Otik Counter

                              Caro Lee * 17.2.2020 
                                                            

    Clinton Holst. *1993
  Cornet Obolensky BWP *1999    
    Rabanna van Costersveld BWP *1994  
Capistrano Westf. *2006      
    Pilot Westf. *1974  

 

Pippistrell Westf. *1984    
    Fürstin Westf. *1971  (Frühling)  
       
    Chequille Z *1999  
  Conen Hann. *2008    
    Lakonia Hann. * 1996  
Carly Hann. *2013      
Westf. Verbandsprämie   Acatenango xx *1982  
  Ionia xx  *2000    
    Ipenta xx *1986  
       
       


                        


Werdegang:
seit dem 24.4.2023 tragend von Grey Butt
Juni 2023 anreiten in Münster
17.3.2024 Hengstfohlen von Grey Butt


Mutterstamm:

Caro Lee ist Vollschwester zu Carlyle ("Karlchen") und das zweite Fohlen der Halbblutstute Carly, sichtbar blutgeprägt durch den sportlichen Vollbluteinfluss ihrer Grossmutter Ionia xx von Acatenango xx.
Carly wurde vierjährig angeritten und gedeckt und verbrachte ein halbes Jahr zur sportlichen Förderung auf dem Krüsterhof bei Johann Hinnemann.

Carly ist das sechste und letzte Fohlen aus Ionia xx und ist Halbschwester zu
Balahé von Brentano II - Zuchtstute Familie Karsten
Brooklyn von Brentano II - verstorben
Bogart von Benetton Dream - verkauft, Dressurpferdeprüfungen platziert, Kandaren-L gewonnen, M-Dressur 4.
Lorbaß von Lissaro - verkauft nach England, siegreich und platziert in Springen, Dressur >70% und Vielseitigkeit
Legolas von Lissaro - erste Reitpferdeprüfung Platz 3 (Trab 8,0), DresPf-A gewonnen, Geländepferde A** 4., VS Landeschampion Sachsen Anhalt Junge Reiter


Eigenleistung Ionia xx:
2003 - 2005 17 Flachrennen, darunter 1 Sieg und 4 Plätze
10. Mai 2006 - Stutenschau Ankum; Eintragung in das Hannoversche Hauptstutbuch
Eintragungsnoten u.a. Elastizität und Schub im Trab 8, Sattellage 8, Rahmen 8, Vordergliedmassen 8.

Mutterstamm: der vollständige Mutterstamm in graphischer Darstellung (Stamm der Immertreu)
Gekörte Hengste:
Iwanowitsch xx *1978, Ldb Celle, von Illix xx/Orsini xx a.d. Istanbul
Intervall xx *1974, Rhld./Trak., von Perseus xx a.d. Inka (Zweig der Immenkönigin a.d. Immertreu)
Injektor xx *1984, Ldb Moritzburg/Trak., von Tiron xx a.d. Inka (Zweig der Immenkönigin a.d. Immertreu)
Fehrbellin *2012, Ldb Redefin, von Franzikus x Quaterback x Sunny Boy x Canaletto (a.d. Ismene)
Galopper:
Iquitos xx *2012 von Adlerflug xx a.d. Irika xx - Galopper des Jahres 2016, GAG 100 kg, LGS €
671.690 Gestüt Ammerland
Indomito xx *2006 von Areion xx a.d. Insola xx - Listensieger und Gruppe II, GAG 96kg, LGS
€ 229.761 Haras de Rosières
Sportpferde:
Indian Lady *1985, Trak.von Perlenglanz (4 erfolgr. Sportnachk.) a.d.Ikone (7 erfolgr.Sportnachk) a.d.Inkunabel, S-Spr.gew. LGS 1999 € 32.400
Camaaro *1995, Sachse von Calido a.d. Ismene xx, S-Spr. gew.
Castania *1997 von Lionheart a.d. Caren von Cantus a.d. Ipenta von Pentathlon, M-Spr.
Abano Son *2000, von Abanos a.d. Calida von Canaletto a.d. Ismene xx, CSI3* (Lars Berge NOR, Sissel Foldager SWE)
Cork Lane *2001 von Corum a.d. Castania von Lionheart a.d. Caren von Cantus a.d. Ipenta von Pentathlon, S-Spr. gew., Dt.Meisterschaften 2014 (Kathrin Müller) LGS 2014 € 33.000
Papillon 142 *2001, Westf. von Phantom a.d. Indian Lady (Züchter Georg Ahlmann), intl. S-Spr. gewonnen (Christian Ahlmann), LGS 2009 € 11.505 


Gedanken zur Hengstwahl: Warum Capistrano?

 
Carly hat das lang erwartete Stutfohlen geboren!

                                                  

Früh am Montagmorgen erreichte mich der Anruf meiner Stutenfee:
"Wunschfohlen gelandet! Ein Stutfohlen!"

                                                  

In der Mittagspause machte ich mich auf und stand beseelt vor dem schlichten braunen Pferdekind und meiner Carly, die wohlbehalten und zufrieden ihr Neugeborenes behütete. Vertrauensvoll rieb Carly ihre Nase an mir und wieder ging mir das Herz auf angesichts dieser liebenswerten sanften Stute.  
Als ich mich zu den beiden ins Stroh setzte rappelte die kleine Tochter sich zügig auf die wackeligen Beine. Ein neugieriger Blick in meine Richtung, das erste vorsichtige Schnobern an der neuen, fremden Gestalt. Das war es, was mich Ticken macht!  
Die Mutter hatte ich als Neugeborenes schon genau so erlebt, und nun also ihre Tochter.

                                                  

Es galt, die Sonne zu nutzen, die sich gerade ihren Weg durch die Wolken brach.
Stutenfee Ingrid nahm Carly am Kopf, ich schob das Fohlen vorweg - da stand sie nun auf der Stallgasse mit ihren wackeligen Beinchen und ich war begeistert!
Durchtrittig auf allen vier Füssen, sowas kannte ich nur von meinen Fidermarks, die ihre Fohlen meist ab Werk genau so lieferten.
Zügig machten wir uns auf den Weg Richtung Stalltür und schoben die kleine Tochter auf den Hof, die besorgte brave Carly dicht an unserer Seite.
Ein paar Minuten nur für den ersten Hofgang, das überdimsenionierte und noch reichlich wackelige Fahrgestell sollte sich festigen.
Caro Lee tralupfte munter in alle Richtungen um und hinter Carly daher, ich war begeistert!
Das versprach ein bewegungsfreudiges und aufgewecktes Fohlenkind zu werden!

                                                  

Der zweite Ausgang am Montagabend blieb uns ob der heftigen Windböen versagt. Das Pferdchen sollte nicht davon geweht werden oder sich erkälten.
Statt dessen verbrachte ich eine Menge Zeit bei meinem Mutter-Kind Duo in der Box. Dankbar liess Carly sich die rubbelnde Bürste gefallen und genoss es sichtlich so bearbeitet zu werden. Neugierig beäugte die kleine Tochter unser Tun und schob mir das braune Näschen immer mal wieder sacht entgegen. Zum Fohlenrubbeln war es noch ein bisschen früh. Unsere Zeit würde kommen!

                                                   

Dienstagmittag und der erste Gang auf die Heuwiese, Stutenfee Ingrid war mit von der Party, aber die helfende Hand erwies sich alsbald als überflüssig. Caro Lee hatte nicht nur den Durchblick, sie war auch von Anfang an auf "nach vorn!" und neue Welt erobern ausgerichtet und galoppierte auf Anhieb um Carly herum. Ich war verblüfft. Beim ersten Ausgang auf die grosse Wiese kleben die Fohlen meist an Muttern und ziehen nicht vornweg. Schon gar nicht testen sie bereits das wackelige Fahrgestell so nachdrücklich an und aus!
Caro Lee dachte gar nicht daran, sich schützend im Wind an Carly zu heften. Statt dessen hupfte sie um uns herum und übte sich in barrierefreiem Galopp! Dafür hatte die Heuwiese reichlich zu bieten. Die brave Carly trugs mit Fassung und frass sogar mässig entspannt von dem frischen Grün.

