Im September 2014 war ich erstmals auf Röttgen zu Gast, den
damaligen Spontanbesuch verdankte ich dem Rat einer Freundin. Das
Direktorium für Vollblutzucht hatte damals geladen zum bundesweit
ersten "Tag der Vollblut-Gestüte" und ich hatte den Vormittag auf
Schlenderhan verbracht. Auf dem
Rückweg von Schlenderhan ergab sich damals die Möglichkeit, die
Nachmittagsführung auf Röttgen mitzumachen und der ausdrückliche
Hinweis besagter Freundin lautete:
"Allein schon für den beeindruckenden Stutenstall musst du unbedingt
nach Röttgen!"
Sie sollte recht behalten.
Der feudale Stutenstall auf Röttgen war damals aber nur ein Aspekt,
der mich begeisterte. Der Stern von Markus Klug war mit dem
Derbysieg von Sea The Moon im Sommer 2014 gerade erst so richtig
aufgegangen und der Erfolg des Rennstalls rückte auch Röttgen ein
stückweit zurück in die mediale Aufmerksamkeit alter Zeiten. Markus
Klug war in aller Munde. Doch wer war dieser junge Trainer, von dem
ausserhalb der rennsportaffinen Gesellschaft noch nie jemand gehört
hatte?
Als ich vor zwei Jahren von meinem ersten Besuch dort zurückkam war
ich besessen von der Idee, Röttgen ein weiteres Mal zu besuchen,
diesmal jedoch wollte ich nicht das Gestüt sondern den Rennstall
ergründen.
German Racing und das Direktorium für Vollblutzucht machten es im
April 2016 möglich.
26 Galopprennställe an 15 deutschen Standorten hatten ihre Tore
geöffnet und gewährten exklusive Blicke hinter die Kulissen eines
Rennstalles. Genau das, was ich mir gewünscht hatte!
Röttgen ist einzigartig, und das in vielerlei Hinsicht.
Mit annähernd 300 Hektar Koppeln, Wald und Rennbahn ist es eines der
schönsten und das flächenmässig grösste Gestüt in Deutschland. Zu
einem echten Unikat jedoch wird Röttgen durch den integrierten
Rennstall innerhalb der eigenen Mauern - im wahrsten Sinne des
Wortes.
Es ist eben dieser Rennstall, der Röttgen im Gegensatz zu allen
anderen Gestüten Deutschlands dieses einmalige Newmarket-Flair
beschert. Das Bild von dem kopfsteingepflasterten Innenhof des
urigen und überaus authentischen alten Rennstalles mit all seinen
Aussenboxen und dem zeitlosen Charme vergangener Jahrhunderte hatte
mich seit damals nicht mehr losgelassen. Dick Francis in seiner
schönsten Form. Seit ich mir anlässlich des Besuches von
Lorbaß in seiner neuen Heimat in England
den langgehegten Wunsch erfüllt hatte, einmal nach
Newmarket zu fahren, war ich
begeistert von dieser einzigartigen urenglischen
Rennsportatmosphäre. Röttgen bedient dieses Klischee mitten in
Deutschland in seiner schönsten Form. Man muss schon ab und an den
Blick gen Himmel richten und der tieffliegenden Jumbos gewahr
werden, um zu realisieren, dass man sich im 21. Jahrhundert und nahe
der Einflugschneise des Köln-Bonner Flughafens befindet.
Gleichermassen zeitlos wie surreal.
Die weitläufige Sandbahn, die das Gestütsgelände umrundet und in
weiten Teilen an einer pompösen efeubewachsenen Mauer entlangführt,
lädt ein in ein Paralleluniversum mitten im Grünen. Jenseits dieser
"Chinesischen Mauer" sieht man verstohlen die schlichten Giebelchen
und Dächer der einstiger Arbeiter- und Zechensiedlungen durch das
Grün oberhalb der Mauer, diesseits der Mauer lebt man in einer
anderen Welt.
