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Londonderry Hann.*1995 |
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Londontime Hann.*2001 |
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Wieneria Hann.*1996 |
Libertad Hann.*2012 |
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San Remo Hann.*2001 |
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Shelbyville Hann.*2006 |
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Wabehna Hann.*2001 |
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Beltain
Hann. *1984 |
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Belissimo
Rheinld. *1999 |
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Roxa Rheinld. * 1980 |
Bravo Hann.*2009 |
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Fidermark
Westf. *1992 |
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Fabrice
Rheinld. *98 |
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Leistungsstute FN Abt.C
Nachkommenerfolge |
Feodora
Rheinl. *92 |
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Hann. Stamm Nr. 367 nach Schridde
Riccione, Marmor, Bogenschütze u.a. |
Verbleib / Werdegang:
eigene Aufzucht
dreijährig anreiten in Münster
17.5.2021 Viviane Gold prämiertes Stutfohlen von Vaderland
26.6.2021 Verbandsprämie Westfalen, Gesamteindruck "8" seit
Dezember 2021 zur sportlichen Ausbildung auf dem Krüsterhof Johann
Hinnemann
Erfolge: 4.6.2022 Dressurpferde A gewonnen 8,6
2023 eine ganz und gar verkorkste Saison
30.3.2024 7,3 und die erste gemeinsame Schleife
in einer Dressurreiter A 7.6.2024 7,5 Platz 2 Dressurreiter A
Mutterstamm: Bravo (Bunny): 5 und 6-jährig
Dressurpferdeprüfungen A, L und M gewonnen, darunter Bundeschampionatssichtung. Eintragungsnoten in das Hannoversche
Hauptstutbuch Gesamtnote "8". Bravo ist Vollschwester zu
Brisant,
zugelassen zur Hannoveraner Hauptkörung in Verden im Oktober 2012 und verkauft nach
Spanien. Bravo ist Halbschwester zu
QRage
II ("Happy") von Quattro B, 4-jährig Reitpferdeprüfung gewonnen. Bravo ist Halbschwester zu Awakino
QRage von Quattro
B, 4-, 5- und 6-jährig Dressurpferdeprüfungen A, L und M gewonnen. Bravo ist Halbschwester zu
La Jeanne von Laudabilis, unter Amateur
S-platziert, LGS € 8.000. Eine der gewinnsummenreichsten
Töchter ihres Vaters. Bravo ist Halbschwester zu Sabary,
5-jährig Dressurpferde A und L 2.-5. platziert.
Grossmutter Fabrice: FN Leistungsstutbuch C
-Nachzuchterfolge- Prämienfohlen a.d. Fohlenschau Heinsberg, 4. Juli 1998 -
Silbermedaille SLP Telgte, 13. Juni 2001 - Platz 1, Wertnote 8,39 Einzelnoten: Trab 8,5 Galopp 8,5 Schritt 8,0 Rittigkeit Richter 9,0
Rittigkeit Fremdreiter 8,5 Freispringen 8,0 Sommer 2003: diverse sportliche Erfolge in allen Disziplinen, darunter Sieg in
der Eignungsprüfung in Telge mit der Wertnote 8,2 Fabrice ist die erste von 5 Vollgeschwistern von Fidermark, die alle mit der
Fohlenprämie ausgezeichnet wurden, darunter Auktionsfohlen.
Vollbruder
Fair Play*2002
Rheinischer Reitpferdechampion 2005 Vollschwester
Fannie Mae*2003,
2-fache Hengstmutter, SLP Telgte Platz 2, Wertnote 7,97 Einzelnoten: Trab 8,0 Galopp 8,5 Schritt 7,5 Rittigkeit Richter 8,0
Rittigkeit Fremdreiter 8,5 Freispringen 7,5. Fannie Mae ist Mutter des gekörten Hengstes
Sansibar (aktuell FN Besitz
Andreas Helgstrand) mehrfach S gewonnen, jüngstes Pferd Preis der Besten 2015. Fannie Mae ist Mutter des gekörten Hengstes
Rasputin (Westfälische Hauptkörung 2016)
Vollschwester "Miss Feeny" (Auktionsfohlen) ist Mutter zu Fantastic
Sommertänzer von Samarant, 5-jrg Bundeschampionat Dressurpferde, 6-jrg
M-Drs gewonnen Vollschwester "Miss Feeny" ist Mutter zu Fantastic Snoop
Dog von San Amour (Heiner Schiergen), St.Georg Special gewonnen, aktuell
Inter-I 2. Vollschwester "Miss Feeny" ist Mutter zu Fantastic Sugar Candy von San Amour,
Dressurpferde A gewonnen, Dressurpferde L platziert.
sowie Ripito L von Riccione a.d. Piroschka von Pit a.d. Feodora von
Frühlingsball, M-Dressur, DrPF M intl/LUX Detaillierte Informationen zum Ursprung und weitergehenden Stutenstamm finden
sich auf der Seite Stutenstamm, Hann. Stamm Nr. 367 nach Schridde
Nachzucht Bravo: 2013 Daktari von Don Frederic, Siegerfohlen der
Stutenschau in
Fröndenberg, als Absetzer verkauft, 2016 angeritten und gedeckt. Nach zwei Jahren sportlicher Karriere wurde Bravo 2016 planmässig in die Zucht
überstellt.
2017 Ladybird Stutfohlen von
Libertad eigene Aufzucht
2018 Quäntchen Glück Stutfohlen von Quantensprung
verkauft
2019 Fabelhaft Hengstfohlen von Fürst Samarant
verkauft in Hengstaufzucht
Gedanken zur Hengstwahl: warum
Libertad?
Fotos im Alter von fünf Tagen
Am Sonntagabend schellte spät das Telefon und es sprach Amelie:
"Das Fohlen ist da!"
Bunny hatte ein rotes Mädchen geboren, fünf Tage vor der Zeit,
doch es kam durchaus mit Ansage. Bunny legte ein ähnliches Verhalten an
den Tag wie ihre Mutter Fabrice, die am Abend vor dem Abfohlen
grundsätzlich kopfschlagend vor dem Zaun stand und um Einlass bat. Dazu
gab es Harztropfen und Stutenfee Ingrid war sicher: "Heute Abend ist es
soweit!"
Grinsend konstatierte darauf Stutenvater Gregor: "Das sagst du schon
seit zwei Tagen!"
Immer wieder schön!
Doch diesmal sollte meine Stutenfee recht behalten.
Ganz und gar unkompliziert flutschte das Fohlen heraus, "keine zwei
Minuten!", und erst im Nachgang schwitzte Bunny heftig, doch auch das
sollte sich bald wieder legen. Überhaupt steht Bunny diese Geburt gut zu
Gesicht: sie sieht auch nach dem Abfohlen einfach fantastisch aus!
Gleichwohhl war diese Trächtigkeit überaus ungewöhnlich und durchaus
bemerkenswert verlaufen. Schon seit dem Spätsommer hatten die Hormone
Bunny diesmal völlig auf den Kopf gestellt. Sie kam im spanischen
Schritt daher wie ein Deckhengst und tönte quietschend und laut über die
Wiese, jede Stute provozierend, die sich ihr in den Weg stellte. Am
liebsten jedoch nahm sie es mit Piri auf, die eine deutlich höhere
Stellung in der Herde inne hat als Bunny. Kaum jedoch hatte Bunny Piri
gesichtet stolzierte sie laut quiekend und tönend auf sie zu und gab
hengstiges Imponiergehabe zum Besten - jeden Tag, ein gutes halbes Jahr
lang.
Stutenfee Ingird orakelte: "Die steckt so voll von Testosteron, das muss
ein Hengstfohlen werden!"
Meine Theorie war: "Die hat schon soviel Testosteron für sich selbst
vereinnahmt, da bleibt für das Fohlen nichts mehr übrig. Das muss ein
Stutfohlen werden!"
Ob Bunny's bemerkenswerte hormonelle Auswüchse tatsächlich Einfluss auf
die Geschlechtsbildung des Fohlens hatten (oder umgekehrt), das wissen
die Götter. In diesem Falle jedoch sollte ich recht behalten.
Meine Büroplanung wurde also erneut auf den Kopf gestellt, doch Bunny
hatte sich die Osterwoche ausgesucht und so konnte ich täglich mittags
und nach Feierabend zwei ausgiebige Fohlenspaziergänge in den Wald
arrangieren. Eine sehr besorgte Bunny versetzte mich dabei regelmässig
in Schweiss. Übermässig ausgeprägter Mutterinstinkt und die ersten
schüchternen Versuche des jungen Fohlens, die eigene kleine Welt zu
erkunden, vertragen sich nicht besonders gut. Bunny verhielt sich
ähnlich wie ihre Schwester Darnell, die es in den ersten Tagen auch kaum
geduldet hatte, dass Beatle sich einige Meter von ihr weg bewegte.
Weshalb Beatle und Ladybird ein paar Tage länger benötigt haben als
Butterfly, um sich gänzlich zu entfalten. Dann allerdings mit Karacho!
Stutenfee Ingrid war vom ersten Tag an sehr angetan von Ladybird. Das
Fohlen hatte einfach alles:
Linien, passig proportionierte Partien und schön wie ein englischer
Stich. Ob sie sich auch bewegen konnte, sollten wir erst später
erfahren.
Ein paar Tage später war uns dann allen klar:
Sie kann!
Nachdem Bunny mit ihrem Erstling Daktari vor
vier Jahren bereits ein überdurchschnittliches Fohlen geboren hat, nährt
Ladybird nun die Hoffnung, dass es sich bei dieser Vererbung nicht um
Zufall handelt und ich in Bunny die würdige Nachfolgerin ihrer Mutter
Fabrice zur weiteren Pflege des Stutenstammes
gefunden habe.
Spontan und unverhofft kam Freundin Pit gleich am ersten Nachmittag
dazu, so entstanden diese ersten Aufnahmen meines Mutter-Kind Duos im
zarten Alter von 18 Stunden. Danke, Piddie - wieder einmal!
Dank der Ostertage gab es dann auch eine Menge hilfreicher Besucher, die
allesamt die Mutterstuten zum Waldgang führten und mir freie Hand für
die Kamera liessen. Danke, Christine, Hans, Andrea und Alexandra! Es war
ein herrliches fuchsbuntes Osterfohlenfest!
Ein markantes Datum war zweifelsohne Karfreitag, als Ladybrid ganz fünf
Tage alt war. Christine war mitgekommen und kam bereits gut mit Bunny
zurecht, die von Tag zu Tag etwas gelassener wurde. Zum ungeahnten
Höhepunkt jedoch gestaltete sich unser Waldgang mit Butterfly und
Beatle, die eine echte Fuchsjagd um die Bäume veranstalteten - soetwas
hatte ich in vier Jahren Foal Eventing noch nicht erlebt!
Doch auch Ladybird dreht inzwischen richtig auf und hat den Wald als
ihre Spielwiese entdeckt. Nur mit der Kondition, da hapert es noch im
Alter von fünf Tagen. Nach jeder ausgedehnten Runde kommt sie zu Bunny
geflogen und tankt auf - gut für Bunny, die zwar deutlich gelassener
geworden ist, jedoch nach wie vor unruhig wird, wenn Ladybird um die
Bäume fliegt und dabei ausser Sicht gerät.
Ostersonntag, 16.4.2017 - Ladybird im Alter von
einer Woche
6.5.2017
14.10.2017
22.4.2020
Vor einer Woche ist die dreijährige Ladybird in Münster eingezogen,
Silas war von Anfang an und bereits zum Abholen mit dabei.
Vom Anhänger ging es direkt gemeinsam auf dieWiese, eine Stunde später
gemeinsam von dort in den Stall.