                                                  

Mit einem beseelten Lächeln brachte ich meine beiden nach einer ausgedehnten Viertelstunde zurück in den Stall. Aufgeweckt fädelte Caro Lee sich sogleich passend an der Stalltür ein und trabte zügig hinterher bis in die Box - was für ein helles Fohlen!

Ein paar Stunden später nach Feierabend war klar, den nächsten Gang auf die Wiese schaffen wir auch allein!
So war es. Stutenfee Ingrid war zugegen, aber Hilfe war überflüssig. Den Weg aus der Box, auf den Hof und über die Strasse auf die Wiese hatte die kleine Tochter bereits auf dem Schirm und galoppierte keck und forsch los!      
Ich war beeindruckt! Ich dachte an die Biene, Fannies Tochter drei Wochen zuvor, die erst am dritten Tag ein vergleichbar eigenständiges Verhalten entwickelte, da war sie schon das fünfte oder sechste Mal auf der Heuwiese gewesen.   

                                                  
Nun gab es kein Halten mehr und ich marschierte mit Carly zügig bis in den Wald. Vollkommen unbeeindruckt hüpfte Caro Lee nebenher und machte sich gleich auf eigenständige Runden im Galopp um die Bäume. Die Bäume!
Üblicherweise nähern die Fohlen sich beim ersten Mal zaghaft und finden heraus, dass man durch Bäume nicht hindurchmarschieren kann. Gleiches gilt für Gehölz und alles andere, was der Wald zu bieten hat. Nicht so Carlys Tochter. Die spurtete auf dem noch immer wackeligen Fahrgestell los und drehte unerschrocken ihre Runden um die Bäume. Was für ein Fohlen!
Der Sturm hatte reichlich Astbruch am Boden beschert, auch das hatte sie im Blick und ich konnte nur staunen.      

                                                  
Es war noch immer kalt und windig, doch dieses Fohlen verschwendete keine Zeit mit Auskühlen an Mutters Seite. Sie war einfach ständig unterwegs, vorzugsweise im Galopp, weil die wackeligen Beine Traben ohnehin noch nicht wirklich hergaben.
Wieder einmal war ich unendlich dankbar für dieses grossartige Gelände und konnte gar nicht genug davon bekommen, Carlys Tochter bei ihren ersten grossen Sprüngen und Kreisen zu beobachten. Weshalb dieser erste Waldspaziergang sich vermutlich deutlich länger erstreckte, als Stutenfee Ingrid es ansonsten erlaubt hätte. Zum kalt werden hatte Caro Lee einfach keine Zeit!

                                                  

Mit einem Strahlen im Gesicht brachte ich meine beiden zurück in den Stall und die Stutenfee konstatierte meinen begeisterten Bericht grinsend kurz und treffend: "Blüterfohlen eben!"
Da hatte sie wohl Recht.
Besagtes Blüterfohlen lag dann auch ruckzuck im Stroh und war tief und fest eingeschlafen. Die ausgiebigen Galopptouren forderten dann doch ihren Tribut.
Lächelnd stand ich vor der Box.
So schön!

21.2.2020

Caro Lee im Alter von vier Tagen

Mein lieber Kollege Ludwig wartete schon ganz ungeduldig auf die nächste gemeinsame Mittagspause mit den Fohlenstuten im Wald. Was fehlte, war die Sonne. Heute sollte es soweit sein und Ludwig machte gleich zwei Stuten nebst Fohlen und mich sehr glücklich, denn nun hatte ich endlich die Gelegenheit, auch Caro Lee einmal mit der Kamera begleiten zu können. Carlys Tochter ist einfach herzerfrischend!
Ein zartes junges Fohlen noch im Alter von vier Tagen, so braust sie mit dem Wind um die Wette. Kalt wird ihr dabei nicht. Sie ist viel zu beschäftigt und ständig unterwegs, bevorzugt im Galopp. Carly lässt es gern geschehen und zupft derweil zufrieden das frische Grün.   

                                                  


Man staunt, wie die Fotos sich gleichen. Links Mutter Carly im Alter von knapp drei Wochen, rechts Tochter Caro Lee im Alter von 4 Tagen ...

                                        



21.3.2020


                                                  


                                                  


                                                  


            
                                                                           ... argloses Anschleichen und -zack!- sitzt der kleine Schalk im Nacken!


                                                   


22.3.2020

Ein Unglück kommt selten allein ...

Als Stutenfee Ingrid nach Telgte fuhr, um Fabrice nach Hause zu holen, nahm sie Carly und Caro Lee gleich  mit. Das Fohlen hatte sich einen nachhaltigen Durchfall zugezogen, dem wir zu Hause bei aller Mühe und Behandlung nicht Herr wurden.
Jahrelange Erfahrung mit jungen Fohlen hatte Ingrid gelehrt, dass man in solchen Fällen nicht zu lange abwartet, sondern besser rechtzeitig handelt.
Sie sollte einmal mehr Recht behalten.

Ein hartnäckiges Bakterium im Darm hatte man schnell identifiziert und erfolgreich bekämpft. Doch wie das so ist:
Das eine zieht das andere nach sich, und Caro Lee zog sich eine böse Infektion zu.
Aus der geplanten Woche in der Klinik wurden zwei, und banges Warten machte die Sache nicht einfacher.
Vor Ostern gab es dann die ersehnte Entwarnung und grünes Licht für Mutter und Kind:

Carly und Caro Lee durften wieder nach Hause!

Ich kann nicht beschreiben wie dankbar und erleichtert ich war, als ich mit Carly und Caro Lee erstmals wieder in den Wald spazierte.
Das junge Fohlen lebenslustig an Mutters Seite um die Bäume hüpfen zu sehen, war das schönste Geschenk.
Gleichwohl bin auch ich inzwischen aus Schaden klug geworden. Diese Rechnung habe ich noch nicht geöffent ...

 

17.1.2021

Sonntagmorgen und Schnee in Münster - wann hat es das das letzte Mal gegeben?

Im zarten Jährlingsalter kann man einiges an so ein junges Pferd heran dichten. Doch der Vergleich zu ihrem Vollbruder Karlchen im selben Alter könnte gravierender nicht ausfallen: Caro Lee ist sichtbar blutgeprägt und steht auf dem filigranen Blüterfundament ihrer Grossmutter Ionia xx, meinem Igelchen. Man muss das Erbe des Acatenango xx drei Generationen zurück nicht beschwören, doch ihre Grossmutter kann sie wahrlich nicht leugnen.    

                                              

Caro Lee war die erste unter den Jährlingen, die Möhrchen frass. "Das habe ich nur einmal versucht, seither krabbelt sie mir jedes Mal in die Tasche und ich werde sie nicht mehr los!", tönte Stutenfee Ingrid eines Tages im Herbst mit einem Lachen. Ich grinste still vor mich hin. "Möhrchenschnipsel" hatte ich mit Caro Lee schon seit Ladybird geübt ...

Ein strubbliger Jährling und je nach Guck ein bisschen Capistrano, ein bisschen Carly. Vererbung ist eben doch ein Autobus voller Verwandtschaft, und man weiss nie wer als erster aussteigt. ... oder noch hinten drin sitzen geblieben ist.


                                              


10.5.2023

Ein Schuss - ein Treffer!

Ganz wie ihre Mutter Carly im letzten Jahr ist auch Caro Lee mit einer einzigen Besamung von dem Celler Mädchenfänger Grey Boulevard tragend. Gern habe ich mich wieder selbst zu einem Plausch auf der Deckstelle auf den Weg nach Ankum gemacht, um so den Samen dann morgens auch frisch in die Sute zu bringen.
Es hat sich gelohnt!