Ein Hauch von "Newmarket" und dazu ein Trainer, der seinen ganz
besonderen Reiz ausübt!
Seit "Sea The Moon" ist Markus Klug in aller Munde. Man muss nicht
rennsportaffin sein, um von dem Shooting-Star unter den
Galopp-Trainern bereits gehört zu haben. Ein junger Bursche, ein
Quereinsteiger dazu, Autodidakt in vielen Dingen und ganz
offensichtlich sehr erfolgreich - Markus Klug versprach interessant
zu werden!
Seit 1985 befindet sich das Gestüt in Besitz der
Mehl-Mülhens-Stiftung. Das Gelände, das die Chinesische Mauer von
Röttgen umgibt, ist mit 250 Hektar größer als das Fürstentum Monaco.
Damit hört die Vergleichbarkeit aber auch schon auf.
Röttgen hat Stil.
Und Tradition.
Und jeweils eine Menge davon.
Erbaut vom 9. bis zum 13. Jahrhundert als Rittersitz wurde es 1866
im Stil der Romantik wieder aufgebaut. Überbleibsel
mittelalterlicher Burganlagen ragen hie und da aus dem Grün und
kennzeichnen noch heute das weitläufige Gelände. Der
Duftwasserfabrikant Peter Paul Mülhens gründete im Jahre 1924 das
Gestüt auf dem Gelände der Burg Röttgen und liess Bauten und
Stallanlagen im Renaissancestil entstehen. Entstanden ist eine der
schönsten und beeindruckendsten Gestütsanlagen Deutschlands.
Die Farben von 4711 sind seither die Rennfarben des Gestüts:
Türkis und Gold.Zu jener Zeit war Kölnisch
Wasser ein Heilwasser, eine Mischung aus ätherischen Ölen von
Zitrusfrüchten, die sowohl innerlich als auch äußerlich auf nahezu
alle leichten Beschwerden angewendet werden konnte. Die Rezepte und
die Herstellung dieser Heil- oder Wunderwasser wurden geheim
gehalten, was sich 1810 durch ein Dekret Napoleon Bonapartes (Köln
und das Rheinland waren seit 1794 französisch besetzt) grundlegend
änderte: Rezepturen für als Heilmittel angepriesene Produkte
mussten, um sie der ärmeren Bevölkerung zugänglich zu machen,
veröffentlicht werden. Dies hatte den Effekt, dass die Kölnisch
Wasser-Hersteller ihr Produkt seitdem als Duftwasser deklarierten.
Portal Rheinische Geschichte
Mit 12 Stuten und einem Hengst aus England hat Peter Mülhens vor 25
Jahren in Röttgen angefangen. Als Rennfarben ließ er Türkisblau mit
altgoldfarbenen Aermeln und roter Kappe eintragen, die Farben von
"4711" (blaugold die Flaschenetiketts und rot die
Schraubverschlüsse).
Inzwischen hat sich der Pferdebestand im Besitz seiner Tochter Maria
Mülhens auf 60 vermehrt. "Ich sitze seit dem 13. Jahr im Sattel",
sagt sie. Wenn sie lächelt, nimmt sie es an Charme mit 10 Jahre
jüngeren auf. 36 ist Maria Mülhens.
In einer ehemaligen Gestütswärterwohnung hat sie sich über dem
Jährlingsstall von Röttgen niedergelassen. Von dem Parterrewohnraum
führt eine Tür direkt zu den Pferden. Zusammen mit dem Grafen
Lehndorff, einem Neffen des ehemaligen preußischen
Oberlandesstallmeisters Lehndorff, leitet sie Gestüt und Rennstall.
Auch das benachbarte Gut Marhausen gehört ihr. Täglich inspiziert
sie mittels Fahrrad.