Wer den Umgang mit rohen dreijährigen Pferden gewohnt ist weiss, wie
anspruchsvoll eine solche Umstellung aus Jungpferdesicht ist..
Eine neue Umgebung und der Verlust der gewohnten Aufzuchtherde ist ein
grosser Einschnitt für ein junges Pferd, ein echtes Trauma.
Ohne treibende Helfer und Stress funktioniert schon der erste Gang in
die fremde neue Box nicht.
Sofortiges mentales Andocken an einen vertrauenerweckenden Artgenossen
ist daher unbezahlbar. Für alle Beteiligten.
Ladybird folgte Silas vom Fleck weg überall hin und tut es noch heute.
So war es gedacht.
Täglicher Weidegang, die neue Umgebung erkunden, abwechslungreiche
Ausritte als Handpferd nebenher, gemeinsames Traben und Galoppieren in
der kleinen Halle, Vorbereitung zum ersten Longieren, tägliches Putzen,
Hufegeben und betüddeln auf der Stallgasse - Silas ist immer an ihrer
Seite.
Neben Silas steht sie auch ohne Anbinden mitten auf dem Putzplatz,
beobachtet mit grossen Augen alles, was um sie herum vorgeht und hat
keine Angst. Kein Stress.
Dank Silas hat das junge Pferdchen schnell gelernt, dass sie ein Mädchen
ist. Silas tut, was er am besten kann, und gibt wie immer sein Bestes!
Für mich gibt es nichts schöneres, als die beiden gemeinsam bei ihrem
Spiel auf der Wiese zu beobachten. Früh am Morgen im Licht der noch
flach stehenden Sonne haben solche Szenen etwas zauberhaftes.
Ladybird ist noch eine echtes Baby, ganz so, wie ihre Mutter Bunny, als
sie seinerzeit zum anreiten nach Münster kam. Aber nicht nur das.
Sie ähnelt ihrer Mutter in jeder Hinsicht, und das geht weit über das
beeindruckende Hinterbein ihrer Mutter hinaus ... Takt, Antritt, Schub.
Damit hat sie schon beim ersten lockeren Handpferdetraben an Silas Seite
um die Weiden herum für anerkennendes Aufsehen gesorgt und natürlich hat
mich das gefreut!
Ganz und gar beeindruckt war ich aber, als ich von Stallkameraden
angesprochen wurde, ob das Bunny sei, da bei Silas auf der Wiese?
Das Stütchen sah ihrer Mutter aus der Ferne in der Tat zum Verwechseln
ähnlich ...
Neunzehn Jahre jung: Stutenversteher Silas - Eine verdiente
Hommage an ein grossartiges Pferd ...
26.4.2020
Mitunter geht es flotter als gedacht:
Nachdem das Kätzchen nach sieben Tagen in Münster noch immer
Rosseverhalten zeigte und der Knoten auf der Wiese nur schwer
aufzudröseln war, sobald Silas und das Stütchen morgens auf die Wiese
gingen (anatomisch anspruchsvolle Zuneigungsbezeugungen in tiefster
Gegenseitigkeit ...) habe ich am Donnerstag vorsichtshalber unsere
Doktoressa gebeten, einmal in dem Pferdchen nach dem Rechten zu sehen -
siehe da:
ein satter Follikel winkte uns entgegen!
Weshalb am Freitag ein ausgiebiger Besuch in Wettringen bei den
Jungpferden anstand, nebst produktiver Samenkollekte.
Stutenfee Ingrid kam angereist und nahm die Besamung selber vor, wofür
ich ihr herzlich dankbar bin. Ich habe nicht nur seit vier Jahren kein
junges Pferd mehr angeritten - ich habe auch seit Jahren keine Stute
mehr selber besamt.
Heute morgen früh um acht dann der sonntägliche Besuch vom besten
Tierarzt-Team an der Ems, und wir hatten unsere gemeinsame Freude:
Ein satter Gelbkörper auf dem Ultraschall (nicht, dass ich ohne Brille
viel gesehen hätte...), die Freude war bei allen Beteiligten gross.
Sollte dieser Schuss ein Treffer sein, war's ein echtes
Gemeinschaftsprojekt! .. und ein Kind der Liebe aus Sicht des Stütchens
dazu. Danke, Silas!
18.5.2020
Einen guten Monat ist "das Kätzchen" jetzt in Münster und hat mich mit
all ihren sensibel-schnurrenden Eigenheiten komplett von sich
eingenommen.
Heute hab ich dann das erste Mal draufgesessen und bin so erleichtert,
stolz und glücklich - Zeit für die Geschichte!
Als wir vor zwei Wochen erstmals aufsitzen üben wollten, ging das
Pferdchen völlig
unvermutet auf und davon.
Alles, was von hinten-oben kam (Sabine...) hat
sie mit ängstlicher Flucht quittiert - auf der Stallgasse und auch in der
Box.
Soetwas hatte ich nicht nur nicht erwartet, ich habe es auch noch nie
erlebt und war selber ganz von der Rolle und ähnlich verstört wie das
Pferdchen.
Es hat mir völlig den Schneid abgekauft und mich an meinem Konzept und
Pferdeverstand zweifeln lassen.
Nicht gut, wenn man Ü50 ist und seit vier Jahren kein junges Pferd mehr
angeritten hat.
Weshalb ich mir die Geschichten des Anreitens aller meiner Jungstuten auf dieserWebseite
durchgelesen habe und das hätte ich besser nicht getan. Es trug nicht wirklich zu meiner Beruhigung
bei.
Weil ich in der Vergangenheit bereits nach drei bis fünf Tagen das erste
Mal auf meinen jungen Stuten sass. Einfach, weil es sich spielerisch
immer so
ergab.
Die Sensibilität des Kätzchens für "oben und hinten" hatte ich völlig
unterschätzt. Dass sie dafür überhaupt sensibel sein könne war mir
nichteinmal bewusst. Regelmässiges aufsatteln war sie gewohnt und zog schon seit Wochen mit Sattel und Trense und auch
ausgebunden in Bilderbuchanlehnung wie ein Uhrwerk ihre Bahnen,
unkompliziert im Umgang und blitzeschnell im Lernen. Selbst das
akustisch berauschende Thema "Eisenbahn" und Bahnübergang hat sie als
Handpferd ruckzuck gelernt und wackelt heute nur noch mit dem Ohr, wenn
die Bahn dicht an uns vorbeirauscht.
Auf ein "hinten-oben" Problem wäre ich nie gekommen.
Also alles nochmal zurück auf Los und ganz von vorn begonnen.
Not macht erfinderisch.
Putzen gab es fortan nur noch vom Hocker aus.
Als ich erstmals mit dem kleinen blauen Hocker anrückte, wurde ich
mistrauisch beäugt. Der Impuls zur Flucht ging sichtbar durchs Pferd.
Freistehend hätte sie dazu auch alle Möglichkeiten gehabt, das ist der
Sinn des nicht-Angebundenseins bei allem, was ein junges Pferd verängstigen
kann.
Also stückchenweises Annähern des Hockers von vorn und Stück für Stück
ein bisschen dichter an die Pferdemitte rücken.
Die
Hockerposition vom Hals hinter den Widerrist verschieben war eine
kleine Herausforderung.
Es hat zwei Tage gedauert, bis sie mich auf Rückenhöhe neben sich stehen
liess.
Dann konnte ich anfangen, das Pferd "von oben" und auf der jeweils anderen
Seite zu putzen und mich dabei schon deutlich übers Pferd zu lehnen.
Viel Geduld und Spucke und reichlich Möhrchenschnipsel... Es dauerte
nicht mehr lange, bis sie mir "auf der anderen Seite" das Köpfchen schon
entgegenstreckte - weil von dort der Arm mit dem Möhrchenschnipsel
kam...
Eine Woche später zog der etwas höhere weisse Hocker in unser Leben, der ebenso skeptisch beäugt und sehr
bewusst als "neu!" wahrgenommen wurde.
"Oho! Noch grösser und höher!"
Der Argwohn wich diesmal jedoch sehr viel schneller der Akzeptanz,
insbesondere, als es weiterhin über die jeweils andere Seite von hinten-oben
Möhrenschnipsel ins Mäulchen gereicht gab.
Jetzt konnte ich mich über das Pferdchen beugen und dabei auf der
anderen Seite bis zum Bauch runter putzen und sie liess es sich
gefallen.
Das ganze Spiel wiederholte sich regelmässig nach der Arbeit vor dem Absatteln.
Ähnlich wie seinerzeit Deauville longiert auch das Kätzchen sich selbst freilaufend in der kleinen
Halle ohne
Longe.
Sehr putzig.
Sie
trabt auf Kommando ausgebunden in feinster Anlehnung aussen rum,
galoppiert auf Kommando und wechselt die Hand auf Kommando.
Ignoriert man sie, während man in der Mitte steht, zieht sie das
Programm eigenständig in allen drei Grundgangarten durch.
Wirklich putzig.
Nur anhalten kann man sie nicht.
Wenn man einmal einen Groschen eingeworfen hat läuft sie und läuft sie
und läuft sie ... Völlig entspannt, und wechselt dabei die
Grundgangarten nach eigenem Gusto.
Dann hilft nur der Gang zur Tür und stilles Warten.
In kleiner werdenden Kreisen nähert sie sich wie ein Indianer und
schleicht sich schlängelnd
an.
Diese Prozedere unterbricht man besser nicht.
Pferde sind Gewohnheitstiere. Dieses ganz besonders.
Bei Kontaktaufnahme gibt es dann natürlich wieder Möhrchenschnipsel.
Inzwischen habe ich gelernt, wie unendlich viele Möhrenschnipsel man aus einer
einzigen Möhre schnipseln kann.
Es
verhält sich damit ähnlich wie im Grundkurs Physik:
Wie weit kann man einen Wassertropfen teilen?
Die Antwort lautet:
unendlich.
Weshalb ich mittlerweile Meister im möhrenschnipseln geworden bin (nicht
dicker als ein 10Pfennig
Stück), und
stets einen Schnipselvorrat anlege, bevor ich das Pferdchen überhaupt aus der
Box hole. Die Schnipsel müssen klein sein und flach, weil man sie sonst mit
Trense
und Gebiss im Maul nicht kauen kann.
Man entwickelt Expertisen, von denen man vorher gar nicht ahnte, dass es
sie überhaupt gibt ...
Heute kam Philipp dann in der Halle dazu und war entzückt, wie eigenständig
das Kätzchen in feinster Anlehnung durch ihr Programm schnurrt, immer
schön die langen Seiten rauf und rum und keine unnatürlich belastende
Longenkreisbahn. Auch
von dem Indianerspiel mit der schlängelnden Annäherung war er sichtbar
beeindruckt.
Zitat Sabrina:
Man muss sich eben individuell auf jedes Pferd einstellen, ganz, wie das
Pferdchen es eben fordert!
Da hat sie wohl Recht.
Man lernt mit jedem Pferd dazu.
Auch jenseits der 50 noch.
Und das ist dann doch fast schon wieder beruhigend.
Nach der Bewegungsarbeit geht es dann
individuell weiter, das war heute abend nicht anders. Nur das Philipp
erstmals seit zwei Wochen wieder mit von der Partie war und auf dem
Sattelplatz vor dem Pferdchen stand.
Mittlerweile ist das dritte Hockermodell in Arbeit, ein klappbarer
Tritt, der mich so hoch neben das Pferd bringt, dass ich problemlos über
dem Sattel liegen kann.
Von der rechten Seite geht es über dem Pferd deutlich besser als von
links.
Weshalb ich mich nach der Arbeit stets vom
Tritthocker von der rechten Seite auf das gesattelte Pferd drüberbeuge.