Wobei das "frisch in die Sute bringen" so selbstverständlich nicht war ... Man vergisst schnell, dass eine dreijährige Erstlingsstute nichts kennt. Deckstand und Besamung sowieso nicht. "Einzelhaft" auch nicht. Das muss auch nicht sein. Die Jungstutenherde sollte eigentlich schon Tag und Nacht draussen sein, Caro Lee`s wegen liefen die Damen jedoch noch im Laufstall und auf dem Paddock. Caro Lee allein für jede Follikelkontrolle und Ultraschall aus der illustren Herde von der Weide zu fischen, wäre gar nicht gegangen. Den Weg am Halfterstrick allein aus dem Laufstall von ihrer Herde weg auf die Tenne bis in den Besamungsstand liess sie sich noch gefallen. Dann war aber auch Schluss mit lustig und ich konnte Sutenfee Ingrid gut verstehen, als sie mir nachdrücklich zu Verstehen gab, ich könne jetzt aber nicht gleich wieder in den Kia springen um ins Büro zu fahren. Zwei Leute bräuchte es schon zur Besamung ...

Ah!

Fast Forward drei Wochen später:
"Deine Caro Lee war heute ein Musterbeispiel von einem braven Pferd beim Schmied. Sowas von kuschelig, brav und gehorsam! Die kann eigentlich nur tragend sein ...!" So war es dann auch.

Und wer die subtile Tonspur rausgehört hat merkt gleich, Caro Lee ist nicht unbedingt die beste Freundin meiner Stutenfee .... Attribute wie eigensinnig, selbstbewusst und griffig hatte ich schon desöfteren zu hören bekommen. Stutenfee Ingrid verfügt über einen bunten Strauss von Tonspuren und Worten, meine mitunter etwas eigenwilligen Rösser treffend zu beschreiben.

In diesem Falle klingen ihre Worte einmal mehr wie eine grosse Verheissung in meinen Ohren, denn Butterfly hat sie seinerzeit ähnlich "gern" gehabt und war froh, als ich damals mit ihr zum Anreiten vom Hof rollte. Und ich muss schon wieder lachen, während ich das schreibe ....
Butterfly avancierte damals zügig zu meinem Liebling im Stalll und unter dem Sattel - ein gutes Omen!

Die dreijährige Caro Lee ist in diesem Jahr also die erste tragende Stute im Bunde, und ganz bewusst gilt auch bei dieser Anpaarung:
Blut zu Blut!

Die Anpaarunug mit Grey Butt lag einfach auf der Hand, nachdem Mutter Carly aktuell mit dem kleinen Galopper einen hinreissenden Sohnemann bei Fuss führt, der gern ein Stutfohlen hätte werden dürfen. Der kleine Galopper ist ein Ebenbild seines Vaters in Silouhette und Aufmachung und wird vermutlich in den prägenden Quadrattyp beider Eltern reifen. Caro Lee ist rahmiger als Carly und steht auch deutlich mehr im Rechteck als Carly, den Capistrano sieht man ihr bereits jetzt deutlicher an als ihrem Vollbruder Karlchen, der noch heute im Alter von fünf Jahren über sehr viel mehr "luftigem" Boden steht als seine dreijährige Schwester. Möglicherweise ist Caro Lee also Dank des offensichtlich väterlichen Einfluss des Capistrano in der Lage, den quadratischen Typus ihrer Mutter und des Grey Butt in Rechteck und Rückenlänge zu strecken.

Karlchen und Caro Lee verfügen über einen Vollblutanteil von 43 Prozent. In konventioneller Warmblutanpaarung geht dieser Einfluss ruckzuck wieder verloren. In Anpaarung an den hoch im Blut stehenden Grey Butt mit seinen 60 Prozent Vollblutanteil wird ein solches Fohlen noch immer über mehr als 50 Prozent Vollblutanteil verfügen. Unabhängig davon, wie so etwas dann phenotypisch zum tragen kommt, ist das ein Wert mit dem man züchterisch weiter arbeiten kann.

Blutanteil konsolidieren, Springgenetik konsolidieren. Man muss schon ein bisschen verrückt und mit sehr viel Idealismus bei der Sache sein, um das Rad für sich selber komplett neu zu erfinden mit dem Anspruch, einen eigenen blutgeprägten Springpferdestamm aufzubauen ...

Züchten heisst, in Generationen denken.
Die eigene mit eingeschlossen ...



19.6.2023

Am 1. Juni ist Caro Lee in Münster eingezogen. Wie schon zwei Jahre zuvor bei ihrem Vollbruder Karlchen war es einmal mehr Oli, auf dessen Hilfe ich mich beim Abholen verlassen konnte. Das Verladen gestaltete sich dann überraschend unkompliziert, brav troddelte das junge Pferdchen auf den Hänger und ward bis Münster nicht mehr gehört. Dort stand Oli mit Karlchen an der Hand zum Abladen bereit und wir führten die beiden direkt auf die Weide. Das junge Pferd sollte mental bei seinem neuen Weidekumpel andocken und genau so lief es auch. Unspektakulär, so wenig Stress wie möglich.

Unaufdringlich freundlich begrüsste Karlchen seine neue Weidefreundin, ganz wie Shannon und Silas muss auch er eine feine Antenne dafür haben, ob Stuten güst oder tragend sind. Tragenden Stuten begegnen Wallache deutlich weniger aufdringlich. Als wir die beiden zwei Stunden später von der Wiese holten folgte sie ihrem Bruder bereits vertrauensvoll in den neuen fremden Stall.

Dank Karlchen ist CaroLee dann schnell auch mental in Münster "angekommen". Ganze zwei Tage habe ich Hilfe in Anspruch genommen zum rausbringen und reinholen, danach war es vorbei mit scheuem Fremdeln und sie folgte Karlchen mit Selbstverständnis und Vertrauen überall hin. Inlcusive brav stehen auf dem Putzplatz ohne anbinden. Meistens.

Merke:
der wesentliche Unterscheid zwischen Wallachen und Stuten lautet:
Wallache stellen Fragen.
Stuten stellen in Frage.

Führen, kleine Halle, erstes Gurten, Sattel, Trense, ausgebunden frei laufen mit hängenden Bügeln - das war unser Programm die ersten zwei Wochen und lief problemlos. Bleibt noch zu erwähnen, dass der kleine Haudegen mir vom ersten Tag an in die Tasche kroch und selbst freilaufend in der kleinen Halle nicht von meiner Seite wich und weicht. Dito auf der Weide. Trotz Karlchen. So ist das, wenn junge Pferde ihren gewohnten Herdenverband verlassen. Sie suchen sich eine Kontaktperson und der sind sie treu. Ich war hellauf erfreut über dieses vertrauensvolle junge Pferd!

Alsbald ging ich dazu über, die beiden früh morgens auf die Wiese an der Aa zu bringen. Hier lockte wie immer sattes Gras im kargen Sommer und für mich gibt es nichts schöneres, als die sichtbar zufriedenen Pferde im frühen Morgennebel am Flusslauf zu beobachten. Erfüllend für die Seele.

Blieb die Sache mit dem aufsitzen und "hast du schon draufgesessen?"

Da standen dann so gewichtige reitsportliche Ereignisse wie Balve, Luhmühlen und -aktuell- Aachen im Weg. "Aufsitzen" geht nur mit Carmen! Das hat sich vor ein paar Jahren so ergeben, als Carmen sich erstmals anbot, mir "nach Feierabend" beim "aufsitzen und anreiten" zu helfen.
Nun ist "nach Feierabend" bei Carmen so ein Ding. Eigentlich hat sie einen 24 Stunden Job mit dem Management Stall Klimke. Wenn sie allerdings sagt, ich bin im 19:30 auf deiner Stallgasse, dann ist sie um 19:29 da. Komme was da wolle.

