!"
Schön, wenn man solche Freunde hat!
Und ich hatte mir Gedanken gemacht, als Halbblutstute ginge meine kleine Carly
in der kritischen Öffentlichkeit unter ...
Sie war im Gegenteil ein Bild von einem Pferd!
23.6.2018
Verbandsprämie für Carly!
Wer hätte das gedacht?
Anlässlich der grossen Stuten- und Fohlenschau in Wettringen wird Karlchen
erneut an dritter Stelle in seinem Ring herausgestellt und Carly erhält die
Verbandsprämie des westfälischen Verbandes! Dabei hatte ich den hannoverschen
Hofbrenntermin bereits für alle fünf Fohlen dieses Jahrgangs arrangiert und
Karlchen gedanklich als Hannoveraner betrachtet. Carly sowieso. Mit ihrem H auf
dem Schenkel wäre die Eintragung ins hannoversche Hauptstutbuch nur eine
Formalität. Doch manchmal kommt es eben anders als man denkt.
Nach dem schönen Erfolg meines "springbetonten" Duos in Lienen hatte ich mich
gern bereit erklärt, Carly und Karlchen auch in Wettringen auf der Fohlenschau
zu zeigen w e n n, ja, wenn Carly zu dem Zeitpunkt nicht bereits erneut tragend
sei von Capistrano. Die traurige Botschaft von der Nichtträchtigkeit bereits in
zweiter Runde von Capistrano erreichte mich zu Wochenbeginn. Daran hatte ich arg
zu knabbern, denn nur zu gern hätte ich ein Stutfohlen von Capistrano ganz in
dem Format wie Karlchen eines ist ...
Nun gab es aber keinen Grund mehr, nicht mit meinem Duo nach Wettringen zu
fahren. Wir reisten bereits mittags an und bekamen eine komfortable Gastbox mit
reichlich Heu zur Verfügung gestellt. Ein Service, den ich nur mit grossem Dank
quittieren kann. Bequemer ging es wirklich nicht für meine beiden vierbeinigen
Protagonisten. Karlchen lag zügig im sauberen Stroh und schlief. Und da lag er
auch als Freund Heinz drei Stunden später zum Schaubeginn erschien. Heinz hatte sich in
Abwesenheit von Tönne und Amelie als tatkräftiger Helfer zur Verfügung gestellt. Weil Amelie selber zum Turnier unterwegs war, war auch die funkelnde
Lacktrense diesmal nicht mit dabei. Weshalb Carly heute etwas weniger strahlte
und funkelte als in Lienen. Die dicken runden Zöpfe hatte Amelie aber heute
morgen noch vor ihrer Abreise ans Pferd gezaubert und ich habe mich sehr darüber
gefreut. Heinz hatte Carly schon aufgetrenst und blickte etwas irritiert auf das
schlafende Karlchen, der sich - ganz seinem Phlegma aus ersten Tagen treu -
einfach durch nichts aus der Ruhe bringen liess. Auch nicht durch freundliche
Klopfer auf den kleinen Hintern. Karlchen schlief und steckte ob der Popoklopfer
den Kopf noch etwas tiefer ins Stroh.
Ich musste herzlich lachen. Dieses Fohlen ist einfach der Knaller!
Es blieb mir selber nichts anderes übrig als mich neben das Fohlen ins Stroh zu
setzen um überhaupt ein Halfter auf das Köpfchen zu ziehen. Nachdem Karlchen das
Köpfchen mal aus dem Stroh reckte. Das Aufhalftern nahm er gelassen hin und
blieb liegen. Erst als wir Anstalten machten, mit Carly die Box zu verlassen,
war Karlchen auf den Beinen. Gemässigt engagiert nur, aber immerhin. Einmal mehr
machte dieses Fohlen mich mit seinem unglaublichen Interieur breit Grinsen. Die
helle Freude.
Am Schauplatz angekommen trafen wir auf Holger Rohlmann, dem ich mit Kusshand
Carlys Zügel übergab. Never change a winning Team! Holger hatte einen
fantastischen Job in Lienen gemacht und ich war sehr erleichtert, ihn auch hier
wieder als Vorführer in Anspruch nehmen zu dürfen. Heinz hatte derweil das
Karlchen gut in Griff und ich tat, was ich auch in Lienen getan hatte:
Ich machte mich leise mit meiner Kamera aus dem Staub ...
Die Herren kamen bestens ohne mich klar!
