warum Real Diamond?
Real Diamond von Rohdiamant x Weltmeyer
Nachdem die späte Erkenntnis, Fannie mit dem bewährten "R" anzupaaren, mich
bereits im letzten Jahr zu Rohdiamant geführt
hatte, gab es nun tausend gute Gründe, diese Anpaarung zu wiederholen - wenn
auch nicht mit dem Grandseigneur himself, doch aber mit einem Sohn des selben,
der mich bereits vor fünf Jahren in seinen Bann gezogen hatte (und damit weit
vor der Zeit, als ich in meiner "Lernkurve" überhaupt so weit fortgeschritten
war, dieses Blut des Rohdiamanten als begehrenswert an sich zu betrachten...).
Vorab sei gesagt:
Der Entschluss zu Real Diamond war bereits gereift bevor ich überhaupt wusste,
was für ein Fohlen Fannie mir mit
Rarität bescheren würde - das "Experiment" mit dem "R"-Blut
war also zu dem Zeitpunkt noch nicht mehr als ein Experiment - dass Fannie
allerdings gleich aus der ersten Anpaarung an das "R" ein solches Fohlen wie
Rarität zaubern würde, darauf hätte ich in meinen
kühnsten Träumen nicht zu hoffen gewagt...
Und das bringt mich schnurstracks zurück zu der stets gepflegten Aussage
meines lieben Freundes Tony, der nie müde wird zu betonen:
"du musst auf Ramzes inziehen!
dieses R kannst du einfach nicht oft genug in deinen Pedigrees haben!
und deine beiden Fidermarks* sind einfach prädestiniert dafür!"
(*Anmerkung des Verfassers: Tony bezieht sich stets auf den
doppelten Romadour, der über Florestan und Romanow bereits zweimal in Fannie und
Fabrice vertreten ist. Darüberhinaus führt die Feodora von Frühlingsball und
Mutter von Fannie Mae und Fabrice über den Frühlingsballschen Muttervater
Radetzky Ramzes noch direkt im Pedigree, so dass für Fabrice und Fannie Mae
sogar der Anspruch an einen dreifachen Ramzes besteht: siehe
hier)
Nun kann man sicher trefflich darüber streiten ob es denn wirklich
gerade der Einfluss des alten Ramzes ist, der sich -wenn auch existent- so doch
reicht weit hinten in den Pedigrees erst wiederfindet. Ganz sicher ist es nicht
nur ein Frage der Existenz oder Häufigkeit des Blutes an sich, sondern
vielmehr eine Frage der Werthaltigkeit der individuellen Konsolidierung des
selben in den einzelnen Pedigrees und Pferden an sich. Will heissen: Lediglich
die selben Zutaten zu einer Mahlzeit machen selten auch ein schmackhaftes
Menu daraus - die gelungene Abstimmung und Anrichtung der Zutaten ist es, die
den Unterschied zwischen einem wohlschmeckenden Drei Sterne Menu oder einem
simplen Sattmacher überhaupt erst ausmachen.
Im Falle des Ramzes sei hier aktuell verwiesen auf den inzwischen mit Fug und
Recht als echten Stempelhengst zu bezeichnenden Contendro der allein in den
ersten fünf Generationen gleich fünf Mal auf Ramzes ingezogen ist.
Zufall oder gelungenes Drei Sterne Menu?
Habe ich Tony also anfangs ob seines Enthusiasmus' noch belächelt,
nur um ihm später zumindest bedingt Recht zu geben (und die Anpaarung an
Rohdiamant überhaupt zu erwägen), so muss ich ihm heute in aller Form
beipflichten - aus zwei sehr guten Gründen nämlich, die beide in Natura mehr als
alles andere für sich sprechen:
Rarität und Bunny (Biscaya).
Denn Tonys Theorie trifft ebenso zu auf die Anpaarung von Fabrice an Belissimo,
der ja selber noch aus einer direkten Romadour II-Mutter gezogen ist.
