warum Quantensprung? Quantensprung von Quando Quando x Donnerhall x Lauries Crusador xx Seit der Hannoverschen Körung im letzten Herbst 2016 ist der linienbetonte Dunkelfuchs sehr zurecht in aller Munde. Gleich fünf Söhne aus seinem ersten Fohlenjahrgang waren in Verden vertreten. Alle fünf wurden gekört, drei davon darüberhinaus mit der Prämie ausgezeichnet. Ein sechster wurde kurz darauf in Westfalen gekört. "Ohne die fünf Quantensprungnachkommen (Umsatz € 815.000, Durchschnitt € 163.000) hätte der Verdener Hengstmarkt (Durchschnitt € 62.687) ziemlich mau ausgesehen," kommentierte daraufhin Claus Schridde im Züchterforum 12/2016. Insbesondere vor dem Hintergrund der zugrundeliegenden Deckzahlen ist diese Körquote bemerkenswert. Dem Vernehmen nach hat der Hengst im ersten Jahr 120 Stuten gedeckt. Wenn diese Zahl belastbar ist, hat Quantensprung mit seinen ersten sechs gekörten Söhnen bereits eine Geschichte geschrieben, die die meisten jungen Vieldecker weit in den Schatten stellt. Relativiert man die Zahl der Bedeckungen um die Geschlechterquote (50:50 Hengst- und Stutfohlen) und einen natürlichen Ausschuss von etwa 20 Prozent (weil nicht aus jeder Bedeckung auch ein gesundes Fohlen fällt und gross wird), dann zeugen sechs gekörte und teils prämierte Söhne aus ca. 50 Hengstfohlen bereits von einer ersten beeindruckenden Vererbungsleistung von über 10 Prozent überdurchschnittlicher Söhne aus dem ersten Deckjahr. Nun kann man sich darüber streiten ob das Label "gekört" heutzutage tatsächlich noch eine qualitative Auszeichnung im Sinne von Sport- und Dressurpferd impliziert oder allein dem Kommerz geschuldet ist. In diesem Falle jedoch war ich selber positiv überrascht und geradezu begeistert, mein ganz persönliches Fazit nach einer ausgiebig besuchten Vorauswahlreise und drei Tagen Verden lautete: "Die Quantensprünge sind durchweg besser als der Vater, weil a) die nötige Rippe länger, daher b) schwingend c) z.T. mehr Abdruck als der Vater d) geschlossen Hinterbein, allesamt!" Damit ist das Wesentliche zu dem Hengst auch schon gesagt: Ein Hengst, der sich offensichtlich besser vererbt, als er selber daher kommt, das nennt man "Zuchtfortschritt"! Respekt! Vor dem Hintergrund macht dann auch der Name Sinn. Während der Quantensprung in der Physik eine kleinstmögliche Veränderung von nur sehr geringfügiger Auswirkung bezeichnet, erhält der Begriff in seiner neuzeitlichen Verwendung durchaus einen konstruktiven Klang: "Ein Quantensprung bezeichnet im Marketing einen Übergang von einem Modell eines Produkts zu einem anderen, bei dem eine besonders große Verbesserung erreicht wurde." Soweit also zu den Eindrücken der ältesten Nachkommen des Quantensprung, die jedoch den Leistungsnachweis unter dem Sattel erst noch erbringen müssen. Ein Umstand, der mich durchaus irritiert hat, insbesondere als Bunny es erneut spannend machte mit ihrer ersten guten Rosse in diesem Jahr und es bereits Juni war, als meine Anpaarungspläne für Bunny reiften. Bislang war die erste Nachzucht des Hengstes nur an der Hand und Freilaufend zu beurteilen und das ist nicht der Maßstab, den ich an einen Dressurvererber stelle. Den ein oder anderen Sohn des Quantensprung hätte ich durchaus bereits in einer Leistungsprüfung zu sehen erwartet. Die ersten dreijährigen Töchter lassen i.d.R. bis zu den Landeschampionaten Ende Juli auf sich warten. Allein auf freilaufschauerfolgreiche Nachkommenleistung wollte ich eine solche Anpaarung ungern abstellen. Weshalb ich mich in diesem Jahr erstmals auch mit den Fohlen des Quantensprung auseinandergesetzt und nicht schlecht gestaunt habe. Auch nur "Freilaufschau" und im Fohlenalter noch weniger aussagekräftig als ein reifes Pferd, aber