Durchs Kameraauge bekam ich nur wenig von der Vorstellung mit, vom Drumherum
sowieso nicht. Immerhin, Karlchen trabte! Ich hatte mit ausgelassenem Toben und
Bocken
gerechnet, stattdessen blieb er brav an Carlys Seite und Holger traf wie immer
stets das richtige Tempo. Lockeres taktsicheres Traben, soviel bekam ich mit.
Erst als ich später die Fotos hochludt realisierte ich, dass Karlchen eine
wahrhaft schöne Runde hingelegt haben musste - fast jedes Foto ein Treffer!
Tatsächlich wurde Karlchen dann auch erneut an dritter Stelle seines Ringes
herausgestellt, "locker und beweglich", und die "interessante Abstammung mit dem
reinen Vollblutstamm dahinter" fand Erwähnung. Da wunderte mich dann auch der
freundliche Kommentar des Zuchtleiters Wilken Treu nicht mehr, als er mit einem
strahlenden Lächeln im Gesicht sagte: "Die beiden gefallen uns! Da machen wir
eine Verbandsprämienstute von!"
So kam es also, dass Heinz und ich etwas verblüfft mit Carly und Karlchen zum
westfälischen Brennwagen zogen. Manchmal kommt es eben anders als man denkt.
Nach fünfzehn Jahren Pferdezucht in Münster ist Karlchen nun mein erstes
westfälisches Fohlen und Carly meine erste in Westfalen eingetragene Stute - mit
Verbandsprämie im hannoverschen Papier. Ein Treppenwitz der Geschichte
eigentlich, der durchaus seiner Erklärung bedarf.
Als ich vor dreizehn Jahren mit Ionia, Carlys Mutter,
den Schritt vom Vollblut in die Warmblutzucht wagte, lagen die Karten offen auf
dem Tisch. Es hatte seinen Grund, dass Fabrice und Fannie Mae trotz ihrer
rheinisch-westfälischen Abstammung nie in Handorf registriert waren. Dennoch war
ich durchaus geneigt, das Igelchen westfälisch eintragen zu lassen und so
zumindest mit einer Stute "heimatnah" zu züchten. Weshalb ich das Gespräch mit
dem damaligen Zuchtleiter Dr. Marharens suchte und ihn nach seiner Meinung
fragte, mit einer Vollblutstute in Westfalen vorstellig zu werden. Die Antwort
war bemerkenswert:
"Ach, lassen sie das doch mit den Vollblütern. Wenn Sie unbedingt
Vollbluteinsatz pflegen wollen, dann nutzen Sie doch die blutgeprägten Hengste
in Hannover, dann müssen wir uns hier in Westfalen nicht mit der leidigen F1
abgeben."
Grosse Worte eines Zuchtleiters. Ich war beeindruckt.
"Disqualifizierend" war
noch das Geringste, das mir zu diesem Statement einfiel.
Unprofessionell, destruktiv und demotivierend. Und durchaus
geschäftsschädigend.
Dabei hatte der Mann das Pferd zu diesem Zeitpunkt nichteinmal gesehen. Ich zog
meine Konsequenzen und stellte Ionia kurz darauf in Ankum vor.
Dr. Bade leitete damals die Kommission in Ankum und trug das Igelchen ganz und gar
euphorisch ("Donnerwetter! Das ist ja mal ein Vollblut, das richtig traben
kann!") gleich mit v i e r Achten ins Hannoversche
Hauptstsutbuch ein. Der Rest ist Geschichte.
Fortan wurden alle meine Fohlen hannoversch oder oldenburgisch gebrannt.
Wenn nun heute ausgerechnet Karlchen als jüngster Spross dieser Vollblutfamilie mein
erstes westfälisches Fohlen wird und Mutter Carly als direkte Vollbluttochter
und mithin Vertreter der "leidigen F1" ausgerechnet in Westfalen mit der Verbandsprämie ausgezeichnet
wird, dann ist das durchaus ein Treppenwitz der Geschichte.
Ein ganz und gar bemerkenswerter dazu.
Wollen wir hoffen, dass Carly alsbald erneut tragend wird von dem westfälischen
Landbeschäler Capistrano und so ausgerechnet das Vollbluterbe meiner Zucht wider
alle Anfänge künftig in Westfalen seine Fortsetzung findet. Der gute Wille
aller Beteiligten fünfzehn Jahre später ist ein schöner Anfang.
4.4.2019
Zauberfrau Tina Hinnemann!