Allein und in Ruhe, nur die Kappe ist mein steter Begleiter. Tatsächlich
ist der Hocker so hoch, dass ich mich auch bequem umdrehen und in
aufrechter Position in den Sattel lehnen kann, ähnlich wie im Damensitz.
Man muss schon etwas verrückt sein.
Aber der Zweck heiligt die Mittel und das Pferdchen steht vertrauensvoll
neben dem Tritthocker. Köpfchen rechts, Köpfchen links, man ahnt es
schon - je nachdem aus welcher Richtung die Möhrchenschnipsel von oben
angereicht werden ...
So hat sie in zwei Wochen gelernt, dass Wegrennen unnötig ist und
akzeptiert den Menschen über ihrem Rücken.
Vertrauen hält sie sicherer als jeder Strick.
Mein grösster Stolz!
Das ist nun nicht das klassische Anreiten nach FN und allen bewährten
Lehren.
Wahrlich nicht.
Aber es funktioniert.
Philipp war beeindruckt wie
ruhig und selbstverständlich sie all das mit sich machen lässt.
Kein Vergleich zu dem wuschen Davonbrausen noch vor zwei Wochen.
Ich hätte es selber nicht für möglich gehalten.
Allein.
Ruhe.
Geduld und Spucke.
...
und ganze Spardosen voller zehnpfenniggrosser Möhrchenschnipsel.
Mit Philipp am Pferdekopf habe ich mich nun erstmals richtig in den
Sattel gesetzt.
Von rechts. Und wir waren beide gespannt, ob sie reagieren würde, wenn
ich erstmals auch das Bein über den Rücken hebe und langsam aus dem Darüberlegen in den
Sattel rutsche. Nichts passierte.
Im Sattel Platz nehmen und erstmals richtig Aufsetzen. Nichts passierte.
Ich sass das erste Mal auf dem Pferdchen und Philipp fütterte Möhrchenschnipsel.
"Alles gut! Entspann dich! Die ruht sogar auf dem Hinterbein und
hat gar nicht auf dein Aufsetzen reagiert, die ist
nur auf ihre Möhrchenschnipsel aus..."
Ich war beruhigt.
Langsam wieder runterrutschen, das ganze nochmal und dann auch mal von der
"richtigen" Seite vorsichtig von links aufs Pferd geklettert.
Geht auch.
Entspannt.
Aber von rechts ist es eben noch entspannter.
Komperativ.
Und wir wollen komperativ.
Weshalb dies wohl das erste Pferd in der Geschichte sein wird, auf das man von rechts aufsteigt.
Man muss sich eben individuell auf sein Pferd einstellen, ganz, wie das
Pferdchen es eben fordert.
Man lernt einfach immer dazu.
Es folgten
die ersten zögerlichen Schritte unter dem Sattel die Stallgasse rauf und
runter, das Pferdeköpfchen dicht an Philipps Hosentasche.
Für mich war es der schönste Ritt überhaupt. Das erste Mal auf dem
eigenen dreijährigen Pferd, nach so einer Vorgeschichte ...
Das sind sie, die Dinge die mich ticken machen.
21.5.2020
Drei Tage später, und wir entwickeln Routine!
Ich hatte Carmen gefragt, ob sie in Philipps Abwesenheit vielleicht
einmal "den Philipp" geben und mir beim aufsitzen helfen könne?
Carmen sagte sogleich gern zu, sie hat selber Spass daran und wir
erinnerten uns beide noch gern daran zurück, wie sie schon seinerzeit
bei Deauville regelmässig nach Feierabend auf der Stallgasse "Pate
stand" beim aufsitzen üben.
Nachdem wir gesten abend bereits das erste Mal gemeinsam geübt hatten
und beide erfreut und erleichtert waren, wie gut das ging, bot Carmen
gleich von sich aus an den Feiertag zu nutzen und weiter zu machen. Ich
war hell erfreut und es sollte ein echter Feiertag werden! Nachdem ich
morgens bereits Deauville und
Sophia besucht hatte und mittags Bunny
und Greta in der Westfälischen Reit-.und Fahrschule erleben durfte, war
dies nun also mein drittes Fuchs-Highlight an diesem Tag.
Wir waren noch in der Halle und absolvierten gerade gemeinsam unsere
finale Schrittrunde als Carmen dazukam. Ob sie denn das Pferdchen auch
einmal traben sehen dürfe - ?
Natürlich!
"Teeerrrab!" und das Kätzchen trabte lässig los in feinster Anlehnung,
Takt und abfussen.
"Oh!", sagte Carmen. "Die ist aber wirklich elastisch ...!"
Breites Grinsen... Bunny-Zwei.
Und es ging mir einfach runter wie Butter.
Zu dritt beschlossen wir unsere Halleneinheit und machten uns auf den
Weg auf die Stallgasse.
Diesmal hatte Carmen strikte Order beim Führen darauf zu achten, dass
das Pferdchen aufmerksam neben ihr herschritt und nicht einfach nur
bummelnd den Kopf in ihrer Hosentasche mit den Möhrchenschnitzen
versenkte.... Wir mussten beide lachen, aber irgendwie sollte die Sache
ja auch Sinn und Verstand haben. Aufsitzen und oben bleiben reicht
nicht. Das Kätzchen sollte schon begreifen, dass sie mit einem Reiter
auf dem Rücken die Stallgasse rauf und runter marschiert.
Weshalb Carmen das Pferdchen energisch beim Köpfchen nahm und ein paar
mal "Halt!" und "Geh!" mit Ansage und Körpersprache übte, frei nach
Linda Tellington Jones und wir mussten schon wieder lachen.
Aufsitzen von rechts, mitten auf dem Putzplatz und weit weg von jeder
Wand, zufrieden entspanntes Pferd und ich entwickelte mittlerweile
Routine im konzentrierten Darüberlegen und langsam im Sattel aufrichten.
Man staunt was alles geht, auch im hohen Alter noch...
Ein paar Schritte die Stallgasse rauf und runter und plötzliches
Erschrecken, von hinten tönte hektischer Krallenschlag auf hartem
Pflaster, der Hund kam unvermutet angeflitzt und brachte das Kätzchen
aus der Fassung und mich dazu! Das Pferd tat einen Satz nach vorn und
mir rutschte bereits das Herz in die Hose ... "Wenn sie jetzt losbockt
war es gut, dass ich meine Unfallversicherung noch nicht gekündigt
hatte", (man wundert sich wirklich, was für Gedanken einem in
Krisensituationen so durch den Kopf schiessen...)
Carmen hatte das Pferdchen gut in Griff und mittlerweile war der Hund
bei uns angekommen. Statt Bocken gab es eine freundlich-neugierige
Begrüssung von Nase zu Nase und mein Herz trat den Weg aus der Hose
zurück an seinen Platz an. "Hund" hatten wir zu diesem Zeitpunkt
eigentlich noch nicht eingeplant, aber wenn er schonmal dabei war,
konnten wir ihn auch gleich mit einbauen.
Weshalb wir die nächsten beiden Runden auf der Stallgasse zu dritt mit
dem freudig schwanzwedelnden Hund und einem stets neugierig nach unten
nach dem Rechten schauenden Pferd absolvierten und siehe da:
auch das war kein Problem!
Ich
rutschte strahlend aus dem Sattel und war durch und durch beseelt. Was
für ein Tag!
"Eigentlich fehlt dir jetzt nur noch ein Stück Marzipancremetorte und
dann hast du deinen ganz perfekten Feiertag?", grinste Carmen mich
fröhlich an.
Was für eine brilliante Idee!
Immer schön wenn man Freunde hat, die wissen was gefällt ... Mit einem
Stück Marzipancremetorte beschloss ich den Tag auf dem Balkon und
feierte mein dreifaches fuchsfarbenes Highlight - besser konnte es
einfach nicht mehr werden! Sattes Glück, im wahrsten Sinne des Wortes.
14.6.2020
Mein grösster Stolz!!
Das 9. Mal sitzt Philipp im Sattel des Kätzchens, drei Mal davon waren
wir ausschliesslich im Gelände unterwegs und das dreijährige Pferdchen schnurrt
zufrieden unter
Philipp daher! Lukas hatte zu meiner grossen Freude ein Handy dabei und
hat einfach mal draufgehalten - absolut sehenswert!
Galopp
Trab
Harmonischer kann man ein gerade angerittenes Pferd unter dem Sattel
nicht darstellen, altersgerecht und pferdefreundlich!
das Kätzchen in allerbester Gesellschaft - ich auch! Danke, Carmen!
20.6.2020
Das zwölfte Mal im Sattel
Wir üblich hatte ich das Kätzchen heute Abend schon eine
Weile spazieren geführt als Philipp kam, deshalb ist stets das Halfter
über der Trense. Geführt wird am Halfterstrick, nicht am Zügel.
Aufgesessen wird ebenso am losen Halfterstrick, danach führe ich die
beiden ein paar Meter an, bis Philipp nickt und befindet:
"Alles gut, kannst' loslassen!"
Meist befindet er recht zügig.
Das war heute Abend nicht anders.
"Ablongieren" gibt es bereits seit zwei Wochen nicht mehr. Das bisschen
Saft im jungen Pferd wird sorgsam auf das Wesentliche verteilt.
Ob wir heute draussen reiten wollen? Erst um die Wiesen und dann mal
den Dressurplatz versuchen?
"Na klar!", nickt Philipp, und ich führe die beiden über den
Springplatz, da tönt es schon von oben:.
"Alles gut, kannst' loslassen!", und sie machen sich auf den Weg.
Erstmals ist Silas heute nicht mit von der Partie.
Die Sonne scheint und ganz zufällig habe ich die Kamera mit dabei ...
Drei Runden Rennbahn um die Wiesen im Schritt, Trab und ein bisschen
Galopp. Die Lenkung versagte jeweils an der langen Seite Richtung Stall,
was stets einen etwas unkoordinierten Schwenk auf den Wall zur Folge
hat, bevor die beiden wieder in die Spur zurückfinden. Nichts, was einen
unerschrockenen Buschreiter auch nur zaudern liesse. "Alles gut! Das
muss sie eben lernen, dass es weitergeht und nicht zurück zum Stall!",
sprachs, und ward schon wieder auf und davon.
Es folgte das erste Mal Dressurplatz, der wie üblich angereichert war
mit bunten Cavalettis. "Da kannst du mir auch eins von umdrehen, dann
traben wir darüber!"
Ich hatte nichts anderes erwartet. Dressurplatz "flat" wäre ja auch
ausgesprochen langweilig, nicht nur für den Buschreiter im Sattel.
Mit einem kecken Blick in die Kamera zieht das Kätzchen seine Runden und
ich muss lachen, als ich die Fotos sehe. Einfach schön!
Dieses Pferdchen habe ich so richtig gern!
Danke, Philipp!
23.6.2020
Die schönste Nachricht des Tages:
Im dritten Anlauf ist das Kätzchen nun tragend von
Vaderland!
Ich hoffe inständig, dass alles an Ort und Stelle bleibt und die kleine
Frucht sich gut entwickelt ...
24.6.2020
Das erste mal selber im Sattel - made my day!
Seit Carmen in den letzten Wochen so engagiert mit mir das aufsitzen
geübt und den Werdegang des Kätzchens unter dem Sattel von Philipp
akribisch verfolgt hat, fragt sie: "Und wann wollen wir selber mal
reiten?"
Heute war es so weit. Es war Carmens freier Tag und ich konnte gar nicht
fassen, dass sie es sich nicht nehmen liess, dennoch für uns im Stall
aufzuschlagen ...