Mehr als alles andere hat dieser gelebte Fohlenjahrgang 2009 in Bunny und
Rarität für mich Tonys These ganz offensichtlich bestätigt - die Qualität dieser
beiden Stutfohlen ist ganz sicher nicht mit nur "gutem Durchschnitt" zu
bezeichnen und es kann kein Zufall sein, dass gleich der erste Einsatz beider
R-geprägten Hengste an meine beiden Fidermarkschen Vollschwestern zu solchen
Ergebnissen führt.
Man lernt eben nie aus ...
Darüber hinaus unterstützt die Hinwendung zu erwiesenem R-Blut meine Überzeugung
Altbewährtes dem Neumodernen vorzuziehen. Und das tue ich heute mit noch weit
grösserer Überzeugung als ich es noch in den letzten Jahren zu tun glaubte.
Die tausend guten Gründe zur Anpaarung an Rohdiamant selbst im letzten Jahr finden sich
hier bereits ausführlich erläutert. Diese
Seite soll nun seinem Sohn gewidmet sein.
Aus Gründen der Praktikabilität habe ich mehr oder weniger schweren Herzens von
einer erneuten Anpaarung an Rohdiamant selbst abgesehen. Sechs Rossen sind ein
hartes Brot, auch für den grössten Idealisten unter den Züchtern.
Darüberhinaus gibt es einen ganz konkreten und in meinen Augen sehr
schwergewichtigen Grund, auf einen Sohn des Rohdiamanten auszuweichen wenn, ja
wenn es denn einen gibt, der mir gedanklich bereits den "Zuchtfortschritt" im
Hinblick auf Bewegungsdynamik an das R zu zaubern in der Lage ist... Und damit
sind wir gedanklich bei Weltmeyer, Muttervater des Real Diamond und dem wohl einflussreichsten "Bewegungsmacher" unserer
Zeit, ein Hengst, ohne den die deutsche Dressurpferdezucht nicht dort stünde wo
sie heute ist.
Unter den Söhnen des Rohdiamanten gab es
immer wieder den ein oder anderen, der auch mich in der Vergangenheit nicht
losgelassen hat.
Und doch reiften meine Erkenntnisse hierzu erst anlässlich der Körung in Vechta
2007 zu einem stimmigen Bild:
Vechta Hengstvorauswahl und Körung im Herbst zweitausendundsieben:
Ich hab die Kataloge in der Hand und erstarre ob der annähernd
dreissigprozentigen Übermacht des S-Blutes - ich bin geradezu erschrocken.
Ein Blick in die Abstammung der Mutterväter und ich bin ein Stück weit
erleichtert:
hier herrscht nach wie vor altbewährtes, reichlich D und R und mitnichten die
nötige Linienvielfalt in der Breite, aber bewährtes eben.
Rittigkeit, die sich langfristig durchsetzt, nicht so sehr die Schaueffekte.
Und ich merke wie es in mir anfängt zu arbeiten...
reichlich S-Blut in Anpaarung an das R -ich war extra angereist um mir den
ersten Jahrgang des Sir Donnerhall anzusehen, gut dreissig an der Zahl und
ein wertvoller Indikator für die spätere Entwicklung meines Sansibars- und mit
jedem dieser Strahlemänner die ich sah -die aus Rohdiamantmüttern oft
noch einen Ticken schöner- wuchs in mir die Erkenntnis:
die ultimative Antwort auf die schön-schwarze Modepaarung S x R habe ich
höchstselbst zu Hause stehen - die Idee Fannie an Rohdiamant anzupaaren
drängte sich plötzlich auf angesichts dieser überaus homogenen aktionsstarken
schwarzbefrackten Hengste die in der Masse genau das fehlen liessen was mir so
vorschwebte:
ein fuchsbunter Lichtblick von Schubkraft an das bewährte edle R - meine Fannie
eben...
In meiner Gedankenwelt ist Fannie inzwischen zu so einer Art Weltmeyer-Synonym
geworden:
bunter Fuchs, das Gegenteil von hochbeinig und modern (kein Makel in meinen
Augen, im Gegenteil...) und ein unerschütterlicher Motor dazu... Fidermark
eben.
Und wo bringt uns Rohdiamant an Weltmeyer gedanklich hin? Real Diamond...
Und so kam es, dass ich im letzten Winter ob der bewussten Trächtigkeit Fannies
von Rohdiamant erst so richtig begann mich gedanklich konkreter mit Real Diamond
auseinander zu setzen.