Manchmal bedarf es nur eines kleinen Schwarzweiss-Fotos und der Tag ist
gerettet - mein Glaube an Tina Hinnemann und ihre "Magie" ist unerschütterlich.
Carly ist tragend von Capistrano!
Die anhaltende Frühlingssonne im Februar hatte einen
wahren Rosserausch in der Stutenherde ausgelöst. Neben einigen anderen
Stuten wurden daher auch Carly
und Fannie Mae wetterbedingt erstmals im März besamt. Doch während Fannie Mae wie
gewohnt mit
einem Schuss tragend war, war Carly trotz guten Follikels und passendem
Abgang erneut nicht tragend. Ich habe nicht lange gefackelt und Carly
Mitte März direkt wieder auf den Krüsterhof zu Tina Hinnemann gebracht, in dem festen
Glauben an Tina's stutengynäkologische Magie. Ein weiteres Jahr mit
sechs erfolglosen Rossezyklen sollte es nicht noch einmal geben.
Ob es nun Magie ist oder einfach perfektes Ovulations Timing oder schlicht "das
richtige Händchen" - ich weiss es nicht. Tina hat es einfach drauf und wiederholte ihr
fruchtbares Kunststück aus
2017 nahezu taggenau:
Carly war noch keine Woche bei ihr, da bat sie um Samen.
Eine einzige Besamung nur, wie immer bei Tina.
14 Tage später offenbart mein Handy mir heute dann dieses kleine
Schwarzweiss-Foto, das wahre Freudensprünge auslöste - danke, Tina!
8.4.2020
Unverhofft kommt oft!
Carly ist tragend!
Die gute Nachricht kam aus Telgte, wo Carly noch mit Caro Lee verweilte. (lesen)
Nachdem Carly in den letzten Jahren nur bei Tina Hinnemann
tragend werden wollte, hatten wir nicht wirklich damit gerechnet, dass sie nun
zu Hause mit Fohlen bei Fuss -und dann auch gleich beim ersten Versuch!-
überhaupt aufnehmen würde. Die Hengstwahl in diesem Jahr war daher ganz
wesentlich durch diesen Gedanken beeinflusst.
Die unzähligen erfolglosen Besamungen in der Vergangenheit (Capistrano und
Cornado) liessen den Schluss zu, dass es möglicherweise auch am Samen liegen
könnte. "Es gibt Cornet-Söhne mit schlechtem Samen, und solche mit ganz
schlechtem ..."
Ein Hengstwechsel lag also nahe.
Wenn überhaupt musste es ein leicht verfügbarer und vor allem kostengünstiger
Hengst sein, züchterfreundliches Splitting vorausgesetzt, ich wollte ungern Geld
versenken. In jedem Falle musste er auch allen Anforderungen an eine kleine
Halbblutstute genügen:
Rahmig, linienbetont, mit Riss und Reck und natürlich im Hinblick auf
Springvermögen genetisch abgesichert. Es musste ein Hengst sein, der mich
persönlich überzeugte, den ich kannte und zu dem ich idealerweise bereits eine
konkrete Meinung hatte. Gern Schimmel, und schön dazu. Die Quadratur des Kreise
eben
Tatsächlich kam die Idee zu der Anpaarung dann nicht von mir. Je mehr ich mich
aber damit auseinandergesetzt hatte, umso mehr war ich davon überzeugt.
Die Geschichte der Hengstwahl für Carly in diesem Jahr ist erzählenswert und
originell und verdient ganz sicher ihre eigene Seite und die ist in Arbeit!
Dieser junge Mann verdient ein gelungenes Feature ...
13.8.2020
In Zeiten von Corona hat der gemeine Pferdezüchter es nicht einfach. Die
Emsdettener Zeitung widmet sich dem Thema mit einem Besuch bei Stutenfee Ingrid
und einem schönen Bericht dazu. Im Bild: Carly!
8.2.2021
Carly wird zum dritten Mal Mutter und bringt ein zauberhaftes Stutfohlen von
Durantos zur Welt - Diva!
29.3.2021
Carly ist tragend vom erfolgreichsten deutschen
Springponyhengst!
Eine TG-Geschichte wider die Vernunft, von "höherer Gewalt" und
"infektiöser" Leidenschaft für Ponyfohlen geht
zeitnah online ... Was für ein Spass!