Mit der selben Zuverlässigkeit und Übersicht steht sie dann vorn am gesattelten Pferd und sorgt dafür, dass die Möhrchenschnipsel gleichmässig verteilt ihren Weg in Jungpferde- und Führpferdemaul finden. Früher stand Silas immer auf dem Putzplatz mit dabei, heute ist es Karlchen.
Die Kombination von Carmen, Möhrchenschnipsel und Fürhpferd hat sich bewährt, wenn man erstmals den Hocker neben das junge Pferd stellt um sich über den Sattel zu legen und idealerweise am nächsten Tag komplett aufsitzt ;-)

Nach Luhmühlen war es dann soweit:
Montagabend 19:29 erstes Mal drüberlegen und CaroLee fremdelt noch sichtlich mit Carmen. Ich war etwas baff, mein sonst so aufgeschlossenes junges Pferd schien verunsichert ...?
Sie war brav, aber es fühlte sich an wie Pudding an die Wand nageln und das sollte so nicht sein.

Dienstagabend wie vereinbart pünktlich und eine halbe (!) Stunde später 19:59 (Carmen! Man muss sie lieben!) fühlte die Welt sich für alle Beteiligten schon deutlich vertrauter und besser an. Mehrfach vom Hocker drüberlegen und auf- und absteigen, und sicheres Einsitzen bei kontinuierlicher Möhrchenschnipselzufuhr vorn. Bestens!

Mittwoch treffen wir uns morgens früh (Carmen hat frei! .. was soviel bedeutet wie:
"Ich muss eh noch ein paar Dinge im Stall regeln, dann bin ich um Acht bei dir ...")
und Carmen hat eine Kuchentüte vom Bäcker dabei.                                                                                           Caro Lee und Karlchen - Morgenstund' hat Gold im Mund!
Kuchen?                                                                                                                              
"Na, du hast doch gestern das erste Mal draufgesessen! Und das ist immer ein Marzipan Cremetorten-Erlebnis!"

Oh Carmen ....!
Ich bin ganz und gar gerührt.

Abend für Abend ging es nun nachhaltig weiter:
Das erste Mal um den Putzplatz führen, ein bisschen noch wie Pudding an die Wand nageln, aber das mag der Balancefindung des jungen Pferdes mit dem ungewohnten Reitergewicht geschuldet sein. Die ersten Male die Stallgasse rauf und runter führen (merke: geradeaus ist deutlich einfacher für das junge Pferde und spürbar kein Pudding an die Wand nageln mehr!), das erste Mal eine dritte Person annektieren und mit Karlchen vorweg um den Stall geführt, das erste Mal mit Karlchen vorweg eine Runde über den Springplatz und um die Halle geführt.

Samstag dann die Ansage:
"Ab Montag bin ich die ganze Woche in Aachen. Wir können also nur noch morgen was machen ... Was hast du vor?"
Ausreiten.
Sonntag reiten wir das erste Mal zusammen aus.
Carmen nickt. Sie hat nichts anderes erwartet.

Sonntag pünktlich um ... :59? habe ich beide Pferde gesattelt, Carmen bekommt die Longe als Führleine in die Hand, parkt Karlchen dicht neben uns ein und klettert in seinen Sattel. O-Ton: "Eine Ehre! Jetzt kann ich doch selber mal den Champion reiten!" Oh Carmen!!!!
Dazu muss man wissen: Karlchen geniesst "Champion-Status" im Stall, seit er mir in unseren ersten beiden Mini-Stilspringen mit zwei bilderbuchrhythmischen Nullrunden zweimal die "8" und damit einen Sieg und einen Platz beschert hat...

... und wir reiten gemeinsam aus dem Stall, über den Hof, über den Springplatz und erstmals um die kleine Rennbahn um Weiden. Über den Springplatz klebt Caro Lee noch recht zäh an Carmens Bein oder -wahlweise- Karlchens Rücken. Um die Wiesen herum schreitet sie dann gefällig geradeaus nebenher. Entspannt!
Sieben Tage gemeinsam "aufsitzen und anreiten" und das junge Pferd spaziert brav neben Karlchen unter mir daher. Ganz grosser Marzipan-Cremtorten-Moment!


28.6.2023

Dienstagabend und es ist an der Zeit, dass ein Profi in den Sattel steigt um Gas, Bremse und Lenkung zu installieren.
Als ich Frank fragte, ob er den Job mit Karlchens kleiner Schwester übernehmen würde, sagte er spontan zu. Ehrensache, nachdem er Karlchen so souverän durch die Kurse pilotiert, dass er sich nun auch der jungen Vollschwester annimmt!

Es gibt allerdings ein winziges Problem, das ich dem routinierten Profi ersteinmal nahebringen muss:
Longieren geht nicht ... Der Bub wird wohl gleich "frei" auf dem Pferdchen loslegen müssen.

Wer allein in einer 40er Halle ein junges Pferd arbeitet und anlongiert, muss immer damit rechnen, dass das Pferd zur offenen Seite ausbricht und kehrt macht. Das hatte Caro Lee schnell raus, und da musste ein Kompromiss her, der sinnvolle Arbeit auch ohne fremde Hilfe ermöglicht.
Den hatte ich schnell gefunden:

Longieren ist lediglich Mittel zum Zweck und kein Selbstzweck. Das Pferd soll Reitpferd werden und nicht im Kreis laufen. Weshalb ich auf die Longe verzichtete und das Pferdchen mit Sattel und lose baumelnden Bügeln ausgebunden aussen rum laufen liess. Dieses Prozedere haben wir mittlerweile so weit entwickelt, dass sie auf Stimme und Gesten in allen drei Gangarten die 40 Meter vollständig ausnutzt und aussen rum läuft und sogar auf Kommando die Hand wechselt.

So gestaltet die Arbeit sich im natürlichen Geradeaus in geraden Bahnen, unnatürlich einseitige Belastung von Sehnen, Bändern und Gelenken auf engem Kreis gibt es nicht. Ein Aspekt, der mir ausserordentlich gelegen kommt. Es hat eben auch alles seine Vorteile ...

Als ich Frank also die Situation erklärte, stimmte er sofort zu. "Wir versuchen das einmal an der Longe, wenn sie auch mit Reiter ausbricht, machen wir ohne Longe weiter!".

Unseren gewohnten Hocker vom Putzplatz hatten wir dabei und Frank kletterte erstmals ruhig und besonnen in den Sattel. Caro Lee stand ebenso ruhig frei neben mir und zuckte nicht mit dem Ohr. Gelernt ist gelernt.
Vorsichtiges Anführen, leichtes Schwanken noch, dann zog sie im Zirkel um mich herum ihre Bahnen. Erstes Antraben, das ging genau drei Runden gut, dann machte sie spontan kehrt und zog in die andere Richtung davon. Bevor die Situation mit Reiter im Sattel überhaupt eskalierte brachen wir ab. Sie blieb brav stehen und wir hatten unsere Lektion gelernt.

Longieren ist nicht.
"Kein Problem", meinte Frank, der sich inzwischen sicher auf dem Pferdchen eingefunden hatte. "Die läuft ja brav unter mir. Führ uns mal aussen rum und dann sehen wir weiter."

Führen aussen rum und dabei weiter und weiter vom Pferd entfernen, die ruhige Peitsche in der Hand zeigte aufs Pferd und gab die gebotene Distanz vor. Brav lief sie mit ihrem Sattelgepäck aussen rum. "Dann lass uns mal antraben!", tönte es alsbald aus dem Sattel.
Kein Problem. Brav trabte sie auf das gewohnte Kommando an und zog unbeirrt ihre Bahnen aussenrum. So gut und unbeirrt, dass wir beide ganz und gar beeindruckt waren!
Tatsächlich ist sie mit Reiter im Sattel auch deutlich taktsicherer unterwegs, als sonst freilaufend. Sattelpferd!

Durchparieren über Stimme zum Schritt, Handwechsel auf Kommando. Die Diagonale geriet ein bisschen schlangenlienig, doch der Handwechsel gelang. Ruhig und ohne störendes Ziehen und Zuppeln. Frank konnte in Ruhe sein Ding im Sattel machen und sich einfach mitnehmen lassen. Trab links rum, da gerieten die langen Seiten nicht ganz so souverän wie zuvor rechtsrum. Hilfe über Stimme und verkürzte Distanz des Peitschenführers zum Pferd, die langen Seiten zogen sich sichtbar
gerade. Sehr schön!