Carmen kletterte in Silas' Sattel ("Putzen und satteln will ich aber
selber! Ich lass mir doch nicht das gesattelte Pferde hinstellen!" -
eine echte Pferdefrau!) und ich stieg mit etwas Herzklopfen auf das
Kätzchen - los ging's! Carmen hatte uns zunächst mit der Longe noch an
der Hand, das erwies sich aber schon bald als überflüssig. Das junge
Pferdchen marschierte mustergültig an Silas' Seite unter mir daher.
Weshalb Carmen die Longe alsbald in lässiger Cowboymanier aufwickelt, am
Sattel festhakte und ihren Spass daran hatte, wie selbstverständlich wir
zu viert durchs Gelände zogen. Die erste Trabrunde auf der Rennbahn, die
Pferde zogen zufrieden ihre Runde, das Kätzchen auch durchaus mal
vorweg. Taktvoll, lässig und entspannt. Das fühlte sich rund und gut an,
ich war begeistert!
Und
weil es so schön war (und wir natürlich mädchenhaft viel zu schwatzen
hatten...) dehnten wir den Ausritt weit jenseites der gewohnten
Stallumgebung aus, durch den Wald, über die Strasse und in die Felder.
Ich hatte nicht ein einziges Mal ein unsicheres Gefühl auf dem jungen
Pferd und Carmen kam aus dem Staunen nicht heraus, w i e gelassen das
Kätzchen alles Neue und Ungewohnte hinnahm. Das schloss jede Form von
Eisenbahn- und Strassenverkehr mit ein. Höchstvergnügt ging es nach über
einer Stunde im flotten Trabe zurück Richtung Heimat und wieder einmal
sind es die kleinen Dinge, die die grösste Freude bereiten - ein echter
Marzipan-Cremetorten Tag!
Danke, Carmen!
29.6.2020
Es gibt sie, diese Tage, da bedauert man keine Kamera dabei zu haben.
Heute Abend war so ein Tag.
Pünktlich zu 20:00 hatte ich das Kätzchen gesattelt Schritt geführt und
wartete auf Philipp. Ich nutzte die Zeit zum Aufsitzen-Üben auf der
Stallgasse weil es mich geärgert hatte, dass das Pferdchen die letzten
Male zum Aufsitzen einfach wieder nicht still stehen wollte. Das Thema
hatten wir doch längst abgearbeitet?
Wie das so ist: in der Ruhe liegt die Kraft.
Ich hatte mich bestimmt gute zehn Mal übers Pferd gelegt und war
aufgesessen, jedes Mal stand sie wie ein Baum.
Als Philipp kam lag ich gerade wieder über dem Pferd und zählte still
bis zehn. Sie rührte sich nicht.
Erschwerte Bedingungen, denn als sie Philipp sah konnte sie sich nur
mühsam beherrschen, ihm nicht gleich freudig entgegen zu gehen,
wohlwissend, dass es sicher wieder ein Leckerchen aus der Hosentasche
gab ...
Philipp musste laut lachen.
"Philipp! Das ist ernst! Das geht gar nicht, dass die bei dir nicht
stehen bleibt", schimpfte ich sehr unangemessen zur Begrüssung, worauf
Philipp noch mehr lachen musste. "Die steht bei mir wie 'ne Eins, das
hat sie bei dir auch zu tun!" schimpfte ich weiter und schob Philipp den
Hocker vors Pferd. Mit einem breiten Lächeln stieg er ruhig in den
Sattel und siehe da, das Pferdchen stand wie eine Eins und konnte kein
Wässerchen trüben. Philipp lachte und lachte.
"Warum geht das nicht gleich so? Wieso muss ich das immer erst wieder
mit ihr üben? Sie kann es doch?"
"Sabine, ich kenne kein einziges dreijähriges Pferd, das so gelassen
beim aufsitzen bleibt wie deine Stute. Auch wenn sie mal ein paar
Schritte zur Seite macht."
"Ein paar Schritte zur Seite gibt's nicht. Steh ist Steh. Eine Frage der
Disziplin. Punkt."
Und ich freute mich ob des gut aufgelegten Philipps, der lässig auf dem
Pferdchen sass und beide strahlten sie mich an.
Still stehend.
Nicht zu fassen.
Auf dem Dressurplatz war noch reichlich Verkehr, Stall Klimke übte sich
ausgiebig an den Cavalettis, die über das ganze Viereck verstreut waren
und Philipp äusserte vorsichtig: "Vielleicht keine gute Idee gleich auf
den Dressurplatz zu gehen wenn dort noch gesprungen wird?"
"Reite doch erstmal ein paar Runden um die Wiesen, bis ihr beide so weit
seid ist der Platz leer..."
So war es auch.
Ich marschierte vorweg und das Pferdchen folgte brav nebenher, vorbei an
allem turbulenten Tun. "Die stört das nicht", begann ich meinen Satz an
Philipp und Ingrid hörte mit und nahm mir die Worte aus dem Mund: "Die
ist doch schon ganze v i e r Wochen hier und s o erfahren, natürlich
stört die sowas nicht mehr!" scherzte sie lachend in unsere Richtung. Es
machte mich beseelt lächeln. Wenn es eines gibt, das Ingrid zu schätzen
weiss, dann ist es der Einfluss, den Silas im täglichen Umgang auf das
junge Pferd hat, gerade wenn es auf dem Hof mal turbulent zugeht und ich
mit Silas und dem Pferdchen als Handpferd mittendrin unterwegs bin. "Der
Professor!", sagt sie dann immer, "eine bessere Schule für junge Pferde
gibt es nicht!"
Da stand sie nun ruhig neben mir und besah sich interessiert das bunte
Treiben und blieb völlig gelassen dabei. Philipp musste nichteinmal die
Zügel aufnehmen.
Kleine Momente von grossem Vertrauen. Ich lächelte still in mich rein.
Ein Klopfer auf den Popo und die beiden zogen ihres Weges um die Halle
auf die kleine Rennbahn. Es dauerte nicht lange und man sah Philipp und
das Pferdchen von rechts hinter den Bäumen ins Bild schreiten. "Wir
traben jetzt noch ne Runde!", "Aber ja! ich bitte darum!", und die
beiden verschwanden nach links aus dem Bild hinter die Halle. Im Trabe
kam sie dann das zweite Mal von rechts an uns vorbei und Philipp kündete
an: "Dann galoppieren wir jetzt mal eine Runde!", sprachs und sie waren
auf und davon. Es hatte ein bisschen was von Daumenkino. Von weitem
sahen wir sie auf der anderen Seite der Wiesen lässig aussen rum
galoppieren. Das Pferdchen galoppierte entspannt und gelassen unter
Philipp daher.
Das dritte Mal von rechts ins Bild, diesmal im Galopp, leichter Sitz,
leichte Anlehnung - und ganz und gar unverhofft folgte eine akkurate
180-Grad Wendung nach links im Galopp von der Rennbahn vor die Halle
über das Grasstück und in ebendiesem Galopp lässig auf den Dressurplatz,
den Galopp mitgenommen drehten sie nun im Viereck weiter ihre Runden.
"Was war d a s denn?" fragten wir Zuschauer uns laut ob dieser
Bilderbuch-Gelände-Galoppwendung von der Rennbahn ins Viereck unter
Beibehalt von perfektem Rhythmus und Anlehnung ...
"Oh," tönte Philipp aus dem Sattel: "Da ist doch diese riesen Pfütze auf
der Bahn. Da musste ich mich entscheiden ob wir leicht rechts oder
leicht links dran vorbei galoppieren, weil sie da im Galopp noch nicht
durch wollte. Sie ist dann von sich aus nach links Richtung Stall
abgebogen und wir haben dann vor der Halle den Bogen einfach mal
mitgenommen auf den Dressurplatz. Hat schön funktioniert!"
Herrlich!
Und genau so ging es weiter. Lässig im Trabe und Galopp um den Platz und
die Cavalettis und natürlich hatten wir flugs einige Cavalettis
umgedreht weil klar war, dass Philipp ohne Cavalettis im Trabe und
Galopp nicht auf dem Dressurplatz reiten konnte ...
Die Sonne ging unter, Bilderbuchstimmung auf dem Dressurplatz und eine
Bilderbuchdarbietung eines lockeren und entspannten dreijährigen jungen
Pferdes unter dem Sattel. So schön.
Das waren sie dann, diese Momente, da bedauert man keine Kamera dabei zu
haben.
13.7.2020
Drei Monate ist das Kätzchen schon in Münster und hat sich als
fabelhaftes Reitpferd erweisen. Sie hat alles gelernt, was ein
dreijähriges Pferd können muss, und einiges mehr dazu. Bevor nun der
Stutentausch ansteht, sollte sie noch einmal angemessen in Szene gesetzt
werden. Danke, Andrea, für deinen engagierten Einsatz, das war Spitze!
Im Hintergrund sorgte Imke mit Silas für den angemessenen Guck, da
mussten wir auch erstmal drauf kommen...
Lieben Dank euch beiden, ihr ward einfach Klasse!
15.7.2020
Stutentausch in Münster
Geradezu vorbildlich gestaltete sich der lang geplante Stutentausch
heute nachmittag, das durchdachte Anhängertraining mit dem Kätzchen
zahlte sich aus. Über ein komplettes Wochenende hatte ich mit ihr die
Lektion "Futter auf dem Anhänger" geübt, Möhrchen erwiesen sich einmal
mehr als sinnvolles Lockmittel. Am Ende hatte ich die vordere
Bruststange aus dem Hänger entfernt und ihr die Schüssel mit dem Hafer
dort auf den Boden gestellt. Sie kletterte in den Anhänger, nahm ein
paar Maul voll Hafer und kletterte dann wieder rückwärts raus, um
draussen nach dem Rechten zu sehen. Das war in Ordnung, solange sie nur
von sich aus auch immer wieder zurück in den Anhänger marschierte und
bei der ganzen Aktion keinen Stress an den Tag legte.
So kam es, dass ich mein dreijähriges Pferdchen an diesem Nachmittag in
weniger als drei Minuten allein verladen hatte und mit Silas und dem
Kätzchen zu meiner Stutenfee fuhr. Die Ansage meiner Stutenfee war klar:
"Bring Silas mit! Den brauchen wir für die Butterfliege!"
(weiter zu Butterfly)
Das Kätzchen ist inzwischen wieder fest in der Stutenherde
integriert, Stutenfee Ingrid hat sie mit Bedacht zunächst neben den
Zicken aufs Paddock gestellt bevor es dann am nächsten Tag komplett in
die "Zickenherde" ging. Ein paar Tage hat es gedauert, dann war sie
"angekommen" und kann sich nun ganz und gar ihrer ersten Trächtigkeit
widmen.
In den drei Monaten ist mir das Pferdchen sehr ans Herz gewachsen und
wie das so ist:
je stärker die persönliche Bindung, um so mehr freut man sich auf das
erste Fohlen.
Meine Vorfreude ist riesig!
17.1.2021
Sonntagmorgen und Schnee in Münster - wann hat es das das letzte Mal
gegeben?
17.5.2021
Ladybird wird Mutter -
Viviane ist da!
26.6.2021
Stutenschau
Wettringen - Verbandsprämie für Ladybird, Viviane Gold prämiert!
Es war einer dieser Tage, der als Marzipan-Cremetorten Tag auf
diese Seiten eingehen wird ... Einmal mehr stellte Freund Heinz sein
glückliches Händchen für meine Bunny-Kinder und Enkel unter Beweis und
bescherte mir nun nach Daktari und
Fabelhaft das dritte Gänsehaut-Erfolgsfohlen
auf einer
Fohlenschau! Lieber Heinz, was täten meine Nerven und ich bloss ohne
dich?
Dank Amelies grossartiger Hilfe strahlte Ladybird nicht nur
in der hippen Lacktrense aus Amelies Ponyzeit, sondern auch mit fabelhaft eingenähten Zöpfen,
für die ich das Kind notgedrungen vom Frühstückstisch entführen musste
... Amelie liess es sich gern gefallen. Tatsächlich hat "das Kind"
mittlerweile den besseren Überblick und strotzt geradezu vor
Souveranität, immer dann nämlich, wenn mir die Nerven gerade durchgehen.