Grosser
Dank gebührt meiner Stutenfee und Tierärztin Vanessa für ihr unglaubliches
Engagement zu dieser Besamung - einfach und unkompliziert sollte es sein, und am
liebsten ein Hengst, der auch am Wochenende verfügbar ist.
Das wäre Durantos gewesen. Die Zweitauflage der
kleinen Diva war längst beschlossene Sache, da waren wir
uns alle einig.
In Zeiten infektiöser Pandemien und Herpesviren ist jedoch nichts, wie es einmal
war.
Wegen aktueller Herpesbeschränkung im Landgestüt Warendorf war Durantos bis Ende
März nicht verfügbar. Höhere Gewalt.
Als ich den Damen daraufhin behutsam meinen "Plan B" erläuterte, hörte ich sie
beide schon stöhnen: "TG! Sabiiine!"
Es hat sie beide dennoch nicht davon abgehalten, Carlys Ovulation im
Sechs-Stunden Rhythmus auch zu nachtschlafenden Zeiten noch sorgsam einzugrenzen
- mit Erfolg!
Da passt es ins Bild, dass auch das
Ultraschallbild mit dem triumphalen Untertitel: "... und diesmal wird es ein
Schimmel!" noch spät um 22:54 produziert wurde... (Ecke oben
rechts)
Danke,
Vanessa und Ingird!
14.12.2021
Carly hat verfohlt
Die schlimmste aller Nachrichten, und es tut
so weh ....
Ganz unerwartet hat Carly heute morgen ihr
Ponyhengstfohlen von Del Piero verfohlt, ein kleiner Rappe, der Schimmel
werden wollte und nur noch acht Wochen Tragzeit benötigt hätte ... Was
hatte ich mich auf dieses Fohlen gefreut und die Tage bis Mitte Februar
bereits gezählt!
Kein Fohlenfrühling mit zwei Fohlenstuten im
nächsten Jahr. Keine gemeinsamen Waldtouren mit ausgelassenen Fohlen
und lieben Freunden. Kein zweites Ponyfohlen. Es hat nicht sollen
sein.
Carly geht es gut, Fohlen und Nachgeburt habe ich in die
Pathologie gefahren und meine Tränen darüber geweint. Ein fertiges
kleines Hengstfohlen, das Köpfchen mit den fein ausgeschwungenen
Ohrspitzen wie im sanften Schlaf auf die Vorderbeine gerollt. Nichts für
schwache Nerven und Hobbyzüchter zwischen zwei toten Ferkeln und einem
Schweinekadaver in der "Tierkörperanlieferung". Ich wollte es so.
Tränen, Frust und Trauer mussten raus.
17.4.2022
Capistrano macht
Schlagzeilen in Wellington!
Die Capistrano-Tochter Cala Mandia und Katrin
Eckermann feiern ihren ersten 5-Sterne Erfolg und gewinnen den Grossen
Preis in Wellington! ... während Carly über Ostern in die dritte Runde
mit Capistrano gegangen ist, in der Hoffnung darauf,
"nocheinmal-so-ein-Pferd-wie-Karlchen" zu zeugen ... Die Gestüter haben
am heiligen Ostersonntag alles möglich gemacht. Kurz vor acht durfte
ich mir die komplette Tagesration Capistrano pünktlich abholen und
frisch versamen - wenn Carly nun wieder nicht aufnimmt, soll es wohl
nicht sein ...
24.5.2022
Die schönste (und
vollkommen unerwartete ...) Nachricht kam heute Morgen von Stutenfee
Ingrid: Carly ist tragend von Grey Bouelvard!
Nachdem das
dreijährige Karlchen mir seit dem letzten Sommer jeden Tag Freude und
einfach nur Freude bereitet, war klar: Ein zweites Karlchen sollte es
werden! Eine bessere Referenz als Karlchen für die Anpaarung von Carly
an Capistrano gab es einfach nicht.
Weshalb wir mit der ersten
frühen Rosse in diesem Jahr loslegten und die Gestüter in Warendorf
taten über drei Rossen alles für eine erfolgreiche Anpaarung mit
Capistrano. Sechs oder sieben Mal machte ich mich früh morgens auf den
Weg nach Warendorf und kam mit taufrischem Capistranosamen bei meiner
Stutenfee an. Es sollte nicht sein. Als Carly auch im dritten Anlauf
nicht tragend war, begann ich an meinem Stütchen zu zweifeln. Musste es
wirklich erst wieder Tina Hinnemann richten? Ich wollte Carly nur sehr
ungern erneut zur Besamung aus der Hand geben.