doch immerhin naturbelassene Nachzucht, die noch in keiner Weise menschlicher "Vorbereitung" und Präparierung unterzogen ist. In Medingen feierte man 2014 bereits seinen ersten Fohlenjahrgang frenetisch, aus dem 9 Quantensprung-Fohlen einen Durchschnittspreis von 17.000 Euro erzielten, darunter seine Tochter Que Sera, die mit 38.000 Euro die Preisspitze markierte. Es war der Jahrgang, aus dem später alle zur Körung vorgestellten Hengste auch gekört wurden. Ein Jahr später erzielten weitere sieben Quantensprung-Fohlen auf dem Klosterhof einen Durchschnittspreis von 19.000 Euro. Preise, die durchaus aufhorchen liessen und Grund genug, den aktuellen Fohlensommer 2017 einmal näher zu betrachten. Ein knappes Dutzend Quantensprung-Fohlen trabte auf zur diesjährigen Fohlenschau im Frühjahr auf dem Klosterhof und trotz einer gewissen Züchtertreue zur Station zeichneten auch diese Fohlen sich aus durch eine ausgesprochen heterogene Stutengrundlage. Es war daher nicht ganz einfach, die Fohlen untereinander im Sinne von Vergleichbarkeit zu beurteilen. Im Vergleich zu den aufgebotenen Fohlen des ein oder anderen stark vertretenen Hengstes vom Klosterhof war jedoch auf Anhieb ein roter Faden erkennbar: Die aufgebotenen Fohlen des Quantensprung waren locker und bewegten sich durch den Körper und zeichneten sich damit durch die wertvollste Eigenschaft aus, die ein Fohlen überhaupt prägen kann. "Locker und durch den Körper", das kennzeichnet spätere Reitpferdeeigenschaften, die ein Pferd naturgegeben mit sich bringen muss, weil man so etwas einfach nicht dranreiten kann. Aus einem spannigen Strampler wird selten ein locker durch den Körper schwingendes Pferd. Wenn diese Fohlen also nicht schon vorab einer Vorauswahl unterzogen waren, dann liess der rote Faden auf eine recht sichere durchschnittliche Verebungstendenz zumindest im Fohlenalter schliessen. Vorausgesetzt, die angepaarte Stute stellt den Hengst nicht vor die Herausforderung, aus einem strammen ein lockeres Pferd zu zaubern. "Locker und durch den Körper" war auch das Attribut, das auf der Körung die meisten seiner Söhne ausgezeichnet hatte (so sie nicht mutterseitig aus dominanter "stramm"-Anpaarung stammten) und mithin eine Eigenschaft, die ich niemals als herausragendes Vererbungsmerkmal eines Quantensprung erwartet hätte. Einfach deshalb, weil der Hengst selber mich unter dem Sattel nie begeistert hat. Ich habe den Hengst in 2014 Warendorf auf dem Bundeschampionat erlebt, als er in allen Bereichen angemessen mit 8,0 bewertet wurde und sich nicht für das Finale qualifiziert hat. 2015 beobachtete ich ihn an gleicher Stelle zur Sichtung für die WM und später auch in Verden anlässlich der WM, als er seinen grössten Erfolg m.E. dem vorausgegangen Debakel um Herrn Helgstrand und die nachfolgend im Schnitt einen halben Punkt höher angelegten Bewertungen verdankte. Seither ist er sportlich nicht mehr in Erscheinung getreten. Quantensprung ist dem Zeitgeist entsprechend ein hochbeiniges Pferd und damit disfunktional konstruiert. In meinen Augen ist er z u hochbeinig oder anders ausgedrückt: dem Hengst fehlt es schlicht an einer knappe Rippe Rückenlänge zu einem funktionalen Konstrukt. Ich habe ihn nie wirklich unter dem Sattel schwingen sehen. Ebenso fehlt es ihm m.M. nach an dem nötigen Abdruck. Beides fällt einem kurzen und festen Konstrukt naturgegeben schwer. Beides trägt dazu bei, dass ein Pferd unterm Sattel eher laufend, aber nicht wirklich trabend daherkommt. Beides verhindert die gewünschte naturgegeben bergauf angelegte Dynamik in der Bewegung. Beides machte den Hengst in meinen Augen bis dato wenig begehrlich. Beides bin ich jedoch gern bereit ihm zu verzeihen, wenn seine Nachkommen