Danke, Amelie!
Man ahnt es schon: nachdem Heinz - wie nicht
anders zu erwarten war - überpünktlich auf den Hof gerollt kam, versagte
mein eigenes Zeitmanagement vollkommen. Weshalb wir Heinz an Amelies
Stelle am Frühstückstisch platzierten und Amelie spontan das Pferd
übernahm. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen!
Zufrieden pflückten wir Heinz alsbald vom Frühstückstisch und
machten uns gemeinsam mit Stutenfee Ingrid und Gregor ans Verladen. Es
geht einfach nichts über ein bewährtes Team! Gleichwohl, nun war es
Ladybird, deren Nerven hörbar ankratzten. Polternd quittierte sie ihr
Unverständnis während der Fahrt und kam nassgeschwitzt in Wettringen an.
Es sind genau diese Situationen, in denen ich ganz auf Heinz vertraue.
Gemeinsam würden wir das Kind schon schaukeln!
In Wettringen
angekommen bescherte die Suche nach der Gastbox für Stute und Fohlen
dann das erste, geradezu rührende Highlight des Tages: "Du musst in
den anderen Stall nach gegenüber! Gaaanz die Stallgasse rauf, weiter,
weiter, gaaanz hinten links ... ja! Genau da!!" Jens dirigierte uns
akribisch durch die Stallungen und ich war völlig von den Socken, als
ich vor dem grossen Laufstall stand, den das Team in Wettringen für
meine Rösser vorgesehen hatte. Frisch eingestreut und mit reichlich Heu
versehen, von der langen offenen Seite wehte ein sanfter Luftzug durch
den Stall, das reinste Vier-Sterne Grand Hotel! Ich war ganz und gar
gerührt.
Der Laufstall war so gross, dass Ladybird bequem darin
herumtraben konnte. Was sie auch tat. Stressabbau. Heinz an
meiner Seite wissend, ging ich gelassen mit der Situation um und liess
mich auch kein bisschen beeindrucken, als Ladybird mich schlicht
umrannte bei ihrem Versuch, über die Stallgasse auf und davon zu gehen.
Immer schön, wenn just auch tatkräftige Landgestüter zugegen sind, die
die Situation dann gekonnt retten. Als ich beim nächsten Mal in den
Stall kam, wachte Ladybird ruhig über den Schlaf ihres Fohlens, das all
der Aufregung tief und fest im frischen Stroh entschlummert war. So
sollte das sein!
Es war eine wichtige Erfahrung für mich zu sehen, dass meine
wuschige Ladybird, so schnell sie aufgrund der Aufregung
durcheinander geraten war, auch zügig wieder zu ihrem unkomplizierten und
umgänglichen Wesen zurück fand. Ganz so, wie ich es eben aus unserer
gemeinsamen Zeit in Münster im letzten Jahr von ihr gewohnt war. Wie der
Herr, so's Geschärr - und bei der Erkenntnis musste ich selber lachen
...
Trense anpassen, Kopfnummern anbringen -ganz und gar "old
school" noch mit Pakteband... -, das verklebte Pferd erneut aufhübschen,
Fohlen sauber rubbeln - in der grossen Box geriet all das später zu
einem angenehmen und für alle drei Beteiligten gleichermassen
entspannenden Unterfangen. Tatsächlich war es am Ende Heinz, der dann am
Nachmittag nach vier, drei, zwei Ringen Vorlauf darauf drängte, nun sei
es doch wohl an der Zeit für uns? Gemeinsam machten wir uns
ans Werk und ich war ziemlich stolz, als ich Heinz die Zügel zu meinem
vorbildlich herausgeputzten Stute- und Fohlen-Duo in die Hand drückte.
Kritischen Blickes musterte Heinz mein Gespann und nickte schliesslich
wohlwollend dazu. Sehr wohlwollend. Aus Schaden klug geworden hatte ich
in diesem Jahr sogar an glänzende Hufe gedacht! Heinz war zufrieden.
Zurecht. Auf dem Weg über den Hof ernteten wir sogleich die ersten
anerkennenden Kommentare: "Was für eine schöne Stute"!" "Was für ein
Fohlen!" "Die bewegt sich aber locker!" Sagte ich schon, dass Heinz
zufrieden war?
Wenn etwas so richtig gelingen soll, dann muss jeder das tun,
was er am besten kann. Kamil sollte die Vorstellung im Ring übernehmen.
"Selbstverständlich mach ich das!", und ich war ihm so dankbar! Nun
konnte eigentlich nichts mehr schief gehen. ...
Heinz überwachte
das Geschehen kritisch vom Einlass und ich machte mich mit der Kamera
auf den Weg. Die Sonne im Rücken, dafür aber reichlich einnehmende
Rücken vor der Kamera. Der schwippeschwingende Hausherr im Ring, Ko-Chef
Ingo Pape akribisch nebendran, die beiden managten das Geschehen und
überliessen nichts dem Zufall, und der fleissige Fotograf Thomas Hartwig
zierten später die meisten meiner Fotos. Meine Position war alles
andere als gut getroffen und ich bekam wenig mit. Durchs Objektiv nicht,
und im echten Leben schon gar nicht. Weshalb ich bass erstaunt war, als
es plötzlich Szenenapplaus gab. Und nochmal Applaus.
Aufschluss gab nach dem Schrittring der Kommentar vom
Zuchtleiter persönlich:
"Ein Fohlen, das entwicklungsbedingt
vielleicht noch nicht mit dem letzten Gramm Muskulatur ausgestattet ist,
als es vielleicht haben könnte. Ein Fohlen mit Abdruck und stets unter
den Schwerpunkt fussend, das sich im traben richtig gross macht, den
Takt Runde um Runde hielt und uns begeisterte in der Bewegung! Kraftvoll
unter den Körper fussend über den Rücken! Dazu sehr fleissig schreitend,
eine tolle Vererbungsleistung!"
Wow!
Da
konnte auch Heinz sich nur noch wenig empören, als Frau Brandt ihr
Fohlen zum anschliessenden Chippen und Registrieren in der Halle wieder
einmal nicht halfterführig auf Spur hatte. Immerhin hatte sie diesmal an
Huffett gedacht ...
Zum Tüpfelchen auf dem "I" gereichte dann die
Frage aus der Kommission, ob die Stute denn wohl auch eine
Stutenleistungsprüfung habe? Voraussetzung für eine
Staatsprämienanwartschaft. "Nein,", lautete meine lakonische Antwort.
"Aber die habe ich im letzten Jahr selber angeritten und das ist aus
Pferdesicht doch eine ganz gewaltige Leistung. Zählt das auch?" ...
Es zählte nicht. So wurde Ladybird mit einer "8" für den
Gesamteindruck eingetragen und verdient mit der Verbandspärmie bedacht.
Was für ein Erfolg!
3 Generationen selbst gezogen, Mutter und Grossmutter selber
angeritten, Urgrossmutter Fabrice selber ausgebildet und in allen
Disziplinen erfolgreich vorgestellt (merke: auch Fidermarks können
Springen und Busch!) - ganz gewaltiger Züchterstolz!
Mein Dank gilt Thomas Hartwig für
seine gelungenen Fotos, nachdem ich selber vor lauter Aufregung voll versagt
habe - you made my day! Mein ganz grosser Dank gilt der Hengststation
Beckmann und dem gesamten Team in Wettringen für die stets präsente
Unterstützung (da war auch der Heinz sehr beeindruckt und erleichtert!),
und ganz
besonders für die fantastische Unterbringung im Namen meiner Pferde -
Luxus pur und alles andere als selbstverständlich! Danke, Kamil und Jens für
den Seelenbeistand und die tatkräftige Hilfe - ihr ward
grossartig!
18.9.2021
Noch mehr goldener
Spätsommer ...
Samstagmorgen, Marie und Kris waren angereist -
einmal mehr bei strahlendem Sonnenschein! Nachdem Marie und
Butterfly von ihrem Ausritt durch den Wald zurück kehrten,
komplettierten Ladybird und Viviane die Sause auf der Heuwiese, sehr zum
Vergnügen der beiden Fohlen! Wie die Orgelpfeifen arrangierten
Spellbound und Viviane sich um Ladybird herum, ein herrliches Bild!
9.10.2021
Wie Ladybird zu ihrem
zweiten Fohlen kam ...
Vor einer Woche ist
Butterfly in ihre neue Heimat umgezogen und ich war
sicher, mit ihren sechs Monaten steckt Spellbound die Trennung locker
weg. Der Trennungsschmerz hielt sich daher auch in überschaubaren
Grenzen. Als Butterfly in dem grossen Anhänger vom Hof rollte, lief
Spellbound zunächst wiehernd durch die geräumige Box. Genau so lange, bis
ich auf der Stallgasse begann, Äpfel klein zu schnibbeln. Spellbound
blieb sofort stehen und liess mich nicht mehr aus den Augen. Als die
Apfelstücke dann folgerichtig allesamt den Weg in ihre Box fanden, war
Muttern vergessen. Mit grosser Sorgfalt pickte Spellbound Stückchen für
Stückchen aus dem Stroh und war apfelseeligst zufrieden. Wenn Äpfel also
über Abschiedschmerz stehen, hat sie ihre Prioritäten bereits klar
definiert. Ich war beruhigt!
Auf Muttern kann sie also durchaus verzichten. Auf ihre Milch
allerdings nicht. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass sie sich so
nachhaltig alsbald nach einer neuen Milchquelle umsieht und diese auch
ergiebig nutzt ... Spellbound mag die Kleinste im Herdenverband sein,
das weiss sie aber nicht. In der Fohlenherde setzt sie sich rigoros auch
gegen die grösseren durch, ganz offensichtlich inclusive der Stuten
selbst.
Heute haben wir uns daher alle die Augen gerieben.
Fohlenbesuch war angereist und die Stuten- und Fohlenherde wurde
ausgiebig auf der Weide betüddelt. Kaum hat der goldgelockte kleine
Rotzlöffel jedoch festgestellt, dass der Besuch weder Äpfel noch Möhren
dabei hat, zack, macht sie kehrt, rauscht Richtung Ladybird davon,
verscheucht dort ihre Freundin Viviane und holt sich statt der Äpfel und
Möhren dann eben Milch bei der Quasi-Tante!
Sie agiert dabei
rigoros und mit einem solchen Selbstverständnis, das macht sie sicher
nicht zum ersten Mal. Ich habe schallend gelacht! Was für ein
selbstbewusstes Fohlen! Die brave Ladybird lässt es sich gern gefallen,
sie hat aber auch kaum eine Alternative. Schon der Versuch, den goldenen
Milchdieb einfach wegzuscheuchen, quittiert der kleine Rotzlöffel mit
einem drohend winkenden Hinterhuf, während das Köpfchen gänzlich
unbeeindruckt unter der Stute am Euter kleben bleibt. Da hat dann auch
Freundin Viviane keine andere Chance, als sichtlich verwirrt um Mutter
herumzulaufen und sich von der anderen Seite ans Euter zu machen ...
Etwas verdutzt steht Ladybird dann mit zwei saugenden Fohlen da - ein
Bild für die Götter! Was für eine brave Stute!
26.11.2021
Morgens um sieben im
Münsterland: Ladybird wird wieder Reitpferd!