Wenn es also kein
zweites Karlchen werden sollte stand durchaus auch ein Hengstwechsel zur
Disposition. Dann aber bitte eine komplette Abkehr vom einzigen
Cornet-Sohn meiner Wahl, statt dessen ein echter Blüter. "Echte Blüter"
jedoch gibt es nicht. Jedenfalls keinen, der mich davon überzeugt, das
mühsam eingebrachte Springblut in Carly nicht wieder zu verwässern. Es
musste also ein springbetonter Blüter sein, idealerweise einer mit
entsprechenden Sporterfolgen, in harmonisch grossem Rahmen und auf
solidem Fundament stehend, gern Schimmel, auf jeden Fall von
amateurfreundlicher Rittigkeit und bitte "schön" dazu. Die Quadratur des
Kreises also, wieder einmal ...
Doch inzwischen schien es einen
solchen blutgeprägten Springhengst tatsächlich zu geben. In Celle machte
mittlerweile der sechsjährige beinahe-Halbblüter (60 % Vollblutanteil)
Grey Boulevard aka Grey Butt durch ernstzunehmende Erfolge in
Springpferdeprüfungen auf sich aufmerksam. L gewonnen, M platziert
-Donnerwetter! Dieser Hengst war völlig an mir vorbei gegangen,
zweijährig hatte er keinen Körplatz gesehen und war erst im letzten Jahr
5-jährig erstmals sportlich in Erscheinung getreten. Weshalb ich
hocherfreut war, als der Schimmel im Frühjahr zur Hengstschau in
Wettringen angreist war und bitter enttäuscht, als er dann wegen einer
Unpässlichkeit des Reiters doch nicht auftrat. Gleichwohl, der Hengst
ging mir nicht mehr aus dem Kopf.
Als meine Stutenfee mir dann
ausgerechnet am Freitagabend einen satten Follikel avisierte, der
unbedingt am nächsten Tag zu besamen sei, war guter Rat teuer.
Hengstwechsel am Freitagabend arrangieren und in Warendorf die
Splittingkosten für Capistrano in Kauf nehmen? Ein spontaner Anruf bei
Axel Brockmann höchstselbst machte es selbst um diese Uhrzeit noch
möglich. "Eine solche Anpaarung an eine Halbblutstute unterstütze ich
ganz besonders gern!" Mir lachte das Herz!
Am nächsten Morgen
machte ich mich auf den Weg nach Ankum, erstmals Grey Boulevard bewusst
life begutachten (was für ein charmanter Mädchenfänger!), ein sehr
penibler Blick auf Fesselung und Hufe (ich war erleichtert ...), und mit
einer gut gefüllten Samentube machte ich mich dann zurück auf den Weg zu
meiner Stutenfee. Dank der Kooperation der Landgestüte würde die
Warendorfer Anzahlung vollständig auf Celler Rechnung übergehen - was
für ein züchterfreundliches Arrangement!
Und diesmal sollte es
dann wohl so sein. Einen Tag früher als erwartet ("Vanessa hatte gerade
Zeit ...") kam am Dienstagmorgen die Nachricht von der tragenden Carly
und ich war völlig aus dem Häusschen. Ein Schuss, ein Treffer! Stutenfee
Ingrid ging es ähnlich. "Wir können es also doch noch!", und ich konnte
sie gut verstehen. Wir waren allesamt erleichtert, als es wohl doch
nicht an der Sute und unserem Besamungsmanagement lag ...
Weshalb
nun also das hochprozentige Feature zu Grey Boulevard in Arbeit ist und
zeitnah online geht. Eine Recherche, die mir richtig Spass macht!
Und ich hoffe inständig auf eine gesunde Trächtigkeit, ganz ohne
vorweihnachtliches Drama dieses Mal. Ich möchte mich auf ein Fohlen
zweier Halbbluteltern von 63 Prozent Vollblutanteil freuen können, ganz
wie ein Fohlen aus einer direkten Vollblutanpaarung, der direkte
Vollblutanteil jedoch bereits in der "einen gewünschten" Generation
weiter hinten, idealerweise schon vorteilhaft konsolidiert ... Ein
echtes Buschpferd eben, und am allerliebsten natürlich ein Stutfohlen.
Liebe Carly, bitte mach das Beste draus!
24.9.2023
Carly ist nicht mehr tragend von Duplexx.
Dieses Jahr ist
nicht dazu angetan, Züchterfreuden zu unterstützen.
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