Dann fing sie an das Köpfchen zu verrenken und erstmals leicht gegen die Hand zu gehen. Ich dachte so bei mir:
Die wird müde, da merkt sie jetzt ihren Rücken ... und im selben Moment rief Frank mir zu: "Lass uns aufhören. Die wird jetzt müde und das soll nicht sein. Wir wollen sie nicht müde reiten!"

Meine Gedanken! Ich war entzückt, dass Frank die Situation ganz genau so einschätzte!

"Die hat wirklich einen super Job gemacht, erstmals mit Reiter allein aussen rum, alles richtig, alles brav, mehr muss fürs erste Mal nicht sein!"
Genau so!

Mittwochabend, und Frank ist wieder da. Diesmal habe ich auch an eine kurze Gerte für ihn gedacht. Die sollte er wenn nötig innenseitig schon leicht an die Schulter klopfen können, damit das Pferdchen von sich aussen blieb. Aufsteigen, anführen, losmarschieren - Bilderbuch!

Die beiden ziehen enstpannt ihre Bahnen aussen rum und alsbald tönt es:
"Dann lass uns mal antraben!"
Kommando begleitet von leichtem Peitschenschwenk, Caro Lee trabt los. Schnurgerade aussenrum, ein paar Runden, durchparieren mit Stimme und Gesten, das Pferdchen schreitet ruhig daher. "Handwechsel?" Handwechsel.
Kommando wie gewohnt aus der zweiten Ecke der kurzen Seite, das Pferdchen wendet brav ab und findet seinen Weg auf die andere Hand über eine halbe Diagonale. Frank grinst. "Die hört ja auf dich!"
Butter für meine Seele ;-)

Zwei Mal noch Handwechsel und traben, diesmal hören wir auf bevor sie müde wird. Alle drei stehen wir hochzufrieden (ich ausserordentlich beglückt!) gemeinsam mitten in der Bahn, ein sichtlich zufriedenes Pferd. So darf es gern weiter gehen!


29.6.2023

Donnerstagabend und der erste grössere Ausritt mit Carmen. Aufsitzen auf das ruhig stehende Pferdchen, Carmen sitzt auf Karlchen, sortiert Zügel und Führlonge in der Hand und los gehts, gemeinsam aus dem Stall. Inclusive einem grossen Satz und Sprung über die ausgetrocknete dunkle Pfütze vor dem Stall, die Caro Lee sichtlich irritierte ... Ich war etwas verblüfft, als das Pferdchen unter mir plötzlich einen Sprung tat - und sofort wieder brav stehen blieb. Carmen und ich sahen uns an: "Was war d a s denn?"

Der Weg über den Springplatz gestaltet sich diesmal deutlich weniger an Karlchen "klebend" als beim ersten Mal. Man spürt, sie hat bei Frank bereits gelernt und akzeptiert die kurze Gerte auch unter mir problemlos als "Abstandhalter" zu Karlchen. Sehr schön!
Das gibt mir ein Gefühl von Sicherheit, das Pferdchen geht auf meine mitunter noch wenig sensiblen "treibenden" Hilfen ein."Gas und Bremse" sind ansatzweise durchaus schon spürbar einsatzfähig.

Diesmal geht es über die kleine Brücke um das grosse Feld bis hin zum Bahnübergang. Dort drehen wir um und reiten durch den Wald zurück.
Der Waldweg ist schon ziemlich anspruchsvoll, hier gibt es reichlich zu gucken und manch ein Ross klemmt hier gern rückwärts. Ich hatte die Strecke bewusst in der letzten Woche mit den beiden geübt und schon zweimal mit Caro Lee als Handpferd abgeritten. Entsprechend marschierte sie nun brav und unbeeindruckt unter mir neben Carmen und Karlchen daher. Carmen und ich waren beeindruckt!

Ganz und gar beseelt stieg ich an diesem Abend ein weiteres Mal von meinem dreijährigen Pferdchen. Selber züchten, aufziehen und selber anreiten - Erfüllung, die es nirgendwo für Geld zu kaufen gibt!


3.7.2023

"Wallache stellen Fragen. Stuten stellen in Frage."

Montagabend und ich war ganz aufgeregt, die Fortschritte mit Frank im Sattel zu erleben.
Doch wie das so ist, wenn man hohe Erwartungen hat ...

Nachdem Caro Lee die ersten beiden Male bewiesen hat, dass sie nahezu perfekt auf meine Stimme reagiert und Frank mehr und mehr reiterlichen Einfluss im Sattel nehmen konnte, stellte sie unser gemeinsames Unternehmen heute erstmals in Frage. Und nachhaltig so!

Aufsitzen, losreiten, im Schritt aussen rum, traben, Handwechsel - alles gut! Ich strahlte nur so vor mich hin!
Bis sie dann erstmals völlig unerwartet in der unteren Ecke klemmte und stehen bleiben wollte. Darauf war ich überhaupt nicht gefasst und meine unterstützende Hilfe kam viel zu spät. Ausserdem hatte ich die kleine Gerte für Frank vergessen, der Bub sass also komplett "unbewaffnet" im Sattel. Das hatte Caro Lee schnell rausgefunden und testete jetzt sichtbar ihre und unsere Grenzen an. Von Müdigkeit konnte nicht die Rede sein. Das Mädchen stellte in Frage!

Wir bekamen sie schnell wieder auf Kurs und sie trabte lässig weiter. Bis zur nächsten zweiten Ecke aus der kurzen Seite, da wurde ich dann doch etwas bös. "Frank, da hau' ich jetzt einmal auf den Popo - sei gefasst auf einen Satz nach vorn!" Der Bub war gefasst, das Pferdchen tat einen Satz nach vorn und trabte brav weiter. Zwei, drei Runden lief es jetzt wie an der Schnur gezogen, dann kam der blockierend Halt, diesmal  an der langen Seite bei der Hallentür ... Diesmal war ich aber flotter und dichter dran mit der Peitschenführung und sie trabte zügig auf meinen energischen Schwenk weiter. Bis zur nächsten Runde an der selben Stelle das selbe Spiel. Ein weiterer energischer Einsatz und weiter ging es.
Handwechsel, traben, Handwechsel, traben - wunderbar!

Frank kündigte an:
"Nach der nächsten kurzen Seite parieren wir durch zum Schritt!"

Hah!
Das hatte sie gehört und schwupps - in der nächsten zweiten Ecke klemmte das kleine braune Geschoss erneut ...
Frank und ich sahen uns an und mussten beide lachen. Man darf den Tag einfach nicht vor dem Abend loben!
Wir waren uns einig: "Da muss sie jetzt nochmal zwei Runden durch. So geht das nicht!"
Sprachs, und die energische Ansprache versetzte das Pferdchen wieder in zügiges Traben. Diesmal blieb ich dran. Bloss keinen weiteren Ausfall mehr! Atemlos (ich) und das Pferdchen trabte brav unter Frank daher.
Lange Seite Hallentür und die kritische zweite Ecke - kein Problem! "J e t z t können wir durchparieren ...", und sehr zufrieden marschierte das brave Pferdchen im Schritt aussen rum.

So richtig wusste ich nicht, ob ich lachen oder weinen sollte ...
"Mach dir mal keinen Kopf", meinte Frank. "Das kriegen wir schon hin. Die bockt ja nicht und ist auch sonst nicht bös."

Ich grummelte vor mich hin.
Das nächste Mal werde ich die kurze Gerte für den Bub ganz sicher nicht vergessen!

Nachtrag:

Natürlich sollte Frank recht behalten. Die Infragestellungen des jungen Pferdchens konnten wir bereits beim nächsten Mal klären. Nachhaltig. Frank trug erstmals kurze stumpfe Sporen, das machte es wesentlich leichter den notwendigen Schenkelgehorsam einzufordern. Spontan und gänzlich ohne Aufwand.
Einmal stellte sie auf Höhe der Tür nochmals das Traben in Frage - mehr subtil als wirklich wahrnehmbar.
Ich sah nur, wie das Pferdchen plötzlich einen kleinen Satz nach vorn tat und Frank lobte sie laut und vernehmlich - das war's.
Den zugrundeliegenden kurzen Sporneinsatz hatte ich gar nicht bemerkt.