Um es gleich vorweg zu
sagen:
Es ist etwas völlig anderes, im goldenen Spätsommer
morgens früh um sieben mit Stute, Hund und Fohlen durch die Felder zu
reiten, als das selbe Unternehmen im grauen Halbdunkel des kalten
Novembers zu starten…
Doch was tut man nicht alles für seine
vierjährige Fohlenstute, um dem Pferdchen den baldigen Umzug in den
Sportstall etwas weniger radikal zu gestalten? In gewohnter
Sattelroutine sollte sie schon sein...
Beide Jackentaschen
vollgestopft mit Möhrchenschnipseln -ganz wie aus Münsteraner Zeit
gewohnt- wurschtelte ich mich frühmorgens zu Ladybird in die Box, Stute
bekrabbeln und putzen, Fohlen bekrabbeln und putzen - natürlich! Viviane war
durchaus der Meinung, diese willkommene Abwechslung gelte ihr allein und
schob sich immer wieder gern in den Vordergrund, mitten zwischen Muttern
und mich. Herrlich!
Satteldecken auflegen, die skeptische junge Stute in Ruhe davon
überzeugen, das "hinten oben" auch heute noch keine besorgniserregende
Aktivität aus
Pferdesicht bedeutet. Eineinhalb Jahre Sattelpause, und die alten
Verhaltensmuster suchen sich wieder ihren Weg. Rudimentär, aber eben
doch erkennbar. Doch diesmal wusste ich ja, woran ich war. Ruhe, Geduld,
und hat die Satteldecke erstmal ihren Weg auf den Pferderücken gefunden,
ist alles in Ordnung. Das selbe galt für den Sattel. Liegt der erstmal
auf dem Rücken, steht das Pferd entspannt neben mir und harrt mit
gespitzten Öhrchen der Dinge, die da kommen. Möhrchenschnipsel,
natürlich ....
Angurten klappt ohne
Probleme, die grösste Herausforderung ist es, Viviane daran zu hindern,
die Bügelriemen anzuknabbern ... Auftrensen ist auch kein Problem,
Halfter über die Trense - fertig!
Im frühen Morgengrau (und es
ist G r a u und kein Morgengrauen ....) vorweg ein Spaziergang
Richtung Waldweg und ich staune! Ladybird läuft neben mir her, als wären
wir das ganze Jahr über täglich hier unterwegs gewesen. Kein Schnauben,
kein Zögern, kein Wiehern zu den Pferden im Stall - sie läuft aufmerksam
und entspannt nebenher! Donnerwetter! Die Stute, mit der wir noch im
Sommer nur in Gesellschaft von Butterfly unsere Waldspaziergänge
unternommen haben, läuft ein halbes Jahr später am dusteren frühen
Morgen bav nebenher und ist auch nicht zu beeindrucken, wenn das grosse
Fohlen - mal mehr, mal weniger in Sichtweite. ... meist weniger ... - an
uns vorbeibraust! So macht Schrittspaziergang Spass, selbst wenn es
nieselt. Zurück auf dem Hof ist es dann die grösste Herausforderung,
Tochter Viviane mit auf den Reitplatz zu bekommen. Das Fohlen ist
mittlerweile so selbstständig unterwegs, jede offene Tür ist eine
Einladung und Reitplatz, nein, Reitplatz ist langweilig. Das geht nur
mit Ingrids Hilfe, die mittlerweile zum Füttern gekommen ist und Viviane
energisch hinter uns her auf den Reitplatz scheucht.
Longieren
oder Freilaufen mit und ohne Ausbinder, Ladybird trabt entspannt
gesattelt ihre Runden, die Bügel baumeln lose am Pferd und ich bin
beeindruckt und freue mich, wie unkompliziert das ist! Der graue
Morgen lichtet sich spürbar und mit Stutenfee Ingrids Hilfe klappt auch
das Aufsitzen. Nicht auf Anhieb. Einen alten Gartenstuhl als
Aufstieghilfe ist Ladybird nun wirklich nicht gewohnt und bemüht sich
verstört schnaubend um Distanz. Irgendwann hänge ich überm Sattel und
staune über mich selber. Das Pferd macht einen Hüpfer, Stutenfee Ingrid
bemüht sich um Standhaftigkeit, sucht ihrerseite nach Leckerlies in den
Tiefen ihrer Jackentasche, und ich hänge unbeeindruckt über dem Sattel
und halte einfach mal fest .... Vor eineinhab Jahren wäre dies noch eine
exklusive Philip-Aktion gewesen mit mir am Pferdekopf - bestenfalls ...
18 Monate und drei Jungpferde weiter (inclusive Wiederanschieben von
Butterfly) und man staunt, wie gelassen man wird. Selbst Ü50 noch.
Donnerwetter!
Das Bein über den Pferderücken (wir halten beide
einen Moment die Luft an - "hinten oben!?"), nichts passiert und ich
sitze bequem auf dem Pferd. Stutenfee Ingrid führt uns ein paar Runden
entspannt um den Platz, alles gut. Das macht richtig Spass und dieses
Pferd i s t bequem! Wieso war mir das vorher nie so bewusst gewesen?
... Weil ich Ladybird kaum noch selber geritten habe, seit Philip im
Sommer übernommen hatte. Und da ihre Münsteraner Zeit von vornherein zum
15. Juli auf exakt drei Monate knapp befristet war (wir wussten ja,
danach mussten noch drei Monate Zeit für Butterfly sein) habe ich kaum
eigene Satteleindrücke von dem Pferdchen. Das darf sich nun gern ändern!
Freitagmorgen, und der Gartenstuhl ist nicht mehr ganz so
furchterregend. Ich sitze zügig im Sattel und trabe an der Longe um
Ingrid herum. Gar kein Problem. Statt dessen wieder dieses
einladende Gefühl von "sitzbequem". Ich bin ganz und gar begeistert, wie
unkompliziert das Pferdchen sich nach eineinhalb Jahren wieder
"anschieben" lässt - Ingrid auch! Eineinhalb Jahre Reifezeit haben dem
jungen Pferd ganz offensichtlich wirklich gut getan - so war's gedacht!
Zeit, Amelie zu bitten, ob sie einmal morgens früh für mich
aufsteht und das Führpferd gibt auf einem gemeinsamen ersten Ausritt
durch den Wald?
23.12.2021
Ladybird wird Sportpferd
Heute hat
Ladybird ihre Box auf dem Krüsterhof in Voerde bezogen. Wie schon ihre
Mutter Bunny vor einigen Jahren, so soll auch Ladybird sich nach ihrem
ersten Fohlen nun auch sportlich beweisen.
Für mich ist es ein
bisschen wie nach Hause kommen: endlich auch wieder mit einem eigenen
Pferd auf dem Krüsterhof vertreten ist an es der Zeit, die
allwöchentlichen Besuche wieder aufzunehmen. Gemeinsames Frühstück, die
Familie, die Hengste und das professionelle Training - es hat mir
gefehlt!
24.3.2022
Wie Ladybird zu ihrem neuen Namen kam, warum die
Skala der Ausbildung noch immer aktuell
ist und wie man auch heute noch junge Pferde altersgerecht ausbilden
kann - ein Bilderbuch nach drei Monaten unter dem Sattel!
Es hat eine Weile gedauert, bis Ladybird in ihrer
neuen Heimat angekommen war. Bis kein leidiges Ablongieren mehr nötig
war (das mich vermutlich mehr bedrückt hat als das Pferd), der
Äppelsammler auf dem Putzplatz nicht mehr zum Dauereinsatz kam und auch der
tägliche Paddockgang einfach nur zu dem wurde, was er sein sollte:
Entspannung. Inzwischen sieht man dem Pferdchen sein Wohlbefnden
sichtbar an und Carlos tut alles dafür, dass es seiner "Lady" gut geht.
Auf der grossen Stalltafel wird sie als
"LadyB" geführt, und so wird sie von den Mädels auch genannt. Die Idee
gefiel mir schon phonetisch ausserordentlich gut. Viel besser als
Ladybird. Als dann aus dem phonetischen "B" ein schriftliches "Bee"
wurde, eine Biene eben, ward auch dem Anspruch an Insekten wieder genüge
getan (der Fohlenjahrgang damals bestand aus Beatle, Butterfly und
Ladybird, dem Maikäfer). Da musste ich schon wieder lachen.
Es fügt sich eben alles wie es soll. Das
trifft auch auf die Schabracke von Grossmutter Fabrice zu, die seit
knapp zwanzig Jahre im Keller liegt. Seit Ladybrid sich jedoch
anschickt, zu einem Clon ihrer Grossmutter zu reifen, war klar, dass sie
einmal Fabricechens Schabracke tragen wird. Da kam mir die heutige
Fotosession gerade Recht! Manchmal muss einfach nur lange genug warten
...
Wenn ich vor Ort bin, lass ich es mir nicht
nehmen mein Pferdchen selber fertig zu machen, ausgiebig zu bummeln und
vorab im Schritt mit ihr spazieren zu gehen, bis Carlos dann fertig
gesattelt übernimmt. Was er stets höflichst tut. Und diese Höflichkeit
auch am Pferd beibehält. Der Bub versprüht seinen südamerikanischen
Charme gleichmässig und galant über Ross und Besitzer. Zuzusehen, wie
Carlos mit dem Pferdchen umgeht, ist daher ein echtes Vergnügen. Das
fängt schon beim aufsitzen an. Ich dachte immer, ich sei pingelig. Carlos
übertrifft mich bei weitem. Dabei hat er seinen Lieblingsspruch von mir:
"Wenn es schnell gehen soll mit dem jungen Pferd, nimm dir Zeit!"
"Zeit, Lady, Zeit!" macht er sich in spanisch murmelndem Deutsch also ans
aufsteigen und das Pferdchen steht. Und es steht! In aller Ruhe und noch
mehr Ruhe. In dieser Manier geht es dann auch auf den Platz. Entspannter
Schritt am langen Zügel und ich war entzückt, als
selbst die Schrittfotos genau das rüberbrachten, was ich beim Zusehen
empfunden habe:
Gelassener Vorzeigehabitus aus dem Bilderbuch,
ideale Oberlinie und entspannt an die Hand ziehend ...
Antraben, lösen. Vorwärts abwärts, und wieder ein Fotoeindruck, der dem
Lehrbuch entspricht: Hinterbein und vorderer Oberarm in perfekter
Parallele und das noch mässig beigezäumte Pferd dehnt sich zufrieden an
die Hand. Takt, Anlehnung. Ausbildungsskala. Schnörkellos.
Unspektakulär. Harmonisch.
So muss das aussehen, wenn ein Pferd
gelöst wird. Ein junges Pferd will ich ganz genau so geritten sehen.
Die beiden ziehen ihre Runden um mich rum und nach dem ersten
Galopp ändert sich der Eindruck nachhaltig, auf der Diagonale entsteht
mein Lieblingsfoto: Carlos treibt nur etwas mehr an die Hand, das
Pferdchen kommt merklich zum tragen.
Bilderbuch, sagte ich das schon?
Ich hatte die Kamera ganz sicher nicht mit dem Anspruch mitgenommen,
"Lehrbuchfotos" zu schiessen. Als ich die Fotos dann abends hochlud und
beinahe jeder Schuss einTreffer war, war das die schönste Bestätigung
dessen, was ich life auf dem Reitplatz möglicherweise noch mit rosa
Brille auf der Nase wahrgenommen hatte. Eine "rosa Brille"kennt die
Kamera nicht.
Öhrchen vor und immer ein zufriedener Gesichstausdruck.
Noch eines meiner Lieblingsfotos, und es fängt den gelungenen Abschluss
einer ebenso gelungenen Trainingseinheit gelungen ein. Wenn man den
beiden so ins Gesicht, könnte man fast meinen, Reiten mache Spass???