sich durch das Gegenteil auszeichnen. Ich kramte also den alten Körkatalog aus dem Regal, um einmal meine allerersten und gänzlich unvoreingenommenen Eindrücke zu dem Hengst anlässlich seiner eigenen Körung nachzulesen. Und wieder einmal war es ein Vergnügen, die eigenen alten Notizen zu recherchieren! Allerdings gab es eine Eigenschaft, die zog sich über alle drei Körtage wie ein roter Faden durch meine Notizen: Schritt! "Schritt sehr gut und durch den Körper!" Und mit dem Schritt verhält es sich ebenso wie mit "Locker und durch den Körper": Schritt hat ein Pferd von Natur oder eben nicht. Ein spanniger Strampler wird niemals locker durch den Körper schreiten und das schon gar nicht unter dem Sattel. Und wenn der Hengst mich auch später unter dem Sattel nicht mehr beeindruckt hat, seinen sicheren Schritt hat er sich auch als Sattelpferd erhalten und das zeichnet ihn ganz sicher aus. Sicheren Schritt kann man nicht "machen". Aber sicheren Schritt kann man durchaus vererben. Guck an! Mittlerweile rundeten sich meine Eindrücke vom einstigen Schaupferd freilaufend, über das spätere Sattelpferd bis hin zur aktuellen Nachzucht eine Generation weiter, stimmig ab. Schritt zeichnete auch seine ersten Söhne in Verden und auf der Vorauswahl aus, so sie nicht mutterseitig aus dominanter "stramm"-Anpaarung stammten. Zeit, sich mit der Abstammung des Quantensprung zu befassen. Als grosser Fan des Quattro hätte dessen Enkel Quantensprung eigentlich auf Anhieb meine Aufmerksamkeit gewinnen müssen. Meine Nichtachtung hat er allein seinem Vater Quando Quando zu verdanken. Vorn beidseitig stark verstellt habe ich diesem Hengst nie verziehen, dass er wohl massgeblich zu dem damals weit verbreiteten Ruf des alten Quattro beigetragen hat, dieser vererbe gern Fehlstellungen. Quattro hatte ich nun selber bereits hinreichend angepaart, und in Verbindung mit Fidermark durchaus herausfordernd, und alle meine Fohlen waren korrekt. Einen Hengst wie Quando Quando jedoch überhaupt zu kören und darüberhinaus zum Prämienhengst und Reservesieger zu machen, das verwies jeden ernsthaften Selektionsanspruch ad Absurdum. Dennoch ist trotz dieses Makels ein erfolgreiches Dressurpferd aus dem Hengst geworden. Unter seiner Besitzerin Kristy Oatley-Nist platzierte er sich unter australischer Flagge in Grand Prix-Prüfungen, 2004 schloss sich an den Sieg im B-Finale des Weltcups die Nominierung für die Olympischen Spiele in Athen an. 2006 war Quando Quando erfolgreichster Oldenburger anlässlich der Weltmeisterschaft in Aachen. Das sagt einiges aus über Härte und Belastbarkeit eines Pferdes, das einer Exterieurbeschau nicht gerecht wird. Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis liegt eben immer in der Praxis. Mittlerweile hat sich vieles geändert und selbst in Verden wurde Jahre später ein ähnlich verstelltes Exemplar zum Prämienhengst gekürt, das jeder angemessenen Fehlerguckerei bis heute strotzt und neben starkem züchterischen Einfluss inzwischen auch durchaus sportliche Akzente setzt. Soviel zum Thema Körstatus, der heutzutage in erster Linie dem Kommerz geschuldet ist. Doch auch züchterisch setzte Quando Quando wider meine Erwartung Masstäbe und dürfte aktuell mit seinem Sohn Quantensprung wohl zum bedeutendsten Erben des Quattroblutes avancieren. Eine Idee, die mir rückblickend ausserordentlich gut gefällt, schliesst sich doch so der Kreis zu meiner allerersten Anpaarung vor 15 Jahren, als ich Fabrice an Quattro anpaarte und drei auffällige Fohlen in Folge zog. Quattro markierte den Einstand in Fabricechen's Karriere als erfolgreiche Zuchtstute und den Beginn der Münsterland-Pferdezucht. Der Vollständigkeit halber sei hier noch Quicksilber als