An diesem Abend bat ich Frank, im Sattel sitzen zu bleiben und führte die beiden nach getaner Arbeit hinüber in die grosse Halle. Ein paar Runden im Schritt, Caro Lee sollte die Spiegel kennenlernen und sich mit einer neuen Umgebung vertraut machen. Der kleinen Halle war das junge Pferd nun endgültig entwachsen, künftig würde Frank sie auf 60 Metern reiten, das kommt auch Geraderichtung und Balance eines jungen Pferdes entgegen.




10.7.2023

Wieder einmal beseelt!
Montagabend 19:15, Carmen wie immer pünktlich auf die Minute und ich musst tatsächlich noch beide Pferde auftrensen ... Immerhin, gesattelt waren sie schon. Es war mir doch ein bisschen peinlich, dass ich ihre Pünktlichkeit erstmals nicht perfekt gematched habe ...

Das fünfte Mal heute also mit Carmen gemeinsam von der Stallgasse durch die extra breit geöffnete Doppeltür geritten (man weiss nicht, ob die Lenkung bei dem 3jrg Pferdchen schon so gut eingestellt ist, dass wir nicht doch mal den Türrahmen treffen...), Carmen hat die Longe noch als Führstrick in der Hand, los geht's über den Springplatz, über das Stoppelfeld, über die Eisenbahnschienen auf die grosse Rennbahn. Entspannt, und Caro Lee ist dabei so flott selbst im Schritt weit schreitend unterwegs, dass Carmen das brave Karlchen durchaus mal treiben muss. Und der hat schon einen grossen räumenden Schritt! Die kleine Schwester nimmt ihm heute abend durchaus Meter ab und ist forsch unterwegs!

Unten an der Rennbahn beschliessen wir die erste Trabrunde und es fluppt!
Ich trage erstmals mini stumpfe Sporen und das funktioniert auf Anhieb, das Pferdchen trabt aufgeweckt neben Karlchen her und nimmt ihm wieder ein paar Meter ab. "Da kann der Karl jetzt aber nichts dafür!", meint Carmen fürsorglich ihren Schützling in Schutz nehmend. "Der hat ja schon eine anstrengende Dressurreitstunde heute mittag bei Tina hinter sich!" Ich muss lachen. Recht hat sie. Karlchen war heute schon ausgesprochen fleissig. "Wenn er aber mal Buschpferd werden will, muss er auch drei Prüfungen am Tag gehen. Da kann er sich schonmal dran gewöhnen, zweimal am Tag was zu tun!" Wir müssen beide lachen.
Tatsächlich trabt Karlchen unter Carmen richtig los - immer schön mit der kleinen Schwester mithaltend und wir sind beide beeindruckt, wie selbstverständlich forsch die kleine Stute neben und mitunter halb vor dem grossen Bruder dahertrabt. Ein richtig-richtig gutes Gefühl im Sattel, kein schwanken, kein klemmen, einfach die Rennbahn geradeaus und das junge Pferd zieht schwungvoll nach vorn, allerbeste Balance. Klasse! Einmal verhaspelt sie sich in ihrem Eifer und galoppiert auch an. Schön, dass sie das auch ohne ruckeln tut! Aber den Galopp wollte ich heute eigentlich noch nicht einbauen... Stimme, Ruhe, und sie ist sofort wieder im Trab.

Schrittpause und wir machen erstmals die Longe ab. Die hing die schon während der Trabrunde nur lose schwingend zwischen uns durch. Jetzt reite ich frei nebenher. Das Pferdchen hält schön seinen Abstand zu Karlchen, gut ein zwei Meter liegen zwischen uns und sie klebt nicht und macht ihr eigenes Ding nach vorn geradeaus. Köpfchen hoch, die Welt begucken, ein Öhrchen vor und eines nach hinten zu mir. Locker forsch nach vorn. Wir traben wieder an und wieder vom Feck weg im Gleichmass nach vorn. Eine ganze Runde, mit Büschen und Ästen, die wir immer wieder unter den Bäumen streifen, das interessiert sie gar nicht, wenn es raschelt und streift. Sie trabt unbeirrt daher und lässt sich gar nicht beeindrucken. Ich bin begeistert! Ein so sicheres und angenehmes Sattelgefühl, locker schwingend. Carmen ist genauso angetan und guckt strahlend auf uns herab:

"Das fünfte Mal sind wir damit jetzt unterwegs und die trabt daher, als hätte sie nie was anderes getan!" wir strahlen beide um die Wette und stellen beide fest:
ohne Longe geht es deutlich besser. Das merken wir uns fürs nächste Jahr fürs nächste Pferd - die Longe muss früher ab, dann gibts auch kein Kleben am Führpferd mehr.

Über das Stoppelfeld entspannt zurück zum stall, eine knappe dreiviertel Stunde waren wir tatsächlich unterwegs!
Die Pferde sind zufrieden - wir auch!
Ich bin ganz und gar beseelt.. was für ein tolles Erlebnis auf und mit dem eigenen selbstgezogenen Pferd!


26.7.2023

Schöner kann man den Tag nicht beginnen ...

6 Uhr aufstehen, 2 Pferde satteln, heute morgen 7:15 stand Carmen auf der Stallgasse bereit!

 

Erstmals waren die beiden Pferde heute morgen nicht zuvor schon auf der Wiese und klein Caro Lee war s e h r motiviert...

Brav stehenbleiben zum aufsitzen ist eine Sache, aber als Karlchen Carmen dann versehentlich mal ausbüxte und über die Stallgasse in einer Nachbarbox verschwand (ich musste lachen - ich dachte schon, sie muss jetzt durch den ganzen Stall hinterher und ihn aus der gegenüberliegenden Weide wieder rausfischen...) war Aufregung in dem kleinen Pferd unter mir angesagt. Erstmals. Immerhin: sie liess sich beruhigen und als Carmen und Karlchen wieder auftauchten war auch die kleine Welt der 3jährigen wieder in Ordnung ...

 

Raus gings über den Springplatz und durch die kleinen Teiche, die dort seit Sonntag ansässig sind. Aus dem Wasser raus und Carmen meinte, dann könnten wir ja auch gleich die Cavalettis mal im Schritt mitnehmen, die dort liegen. Da musste das kleine Pferd seine Beine zunächst noch recht aufwändig sortieren, aber drüber ist drüber!

 

Ab auf die Rennbahn, flotter Trab, zügiger Galopp und erstmals zog das junge Pferd auch im Galopp mal an Karlchen vorbei und galoppierte vorweg. Gut so! Bislang hat sie sich beim galoppieren immer etwas hinterm Zügel neben Karlchen verkrochen. Seit heute scheint das vorbei.

Ein Vogel schlägt aus dem Gebüsch, das Pferdchen tut einen Satz zur Seite und rempelt in den grossen Bruder - Carmen und Karlchen landen im Getreidefeld. Wir nehmen's mit Humor. Karlchen ist hart im nehmen und allerbestes Vorbild für junge Pferde!

 

Guter Dinge schlagen wir heute erstmals einen neuen Weg ein, den Sandweg an der Eisenbahn entlang bis auf die Eichenallee vom Nachbarhof. "Das kennt sie aber?" fragt Carmen. "Nein, hier waren wir noch nie" "Ok...", lernt sie das auch gleich.
"Wann kommt die Eisenbahn?" Carmen hat die Zeiten minutiös im Kopf. "In zwei Minuten..." Das schaffen wir!
Zack zack, flotter Trab, wir sind auf der herrlichen Eichenallee, hinter uns braust der Zug vorbei.
 