14.5.2022
Gezuckertes aus dem
Obstgarten
Eigentlich hatten wir heute nur ein paar Runden auf der Rennbahn
geplant. Doch zu dieser Jahreszeit ist der Obstgarten auf dem Krüsterhof
einfach einladend malerisch und schön. Auch wenn das Obst noch nicht an
den Bäumen hängt. Weshalb wir heute nachmittag ganz wie von selbst von
der Rennbahn im Obstgarten landeten. Ich sass in der Sonne im Gras,
Carlos und das Pferdchen zogen entspannt ihre Runden um mich rum. Mein
Blick klebte geradezu an Ladybirds Muskelspiel hinter dem Sattel ... Ein
schwingender Rücken bei stets lose pendelndem Scheif und einem
zufriedenen Gesichtsausdruck. Eye Candy. Ich war entzückt!
Lässig, locker und dennoch dynamisch. Ab und an nutzte das Pferdchen die
Gelegenheit und zupfte am Gras. Etwas Proviant zwischen den Lippen
scheint zu motivieren ... Ich musste lachen, als ich die Fotos später
hochludt.
Und wieder sind es die nachhaltigen Eindrücke der Fotos auf dem
Bildschirm, die genau das bestätigen, was ich im Gras sitzend schon mit
so viel innerer Zufriedenheit zur Kenntnis genommen hatte: Ein
zufriedenes Pferd!
Zwei Monate liegen zwischen den Aufnahmen vom Dressurplatz und heute,
mehr Markanz in der Oberlinie und sichtbar mehr Dynamik sind die
wesentlichen Merkmale, die die Entwicklung seither auszeichnen. Selbst
im Galopp, eine Grundgangart, die meine Fidermärker von dem heute
angesagten Dressurpferde-"Groß" deutlich unterscheidet.
Eine solche Entwicklung benötigt Zeit und man staunt, was in zwei
Monaten alles geht. Korrektes, altersgerechtes Reiten. Mittlerweile
kann Carlos sicher variieren zwischen öfter mal hoher und immer wieder
tiefer Einstellung, immer bei deutlicher Rahmenerweiterung. Ein sicheres
Zeichen von Tragkraft und das Pferd zieht von sich aus an die Hand.
Genau das, was heutzutage meist auf der Strecke bleibt. Der Grund,
weshalb ich gerade diese Eindrücke so zu schätzen weiss. Und ganz egal
in welcher Einstellung, Oberarm und Hinterbein bewegen sich stets
parallel zueinander.
... warum muss ich schon wieder an die
Ausbildungsskala denken?
Da strahlen sie alle beide und man könnte erneut den Eindruck
gewinnen, Reiten mache Spass ...
4.6.2022
Das erste Turnier - der erste Sieg! 8,6 in der
Dressurpferde A!
Vor drei Wochen noch gab es Gezuckertes aus dem
Obstgarten von Carlos und Ladybird, am letzten Wochenende habe ich
erstmals auch selber wieder in ihrem Sattel gesessen und war entzückt!
Ein Genuss, das taktvoll schwingende Pferdchen nachzureiten!
Heute stand dann die erste Dressurpferde A für die beiden auf dem
Programm und ich weiss nicht, wer von uns am meisten nervös war ...
Schon früh war ich angereist zum einpflechten in aller Ruhe, gemeinsam
sind wir dann zum Turnierplatz geritten. heisst: Carlos hat das
Stütchen geritten und ich bin guter Dinge entspannt nebenher geradelt.
So haben Marina und ich es schon vor sechs Jahren mit Deauville gemacht,
und ich hatte mich so sehr auf eine solche Wiederholung gefreut! Es
hatte was von Nostalgie und war so schön ...
Auf dem Abreiteplatz hab ich dann das getan, was ich am besten kann:
mit der Kamera ins Gras gesetzt und einfach mal machen lassen. Ein
paar Mal blieb Ladybird wie angewurzelt stehen, wenn es auf dem
wuseligen Platz etwas zu sehen gab. Carlos lies sie machen und ritt sie
entspannt über alles hinweg. Ich war beeindruckt. Der Bub hat meinen
vollsten Respekt! Das Pferdchen ist sensibel und die beiden haben
sich gesucht und gefunden. Wo andere ziehen und stechen säuselt
Carlos seiner Lady etwas ins Ohr und gibt entspannt nach.
In der Prüfung Harmonie pur und ich war schon so stolz allein
beim Zugucken! Ganz offensichtlich sahen die Richter es genau so: 8,6
und verdient gewonnen! Und ich sage bewusst "verdient", weil es
einfach ganz genau so war. Taktvoll, elatisch schwingend und eine
Bilderbuchanlehnung dazu. Richtig schön anzugucken!
Ganz und gar beseelt bin ich dann allein mit meinem Pferdchen
zurück nach Hause spaziert. Ein entspanntes Pferd im Grünen. So macht
Turnier wohl allen Betiligten Spass! Carlos sass derweil bereits auf dem
nächsten Pferd - needless to say: er gewann auch diese Prüfung ...
6.7.2022
Gezuckertes aus dem
Dressurviereck - Ladybird und Carlos!
Pferde sind Gewohnheitstiere und dieses ganz besonders ... Wenn man
die gewohnte Umgebung verändert und der heimische Dressurplatz sich
plötzlich in einen bunten Turnierplatz verwandelt, sorgt das schonmal
für Aufregung. Ganz besonders, wenn bedrohliche Lautsprecherboxen von der
langen Seite ins Viereck gucken. Dann zieren schonmal Schlangenlinien
die Püfung, die die Aufgabe so nicht vorsieht. Carlos pilotiert das
beeindruckte Pferdchen dennoch souverän durch die Prüfung und am Ende
verloren auch die Lautsprecher ihren Schrecken. Angemessene 7,5
und Platz vier in der zweiten Dressurpferdeprüfung für mein charmantes
Paar.
Tausend Dank an das ganze Team vom Krüsterhof und ganz besonders an
die fleissgen Bienchen aus dem Stutenstall für das fabelhafte
Herausputzen der Lady"Biene" - von solchen Zöpfen kann ich nur träumen
...!
13.4.2023
Karlchen und Ladybird
Manchmal kann man wirklich nur staunen!
Seit Wochen versuche ich, Karlchen und
Ladybird einmal gelungen in Szene zu setzen. Bei idealem Sonnenschein im
fotogenen Grün mit der aufwändigen Spiegelreflex … Es will nicht
gelingen.
.…und dann kommt Kim mit ihrem Handy und haut
mal eben derart gelungene Fotos von den beiden raus - bei schlechtem
Wetter während des Mistens auf dem Schlammpaddock!
Ich war ganz und gar
begeistert! Schöner und authentischer kann man die beiden Turteltauben
wirklich nicht in Szene setzen - Danke, Kim!
1.6.2023
Seit
September ist Ladybird wieder in Münster. Notgedrungen musst ich sie
aus Voerde abholen, Steffi und Carlos hatten den Krüsterhof verlassen. All das
lastete mir schwer auf der Seele und auf gar keinen Fall wollte ich zwei
Reitpferde nach Feierabend über den Winter bringen müssen ... Dachte
ich.
Doch es kam wie immer anders als man denkt. Karlchen und
Ladybird hatten sich gesucht und gefunden und wenn andere Pferde im
nassen Wintermatsch frustriert im Paddockschlamm standen, liefen meine
beiden zufrieden auf ihrer kargen Wiese und beschäftigten sich mit sich
selbst. Fehlte mir nach Feierabend die Motivation zum Reiten, pflückte ich die beiden einfach
von der kargen Wiese und liess sie dann gemeinsam in der kleinen
Reithalle laufen und toben - da hatten wir alle drei unseren Spass und
es war deutlich weniger aufwändig, als überhaupt nur ein einziges Pferd zu reiten
...
Das nächste unerwartete Highlight bescherte Ladybird mir
dann höchstselbst im Sattel. Ich hatte grössten Respekt vor Carlos'
Reiterei und gar nicht erwartet, mich im Sattel des kapriziösen
Pferdchens einmal zurecht zu finden, doch auch hier kam es anders als gedacht.
Vom Fleck weg erwies Ladybird sich als sicheres und
zuverlässig-zufriedenes Pferd auf unseren Ritten durchs Gelände und auf
der Rennbahn. Tatsächlich war sie deutlich weniger anspruchsvoll
draussen unterwegs als Karlchen (das will was heissen!), so dass
irgendwann der Tag kam, da stellte ich etwas frevelhaft fest: "Die reite
ich noch lieber als den kleinen Karl ...!" Hat man Töne?
Unter
Tinas Fittiche machten wir dann auch in der Dressurarbeit Fortschritte.
Der Durchbruch kam irgendwann im Winter, als ich erstmals das sichere
Gefühl hatte wirklich im und nicht einfach auf dem Pferd zu sitzen.
Plötzlich funzte die Galopparbeit, angaloppieren aus dem Schritt
beherrschten wir bald besser als aus dem Trabe. Einsitzen im Trabe wurde
zu einem Hochgenuss auf diesem gewaltig wummigen Pferd: Ich hatte sie spürbar
am Bein und richtig vor mir - ein geniales Reitgefühl!
So genial,
dass der Gedanke, sie im Sommer wieder an Carlos abzugeben, mir gar
nicht mehr so recht gefallen wollte ... Ich hatte dieses
unkomplizierte und liebenswerte Stütchen so richtig in mein Herz geschlossen
und selbst die grösste Freude daran täglich zu sehen, wie zufrieden sie in Münster "zu
Hause" angekommen war ... Abgesehen davon erinnerte sie mich mit jeder
Faser an ihre Grossmutter Fabrice. Mehr als zwanzig Jahre ist die Zeit
mit Shannon und der genial-verrückten Fabrice an seiner Seite her und
mit Karlchen und Ladybird fühlt es sich an wie mit Shannon und Fabrice.
Nostalgie pur, nur dass ich heute etwas besser reite und Fabrice
wohl zwanzig Jahre zu früh für meine damalige Reiterei kam. Ladybird
entschädigt jetzt für meine damaligen Defizite im Sattel ihrer nicht
weniger kapriziösen Grossmutter damals.
Im Juni sollte Ladybird
dann nach Stapelskotten zu Carlos umziehen, so lange genoss ich es, sie
selber zu reiten. Steffi hatte sich inzwischen in Münster in
Stapelskotten selbständig gemacht und ich konnte es nicht fassen - was
für ein grosses Glück, so ganz in der Nähe! Mitunter muss man einfach
nur etwas abwarten und die Dinge wenden sich zum Guten oder sogar
Besseren ...
Der Unterricht bei Tina wurde derweil immer
anspruchsvoller, ein Sattelhighlight folgte dem anderen und ich habe
selten so intensiv und mehrmals in der Woche im Unterricht geritten. Ich
zählte die verbliebenen Tage bis Juni und Tina gab ihr Bestes, so oft
wie möglich zur Verfügung zu stehen.
Mit
Ladybirds Umzug nach Stapelskotten im Juni bezog dann Karlchens
dreijährige Schwester Caro Lee zum Anreiten über den Sommer die Box.
Eine weitere bücherfüllende Geschichte begann und ich hatte gar keine
Zeit mehr, Ladybirds Abwesenheit zu beklagen ...
... und Carlos
weiss genau, wie er mit besorgten Pferdebesitzerinnen umzugehen hat: ich war
noch nicht wieder zu Hause angekommen, da erreichte mich schon das erste
Foto von meinem Pferdchen auf der Weide in Stapelskotten. Da musste ich
doch herzlich lachen!
1.11.2023
Stutentausch im
Münsterland - Ladybird ist wieder in Münster und Caro Lee kehrt zurück
in die Stutenherde Von einer verkorksten Sportsaison ...