vielversprechender Sohn des Quattro genannt, der Weltmeister der fünfjährigen Springpferde 2005. Ein überaus sportlicher Hengst, gezogen aus einer Mutter von Restorator, von leider nur geringem züchterischem Einfluss. Letzteres mag dem Umstand geschuldet sind, dass der herrliche Dunkelfuchs kurz nach dem WM-Erfolg das Haus Schockemöhle in Richtung Südamerika verliess. Ein Abgang, der sich für Paul Schockemöhle vermutlich ebenso hinreichend "versilbert" hat. Bleibt der Mutterstamm des Quantensprung, mit dem ich mich tatsächlich nie beschäftigt hatte und den ich erst mit seinem herausragenden ersten Hengstjahrgang zu hinterfragen begann. Ein Mutterstamm, den wir im engeren Züchterkreis rauf- und runter diskutiert haben. Ein Springpferdestamm par Excellence! Es handelt sich um den Holsteiner Stamm 5421, der in der Vergangenheit jedoch nicht nur die Springpferdezucht bedeutend geprägt hat. Insbesondere in Verbindung mit Ramiro und Pik Bube hat dieser Stamm in den Achtziger und Neunziger Jahren die Züchterwelt bewegt. An Christine Stückelbergers Grand Prix Pferd Ramiro's Bube konnte ich mich noch selbst gut erinnern und die nahe Verwandtschaft dieses Hengstes ist geprägt von namenhaften Grössen wie Ramiro’s Son und Reichsgraf, Muttervater des Contendro. Leistungsblut pur. Ramiro’s Son I lieferte neben seiner Sportkarriere (Dietmar Gugler) zunächst als Dillenburger Landbeschäler und später in Westfalen (Rene Tebbel) herausragende Springpferde. Ramiro's Son II war unter Sören von Rönne S-siegreich, deckte drei Jahre in Celle, ein Jahr als Holsteiner Verbandshengst und war von 2003 bis 2009 in Italien stationiert. Die Mutter dieser beiden Hengste ist die Schimmelstute Juwel von Moltke, die auch dritte Mutter des Quantensprung ist. Juwel brachte neben Ramiro’s Son I und II in Verbindung mit Pik Bube I die Vollschwestern Pikdame und die Bundessiegerstute Pik Bube's Girl. Pikdame wurde ebenso Mutter zweier gekörter Söhne, Ramiro’s Boy und dem international erfolgreichen Ramiro’s Bube. Eine weitere Vollschwester zu Ramiro’s Boy und Ramiro’s Bube ist Ramiro’s Dame, die mit dem Vollblüter Langata Express xx den in Belgien züchterisch und sportlich erfolgreichen Hengst Langata Son und dessen Vollschwester Langatas Dame stellte. Letztere brachte mit Hohenstein den gekörten Schimmelhengst Hohenstaufen I, der im Junge Reiter und Juniorensport hoch erfolgreich und im Hause Wahler beheimatet war. Die Affinität Burkhard Wahlers zu diesem Stutenstamm war schon früh gegeben. Der Vollbruder Hohenstaufen II wurde in Schweden gekört. Pikdames Vollschwester Pik Bubes Girl war 1990 Bundessiegerstute in Verden und brachte ebenfalls zwei gekörte Söhne: Den Schimmelhengst Diorello von Davignon, der kurzfristig auf dem Amselhof Walle gedeckt hat, und den Celler Landbeschäler Contendro’s Bube von Contendro I. In Anpaarung mit Ramiro brachte sie die Stute Ramina, die mit Donnerhall den gekörten Hengst Don Bosco lieferte. In Anpaarung mit Lauries Crusador xx brachte Pik Bube’s Girl die Stute Larissa, die mit besagtem Don Bosco verantwortlich zeichnte für den Hannoveraner Körsieger Don Crusador. Eine beeindruckende züchterische Bilanz enger Verwandtschaft aus dritter und vierter Generation! Donna Laura, die Mutter des Quantensprung, verfügt bisher über vier sporterfolgreiche Nachkommen, drarunter aus Anpaarung mit Hochadel der S-siegreiche Hyronimus und dessen Dreiviertelschwester Hermana Hispaniola von Hohenstein, die Dressurpferdeprüfungen gewonnen hat. Quandango, der achtjährige Vollbruder zu Quantensprung, hat M-Dressuren gewonnen und verzeichnet mit 66,5 Prozent aktuell seine erste S-Platzierung an dritter Stelle. Grossmutter Hexentanz von Lauries Crusador xx verfügt mit