Am Waldrand unter den Eichen liegt ein grosser langer Baumstamm und leuchtet hell aus dem Dickicht hervor. Caro Lee erschreckt. Was ist das denn?!
Auf dem Rrückweg hält Carmen direkt auf diesen Baumstamm zu. Karlchen ist ganz prakmatisch, stellt sich mitten in das Geäst, dahinter wächst ein junger Ahorn und das zarte Laub schmeckt hervorragend. Caro Lee hat vergessen, dass sie sich zuvor vor diesem Baumstamm erschrocken hat und klettert ebenso prakmatisch hinter Karlchen her. Da stehen sie nun alle beide und picken Ahornblätter...
Carmen und ich haben unseren Spass. Buschpferde ...
 
Irgendwann geht's zurück auf den Sandweg an der Bahn, "lass uns mal galoppieren!" und los geht's! Carmen ruft noch "du bist aber mutig heute!" und ich denk, man muss die Dinge nehmen wie sie kommen.
Tatsächlich zieht das Pferdchen wieder an Karlchen vorbei und streckt sich schön in seine Galoppsprünge. Das gefällt mir so gut, dass ich Carmen zurufe, "lass uns mal nach dem Sandweg weiter galoppieren auf dem Feldweg, die ist gerade so gut zugange!"
 
Sprachs, schlägt wieder ein Vogel aus dem Gebüsch, das Pferdchen tut 'nen Satz zur Seite und stockt. Ich krieg sie wieder ans galoppieren, sie legt los. Kurz denk ich, "jetzt geht sie durch und jagt direkt bis in den Stall ...." (Carmen später: "genau das habe ich auch gedacht als ich das gesehen habe…"), drei vier Galoppsprünge später ist sie wieder bei mir und lässt sich kultiviert durchparieren. Donnerwetter! Galoppieren hat sie heute offensichtlich gelernt!
 
Weils so schön ist schlagen wir noch einen kleinen Umweg durch den Wald, hier hat ein Holzsammler im Frühjahr mit gutem Gerät eine schöne Schneise bis zur Strasse geschlagen. Die Spur ist zwar schon wieder reichlich zugewachsen, das hält uns nicht auf. Die Pferde klettern durchs Geäst und schnurren über den rascheligen Waldboden. Und es raschelt reichlich, Zweige knacken, die Pferde sind neugierig, aufmerksam und engagiert zufrieden bei der Sache. Herrlich!
 
Rückweg entspannt zurück zum Stall, erneut über die Cavalettis und durch die Teichpfützen auf dem Springplatz, die kleine Stute immer vorweg. Ich bin hellauf begeistert, Carmen auch. Schöner kann man so einen Tag nicht beginnen …
 
Zwei Monate ist Caro Lee jetzt hier und was hat sie in der Zeit nicht alles gelernt!
"Da kannst du bald auch allein mit losreiten", meint Carmen. Ich habe just das selbe gedacht.
 
Frank reitet sie ein bis zweimal die Woche in der grossen Halle, nach wie vor sachlich Gas, Bremse und Lenkung installierend und auch da schnurrt sie wie an der Schnur gezogen daher. Und springt auf den Punkt jedesmal aus der Ecke kommend korrekt im Galopp an. Ich bin gespannt, mit welchem Engagement sie das nächste Mal mit ihm die 60 Meter Runden galoppiert - Zug nach vorn dürfte sie jetzt gelernt haben!


21.8.2023

Caro Lee und die Buckelwale
Schätzings Schwarm: von starrer Inaugenscheinnahme und Szenen grotesker Intimität

Es gibt sie, diese ganz individuellen Eigenheiten eines Pferdes, die sind tatsächlich einmalig sind und zeichnen nur dieses eine Pferd aus. Caro Lee zeichnet sich durch so eine merkwürdige Eigenheit aus. Es ist die Art, wie sie den hocherhobenen Kopf leicht schräg legt, um mich so von oben herab zu mustern, immer wenn sie (sehr zurecht) beim Satteln vor mir steht und ihren Möhrchenschnipsel für erbrachte Leistung einfordert. Diesen Blick und die dazugehörige Kopfhaltung habe ich zuvor noch nie bei einem Pferd gesehen.

Bio Leistungskurs Evolution und Verhaltenslehre ... Statt mir aus Augenhöhe einfach auf die Hände zu gucken, läuft bei Caro Lee ein kompletter kleiner Film von fremdartiger Formatspur ab. Sie hebt den Kopf deutlich über meinen und mustert mich geradezu ein, dabei legt sie den Kopf leicht schräg, wodurch das Auge einen besseren Blickwinkel nach unten erhält (was ja gar nicht nötig wäre, wenn sie den Kopf einfach auf Augenhöhe unten beliesse ...). Ich muss dann selber erstmal den Kopf hoch heben und ihr von ziemlich weit unten nach ziemlich weit oben auf den schräg gehaltenen Kopf mit dem jetzt auffällig rollenden Auge zu gucken, das mich scharf mustert.

„Reglos wie ein Felsen, eine Szene von beinahe grotesker Intimität.“ Genau so! „Diese starre Inaugenscheinnahme war ganz und gar ungewöhnlich, um nicht zu sagen bizarr.“ Atypisch. Ganz und gar atypisch. Und jedes Mal schiesst mir dann aus gutem Grund diese Szene aus einem der ersten Kapitel aus Schätzings Schwarm durch den Kopf, und ich muss an den Buckelwal denken, der sich aus dem Wasser erhebt und auf so ungewöhnlich atypische Art von oben herab den Jungen in seinem Boot mustert ...   

„Der Schädel des Wals hatte sich nahezu lautlos aus den Fluten gehoben. Er war so nahe, dass er den Gummiwulst des Bootes fast berührte. Mehr als dreieinhalb Meter ragte er in die Höhe, das geschlossene, furchige Maul bewachsen mit Seepocken und knotigen Verdickungen. Über dem herabgezogenen Mundwinkel starrte ein faustgroßes Auge den Insassen des Zodiacs an, beinahe auf Gesichtshöhe. Die Ansätze der mächtigen Brustflossen waren über den Wellen zu sehen. Reglos wie ein Felsen stach der Kopf heraus.
....

Fast kam es Anawak so vor, als beobachte nicht er den Wal, sondern der Wal ihn. Das Boot schien den Riesen nicht zu interessieren. Sein Auge, eingebettet in runzlige Lider wie das eines Elefanten, musterte ausschließlich die Person im Innern. So scharf der Wal unter Wasser sah, verdammte ihn die starke Wölbung seiner Linse zur Kurzsichtigkeit, sobald er sein angestammtes Element verließ. Auf diese nahe Distanz jedoch musste er Anawak ebenso klar wahrnehmen wie dieser ihn.

Langsam, um das Tier nicht zu erschrecken, streckte er die Hand aus und strich über die glatte, feuchte Haut. Der Wal machte keine Anstalten, wieder abzutauchen. Sein Auge rollte leicht hin und her und heftete sich dann wieder auf Anawak. Es war eine Szene von beinahe grotesker Intimität. So glücklich ihn der Augenblick machte, fragte sich Anawak, was das Tier mit einer derart langen Observierung bezweckte. Im Allgemeinen dauerten die Rundumblicke der Säuger nur wenige Sekunden. Es kostete sie Kraft, so lange senkrecht zu verharren. ... Was wollten sie?

Allmählich begann er sich unwohl zu fühlen. Diese starre Inaugenscheinnahme war ganz und gar ungewöhnlich, um nicht zu sagen bizarr. Nie zuvor hatte Anawak  etwas Gleichartiges erlebt. ...“

Unwohl fühle ich mich inzwischen nicht mehr, wenn sie mich so ansieht. Die Assoziation mit dem Buckelwahl aber macht mich jedes Mal innerlich schmunzeln. Eine Szene gewachsener Intimität.

Mit gutem Willen erkennt man sogar „Seepocken“ – die kleinen Haarfollikel nämlich, aus denen die Tasthaare zwischen den Nüstern hervorragen. Die zeichneten sie schon als junges Fohlen sichtbar aus.