Ehrensache, daß Maria Mülhens bei jedem Rennen dabei ist. "Ich will
mit eigenen Augen sehen, wie meine Pferde gewinnen oder warum sie
nicht gewinnen." Aus dem Kopf weiß sie noch die Zeit, in der "Der
Löwe" voriges Jahr den großen Preis von Frankfurt mit 14000 Mark
gewann. 1932 bis 1937 war sie selbst aktiv. Ihren königlichen Sitz
im Damensattel wissen die Experten noch heute zu rühmen.
Nur vier Frauen mit ähnlichen Passionen - selbständig betriebene
Pferdezucht auf eigene Rechnung und Gefahr im großen - gibt es auf
der Welt: Miß Dorothy Paget in England, Lady Granard, die nach
Frankreich verheiratete Tochter des kürzlich verstorbenen Lord
Derby, Elizabeth Graham-Arden von der US-amerikanischen
Kosmetik-Firma Elizabeth Arden und eben Maria Mülhens.
Dreizehn Jährlinge hat sie um diese Jahreszeit schon auf den
Röttgener Koppeln. "Die Dreizehn ist unsere Glückszahl", sagt Maria
Mülhens. "An einem 13. fuhr mein Vater 1932 zum Derby nach Hamburg,
von Gleis 13 im Schlafwagenabteil 13. Unser 'Palastpage' gewann dann
auch das 'Blaue Band'."
27 Zuchtstuten, überwiegend erprobte Rennpferde, stehen in den
Boxen. Bis vor zwei Jahren wurde der Harn der trächtigen Tiere an
die IG-Farben zur Hormongewinnung geliefert. Das war ein
zusätzlicher Verdienst für das Stallpersonal.
Der Spiegel, 1949
Als der alte Mülhens im Schreckensjahr 1945 starb, stand seine
Erbin Maria Mülhens inmitten von Trümmern und Ruinen. Die Rennpferde
waren auf der Flucht von Hoppegarten nach Westen teils umgekommen,
teils beschlagnahmt worden, die Stutenherden verhungert, güst nur
noch in Rudimenten erhalten.
Es schien hoffnungslos, das Gestüt wieder aufzubauen. Aber Maria
Mülhens schreckte nicht vor dieser Aufgabe zurück. Und der erste
Schritt, den sie tat, trug entscheidend zum Gelingen des
Unternehmens bei: Sie engagierte Graf Manfred Lehndorff als Leiter
des Gestüts. …
Jahrelang hatte Röttgen unter den deutschen Vollblutgestüten zwar
eine achtbare Position, war aber nie an die anderen großen Gestüte,
Erlenhof, Waldfried, Ravensberg, Schlenderhan herangekommen.
Allmählich aber schoben sich die Farben Türkisblau und Altgold in
den Vordergrund. Die Erfahrung und das züchterische Genie des
Gestütsleiters trugen Früchte. Bis dann schließlich das Jahr 1959 im
Rennsport zum Röttgener Jahr wurde. Vier Pferde aus diesem Stall
liefen damals im Derby und die vierte Farbe als Sieger. Das hatte es
in der langen Geschichte des deutschen Derbys (seit 1869) noch nicht
gegeben. Und auch das ist selten genug gewesen, daß der erste und
der zweite Platz vom gleichen Stall belegt wurden. Vom Anfang der
Saison bis zum Ende beherrschte der Stall Röttgen das Rennjahr 1959.
Die Zeit, 1962
Viel Tradition also und ein märchenhaft anmutender
Arbeitsplatz für einen ehrgeizigen jungen Trainer!
Die weiten Wege könnten pferdegerechter nicht sein. 2,5 Kilometer
bis zur eigenen Trainingsbahn, für uns wurden extra zwei Busse
gechartert um uns jenseits der Chinesischen Mauer über die
Bundesstrasse dorthin zu bringen. Eine Rennbahn so grün, die nahe
Einflugschneise Köln-Bonn mutet geradezu ausserirdisch an.
Da schlagen gleich zwei Herzen in meiner Brust, Newmarket und die
Vielseitigkeitsreiterei. Hier scheint beides zeitlos vereint.