Rhapsody in Blue von Riccione ebenfalls über eine S-siegreiche Tochter. Juwel, die Urgossmutter des Quantensprung, verzeichnet allein zehn sporterfolgreich Nachkommen mit einer Lebensgewinnsumme von 43.000 Euro. Das beeindruckende an dieser Nachkommenleistung ist die recht gleichmässig Verteilung der Erfolge in vierstelliger Grössenordnung über die Hälfte ihrer Nachkommen, unter denen neben den o.g. Vollbrüdern Ramiro's Son I und II die Vollbrüder Delta's Bubka und Piedras von Pik Bube die vielseitige Leistungsfähigkeit dieses Stammes auf S-Niveau in Springen (Delta's Bubka) und Dressur (Piedras) beeindruckend unterstreichen. Die weiterreichende grafische Darstellung dieses Stammes auf Horsetelex liefert nicht weniger beeindruckende Ergebnisse im Hinblich auf Sportpferde und attestiert dem Stamm gerade in der Springpferdezucht auch in jüngeren Generationen hervorragende Produktivität im In- und Ausland. Das ist kein Wunder, denn mit Moltke I, Farnese und Logenschließer stehen überragende Vererber der Holsteiner Leistungszucht an vierter bis sechster Stelle in Quantensprungs Pedigree. Der Stamm brachte aus gutem Grund eine hohe Anzahl 1,50m und 1,60m Springpferde und Deckhengste hervor, deren Zahl die der erfolgreichen Dressurpferde weit übersteigt. Bei dieser Erkenntnis drängte sich mir spontan die Frage auf, warum man einem derart exquisiten holsteiner Springstamm ausgerechnet in Anpaarung mit dem Vollblüter Lauries Crusador an Donnerhall jede springsportlich orientierte Basis entziehen musste? Diese Frage war es durchaus wert zu diskutieren, denn zu offensichtlicher Blüte fand der Stamm in den achtziger und neunziger Jahren bei Friedrich-Wilhelm Maack in Glückstadt, der als Züchter für die meisten der oben genannten Hengste und Stuten verantwortlich zeichnet. Gleichwohl zog mit Lauries Crusador Ende der Neunziger Jahre der bedeutendste Vollblüter der Gegenwart im Kehdinger Land ein, der die hannoversche Dressurpferdezucht von der Scholle aus bis heute bedeutend beeinflusst hat. Einen zweiten Lauries wird es für die Pferdezucht ganz sicher nicht mehr geben. Inwieweit der Donnerhall x Lauries' Einfluss auf diesem Stamm sich in der Zukunft ebenso als nachhaltig sportlich produktiv erweist, wie es dessen Erbe in der Springpferdezucht war und bis heute ist, daran setze ich zunächst noch ein bedachtes Fragezeichen. Gern zitiere ich an dieser Stelle einen Züchterfreund, der es in dieser Diskussion mit seiner Aussage auf den Punkt brachte: "... das einst große Vermächtnis des Freidrich Wilhelm Maack ist heute völlig bedeutungslos. Die Stuten sind in alle Winde verstreut. Dieses Phänomen gab es allerdings seinerzeit auch in Vornholz, als alles verkauft wurde, oder bei Dr. Max Schulz-Stellenfleth. Es wird vermutlich einige Zeit dauern, bis wieder neue Leute das passende Konzept finden, diesen Stamm neu zu etablieren. Das war in Vornholz letztlich auch so [bis mit Don Primero und Don Schufro der Stamm wiederbelebt wurde. Anmerkung des Verfassers] ..." Der Mann hat recht - eine Menge "Food for Thought" und eine überaus spannende Diskussion! Während es also bedauerlich sein mag, einen guten Springstamm mit Dressurblut auszulöschen, profitiert im Umkehrschluss ein potentieller Dressurstamm ganz erheblich von leistungsbewährter Sringgenetik und Quantensprung mag der erste bedeutende Dressurvertreter des Stammes sein, dem diese Genetik nun im wahrsten Sinne des Wortes auf die Sprünge hilft. Geradezu trefflich passt dazu auch der Appell, den Burkhard Wahler höchstselbst bereits vor sieben Jahren in seinem Weihnachtsgruss 2010 an seine Züchter richtete: „Der Motor sitzt hinten!