 


8.10.2023

Caro Lee unterm Sattel ... wie die Bilder sich ähneln!

Auf den Tag genau zwei Jahre ist es her, da bat ich Danni Caro Lee's damals ebenso dreijährigen Bruder Karlchen erstmals unterm Sattel zu  fotografieren. Die selbe Szenerie, ein ganz und gar ansehlich zufriedenes Pferd unter dem Sattel.

Heute haben wir also die dreijährige Caro Lee erstmals unter dem Sattel in Szene gesetzt, auch diesmal wollte die Sonne uns einen Strich durch die Rechnung machen - egal!  Der nasse Springplatz trägt hervorragend und im satten Grün ist der Boden immer gut.

                                 



                                             



                                             

17.10.2023


                                              




                             

Im Sommer haben wir Caro Lee eingemessen auf 1,62. Damit ist sie fast zehn Zentimeter kleiner als der grosse Bruder, das weiss sie aber nicht. Ihr Selbstbewusstsein gleicht mitunter dem eines Löwen.


20.10.2023

Geschwisterliebe

Wenn die kleine Schwester nervt und Karlchen die Welt nicht mehr versteht ....

Immer wieder das schönste Schauspiel zu Beginn des täglichen Weidegangs, wenn Caro Lee den grossen Bruder angeht. Meist stehen die beiden zu Beginn dann auf zwei Beinen voreinander. So schnell habe ich die Kamera allerdings nie zur Hand. Heute morgen war es dann immmerhin noch das kultivierte Nachspiel, das ich spontan mit dem Handy einfangen konnte ...

                                                          


                                                          


                                                          


                                                          


1.11.2023

Stutentausch im Münsterland - Ladybird ist wieder in Münster und Caro Lee kehrt zurück in die Stutenherde
Von einer unscheinbaren dreijährigen kleinen Stute, die einfach alle Erwartungen übertrifft ...

Mit Stutenfee Ingrid hatte ich vereinbart, dass Caro Lee noch etwas länger in Münster bleiben dürfte. Bei ihrer Rückkehr in die Stutenherde bekäme sie eine Einzelbox, das gestaltete die Wiedereingliederung ohnehin flexibel. Das Pferdchen zu reiten macht so viel Freude, und alles was sie jetzt dreijährig schon lernt, muss ihr später niemand mehr vermitteln. So lange die Reiterei sich also noch mit ihrer Trächtigkeit vertrug, konnte sie gern in Münster bleiben. Daher tat es mir richtig leid, als sie bereits zum Monatswechsel dann doch früher als geplant ihre Box in Münster räumen musste, um den nötigen Platz für Ladybird zu schaffen. Die unscheinbare kleine Stute war mir sehr ans Herz gewachsen, und ich wollte sie nur ungern gehen lassen.

Beim täglichen Umgang im Stall funktioniert sie ganz wie Karlchen:
auf Ton und Wort steht sie frei auf dem Platz zum putzen, satteln und versorgen. Selbst die Hufe raspeln konnte ich auf Anhieb und sie stand dabei wie ein Fels. Aufsitzen am losen Zügel vom Bock, aufmerksam und bei absolutem Stillstand. Man sollte nicht glauben, dass dies ein erst dreijähriges Pferd war. Wenn es dann auf Kommando losgeht, marschiert sie in ihrem weiten räumenden Schritt forsch über den Hof Richtung Rennbahn und vermittelt dem Reiter dabei ein behaglich sicheres, mitnehmendes Sitzgefühl. Traben und Galoppieren aus dem Sitz heraus, und wenn der Reiter (Sabine ...) auch wirklich korrekt einsitzt, funktioniert auch das Angaloppieren immer auf der richtigen Hand ...

Im Lauf des Sommers hat das Pferdchen sich so zu einem zuverlässigen Sattelpferd mit grossem Spassfaktor entwickelt, und ähnlich wie seinerzeit mit Butterfly musste ich mich zwingen, sie nicht sieben Tage die Woche zu reiten. Das grosse Selbstverständnis im Umgang mit dem kleinen Pferd dürfte viel mit stutigem Selbstbewusstsein und Souveranität zu tun haben. Caro Lee ist Butterfly wirklich in allem sehr ähnlich. Und wenn ich es mir recht überlege: genau so funktioniert auch Ladybird. Aufmerksam gelassen, dem Reiter tief im Sattel ein wohltuendes Sicherheitsgefühl vermittelnd.

Wenn Caro Lee etwas nicht kennt und innehält, tut sie einen lauten Pruster, bleibt wie angewurzelt stehen und guckt angespannt hin. Kein Hakenschlagen, kein Davonlaufen. Sehr angenehm. Hand auf den Hals, leise Ansprache, und langsam nähern wir uns dann dem Unbekannten. Einmal nachdrücklich angesehen und begriffen, und das Pferd läuft unbeeindruckt weiter. Ein zweites "Prusten" am nächsten Tag gibt es nicht mehr.

Eines unserer nachdrücklichsten Erlebnisse war die erste Begegnung mit der Kutsche. Wir kamen gerade von der Rennbahn zurück und waren schon auf dem Weg  in den Stall. Am Horizont sah ich eine Kutsche am hinteren Sandweg auftauchen und überlegte nicht lange: Das war d i e Gelegenheit dem jungen Pferd etwas Kultur zu vermitteln!

Wir machten also kurzentschlossen kehrt und hielten im flotten Trab auf das Gespann zu. Je dichter wir kamen, desto angespannter wurden die Trabtritte unter mir. Verständlich. Mittlerweile hatten die freundlichen Leinenführer des Gespanns verstanden, was ich plante. Auf freundliches Zuwinken hielten sie ihr Gefährt an und Caro Lee konnte sich unter lautem Prusten Schritt für Schritt dem ungewöhnlichen Objekt nähern. Es dauerte nicht lange, da steckte sie dem Kutschpferd ihren Kopf entgegen. Vorsichtig tasteten wir uns dann an dem gesamten Gefährt entlang heran und wurden natürlich auch von den Insassen freundlichst begrüsst. Auf meine Bitte fuhr das Gespann dann im Schritt an (Achtung: Anfahren rappelt!), Caro Lee trugs mit neugieriger Fassung und Vertrauen. Wir blieben dran und ritten hinterher, nebenher und vorweg. Kein Problem. Zur Freude aller Beteiligten hatte Caro Lee ganz selbstverständlich rappelnde "Kutsche" gelernt und wir verabschiedeten uns herzlichst von dem Gespann.

Kleine Dinge, grosses Herz und Freude!

Nun stand also das letzte Mal Verladen auf dem Programm, und auch das hatten wir geübt. Mit der Futterschüssel vorweg marschiert sie vertrauensvoll auf den Anhänger und frisst und frisst und frisst. So konnte ich sie allein und ohne grossen Aufwand zu meiner Stutenfee bringen und war durchaus ein bisschen traurig, als Stutenfee Ingrid mit meineem kleinen braunen Pferdchen auf der Tenne verschwand …


17.3.2024

Caro Lee wird Mutter!
Hengstfohlen von Grey Butt geboren, und es "wiSchiwe"!

Exakt eine Woche vor dem errechneten Termin bringt Caro Lee ihr erstes Fohlen zur Welt. Während ich noch gar nicht darauf eingestellt war und nicht nur wetterbedingt der Meinung war, das Brot hätte gern noch ein Weilchen im Ofen bleiben dürfen, war Stutenfee Ingrid rundum zufrieden:
"Neee... die war jetzt einfach so weit und das hat prima gepasst!"

So kam es also, dass ich am späten Sonntagabend verschlafen und nicht weniger verwundert eine WhatsApp meiner Stutenfee erhielt, da leckte eine braune Stute ein neugeborenes schwarzes Fohlen trocken ... Nett. Doch wieso schickt Stutenfee Ingrid mir Fohlenvideos mitten in der Nacht?

Erst pfennigweise fiel dann der Groschen ...
"Meins?????" ...



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