Wegestrecken wie einst in der Vielseitigkeit, als Championate noch
nicht mit dem Dressurergebnis gewonnen wurden. Gut 20 Minuten durch
Wald und Wiesen, ein bisschen Berg und Tal scheint auch dabei -
besser geht es nicht! Die Pferde sind natürlich aufgewärmt,
motiviert und entspannt wenn sie die Bahn erreichen.
So, wie das auch in Newmarket noch heute gelebt wird.
So, wie das früher eben war.
Heute ist Führmaschine.
Das erste Lot Rennpferde erscheint zwischen den Bäumen im Wald und
quert die Sandbahn. Wir sammeln uns im satten feuchten Gras und
geniessen den herrlichen Anblick. Die Assoziationen zu Newmarket
kleben im Kopf. Auch dort queren die farbenfrohen Lots die Strassen
und ziehen durch den Wald bis auf das unendliche Grün.
"The hills and the downs", wie
Ann es seinerzeit so schön formuliert hatte. Diesem Bann kann man
sich einfach nicht entziehen. Für die Strasse gibt es hier eine
eigene Ampelanlage, die Markus Klug bedient, denn die Pferde haben
an dieser Stelle Vorfahrt und die Autos müssen halten. Newmarket
eben.
Markus Klug ist meist mit dem Fahrrad unterwegs. "Das hält mich fit
und ich kann die Pferde unterwegs auf dem Weg zur Rennbahn oft
sehen", sagt er. Und am Tag kommen so einige Kilometer zusammen.
Vier Lots sind morgens auf der Bahn unterwegs, über 90 Pferde hat er
derzeit im Training. Diese Zahl spricht für sich. Insbesondere vor
dem Hintergrund, als Klug vor sechs Jahren mit 20 Pferden
hauptsächlich aus Röttgener Besitz angefangen hat. Inzwischen
rekrutieren sich siebzig weitere Pferde aus allen bekannten
Vollblutgestüten Deutschlands.
Erfolg macht sexy.
Auf Röttgen sind die jüngeren und älteren Rennpferde in zwei
verschiedenen Ställen unterbracht, die wiederum einen Kilometer
auseinander liegen. "Die Logistik ist schon eine ziemliche
Herausforderung mit den beiden Ställen und den weiten Wegen", so
Klug, "bei uns ist jedes Lot mindestens eine Stunde draußen und
damit wir das überhaupt schaffen, brauchen wir viel Personal."
Ein kostenintensives Unternehmen.
Auf 4 bis 5 Arbeitskräfte beziffert er den zusätzlichen
Personalaufwand, den die Röttgener Logistik kostet. Teurer Luxus
heutzutage und kein Vergleich zu dem Arbeitsalltag aller anderen
Rennställe, die direkt auf den Rennbahnen untergebracht sind. Ich
muss an meinen Besuch auf der Rennbahn in München Riem denken,
damals, als ich auf der Suche nach einer Vollblutstute war.
Industriekultur im Vergleich zu diesem hier.
Charme hat seinen Preis.
Markus Klug zuzuhören ist spannend. Dinge hinterfragen, die er
anders macht als andere.
Den Pferden den Spass an der Arbeit erhalten, den Speed nicht
herausfordern.
Der leichte Kanter in die Hand.
Konditionieren wie im Spiel.
Bei jungen Pferden wird nur alle vier
Wochen die Distanz um zweihundert Meter erhöht, das ist Anspruch
genug an die Youngster.
Man erhält eine gesunde Vorstellung davon,
wo körperliche Sportleistung anfängt und aufhört.
Derbydistanz oder
durchschnittlich sechzehnhundert Meter?
Die Sache mit den unterschiedlichen Geläufen.
Sandbahntraining auch
vor Grasbahnrennen?
Wieso man aus einer Ente keinen Schwan machen kann, aber manch ein
Schwan eben doch seine Zeit zum reifen braucht.