“ „Vor ca. 20 Jahren wurde die Spezialisierung der Zucht auf Dressur oder Springen propagiert und in den folgenden Jahren in die Tat umgesetzt. In der Springpferdezucht konnten große Fortschritte gemacht werden, da die Selektion auf ein einziges Merkmal -nämlich Springen- eine wesentlich höhere Heritabilität hat, als die Selektion in der Dressur mit vielen verschiedenen Merkmalen. Die Dressurpferdezucht hingegen leidet unter dem Verzicht auf Anpaarungen mit dem kraftvollen, leistungsgeprägten Springblut und konnte sich nicht entsprechend weiterentwickeln. Wir haben heute bei den Dressurpferden häufig das Problem eines matten Rückens und eines schleppenden, kraftlosen Hinterbeines. Vorne hui - hinten pfui. " Der Mann hat recht und ich habe ihm damals gern zu diesen Worten applaudiert. Nicht zuletzt leben auch meine Fidermarkstuten ganz wesentlich von dem Erbe des Frühlingsball und das weiss ich sehr zu schätzen. Mit gutem Grund ist der "Notwendigkeit des Einsatzes von Springpferden in der Dressurpferdezucht" auf diesen Seiten ein umfangreiches Kapitel gewidmet. Quantensprung und seinen Mutterstamm haben wir im engeren Züchterkreis ausgiebig diskutiert und es war eben diese Diskussion, die bei mir schliesslich auf fruchtbaren Boden fiel. Dem ebenso treffenden Kommentar einer Züchterfreundin hierzu schliesse ich mich daher gern an: "Der Hengst ist grundsolide, nicht verstellt und war auf der Körung bereits sehr groß, was übrigens der Mutterstamm von Herr Maack auch durchschlagend mitgibt. Sicher war er kein spektakelig trabender Hengst, was mir aber 100 Mal lieber ist als ein Livaldon, der das dann hinten absolut gar nicht halten kann. Wünsche dem Hengst, dass er seinen Weg gehen wird, auch über seine Nachkommen. Wenn man sich mit dem Stamm beschäftigt und entsprechend anpaart, sollte das klappen, siehe Don Crusador, der ja durchaus auch gute Pferde hinterlassen hat." Und so gilt in meiner Anpaarung an Bunny für Quantensprung das, was ich bereits im letzten Jahr zu Libertad schrieb: Rein optisch verkörperte der Hengst bei seiner Grösse von über 1,70 die ihn ausmachende Genetik im Ideal: Linienbetont mit dem nötigen Riss, dabei geschlossen und Dank des Laurieseinfluss' nicht zu schwer. Wenn er sich so auch mit Bunny vererbt ist alles gut. Bunny verfügt mit ihrer ersten Tochter Daktari von Don Frederic bereits über eine glänzende züchterische Visitenkarte, die nicht ohne Grund auch zum Siegerfohlen gekürt wurde. Daktari kommt heute vierjährig deutlich muttergeprägt und inzwischen auch unter dem Sattel bestechend daher. Mit Ladybird von Libertad führt Bunny aktuell ihr zweites Fohlen bei Fuss, das seiner Schwester Daktari in dem Alter in nichts nachsteht. Die spannende Frage für mich ist daher, in wieweit Quantensprung sich im Vergleich zu Don Frederic oder Libertad bei Bunny später im gereiften Nachwuchs durchsetzt oder eben nicht. Alle Welt redet von Stempelhengsten - mich interessiert, ob ich in Bunny eine sich selbst vererbende Stute habe, ganz im Sinne ihrer Mutter Fabrice. Abgesehen von ihrer Grösse sind Don Frederic, Libertad und Quantensprung völlig unterschiedlich, jeder besticht in der Summe durch individuelle Highlights, die jedoch gänzlich verschieden angelegt sind. Alle drei Hengste verfügen über einen sehr guten Schritt unter dem Sattel, das einzige Kriterium, bei dem ich keine Kompromisse eingehe. Quantensprung ist jedoch der einzige, der zum Zeitpunkt der Anpaarung bereits durch einen beeindruckenden Erstjahrgang im körfähigen Alter aufwartet und dessen Vererbung ich derzeit echten Zuchtfortschritt gegenüber sich selbst attestiere. Die Erwartungen sind also hoch gesteckt. Sollte Quantensprung also tatsächlich einmal der Lordsiegelbewahrer des Quattroblutes werden, wird mich das sehr freuen! |