Züchterisch nicht unbedingt stark genutzt hatte der Hengst dennoch mittlerweile
mit seinem ersten Fohlenjahrgang recht einzigartige Bedeutung erlangt:
Aus annähernd zwanzig gefallenen Fohlen erhielten fünf im Alter von zweieinhalb
und drei Jahren
einen "quasi" Elitestatus:
zwei gekörte Söhne und drei Staatsprämien(Elite)Stuten, das ist ein Quote von
25% "Elite"pferde und diese Quote an sich ist schon unerhört - jedenfalls weiss
ich von keinem Vieldecker der aus hundert Fohlen eines ersten Jahrganges gleich 25
gekörte Hengste und Staatsprämienstuten zaubert.... das blieb selbst einem
Cornet und einem Sandro Hit versagt.
Kein Wunder also, dass Real Diamond nach seinem ersten Dreijährigen Jahrgang
plötzlich wieder in den Mittelpunkt des Interesses rückte.
Ganz nebenbei beförderten ihn diese ersten dreijährigen Nachkommen in der
aktuellen Zuchtwertschätzung 2008 auf einen sensationellen zehnten Platz - damit
dürfte er wohl der Shooting Star der Saison gewesen sein mit dem ganz sicher
niemand gerechnet hatte.
Ich erinnere mich noch gut als ich im Winter vor fünf Jahren Real Diamond
erstmals anlässlich einer Hengstschau unter dem Sattel seines Besitzers Fiete Heimann gesehen habe:
völlig unvoreingenommen und ahnungslos sah ich diesem zweifelsohne typstarken
Hengst entgegen und dann war es plötzlich Gänsehautfeeling pur - zunächst war es
diese beeindruckende nach oben durchgesprungene Galoppade am nahezu halblangen
Zügel, zwanglos und mit soviel Ausdruck, kraftvoll und gleichermassen mühelos,
die mich schlicht begeisterte. Rückblickend war es aber noch viel mehr das
dieses überaus stimmige Gesamtbild für mich ausmachte:
Das Zauberwort war "zwanglos". Fiete ritt den jungen Hengst mit einem solchen
gelassenen Selbsterverständis wie man es heute anlässlich von Hengstschauen nur
noch ganz selten, wenn überhaupt, zu sehen bekommt. Dieses Pferd war Rittigkeit
und Zufriedenheit in einer Person und der schönste Höhepunkt war stets wenn
Fiete zum Halt durchparierte, verschmitzt den Finger an die Lippen hob und um
Ruhe bat, nur um sich dann vor vollem Hause in aller Gelassenheit auf das Pferd
zu stellen. Der Hengst zuckte nicht mit dem Ohr - nur um dann mit grössten
Selbstverständnis, kaum dass der Reiter wieder im Sattel Platz genommen hatte,
erneut mit dieser gelassenen Galoppade durch die Bahn zu springen - ich hatte
Tränen in den Augen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch keine Idee davon diesen
Hengst einmal selber zu nutzen - ich hatte einfach nur Freude an diesem Pferd
und seiner Selbstdastellung.
Und die war einzigartig.
Rückblickend war das Gänsehautfeeling sicher nicht nur dieser Demonstration von
Rittigkeit und Gelassenheit geschuldet.
Wer die Möglichkeit hat die alten Videos dieser Zeit noch einmal anzusehen
sollte das tun:
Die Trabarbeit des jungen Real Diamond war damals schon bemerkenswert - gerade
für einen Vertreter der Gattung "R":
Der Abdruck und die Dynamik aus dem Hinterbein war offensichtlich und
letztendlich war es wohl dieser naturgegebene Motor den ein Pferd eben hat oder
nicht hat, der das ganze zu einem runden Gesamtbild von schönster Harmonie und
Geltung zusammenfügte.
Nur dass ich für diese Details damals kein Auge hatte. Heute ist mir klar dass
da ganz sicher das Erbe des Weltmeyer eine grosse Rolle spielt - natürlich
gegebene und damit hoffentlich genetisch manifestierbar Werte - kein "gemachtes"
Pferd.