Autodidaktisch hat Klug sich vieles, was ihn heute auszeichnet,
allein beigebracht. "Ich habe zwar auch in Irland bei Trainer John
Oxx hospitiert, aber ich habe nicht wie die meisten Kollegen längere
Zeit an einem großen Stall gearbeitet".
Nach Abitur und Bundeswehr machte Markus Klug eine Ausbildung als
Versicherungskaufmann, arbeitete im elterlichen Betrieb mit und saß
in der Freizeit bei jeder Gelegenheit auf dem Pferd. Mit 26
absolvierte er 2002 in Köln die Prüfung zum Besitzer-Trainer als
Lehrgangsbester mit der Note 1,5. Seitdem trainierte er Rennpferde
in Iffezheim. Ein Jahr später verzeichnete er seine ersten Sieger.
Es folgten mehrere sehr erfolgreiche Jahre als Besitzer-Trainer.
Dabei konnte er sich kontinuierlich in der Spitzengruppe der
Statistik behaupten. „In jedem Jahr wurde eine Quote des
Start/Sieg-Verhältnisses von 20 % erreicht“, hieß es damals auf der
Webseite des Besitzertrainers.
Klug mag Statistiken.
Der Name scheint durchaus auch ein bisschen Programm.
2009 absolvierte er die Prüfung zum Pferdewirtschaftsmeister,
Teilbereich Galoppertraining, und ist seither Public-Trainer. Seit
2010 ist er Trainer auf Röttgen. „Das Angebot aus Röttgen war eine
unglaubliche Chance für mich“, so Klug, „so ein Traditionsgestüt,
eine der ersten Adressen in Deutschland.“
2012 zog das Gestüt Görlsdorf mit seinen ersten Pferden ein und die
Geschichte um Sea The Moon und die „Underdogs“ aus der Uckermark
(Zitat Turf Times) nahm ihren Lauf, gemeinsam mit dem Newcomer aus
dem Badischen. Leicht zu erkennen sind die Görlsdorfpferde meist an
ihrer eigenwilligen und mitunter putzig anmutenden Namensgebung.
Nach nur vier Jahren als Public Trainer schaffte Markus Klug 2014
den ganz großen Erfolg als Champion der Trainer in Deutschland.
Neben dem Derby-Sieg mit Sea The Moon und mehreren weiteren
Gruppe-Siegen gelangen ihm insgesamt 68 Siege, über 23 Prozent
seiner Starter waren Sieger.
Wie gesagt, der Mann mag Statistiken.
Von der Rennbahn ging es zurück mit dem Bus nach innerhalb der
Chinesischen Mauer um den Gang über das Gestütsgelände fortzusetzen.
Fusskrank sollte man auf Röttgen besser nicht sein. Immer wieder
laden unterwegs historische Gebäude, Mauertürme und Wachhäuser aus
alter Zeit ein zum verweilen. Ein optischer Augenschmaus und wer
sich mit der Kamera im Detail verliebt, muss die Gruppe zwangsläufig
im zweibeinigen Renngalopp wieder einholen. Sportlich, allemal.
Vorbei ging es an weitläufigen Jährlingskoppeln und Koppeln mit
Stuten und Fohlen, die zum "Foal Watching" einladen. Ein
angeschimmeltes Hengstfohlen ist unschwer als Sohn des
gestütseigenen Deckhengstes Reliable Man zu erkennen. Wir erreichen
das zweite Stallgebäude. Hier sind die jungen Pferde untergebracht
und hier gibt es Startmaschinen zum eingewöhnen und eine komplette
Infrastruktur, die angepasst ist auf die Arbeit mit den jungen
Pferden. Eine Führmaschine gehört auch dazu, doch weiss man, dass
diese nicht den einzigen sattelfreien Ausgang der Rösser hier
bedeutet.