Erst
hat man kein Glück und dann kommt noch Pech dazu. So ähnlich könnte das
Motto dieses Sommers für Carlos und Ladybird lauten. Kaum war das
Pferdchen im Juni bei Carlos angekommen, verletzte der Bub sich und
konnte einige Wochen nicht reiten. Alle zwei Tage sass ich nun also
selbst im Sattel, oft unter Carlos' Fittiche, was ich sehr zu schätzen
wusste. Sinn der Sache war das aber nicht.
Ende Juni sass Carlos
wieder selbst im Sattel, Anfang August war dann die erste Dressurpferde
L in Albachten für das Paar geplant. Wir freuten uns allesamt auf diesen
Start in der heimatlichen Nähe! Fünf Tage vor dem Turnier stand Ladybird
mit einer Wunde am Bein im Stall. Wir konnten uns nicht erklären, wie
sie sich die wohl zugezogen hatte. Carlos war untröstlich. Ich auch.
Glück im Unglück, ein ernsthafter Schaden lag nicht vor, aber die Wunde
wollte und wollte nicht heilen.
Die Freuden der neu etablierten
GOT machten aus einer veterinärmedizinischen Bagatelle darüberhinaus ein
kostspieliges Vergnügen. Carlos kümmerte sich rührend um das Pferdchen
und sass dann im September wieder im Sattel. Ende September übten wir
uns dann in einer ersten Dressurpferde L in Kirchhellen. Ein aufwändiger
Auftritt, der unser aller Erwartungen nicht entsprach. Verständlich. Die
Zeit und mit ihr die Turniersaison war uns davongelaufen.
Ich
hätte Carlos das Pferdchen gern noch länger überlassen, Eigenbedarf für
die Box erforderte jedoch einen Stallwechsel Anfang November. So kam es
also, dass Ladybird ihre Box in Münster an Karlchen's Seite bezog, der
sichtlich erfreut war, seine alte Freundin wiederzusehen. Da ging auch
mir das Herz auf, als die beiden sich grummelnd begrüssten und Ladybird
ihrem Freund fortan nicht mehr von der Seite wich. Pferde sind eben auch
nur Menschen!
17.3.2024
Wie
Ladybird erwachsen wird ...
Anlässlich des Springlehrgangs bei
Niklas Engemann in Handorf hatte Claudi die gute Idee, das könne ich
doch dann gleich auch wieder als Transport- und Verladeübung für
Ladybird nutzen? Sie sei schliesslich auch vor Ort und würde
selbstverständlich mit Rat und Tat zur Seite stehen ... wohl dem, der
solche Freunde hat! Mit Claudi an meiner Seite hatte ich keinen Zweifel,
dass das Unternehmen "erstmals mit zwei Pferden gemeinsam unterwegs"
auch gelingen würde!
So kam es also, dass ich an dem Wochenende
zwar mit klopfendem Herzen, aber ausgesprochen zuversichtlich erstmals
mit beiden Rössern nach Handorf fuhr. ... und nicht schlecht staunte,
als es am Ende Karlchen war, der sich deutlich mehr darüber aufregte,
als Ladybird vom Hänger stieg, als zuvor Ladybird, die es recht gelassen
nahm, allein auf dem Hänger zurück zu bleiben. Die Stute hatte ihre
Prioritäten klar geregelt:
Solange es vorn Futter im Trog gab
(und ich hatte reichlich ausgeteilt...), war ihre Welt in Ordnung.
Über den Winter hatte ich regelmässig Reitunterricht bei Tina und
mein rotes Stütchen und ich haben zueinander gefunden. Gut ein viertel
Jahr hat es gedauert, bis es erstmals spürbar "funkte" und ich das
Gefühl hatte, "so ein Pferd kriegst du nie wieder unter den Hintern!"
Tina hat das perfekte Gefühl für Ross u n d Reiter, soetwas ist ganz
sicher nicht selbstvertsändlich. Im neuen Jahr fanden die Wow-Momente im
Sattel sich immer häufiger ein, irgendwann war ich dann so mutig und
beschloss unseren ersten gemeinsamen Turnierstart. Ende März in Handorf
sollte es soweit sein.
Das setzte aber voraus, dass ich mit dem
Pferd auch unkompliziert unterwegs sein konnte, andere Plätze und
alleiniges Verladen mussten ein Selbstverständnis werden. Auch mit zwei
Pferden. So wie früher mit Shannon und Fabrice eben. Zwei Mal war ich
also schon mit dem Pferdchen nach Handorf gefahren und Claudia war stets
als zuverlässige Hilfe vor Ort. Das erste Mal war das Pferdchen
schweissnass vom Hänger gestiegen und benahm sich völlig irr. Die grosse
Pilotstatue auf dem Weg zu den Aussenplätzen versetzte ihr dabei jedes
Mal den letzten Rest. So kannte ich mein Pferdchen ganz und gar nicht -
da tat Routine Not!
An diesem Wochenende war das Eis dann
gebrochen: entspannt spazierte Ladybird vom Hänger, entspannt ging
es in die grosse Halle zum aufsitzen - ganz so wie zu Hause. Entspannt
konnten wir zu den Aussenplätzen reiten. Nur der Pilot verursachte
wieder Stress. Dafür war der Hengst allerdings schon Zeit seines Lebens
bekannt - und ich musste herzlich lachen bei dem Gedanken.
Guter
Dinge fuhr ich an diesem Tag mit meinen beiden Pferden wieder nach
Hause. Besser konnte man sich nicht vorbereiten auf den ersten
gemeinsamen Start.
30.3.2024
Zwei Wochen später war es dann so weit, Amateurtage in Münster
Handorf und ich hatte meine erste Dressurreiter A genannt. Entspannt
ritt ich mein Pferdchen zum Abreiteplatz, der in weiten Teilen unter
Wasser stand. Eine schwülwarme Schlammwüste, durchaus. Ich beschränkte
mich aufs Nötigste, Schrittrunden auf dem grossen Rasen, Anlehnung,
Durchstellen im Schritt. Ein paar kurze Exkurse in die Schlammwüste zum
Traben und Galoppieren, immer schön am äusseren Zügel und bewusst innen
zum Nachgeben kommend, das Pferdchen rauschte wie ein Uhrwerk unter mir
daher! Selbst der einst so furchterregende Gegenverkehr liess sie völlig
kalt - ich war begeistert! Dann wieder zurück zum Schrittreiten auf den Rasen. Mein Stütchen kam
dennoch gut ins Schwitzen. Ich auch. Ende März, noch mitten im
Fellwechsel, da machen sich ungewohnte 20° zur Mittagszeit auch am wenig
geforderten Pferd bemerkbar.
Das noch am Vortag -im Glauben es werde kalt- aus den Tiefen meines
Schranks reaktivierte und einst so edle Lucinda Green-Reitjacket aus reiner
Wolle aus dem letzten Jahrtausend, war deutlich zu warm - und irgendwie inzwischen
auch zu gross...?
Ein paar Runden durften wir zuvor auf's grosse Viereck und auch hier
benahm mein Pferdchen sich mustergültig und zauberte mir bereits im
Vorfeld ein breites Lächeln ins Gesicht. Genau so ritten wir dann in die
Prüfung. Ich erzählte ihr fortwährend, wie fein sie das doch machte,
Öhrchen vor, Öhrchen zurück (meist zufrieden vor!) und sie machte es
wirklich fein! Nur das Zurücktreten bei den Grussaufstellungen hätten
wir uns wirklich sparen können - und dann gleich beide Male!
Gleichwohl, 7,3 und Platz 4 für unseren ersten gemeinsamen
Dressurauftritt, das war ein gelungenes Debut!
Lediglich die Ansicht der Fotos machte mich im Nachhinein Zweifeln.
Nach gefühlter Leichtigkeit sah das nicht wirklich aus? Das Zügelmass
hatte auch mehr von Fahrleinen und ja, die Zügelfäuste dürften auch
dichter beieinander geführt werden, da hatten die Richter schon Recht.
Und irgendwie liessen auch die einst massgeschneiderten und ebenso
reaktivierten Stiefel aus den 90-ern erheblich an neumodischem Schick zu
wünschen übrig ... Bah!
Und doch: auf jedem Bild ein zufriedenes
Pferd, pendelnder Schweif, Öhrchen gespitzt (wenn sie mir nicht gerade
beim erzählen zuhörte). Dazu die Highlights aus dem Protokoll: von
gestrecktem Grundsitz und geschmeidiger Mittelpositur (Danke, Tina!) war
da die Rede, und vom sicher gezeigten und flüssigen Mittelschritt
(danke, Tina!), mir lachte das Herz!
Das Tüpfelchen auf dem "I" bescherte mein Pferdche mir dann beim
verladen: sie lief nicht nur ganz allein mit mir auf den Anhänger, sie
blieb auch oben, so dass ich erstmals ohne fremde allein die Stange
hinten einhaken konnte. Zugegeben: es gab auch wieder reichlich Futter im
Trog. Das hatte sie sich redlich verdient!
24.4.2024
Fotosession mit
Karlchen und Ladybird
Knapp ein Jahr
ist es her, seit Karlchen uns bei unserem ersten Turnierstart in Sprakel
zum Sieg im Stilspringen trug. Der Ehrenpreis damals war ein
Fotogutschein und das fand ich richtig gut! So gut, dass ich den
Gutschein auf eine komplette Foto Session erweiterte ... Das hat nun
eine Weile gedauert und es war ganz und gar nicht abzusehen, dass dies
auch unsere letzten gemeinsamen Fotos werden sollten. Tags zuvor waren
wir in Telgte zu einer überaus umfangreichen Ankaufsuntersuchung ohne
Befunde (!) und in der nächsten Woche würde ich Karlchen in seine neue
Heimat fahren.
Gemischte Gefühle durch und durch und eine halbe
Träne im Auge. Spontan entschloss ich mich daher dazu, die
Fotosession um noch eine weitere Komponente zu erweitern: Ladybird
musste unbedingt mit dabei sein! Die innige Beziehung dieser beiden
sollte auch noch ein letztes Mal ihre Verewigung finden. Und während ich
das hier schreibe, fliessen mir schon wieder die Tränen übers Gesicht
...
Karlchen und Ladybird sind unzertrennlich. Immer wieder erinnern
die beiden mich an meine Zeit mit Shannon und Fabrice. Das grosse
Selbstverständnis, mit zwei Pferden gemeinsam umzugehen in dem sicheren
Wissen, beide gehen gemeinsam durch dick und dünn und man muss
eigentlich nur einen am Strick haben - der andere kommt ganz von allein
mit. Damals war das Fabrice, die Shannon überall hin folgte, heute ist
es ihre Enkelin Ladybird, die Karlchen nicht von der Seite weicht.
Unvergessen die Szene kürzlich, als Claudi mit Karlchen schon auf
dem Putzplatz angekommen war. Ich stand mit Ladybird noch in der
Boxentür und kratzte ihr die Hufe aus. Brav stand sie in der Tür und
wartete bis ich fertig war, nur das Köpfchen ragte schon zur Tür hinaus,
die Augen die Stallgasse runter fest auf Karlchen gerichtet. Ich kam aus
der Box, da ging ein Ruck durchs Pferd und sie trabte los: aus der Box
die Stallgasse entlang, trab, trab, trab, und kam mit einem weiteren Ruck direkt neben
Karlchen zu stehen. Kopf an seine Flanke. Stand. Und bewegte sich nicht
mehr.
Claudi und ich sagen uns fassungslos an und mussten laut
lachen. Was war d a s denn für eine Demonstration??? Schöner kann ein
Pferd nicht zeigen, wie sehr es mit sich und seiner heilen Welt
zufrieden ist. Heile Welt.
7.6.2024
Nordwalde - das schönste Turnier!
Wenn
die allerbeste Piddie ganz früh am Morgen mit ins Auto steigt um
mentalen Beistand zu leisten ...
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