Fünf weitere Jahre Hengstschauen landauf landab, Körungen und Vorauswahlen und reichlich Championate und man lernt den Unterschied zwischen visueller Aktion einerseits
und reellem Ablauf andererseits erkennen und schätzen.
Und mit der Kür seiner ersten Hengstkandidaten und Elitestuten im letzten Jahr
war es dann plötzlich wieder da, die Erinnerung an das beeindruckende Erlebnis
das dieser Hengst mir im Alter von drei Jahren beschert hatte. Die Hoffnung auf
seine Typvererbung ganz im Sinne des Vaters ist gross, insbesondere nachdem die
kleine Rarität in dieser Hinsicht wirklich etwas ganz besonderes ist. Wichtiger
aber sind mir diese inneren Werte, die mich damals so begeistert haben und eben
der Abdruck im Hinterbein - eine gewissen genetische Konsolidierungsfähigkeit
hierzu hoffe ich ihm inzwischen attestieren zu können.
Mit Brenner von Brentano, gezogen aus der Vollschwester zur Mutter des Real
Diamond, tauchte kurze Zeit später ein weiterer Kandidat aus diesem Stamm auf
der Körung auf - ein sehr Brentano geprägter schlacksiger Fuchs zu dem es in dem
jungen Alter sicher noch einiger Fantasie bedurfte - und doch bestach auch
dieser Hengst durch die selben Attribute:
Antritt, Takt und ausserordentlich locker.
Mittlerweile ist Brenner erfolgreich in Dressurpferdeprüfungen unterwegs und mit
Rossano aus dem Hause Kasselmann ist ein weiterer Vollbruder zu Real Diamond
inzwischen im St. Georg angekommen.
Eine rechte Schwester zu Real Diamond, Loveley Princess von Londonderry, findet
sich bei Alexandra Bimschas in fördernden Händen und hat fünfjährig
Dressurpferde L gewonnen.
Zwei weitere Kinder der Hillery, Grossmutter des Real Diamond von Hill Hawk,
sind aktuell sporterfolgreich unterwegs, darunter ein zehnjähriger Sohn des
Wolkentanz mit Platzierungen in St. Georg und Intermediare sowie eine
dreijährige Tochter des Dimaggio, die mehrfach siegreich in Reitpferdeprüfungen
war.
Als vierter Muttervater folgt hinter dem Vollblüter Hill Hawk xx der
AngloNormanne Futuro von Furioso xx.
Ein Aspekt der mich schmunzeln lässt, habe ich doch seinerzeit die ersten
Anpaarungen von Fabrice an Quattro niemals als "Outcross" bezeichnet sondern
stets die Inzucht auf Furioso in beider Pedigrees als konstruktive
Blutanschlusskomponente betont. In Anpaarung von Fannie an Real Diamond findet
diese Aussage ebenso ihre Gültigkeit und mag das ihre zu einem leistungsbetonten
Fohlen dazutun.
Der leistungsorientierte hannoversche Mutterstamm des Real Diamond lässt also
hoffen, dass es sich bei diesem Hengst nicht um ein Zufalls- oder gar Endprodukt
handelt. Ganz offensichtlich hat sich das inzwischen auch in der westfälischen
Züchterschaft herumgesprochen, der Zuspruch, den der Hengst in dieser Decksaison
geniessen konnte lässt hoffen, dass ihm mit den nächsten weitaus reicher
gesääten Fohlenjahrgängen die Anerkennung zuteil wird, die ihm anfangs zu
Gunsten lauter besprochener und vor allem lauter beworbener Hengstkollegen
zunächst versagt war.
Und wer weiss - vielleicht ist es in paar Jahren gerade dieser Real Diamond, der
dann das Erbe seines grossen Vaters Rohdiamant als bewegungsstarker
Dressurvererber von ausserorentlicher Rittigkeit erst so richtig aufrecht erhält
- denn den unumstrittenen Lordsiegelbewahrer des Rohdiamanten habe ich unter
seinen vielen gekörten Hengstsöhnen bis heute noch nicht wirklich ausmachen
können. Das kleine und doch so grosse Quentchen "W" fehlt den meisten eben doch
- Real Diamond hat es. Und ich hoffe er macht das beste daraus.