Bestechend auf Röttgen und ganz vor allem auch bestechend
herausragend so genutzt sind die allgegenwärtigen Koppeln. Zum
Trainigsalltag dieser Rennpferde gehört der tägliche Koppelgang, wie
Markus Klug es als besonderes Plus des Röttgener
Rennstalls glaubhaft berichtet. Wir sind Zeuge von den Lots, die
nach getaner Arbeit auf die Weide geführt werden. Dort werden wir von
bereits gestandenen Galoppern in kleinen Gruppen im Grünen begrüsst.
Allein davon können unsere Spring- und Dressurpferde des grossen
Sports nur träumen.
Wie auch der stutenbereicherte Alltag eines vollblütigen
Deckhengstes angenehm grün und natürlich ist. Jedes Vollblutgestüt
pflegt Koppeln neben dem Hengststall und nennt sie bescheiden
"Hengstpaddock". Und diese werden auch täglich genutzt. Dagegen
nimmt sich das Leben eines Warmblutdeckhengstes bestenfalls
armseelig aus und jedes Sportpferd wünschte sich derart satte
Paddocks.
Mittelpunkt des zweiten Stalles ist die altehrwürdige Reithalle, das
feudale Pendant zum Stutenstall.
Die Atmosphäre mutet geradezu klerikal an, die räumliche Nähe zum
angrenzenden Stall in seiner effizienten Zweckmässigkeit fühlt sich
an wie die Metamorphose von einem Universum in des andere.
Irgendwann finden wir tatsächlich den Weg zurück zum
kopfsteingepflasterten Hauptstall und bei Kaffe und freundlicher
Verpflegung zerstreut sich die Gruppe nach den Abschiedsworten von
Stiftungsvorsitzendem Günter Paul. Grosser Dank und entsprechender
Applaus gebührt Markus Klug für seine Zeit und Mühe. Es war ein
grossartiger Vormittag, sehenswert, beeindruckend, lehrreich und
informativ.
Am Tag nach unserem Besuch schreibt Klug bereits weiter an seiner
Geschichte.
Die Turfgazetten titelten diese Woche:
"Der Dreijährigen-Express von Klug rollt weiter!
Nach den ersten beiden Rennen der Kölner Sonntags-Karte wird immer
klarer, in diesem Jahr geht nichts im Derbyjahrgang ohne Pferde aus
dem Quartier von Markus Klug. …"
"Viererserie von Markus Klug und Adrie de Vries!"
"50:50 schätzte Trainer Markus Klug die Chancen seiner beiden Pferde
im Vorfeld des mit 52.000 Euro dotierten Rennens über 1300 Meter
aufgrund der Gewichtsvorteile von Degas ein. Er sollte damit Recht
behalten und damit avancierten der Heumarer Coach und Besitzerin Dr.
Alexandra Renz als erfolgreiche Titelverteidiger in Weidenpesch."
"Degas bedeutete bereits der fünfte individuelle Dreijährigen-Sieger
in der noch jungen Grasbahn-Saison aus dem Stall von Markus Klug."
"Gruppe-Auftakt im Krefelder Stadtwald mit insgesamt sieben Rennen.
… Viel ist über die aktuell formidable Form von Trainer Markus Klug
gesprochen und geschrieben worden und so muss man das doppelte
Aufgebot des Heumarer Trainers voll auf der Rechnung haben. …"
"Mit einer Gewinnsumme von 136.500 Euro avancierte der von Markus
Klug vorbereitete Millowitsch (Andreas Helfenbein) zum Krösus als
Zweijähriger 2015 …"
"Beim Derby-Jahrgang machte Dschingis Secret (Besitzer Horst
Pudwill, Hong Kong) unter Jockey Martin Seidl mächtig Eindruck. Der
von Markus Klug im Traditionsgestüt Röttgen bei Köln vorbereitete
Hengst besitzt Nennungen für das Deutsche- und Schweizer Derby."
Ja, es sieht so aus als würde Klug einiges richtig machen.
Und es war grossartig, einmal dabei gewesen zu sein!
Münster,
im Frühjahr 2016
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